Veranstaltungen 2024
Datum/Zeit | Veranstaltung |
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26/01/2024 19:00 - 21:00 |
Moritz von Egidy - die Vorbereitung der krieglosen Zeiten |
14/04/2024 17:00 - 19:00 |
Lesekreis Libertäre Bildung |
26/04/2024 19:00 - 21:00 |
"Die Plattform" als eine anarchakommunistische Strömung innerhalb der A - Szene stellt sich vor |
28/04/2024 17:00 - 19:00 |
Lesekreis Libertäre Bildung |
12/05/2024 17:00 - 19:00 |
Lesekreis Libertäre Bildung |
Jan 2024
19:00 - 21:00
Moritz von Egidy – die Vorbereitung der krieglosen Zeiten
Moritz von Egidy, preußisch-sächsischer Husarenoffizier und militärischer Erzieher des letzten sächsischen Königs, arbeitete seit 1890 auf der Grundlage der Bergpredigt an einem „Umbau der Gesellschaft“, wozu er auch eine Trennung von Kirche und Staat forderte.
Nach der Veröffentlichung dieser Ideen endete seine militärische Karriere prompt. Von Egidy wurde zu einem Wegweiser in eine neue Zeit: in der Friedensbewegung wurde er Ideengeber für Bertha von Suttner, für die damals sogenannte „Frauenfrage“ und die das Plädoyer für eine vegetarische Ernährung gehörten auch zu seinem Programm. Er kandidierte für den Reichstag und verbreitete seine Ideen in den Zeitschriften „Einiges Christentum“ und „Versöhnung“, und er kämpfte mit offenem Visir gegen die Justizwillkür.
Viele sahen in ihm einen Reformator, manche einen zweiten Tolstoi.
In unseren Tagen, in denen die Waffenlieferungen an die Ukraine das anhaltende Tagesthema sind, lohnt es, sich mit seinen Vorstellungen zur Vorbereitung des Friedens zu befassen. Schon das kann zu einem Friedensprogramm werden. Das ist nicht nur meine Meinung. Deshalb ist sein Todestag vor 125 Jahren, gestorben am 29. Dezember, für uns Grund genug zu einer Rückbesinnung auf seine Vorstellungen – um des kommenden Friedens willen.
Vortrag von Klaus Hugler
Apr 2024
17:00 - 19:00
Lesekreis Libertäre Bildung
Ab dem 14.04.2024 startet ein Lesekreis zum Thema Libertäre Bildung.
Das Regelschulsystem geht dir auf den Keks?
Du glaubst, es braucht für (junge) Menschen mehr als auswendig Gelerntes wiederzukäuen?
Du würdest dich gerne mit anderen austauschen, wie Bildung noch aussehen kann?
Du hast Lust auf Entdeckungsreise zu gehen, was bereits zum Thema libertärer Bildung (theoretisch und praktisch) da draußen ist?
Dann bist du bei diesem Lesekreis genau richtig.
Was? Gemeinsam über libertäre Bildung lesen, diskutieren, austauschen, träumen. Keine Vorkenntnisse notwendig.
Wann? Jeden 2. und 4. Sonntag im Monat ab 17:00 Uhr (vorerst bis einschl. Juli 2024)
Wo? In der Bibliothek
Kommt gerne vorbei! Weitere Infos beim ersten Termin.
19:00 - 21:00
„Die Plattform“ als eine anarchakommunistische Strömung innerhalb der A – Szene stellt sich vor
Die Plattform ist eine bundesweit organisierte, anarchistische Föderation. Sie ist in verschiedenen gesellschaftlichen Kämpfen aktiv, um am Aufbau einer breiten revolutionären Bewegung mitzuwirken.
Sie stellen ihre Organisation und den dazugehörigen Ansatz für anarchistisches Organisieren dar und laden im Anschluss zum Austausch darüber ein, wie politisches Organisieren und soziale Kämpfe in Berlin und Umgebung gestaltet werden können.
Wenn du dich für ihre Arbeit interessierst, Fragen hast oder sogar aktiv werden möchtest, dann komm vorbei! Es ist kein Vorwissen nötig. Bitte komm getestet.
17:00 - 19:00
Lesekreis Libertäre Bildung
Ab dem 14.04.2024 startet ein Lesekreis zum Thema Libertäre Bildung.
Das Regelschulsystem geht dir auf den Keks?
Du glaubst, es braucht für (junge) Menschen mehr als auswendig Gelerntes wiederzukäuen?
Du würdest dich gerne mit anderen austauschen, wie Bildung noch aussehen kann?
Du hast Lust auf Entdeckungsreise zu gehen, was bereits zum Thema libertärer Bildung (theoretisch und praktisch) da draußen ist?
Dann bist du bei diesem Lesekreis genau richtig.
Was? Gemeinsam über libertäre Bildung lesen, diskutieren, austauschen, träumen. Keine Vorkenntnisse notwendig.
Wann? Jeden 2. und 4. Sonntag im Monat ab 17:00 Uhr (vorerst bis einschl. Juli 2024)
Wo? In der Bibliothek
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Mai 2024
17:00 - 19:00
Lesekreis Libertäre Bildung
Ab dem 14.04.2024 startet ein Lesekreis zum Thema Libertäre Bildung.
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Dann bist du bei diesem Lesekreis genau richtig.
Was? Gemeinsam über libertäre Bildung lesen, diskutieren, austauschen, träumen. Keine Vorkenntnisse notwendig.
Wann? Jeden 2. und 4. Sonntag im Monat ab 17:00 Uhr (vorerst bis einschl. Juli 2024)
Wo? In der Bibliothek
Kommt gerne vorbei! Weitere Infos beim ersten Termin.
17:00 - 19:00
Lesekreis Libertäre Bildung
Ab dem 14.04.2024 startet ein Lesekreis zum Thema Libertäre Bildung.
Das Regelschulsystem geht dir auf den Keks?
Du glaubst, es braucht für (junge) Menschen mehr als auswendig Gelerntes wiederzukäuen?
Du würdest dich gerne mit anderen austauschen, wie Bildung noch aussehen kann?
Du hast Lust auf Entdeckungsreise zu gehen, was bereits zum Thema libertärer Bildung (theoretisch und praktisch) da draußen ist?
Dann bist du bei diesem Lesekreis genau richtig.
Was? Gemeinsam über libertäre Bildung lesen, diskutieren, austauschen, träumen. Keine Vorkenntnisse notwendig.
Wann? Jeden 2. und 4. Sonntag im Monat ab 17:00 Uhr (vorerst bis einschl. Juli 2024)
Wo? In der Bibliothek
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Jun 2024
17:00 - 19:00
Lesekreis Libertäre Bildung
Ab dem 14.04.2024 startet ein Lesekreis zum Thema Libertäre Bildung.
Das Regelschulsystem geht dir auf den Keks?
Du glaubst, es braucht für (junge) Menschen mehr als auswendig Gelerntes wiederzukäuen?
Du würdest dich gerne mit anderen austauschen, wie Bildung noch aussehen kann?
Du hast Lust auf Entdeckungsreise zu gehen, was bereits zum Thema libertärer Bildung (theoretisch und praktisch) da draußen ist?
Dann bist du bei diesem Lesekreis genau richtig.
Was? Gemeinsam über libertäre Bildung lesen, diskutieren, austauschen, träumen. Keine Vorkenntnisse notwendig.
Wann? Jeden 2. und 4. Sonntag im Monat ab 17:00 Uhr (vorerst bis einschl. Juli 2024)
Wo? In der Bibliothek
Kommt gerne vorbei! Weitere Infos beim ersten Termin.
17:00 - 19:00
Lesekreis Libertäre Bildung
Ab dem 14.04.2024 startet ein Lesekreis zum Thema Libertäre Bildung.
Das Regelschulsystem geht dir auf den Keks?
Du glaubst, es braucht für (junge) Menschen mehr als auswendig Gelerntes wiederzukäuen?
Du würdest dich gerne mit anderen austauschen, wie Bildung noch aussehen kann?
Du hast Lust auf Entdeckungsreise zu gehen, was bereits zum Thema libertärer Bildung (theoretisch und praktisch) da draußen ist?
Dann bist du bei diesem Lesekreis genau richtig.
Was? Gemeinsam über libertäre Bildung lesen, diskutieren, austauschen, träumen. Keine Vorkenntnisse notwendig.
Wann? Jeden 2. und 4. Sonntag im Monat ab 17:00 Uhr (vorerst bis einschl. Juli 2024)
Wo? In der Bibliothek
Kommt gerne vorbei! Weitere Infos beim ersten Termin.
Jul 2024
15:00 - 13:00
Erich Mühsam in Oranienburg – Fachtagung anlässlich seines 90. Todestags
Erich Mühsam in Oranienburg
Fachtagung anlässlich seines 90. Todestages:
Vorträge – Konzert – Demonstration – Führungen
Die Bibliothek der Freien ist nicht Organisator, aber ruft zur Veranstaltung auf.
Programm
Donnerstag, 04. Juli 2024
15:00 Uhr | Besuch der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen
(Führung Cornelia Berndt) |
Alternativ: Besuch der Erich-Mühsam-Ausstellung
(Führung Mark Mence) |
|
17:30 Uhr | Abendessen |
Freitag, 05. Juli 2024
10:00 Uhr | Eröffnung der Tagung mit mehreren Grußworten |
10:45 Uhr | Erich Mühsams KZ-Haftzeit (Vortrag von Wolfgang Haug)
Mühsames Erinnern (Podiumsdiskussion) |
13:30 Uhr | Mittagessen |
14:30 Uhr | „Was wir besitzen, kann nie verlorengehen“ – Die Lebensgeschichte von Zensl Mühsam (Vortrag von Uschi Otten) |
16:00 Uhr | Kaffeepause |
16:45 Uhr | „Sozialismus ist die Rückkehr zur natürlichen, abwechslungsvollen Verbindung aller Tätigkeiten“ – Gustav Landauer, der „Sozialistische Bund“ und Eden (Vortrag von Siegbert Wolf) |
18:00 Uhr | Abendessen |
19:30 Uhr | Als Leichenfresser auf dem Monte Verita – Erich Mühsam in der lebensreformerischen Siedlung bei Ascona (Vortrag und Lesung von Klaus Trappmann und Manuel Harder) |
Samstag, 06. Juli 2024
10:00 Uhr | Die Notizbücher von Erich Mühsam (Vortrag der Gustav-Landauer-Initiative) |
11:30 Uhr | „Das eigene Wohl verpackt im Wohle der Menschheit“ – Silvio Gesell, Erich Mühsam und Eden (Vortrag von Siegbert Wolf) |
13:00 Uhr | Gemeinsames Mittagessen |
05. Juli, 10:00 Uhr
Eröffnung der Tagung
Grußwort des Bürgermeisters der Stadt Oranienburg, Alexander Laesicke
Grußwort vom Vorbereitungskreis, Cornelia Berndt
Grußwort der 1. Vors. der Erich-Mühsam-Gesellschaft e.V., Rosemarie Bouteiller
05. Juli, 10:45 Uhr
Erich Mühsams KZ-Haftzeit
In der ersten Nacht nach dem Reichstagsbrand wurde Erich Mühsam am 28.Februar 1933 um 5 Uhr früh in seiner Wohnung verhaftet und ins Gefängnis in der Lehrter Straße gebracht. Am 6.April verschickte man ihn in das Lager Sonnenburg. Als Zensl Mühsam ihn dort am 8. April besuchen konnte, fand sie Erich Mühsam „schrecklich zugerichtet“. Acht Wochen täglicher Misshandlungen durch die SA-Wachmannschaften hatten begonnen. Mit Hilfe des Oberstaatsanwalts Dr. Mittelbach erreichte Zensl eine Verlegung ins Gefängnis Plötzensee. Drei Monate verbrachte Erich dort, die Misshandlungen unterblieben. Ein neuer Erlass Görings verschärfte die Lage für politische Gefangene wieder drastisch. Am 24. August 1933 wurde Erich Mühsams Zelle durchsucht. Am 8. September wurde er ins KZ Brandenburg gebracht. Die Misshandlungen durch die SS-Wachmannschaften übertrafen alles Vorangegangene. Am 2. Februar begann Mühsams letzte Station im KZ Oranienburg.
Mühsames Erinnern
(Podiumsdiskussion mit: Christian Becker (Stadtarchivar), Martin Bennis (Architekt), Frédéric Bonnesoeur (Historiker), Björn Lüttmann (MdL, SPD), Günter Morsch (ehem. Gedenkstättenleiter), Frank Tietsche (Städt. Bauausschuss, Linke)
// Moderation: Anke Burmeister (Journalistin, rbb)
// Präsentation: M. Bennis (Architekt))
In der Nacht zum 10. Juli 1934 wurde Erich Mühsam im KZ Oranienburg ermordet: Das ist jetzt 90 Jahre her, Oranienburg hat seitdem drei unterschiedliche gesellschaftliche Systeme erlebt.
Oranienburg, die Stadt, in der im März 1933 das erste KZ Preußens entstand. Auf einem ehemaligen Brauereigelände mitten in der Innenstadt waren mindestens 3.000 Menschen inhaftiert, meist politische Gegner der Nationalsozialisten aus Berlin und Umgebung, mindestens 16 Häftlinge kamen ums Leben. Darunter auch der anarchistische Schriftsteller Erich Mühsam.
Im Krieg wurden die Gebäude zerstört und bis auf eine Brandmauer abgetragen. Heute umrahmen ein Supermarkt und ein Wohnheim für die Polizeischule diese Mauer, eine Bronzetafel, eine Bank direkt an der Straße.
Wie kann das zukünftige Erinnern vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage aussehen?
Mühsam war ein hellsichtiger und mutiger Beobachter seiner Zeit. Seine Ermordung war ein Racheakt.
In der Gesprächsrunde „Mühsames Erinnern“ wird das neue Konzept für diesen Gedenkort vorgestellt und mit dem Publikum diskutiert.
Nach 90 Jahren erstarken nun die rechten Kräfte erneut. Die Texte von Erich Mühsam mahnen auch heute: Nie wieder Faschismus.
05. Juli, 14:30 Uhr
„Was wir besitzen, kann nie verlorengehen“ – Die Lebensgeschichte von Zensl Mühsam
(Uschi Otten, Vortrag)
Der Name des jüdischen Dichters und anarchistischen Revolutionärs Erich Mühsam mag manchen im Gedächtnis sein, vielleicht auch sein Ende in einem deutschen KZ. Kaum bekannt aber ist, in welchem Maße sein Leben und Wirken mit dem seiner Frau Zenzl verbunden ist, der wir auch die Überlieferung seiner Schriften verdanken.
Dabei war die bayerische Bauerntochter aus der Holledau, die 1915 den jüdischen Apothekersohn zum Gatten nahm, nicht allein Muse seiner Bänkellieder, die den umtriebigen Bohemien mit ihrem Liebreiz, den brotlosen Dichter mit ihren Kochkünsten bestrickte, sondern ebenbürtige Gefährtin, die ohne ideologische Bindung, sondern aus eigener Lebenserfahrung ein Ziel mit ihm teilte: Eine von Gewalt und Unterdrückung befreite Menschheit.
Sie stand 1918 an Mühsams Seite, als er die Münchner Bevölkerung zur Beendigung des Weltkriegs und zur Revolution aufrief und floh nach seiner Ermordung ins sowjetische Exil, wo sie in eine 20jährige Odyssee durch den Stalinschen Gulag geriet. Erst 1955 gestattete man der 71jährigen Anarchistenwitwe die Rückkehr nach Ost-Berlin, wo sie allen Widerständen zum Trotz für die Veröffentlichung seiner Werke eintrat. Im Lebensweg dieser Unbeugsamen verdichtet sich auf eindrückliche Weise die Geschichte des Zwanzigsten Jahrhunderts.
05. Juli, 16:45 Uhr
„Sozialismus ist die Rückkehr zur natürlichen, abwechslungsvollen Verbindung aller Tätigkeiten“ – Gustav Landauer, der „Sozialistische Bund“ und Eden
(Siegbert Wolf – Vortrag)
Gustav Landauer (7. April 1870 Karlsruhe – 2. Mai 1919 München-Stadelheim [ermordet]) zählt, neben Erich Mühsam und Rudolf Rocker, bis heute zu den bedeutendsten Anarchisten im deutschsprachigen Raum. Als Literaturkritiker, Übersetzer, Roman- und Novellenautor, Vortragsredner und Essayist, Dramaturg und Buchhändler, als libertärer Sozialist und jüdischer Kulturphilosoph, genoss er hohes Ansehen. Er agierte als Anti-Politiker, Sprach- und Kulturkritiker sowie Initiator zahlreicher libertärer Projekte.
Dazu gehörte der 1908 in Deutschland und der Schweiz gegründete föderalistische „Sozialistische Bund“ mit dem Ziel sozialistischer, ökonomisch autarker und kommunikativ vernetzter Siedlungs- und Lebensgemeinschaften jenseits von Staat und Kapitalismus. Von den vielfältigen Aktivitäten des „Sozialistischen Bundes“ zeugen enge persönliche Verbindungen Landauers zur vegetarischen Obstbaukolonie Eden und den dort lebenden Akteuren der SB-Gruppe „Grund und Boden“.
05. Juli, 19:30 Uhr
Als Leichenfresser auf dem Monte Verita – Erich Mühsam in der lebensreformerischen Siedlung bei Ascona
(Klaus Trappmann – Vortrag mit Textpassagen aus „Ascona“ gelesen von Manuel Harder)
Erich Mühsam setzte sich in dieser – wie er es selbst nannte – 1905 erschienenen „Broschüre“ mit der Lebensgemeinschaft in Ascona (Schweiz) auf dem Monte Verità auseinander. Angetrieben von dem Wunsch, sich aus der Gesellschaft der Jahrhundertwende auszuklinken und ein „einfaches“ Leben leben zu wollen, gründete eine Hand voll junger, frustrierter Menschen auf dem Berg Monte Verità eine „sozial-vegetarische-kommunistische“ Lebensgemeinschaft. Im Laufe ihres Bestehens wird sie von den namhaftesten Intellektuellen jener Jahre als „Fluchtpunkt“ aus dem hastigen Europa besucht: u.a. C. G. Jung, Otto Gross, Hermann Hesse, Carl und Gusto Gräser oder aber auch Erich Mühsam, dem Anarchisten. Wer denkt, der Text schwingt ein Loblied auf die Lebensgemeinschaft, die nun nach anarchistischen Gesichtspunkten herrschaftslos und frei jeder Verpflichtungen miteinander lebt, der irrt sich. Mit bissig-ironischem Ton kritisiert Mühsam die intellektuell-ideologische Unzulänglichkeit der Monte Verità-Mitstreiter immer wieder. Mühsam kritisiert an unzähligen Stellen das fehlerhafte, in sich unschlüssige Lebenskonzept der Aussteiger. Ein Punkt bspw. beschäftigt ihn länger: Die Einstellung der Vegetarier gegenüber den Nicht-Vegetariern, die letzteren seien „Leichenfresser“ – zu Recht bemerkt Mühsam, dass auch das Obst- und Gemüse-Essen „Leichenfrass“ ist, denn auch hier handele es sich doch einstmals um Lebewesen, die nun durch den Menschen des Lebens beraubt, also gegessen würden.
06. Juli, 10:00 Uhr
Die Notizbücher von Erich Mühsam
(Gustav Landauer Initiative – Vortrag)
Bislang fehlten detaillierte Darstellungen über das Leben und die politischen Aktivitäten Erich Mühsams in der Zeit zwischen seiner Entlassung aus der Festungshaft in Bayern Ende Dezember 1924 und seiner Ermordung im KZ Oranienburg 1934. Einen wichtigen Einblick ermöglichen seine Notizbücher, von denen die Akademie der Künste Berlin nach Zenzl Mühsams Rückkehr aus der Sowjetunion Kopien erhielt.
Die Transkribierungen wurden im Mai 2023 von Mitgliedern der Gustav Landauer Initiative nach intensiven und langwierigen Recherchen veröffentlicht. Erstmals werden Mühsams Reisen, Vorträge und persönliche Kontakte in den letzten Jahren seines Lebens nachvollziehbar. Somit wird das Bild von Mühsams politischen Aktivitäten korrigiert werden müssen. Nach einer von der Mitarbeit in der Roten Hilfe bestimmten Periode zwischen 1925 und 1927 folgte zwischen 1928 und 1930 eine nicht weniger intensive Tätigkeit für die FAUD und die ihr angegliederten Organisationen. Danach widmete er sich wieder vermehrt literarischen Projekten.ven seiner Reiseorte über seine Vorträge oder über bislang unbekannte Kontakte zu recherchieren.
06. Juli, 11:30 Uhr
Das eigene Wohl verpackt im Wohle der Menschheit – Silvio Gesell, Erich Mühsam und Eden
(Siegbert Wolf – Vortrag)
Silvio Gesell (1862-1930) begründete zunächst seine Theorie des Schwund- bzw. Freigeldes, wonach eine Währung ständig an Wert verliere und Geld daher nicht zum Ansparen, sondern zum schnellen Verbrauch geeignet sei. Geld war für ihn die Hauptursache des Zinses und der Ausbeutung. In einer grundlegenden Reform des Geldwesens, die auf eine ,Enthortungʼ des Bargeldes hinauslief, erkannte er den ,nervus rerumʼ für eine gerechtere Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung.
Neben einer umfassenden Reform des Geldwesens durch die Einführung des ,Freigeldesʼ gründete Gesells Freiwirtschaftslehre auf einer grundlegenden Reform von Grund und Boden. Da er das leistungslose Einkommen, die Grundrente, als ungerecht empfand, propagierte er ,Freilandʼ, um allen Menschen ungehinderten Zugang zu Grund und Boden zu garantieren.
Erreichen wollte Gesell mit seiner „Natürlichen Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld“ (NWO) die Abschaffung des Zwischenhandels, des Zinssystems, der Arbeitslosigkeit, der Spekulation und des arbeitslosen Einkommens, der Börsen, Banken und Hypothekenanstalten, die Vermeidung von Finanzkrisen, die Einführung eines krisenfesten Geldes und des zinslosen Kredits sowie die Befreiung der Frauen von materieller Not und freier Güterzugang für alle.
Die Bibliothek der Freien ist nicht Organisator, aber ruft zur Veranstaltung auf.
0:00
Sommerpause vom 05.07-02.09.
15:00 - 17:00
Gedenkdemostration zum 90. Todestag von Erich Mühsam
Die Veranstaltung wird nicht von der Bibliothek der Freiheit organisiert.
„Doch ob sie mich erschlügen:
Sich fügen heißt lügen!“
Erich Mühsam in Oranienburg.
Gedenkdemonstration
anlässlich seines 90. Todestages
Samstag, 06.07.2024 um 15:00 Uhr
Vor dem Bahnhof Oranienburg
Sich nicht verbiegen zu lassen, war das Lebensmotto des vor 90 Jahren von der SS im Konzentrationslager Oranienburg ermordeten anarchistischen Schriftstellers und Aktivisten Erich Mühsam. Wegen seines Engagements gegen Militarismus und seines Eintretens für politische Verfolgte, dazu noch jüdischer Herkunft, war er den neuen Machthabern besonders verhasst. Bereits am 28. Februar 1933, einen Tag nach dem Reichstagsbrand, verhafteten sie Mühsam als „politisch verdächtige Person“. Das Polizeigefängnis Lehrter Straße, das KZ Sonnenburg und das Zuchthaus Plötzensee waren die Stationen seiner „Schutzhaft“, bevor er im Februar 1934 in das Konzentrationslager Oranienburg überführt wurde. Dort sagte ein SS-Mann zu ihm: „Bis morgen haben Sie sich aufzuhängen […]. Wenn Sie diesen Befehl nicht ausführen, erledigen wir das selbst.“ Niemals werde er sich selbst töten, äußerte Erich Mühsam anschließend zu einem Mithäftling.
Von seiner Ermordung in der Nacht auf den 10. Juli 1934 berichtete später seine Frau Zensl: „Der Sarg wurde geöffnet. Vor mir lag mein Mann. Das Gesicht war bleich, aber ganz, ganz ruhig. Ein Streifen am Hals zeigte mir die Spuren des Strickes. […] Mein Schwager Hans sagte: ‚Entschuldige, mein Bruder, ich bin ein alter Arzt‘, zog ihm das Hemd aus, der Rücken war vollkommen verprügelt, und getötet war er durch eine Giftinjektion und tot aufgehängt im Abort.“
Sein ganzes Leben lang stand Erich Mühsam in vorderster Reihe im Kampf gegen Bevormundung, Autoritäten und für die Rechte der Arbeiter:innen ein.
Wir nehmen seinen 90. Todestag zum Anlass, um an Erich Mühsam und sein Werk zu erinnern. Wir erwarten auch eine angemessene Würdigung seiner Person bei der anstehenden Neukonzeption des Gedenkortes „Konzentrationslager Oranienburg“.
Erneut ist unsere Republik massiv von rechtsextremen Kräften bedroht. Gerade vor diesem Hintergrund möchten wir an Erich Mühsam und seinen grausamen Tod erinnern!
Setzen wir zu Erich Mühsams 90. Todestag ein deutliches Zeichen!
20:00 - 22:00
„Sich Fügen heißt Lügen“ Konzert
Isabel Neuenfeldts Weg zu Erich Mühsam
“… im Friedrichshain, in Berlin, gibt es eine Mühsamstraße, sie wird gekreuzt von der Sorgestraße. Dort habe ich in den Neunzigern mal eine Wohnung angeboten bekommen. Doch ich wollte da nicht hinziehen: die Ecke erschien mir zu problembeladen … Mühsam, Sorge …, ich wollte gar nicht wissen, was es da noch für Straßen gibt…
Erich Mühsam habe ich erst im Jahre 2004 kennen gelernt. Anlässlich seines 70. Todestages wurde für ihn eine Art Requiem in Oranienburg vorbereitet: an dem Ort, wo er ermordet wurde – und ich begann für diese Gedenkfeier vorsichtig, seine Gedichte zu vertonen.
Ich habe mir also ein paar seiner Gedichte zu Herzen genommen, neugierig, was passieren würde… ob es Lieder werden würden, ob er mir überhaupt etwas zu sagen hatte… – und vom ersten Moment an war es wie eine geistige Zusammenarbeit zwischen Mühsam und mir: Seine Texte trafen mich mitten ins Herz und die Melodien wuchsen direkt aus den Worten heraus, sobald ich die Gedichte laut zu lesen begann. Seine Sprache ist sehr emotional und kraftvoll und seine Gedanken berühren mich im Innersten.
Er selbst, aber auch die Zeit, in der er diese Texte geschrieben hat, werden für mich über diese Arbeiten greifbar, emotional erlebbar. Und es ist mir ein großes Anliegen, sie wieder hörbar zu machen.
Inzwischen gibt es ein abendfüllendes Programm mit den so entstandenen Liedern, und Erich Mühsam ist zu meinem Lieblingsdichter geworden.“
17:00 - 19:00
Lesekreis Libertäre Bildung
Ab dem 14.04.2024 startet ein Lesekreis zum Thema Libertäre Bildung.
Das Regelschulsystem geht dir auf den Keks?
Du glaubst, es braucht für (junge) Menschen mehr als auswendig Gelerntes wiederzukäuen?
Du würdest dich gerne mit anderen austauschen, wie Bildung noch aussehen kann?
Du hast Lust auf Entdeckungsreise zu gehen, was bereits zum Thema libertärer Bildung (theoretisch und praktisch) da draußen ist?
Dann bist du bei diesem Lesekreis genau richtig.
Was? Gemeinsam über libertäre Bildung lesen, diskutieren, austauschen, träumen. Keine Vorkenntnisse notwendig.
Wann? Jeden 2. und 4. Sonntag im Monat ab 17:00 Uhr (vorerst bis einschl. Juli 2024)
Wo? In der Bibliothek
Kommt gerne vorbei! Weitere Infos beim ersten Termin.
Nov 2024
16:00
Philosophisches Café in Niederschönweide – Anarchismus
Entgegen allen Vorurteilen ist Anarchismus kein Synonym für Chaos und Unordnung, sondern eine herrschaftskritische Strömung der europäischen Ideengeschichte. Die Kenntnisse über Anarchismus sind hierzulande besonders gering ausgeprägt, Deutschland gilt im europäischen Vergleich seit Jahr und Tag als anarchistisches Entwicklungsland. Das reicht von Basiskenntnissen zur Geschichte bis hin zu aktuellen Fragestellungen, ob anarchistische Ansätze wie Herrschaftslosigkeit, Selbstorganisation und Basisdemokratie heute noch brauchbar sind.
Mit dem philosophischen Café versuchen wir vor diesem Hintergrund der interessierten Öffentlichkeit authentische Informationen und das Gespräch über den Anarchismus anzubieten.
Veranstaltungsort
- moving poets NOVILLA
- Hasselwerderstr. 22
- 12439 Berlin
19:00 - 21:00
Wie funktioniert die ‚Bibliothek der Freien‘? Anarchistische Bücherei seit 1993, eine Projektvorstellung
Die Bibliothek der Freien besitzt die größte Sammlung zwischen Moskau und Amsterdam über Anarchismus, Syndikalismus und deren soziale Kämpfe und ist Berlins älteste Bücherei zum Thema. Aufgrund einer Kooperations-Vereinbarung ist die Buchausleihe seit kurzem für FAU-Mitglieder kostenlos. Zwei Mitglieder der Bibliothek berichten im FAU-Lokal über die Geschichte des Projekts, die verfügbaren Bestände und die Nutzungs-Möglichkeiten (Projektvorstellung und Diskussion)
Ort: FAU-Lokal, Grüntaler Straße 24, 13357 Berlin
Veranstaltungen 2023
Datum/Zeit | Veranstaltung |
---|---|
11/02/2023 17:00 - 18:00 |
Vorstellung der Bibliothek der Freien |
24/02/2023 19:00 - 21:00 |
Buchvorstellung: Rutger Bregman „Im Grunde gut“ |
05/03/2023 19:00 - 21:00 |
P.M.: Warum haben wir eigentlich immer noch Kapitalismus?
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
10/03/2023 19:00 - 21:00 |
Der Friedhof der Märzgefallenen als Vorschule der Revolution
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
31/03/2023 19:00 - 21:00 |
Mehr Emilie wagen! Eine Dokumentation zu den Berliner "Freien" um Max Stirner mit neuen Ergebnissen. |
Feb 2023
17:00 - 18:00
Vorstellung der Bibliothek der Freien
Willkommen in der anarchischen Bibliothek der Freien! Unsere umfangreiche Sammlung von Büchern, Zeitschriften und anderen Medien wird deinen Geist beflügeln und dich dazu inspirieren, die Welt zu verändern (oder zumindest darüber nachzudenken). Um dich zu orientieren und dein nächstes Lieblingsbuch zu finden, werden wir einen Einblick in das Bibliotheksprojekt, ihre Geschichte und unsere Bestände an Büchern, Zeitschriften, Archivalien und anderem geben. Falls du dich in der Bibliothek engagieren willst, ist das auch der richtige Termin für dich.
Wir freuen uns auf dich!
19:00 - 21:00
Buchvorstellung: Rutger Bregman „Im Grunde gut“
Es gibt nicht viele Bücher der letzten Jahre, die das Zeug dazu haben, echte libertäre Klassiker zu werden. Umso deutlicher sticht Bregmans Werk hervor. Während David Graeber und David Wengrow in ihrem zum Bestseller avancierten Buch „Anfänge“ mit der Präsentation neuer Ergebnisse der Archäologie viele bis heute unwidersprochene Grundsätze der Vor- und Frühgeschichte über die barbarische, hierarchische und kriegerische Natur des Menschen entscheidend korrigieren konnten, gelingt es Bregman in einer grandiosen Gesamtschau die Irrtümer und Fehler der Sozialpsychologen der fünfziger und sechziger Jahre aufzuzeigen, die versuchten, die Ursachen des Holocausts aus der „Natur“
des Menschen zu erklären. Nach der mittlerweile erfolgten Öffnung der Universitätsarchive wird aus den Originalunterlagen erkennbar, dass so bekannte Forschungssettings wie das Milgram- oder das
Stanford-Prison-Experiment keine validen Ergebnisse erbrachten. Ganz besonders widmet sich Bregmann der Kritik an der Broken-Windows-Theorie, die zum Rüstzeug jedes nach Gesetzesverschärfungen rufenden Law-and-Order-Politikers gehört. Im Anschluss an seine Ergebnisse leistet sich Bregmann noch ein Kapitel mit konkreten Handlungsalternativen zu den allgegenwärtigen repressiven Vorgehensweisen, um gegen Hass, Rassismus und Vorurteile erfolgreich einzuschreiten.
„Im Grunde gut“ ist eine wertvolle Bereicherung für kritische Sozialwissenschaftler:innen und bringt hilfreiche Argumentationen für engagierte Akivist:innen, die sich für eine Welt einsetzen, in der selbstbestimmte Freiheit errungen werden soll.
Eine Veranstaltung der Bibliothek der Freien mit der Gustav Landauer-Initiative
Mrz 2023
19:00 - 21:00
P.M.: Warum haben wir eigentlich immer noch Kapitalismus?
Der ewige Krisenparcours des Kapitalismus ist zerstörerisch, weil er nicht nachhaltig sein kann. Landschaften, Menschen, gesellschaftlicher Zusammenhalt, das Klima, die Artenvielfalt werden beschädigt, um ein Wachstum aufrechtzuerhalten, das notwendig ist, um 200 Billionen Dollar Schulden wenigstens theoretisch als bedienbar erscheinen zu lassen. Der Kapitalismus ist eine intrinsisch lebensfeindliche Maschinerie. Wir sind ein Teil davon. Aber wir können es ändern.
Der Schweizer Autor und Philologe Hans Widmer aka P.M. („Weltgeist Superstar“, „bolo’bolo“, „Amberland“, „Die große Fälschung“), Aktivist in der Zürcher Hausbesetzer- und Kommune-Bewegung, bis heute aktiv in der von ihm 1995 mitgegründeten Bau- und Wohngenossenschaft KraftWerk1, einer ökosozialen Stadtkommune, macht auf seiner kleinen Deutschlandtour auch in der Bibliothek der Freien Halt, um über sein Buch „Warum haben wir eigentlich immer noch Kapitalismus?“ (Hirnkost Verlag) zu reden.
19:00 - 21:00
Der Friedhof der Märzgefallenen als Vorschule der Revolution
Kann eine Revolution ohne Vorbereitung gelingen? Zu den notwendigen Voraussetzungen eines erfolgreichen revolutionären Prozesses gehört die Mobilisierung einer „kritischen Masse“. Erst als am 9. November 1918 Arbeiter:innen unter Führung der revolutionären Obleute den Reichstag besetzten, gab es kein zurück mehr zu den Verhältnissen des Kaiserreichs. Unabhängig von den Politikern hatten Arbeiter:innen umgesetzt, was sie über rund zwei Generationen hinweg in ihrer Sozialisation gelernt hatten.
Eine wichtige Rolle spielte der alljährliche Besuch am 18. März auf dem Friedhof der Märzgefallenen. Bis zu zwanzigtausend Personen nahmen daran teil. An den Gräbern der Opfer von 1848/49 lokalisierte sich der Protest gegen die alltägliche Repression, aber noch wichtiger war die Verheißung auf ein besseres Leben und die Gewissheit, dass eine Revolution die Verhältnisse überwinden kann.
Nun soll der 175. Jahrestag des Revolutionsversuchs mit viel Aufwand gefeiert werden. Am Friedhof der Märzgefallenen soll ein
Lernort für Demokratie entstehen. Im Vortrag gehen wir auf die
historischen Sozialisationsmechanismen der damaligen Arbeiter:innen ein, zu denen auch die anarchistischen Gruppen beigetragen hatten. Anschließend fragen wir, was ein Lernort für Demokratie heute sein kann.
Ein Vortrag der Gustav-Landauer-Initiative
19:00 - 21:00
Mehr Emilie wagen! Eine Dokumentation zu den Berliner „Freien“ um Max Stirner mit neuen Ergebnissen.
Das 2021 erschienene ‚Findbuch archivalischer Quellen zum frühen Anarchismus‘ dokumentiert die grundlegenden Quellen über die „Freien“ aus Berliner Archiven. Es lässt damit erstmals ihre Entwicklung, die Verfolgung durch Polizei- und Zensurbehörden und ihr Schicksal in der 1848er Revolution im Detail erkennen. Es enthält u.a. überraschend neue Funde zu bisherigen Randpersonen der „Freien“, etwa zu den Schriftstellerinnen Louise Aston und Emilie Lehmann. Die Verfasser Olaf Briese und Alexander Valerius stellen die „Freien“ und das Buch vor. Texte und Gedichte der beiden genannten Autorinnen werden von der Autorin und Schauspielerin Annett Gröschner vorgetragen. (Buchpräsentation mit Diskussion)
Olaf Briese und Alexander Valerius: Findbuch archivalischer Quellen zum frühen Anarchismus. Beiträge zur Erschließung von Akten aus Berliner Archiven über die „Freien“ (1837–1853). Verlag Edition AV, Bodenburg 2021 (Findmittel und Bibliographien der Bibliothek der Freien; 3). 372 S. ISBN 978-3-86841-273-4. 18 €
Apr 2023
17:00 - 18:00
Vorstellung der Bibliothek der Freien
Willkommen in der anarchischen Bibliothek der Freien! Unsere umfangreiche Sammlung von Büchern, Zeitschriften und anderen Medien wird deinen Geist beflügeln und dich dazu inspirieren, die Welt zu verändern (oder zumindest darüber nachzudenken). Um dich zu orientieren und dein nächstes Lieblingsbuch zu finden, werden wir einen Einblick in das Bibliotheksprojekt, ihre Geschichte und unsere Bestände an Büchern, Zeitschriften, Archivalien und anderem geben. Falls du dich in der Bibliothek engagieren willst, ist das auch der richtige Termin für dich.
Wir freuen uns auf dich!
19:00 - 21:00
Pierre-Joseph Proudhon – „Vater der Anarchie“. Ein kritische Einführung in Leben und Werk
Strömungsübergreifend gilt Proudhon, dem Kropotkin den Ehrentitel „Vater der Anarchie“ gab, als einer der Begründer_innen des modernen Anarchismus. Er wählte den negativ-konnotierten Begriff „Anarchist“ als Selbstbezeichnung für die Strömung, begründete die sozialistische Eigentumskritik und legte in seinen Schriften über Mutualismus die Grundlage für anarchistische Wirtschaftsorganisation. Die Pariser Commune von 1871 kann ein Stück weit als ein praktischer Ausdruck seiner Philosophie verstanden werden. Heutzutage wird er dennoch sehr kritisch gesehen – u.a. wegen seiner misogynen Äußerungen, die mutmasslich eine Sublimierung eigener Homosexualität darstellten. Ein Vortrag von Maurice Schuhmann.
Mai 2023
19:00 - 21:00
Sich fügen heißt lügen Erich Mühsam – Leben und Werk Vernissage zur Ausstellung
Erich Kurt Mühsam, 6.April 1878 – 9./10. Juli 1934
„Literarischer Hochverräter“, Anarchist und Bohemien – Erich Mühsams Faszination ist ungebrochen, die Kombination aus Schriftsteller und aktivem Revolutionär zieht auch im 21. Jahrhundert zuverlässig in ihren Bann. Zum 145. Geburtstag des anarchistischen Poeten zeigt das Haus der Demokratie und Menschenrechte die große Ausstellung der Erich-Mühsam-Gesellschaft Lübeck e.V.
Erich Mühsam bekannte sich früh zum politischen Anarchismus, schrieb gegen die gesellschaftlichen Zwänge seiner und unserer Zeit an und wurde nicht müde, gesellschaftliche Missstände anzuprangern und nach Veränderung zu streben. Schriftsteller, Poet und Publizist war er ebenso wie Antimilitarist, Bohemien und politischer Aktivist — und einer der bekanntesten Anarchisten der deutschen Geschichte. Einen „Ritter der Freiheit“ nannte ihn Augustin Souchy und das zu Recht, denn diesen ritterlichen Prinzipien der Empathie und dem Einstehen für die Schwächeren blieb Erich Mühsam sein Leben lang treu.
Programm:
- Zwei Stimmen zu Erich Mühsam — Leben eines anarchistischen Schriftstellers. Vortrag mit Lienhard Böhning, Vorsitzender der Erich-Mühsam-Gesellschaft Lübeck
- Erich und Isa — Musikalische Darbietung der vertonten Gedichte von Mühsam mit Akkordeon durch die Sängerin Isabel Neuenfeldt
Mein Weg zu Erich Mühsam von Isabel Neuenfeldt
… im Friedrichshain, in Berlin, gibt es eine Mühsamstraße, sie wird gekreuzt von der Sorgestraße. Dort habe ich in den Neunzigern mal eine Wohnung angeboten bekommen. Doch ich wollte da nicht hinziehen: die Ecke erschien mir zu problembeladen … Mühsam, Sorge…, ich wollte gar nicht wissen, was es da noch für Straßen gibt…
Erich Mühsam habe ich erst im Jahre 2004 kennen gelernt. Anlässlich seines 70. Todestages wurde für ihn eine Art Requiem in Oranienburg vorbereitet: an dem Ort, wo er ermordet wurde – und ich begann für diese Gedenkfeier vorsichtig, seine Gedichte zu vertonen.
Ich habe mir also ein paar seiner Gedichte zu Herzen genommen, neugierig, was passieren würde… ob es Lieder werden würden, ob er mir überhaupt etwas zu sagen hatte… – und vom ersten Moment an war es wie eine geistige Zusammenarbeit zwischen Mühsam und mir: Seine Texte trafen mich mitten ins Herz und die Melodien wuchsen direkt aus den Worten heraus, sobald ich die Gedichte laut zu lesen begann. Seine Sprache ist sehr emotional und kraftvoll und seine Gedanken berühren mich im Innersten.
Er selbst, aber auch die Zeit, in der er diese Texte geschrieben hat, werden für mich über diese Arbeiten greifbar, emotional erlebbar. Und es ist mir ein großes Anliegen, sie wieder hörbar zu machen.
Inzwischen gibt es ein abendfüllendes Programm mit den so entstandenen Liedern, und Erich Mühsam ist zu meinem Lieblingsdichter geworden.
Isabel Neuenfeldt ist ausgebildete Schauspielerin und Sängerin.
Seit der Jahrtausendwende ist das Akkordeon ihr beständiger und treuer Begleiter.
19:00 - 21:00
John Henry Mackay / Sagitta: Individualistischer Anarchist, homosexueller Aktivist und naturalistischer Autor
Ein paar Tage nach der barbarischen Bücherverbrennung von den Nationalsozialist_innen verstarb im Alter von knapp 70 Jahren der deutsch-schottische Literat John Henry Mackay. Zeitgenössisch war der Naturalist ein Bestsellerautor, der in Werken wie „Die Anarchisten“ oder der Gedichtsammlung „Der Sturm“ anarchistische Ideen propagierte und unter dem Pseudonym Sagitta unvergessene homoerotische Texte – „Die Bücher der namenlosen Liebe“ – schuf. Er begründete mit seinem Roman „Der Schwimmer“ das Genre des Sportromans und läutete mit seiner Max Stirner-Biographie die Stirner-Renaissance ein.
In das Leben und Wirken jenes Mannes, der sich die Befreiung der Menschen auf die Fahne geschrieben hat und unermüdlich hierfür Propaganda betrieb, führt der Vortrag von Maurice Schuhmann ein.
Jun 2023
19:00 - 21:00
Vorstellung der transkribierten Notizbücher von Erich Mühsam
Bislang fehlen detaillierte Darstellungen über das Leben und die politischen Aktivitäten Erich Mühsams in der Zeit zwischen seiner Entlassung aus der Festungshaft in Bayern Ende Dezember 1924 und seiner Ermordung im KZ Oranienburg 1934. Einen wichtigen Einblick ermöglichen die Eintragungen in seine Notizbücher, von denen die Akademie der Künste Berlin nach Zenzl Mühsams Rückkehr aus der Sowjetunion Kopien erhielt. In zwei Broschüren werden nun die Transkribierungen nach intensiven und langwierigen Recherchen von der Gustav Landauer Initiative veröffentlicht. Erstmals werden Mühsams Reisen, Vorträge und persönliche Kontakte in den letzten zehn Jahren seines Lebens nachvollziehbar. Die Ausgabe soll auch zu neuen Forschungen über das Leben Erich Mühsams motivieren, um die noch bestehenden Lücken zu schließen. Es lassen sich nun viele neue Anhaltspunkte finden, um z. B. in lokalen Archiven seiner Reiseorte über seine Vorträge oder über bislang unbekannte persönliche Kontakte zu recherchieren.
Allerdings hatte Mühsam manche Eintragungen oft flüchtig und mit schwer deutbaren Abkürzungen vorgenommen, bei einer ohnehin schwer lesbaren Handschrift. Dies dürfte der Grund sein, warum nur so wenige Angaben aus den Notizbüchern bislang veröffentlicht wurden. Die nicht lesbaren Passagen wurden dennoch in die Ausgabe aufgenommen, so dass Forschende die Möglichkeit einer eigenen Deutung erhalten. Die Edition wurde mit einigen weniger bekannten Artikeln von Mühsam und Veranstaltungsankündigungen zu seinen Vorträgen, vor allem aus den bislang kaum ausgewerteten „Mitteilungen der Arbeitsbörse Groß-Berlin der Freien Arbeiter Union Deutschlands“ (FAUD). Sie belegen das herausragende Engagement Mühsams im Rahmen der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaftsarbeit in Berlin. Somit wird das Bild von Mühsams politischen Aktivitäten korrigiert werden müssen. Nach einer vorwiegend von der Mitarbeit in der Roten Hilfe bestimmten Periode zwischen 1925 und 1927 folgte zwischen 1928 und 1930 eine intensive Vortragstätigkeit für die FAUD und die ihr angegliederten Organisationen.
Vortrag mit anschließender Diskussion
Web: gustav-landauer.org
Veranstaltende: Bibliothek der Freien mit der Gustav Landauer Initiative und Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte
17:00 - 18:00
Vorstellung der Bibliothek der Freien
Willkommen in der anarchischen Bibliothek der Freien! Unsere umfangreiche Sammlung von Büchern, Zeitschriften und anderen Medien wird deinen Geist beflügeln und dich dazu inspirieren, die Welt zu verändern (oder zumindest darüber nachzudenken). Um dich zu orientieren und dein nächstes Lieblingsbuch zu finden, werden wir einen Einblick in das Bibliotheksprojekt, ihre Geschichte und unsere Bestände an Büchern, Zeitschriften, Archivalien und anderem geben. Falls du dich in der Bibliothek engagieren willst, ist das auch der richtige Termin für dich.
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19:00 - 21:00
Krieg und Frieden – Antimilitarismus aus anarchistischen, pazifistischen und gewerkschaftlichen (anarcho-syndikalistischen) Perspektiven
Die Internationale der Kriegsdienstgegner*innen (IDK) erinnert mit dieser Anti-Kriegs-Schrift an Gustav Landauer. Landauer (*1870) wurde am 2. Mai 1919 bei seiner Einlieferung in das Gefängnis Stadelheim (München) durch eine Soldateska brutal ermordet.
Landauer war Schriftsteller, Übersetzer, (Anti-)Politiker, freiheitlicher Sozialist. 1919 war er beteiligt an der Münchener Räterepublik. In Berlin hatte er sich davor aktiv in der Volksbühnenbewegung und für Genossenschaften, freie Schulen und Siedlungsprojekte engagiert.
1911, noch vor dem I.Weltkrieg (1914 – 1918), schrieb er die hier wieder veröffentlichte Schrift „Die Abschaffung des Krieges durch die Selbstbestimmung des Volkes“. Seine Sprache entspricht dem damaligen Zeitgeist und wirkt veraltet, aber wir können heute einige Aspekte in die Gegenwart übersetzen und diese in aktuelle politische Debatten einbringen. Landauer kann für den gewaltfreien Pazifismus eine Orientierung sein.
Als Nachwort veröffentlichen wir die Rede des Anarcho- Syndikalisten Rodolf Rocker (1873 – 1958), die er im März 1919 in Erfurt auf der Reichskonferenz der Rüstungsarbeiter Deutschlands gehalten hatte. Sie ist eine Ergänzung der Gedanken Landauers aus gewerkschaftlicher Sicht. Wir verstehen beide hier veröffentlichte Text als libertäre Wurzeln für den Pazifismus.
Lesung und Präsentation der aktuellen Broschüre im IDK-Verlag Berlin:
Gustav Landauer: Die Abschaffung des Kriegs durch die Selbstbestimmung des Volks
Rudolf Rocker: Die Waffen nieder – die Hämmer nieder!
Mit einem Vorwort von Dr. Siegbert Wolf: Der antimilitaristische Ansatz Gustav Landauers
IDK-Verlag Berlin 2023
Gemeinsame Veranstaltung mit dem Haus der Demokratie und Menschenrechte und Siegbert Wolf (Landauer-Experte) und Wolfram Beyer (IDK e.V.)
Jul 2023
19:00 - 22:00
Film und Diskussion: Fernand Pelloutier und die Arbeitsbörsen
Fernand Pelloutier, der 1901 im Alter von 33 Jahren starb, war einer der wichtigsten Organisatoren eines außergewöhnlichen Experiments in Frankreich: der Arbeitsbörsen. Der Film »Fernand Pelloutier und die Arbeitsbörsen« (Regie: Patrice Spadoni) bringt den Reichtum dieses großen kollektiven Werks ans Licht, und zwar durch die Lebensgeschichte eines der bedeutendsten Aktivisten der aufstrebenden, anarchistischen, bisweilen poetischen Gewerkschaftsbewegung. Die Arbeitsbörsen waren Vieles zugleich: Versammlungsort der unterschiedlichsten Gewerkvereine, Freiraum einer alternativen Gegenkultur, Arbeitsvermittlungsbüro, Platz für Kulturveranstaltungen und Berufsbildungskurse sowie ein Ort der gelebten Solidarität zwischen Beschäftigten und Arbeitslosen. In wenigen Jahren sind zu Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche Arbeitsbörsen entstanden, die rasch zu Zentren des Arbeiterwiderstands wurden und deren Ziel, so sagte Pelloutier, kein geringeres war als die »Revolution durch den Generalstreik«. Aber auch heute, wo Konzepte wie Worker Centers, Kiezkommunen und Stadtteilläden an Interesse gewinnen, könnte dies weithin vergessene historische Experiment Impulse setzen.
Prof. Peter Schöttler, der als Historiker zu den Arbeitsbörsen und den Anfängen der französischen Gewerkschaftsbewegung geforscht hat, wird den Film ergänzen und für eine Diskussion zur Verfügung stehen.
Nicht veranstaltet von der Bibliothek der Freien
Hinweis auf die Veranstaltung
19:00 - 22:00
Film und Diskussion: El Entusiasmo
1975 starb Europas letzter faschistischer Diktator: Francisco Franco. Sein Tod machte in Spanien den Weg frei für eine aufbegehrende Jugend, die vieles nachzuholen hatte. Aber auch die exilierten Kämpfer aus dem Spanischen Bürgerkrieg kehrten zurück. In dieser Phase der sogenannten Transición, dem Übergang von der Diktatur zur bürgerlichen Demokratie, schien alles möglich – selbst der Traum, die Revolution von 1936 zu beenden. Der Film legt den Fokus auf Francos erbittertsten Gegner: die Anarchisten und Syndikalisten. Ihre Organisation, die Gewerkschaft Confederación Nacional del Trabajo (CNT), bis zum Sieg Francos ein entscheidender Faktor in der spanischen Gesellschaft, erlebte eine Renaissance. In nur zwei Jahren wurde aus einer klandestinen Untergrund-Organisation wieder eine Massenbewegung. Sie organisierte Versammlungen mit hunderttausenden Teilnehmern, Libertäre Tage, Streiks und Widerstand gegen den neuen liberalen Kapitalismus. Schnell zerrieb sich dieser Aufbruch allerdings nicht nur in internen Konflikten, sondern wurde auch massiv durch geheimdienstliche Interventionen sabotiert. »El Entusiasmo« ist auch die Geschichte einer Niederlage.
Der Film ist nicht zuletzt auch unter dem Aspekt interessant, dass die Transición als Vorbild für die Umbrüche in Osteuropa ein gutes Jahrzehnt später genommen wurde.
Der Zeitzeuge Felipe Orobón, der während der Transición in der CNT aktiv war, wird anwesend sein und für eine Diskussion zur Verfügung stehen.
Nicht veranstaltet von der Bibliothek der Freien
Sep 2023
17:00
Vorstellung der Bibliothek der Freien
Willkommen in der anarchischen Bibliothek der Freien! Unsere umfangreiche Sammlung von Büchern, Zeitschriften und anderen Medien wird deinen Geist beflügeln und dich dazu inspirieren, die Welt zu verändern (oder zumindest darüber nachzudenken). Um dich zu orientieren und dein nächstes Lieblingsbuch zu finden, werden wir einen Einblick in das Bibliotheksprojekt, ihre Geschichte und unsere Bestände an Büchern, Zeitschriften, Archivalien und anderem geben. Falls du dich in der Bibliothek engagieren willst, ist das auch der richtige Termin für dich.
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19:30 - 21:30
Weltfremde Utopisten und verrückte Gewalttäter? Einführung in den Anarchismus
Das Bild vom Anarchismus und seinen Protagonist_innen ist bis heute durch Klischees und Stereotype geprägt. Schwarz-gekleidete, irre-grinsende und mordlüsterne Bombenwerfer auf der einen Seite, weltfremde Utopisten auf der anderen Seite. Als „Ideologie“ scheint diese im 19. Jahrhundert entstandene philosophisch-politische Strömung überholt zu sein, aber dennoch keimen ihre Ideen immer wieder da auf, wo Menschen gegen Herrschaft rebellieren – sei es in Bezug auf der Herrschaft des Menschen über den Menschen, des Mannes über die Frau oder des Menschen über das Tier. Der Politikwissenschaftler und Philosoph führt in die Ideenwelt des Anarchismus und die Aktualität dessen ein.
Im Rahmen des Vortrages stellt sich auch die Bibliothek der Freien (https://bibliothekderfreien.de), eine anarchistische Bibliothek im Haus der Demokratie und Menschenrechte, vor.
Ort: Stadtteilladen Leonie, Leonorenstraße 85, 12247 Berlin
nahe S-Bahnhof Lankwitz
Okt 2023
17:00 - 18:00
Vorstellung der Bibliothek der Freien
Willkommen in der anarchischen Bibliothek der Freien! Unsere umfangreiche Sammlung von Büchern, Zeitschriften und anderen Medien wird deinen Geist beflügeln und dich dazu inspirieren, die Welt zu verändern (oder zumindest darüber nachzudenken). Um dich zu orientieren und dein nächstes Lieblingsbuch zu finden, werden wir einen Einblick in das Bibliotheksprojekt, ihre Geschichte und unsere Bestände an Büchern, Zeitschriften, Archivalien und anderem geben. Falls du dich in der Bibliothek engagieren willst, ist das auch der richtige Termin für dich.
Wir freuen uns auf dich!
19:00 - 21:00
Grüner Wasserstoff und schwarz- rote Alternativen
Diesmal in Grün. Passend zum grünen Stahl. Ohne die klimaschädigenden Emittenten. Dann weiter zu Rheinmetall oder VW und Co. Und es entsteht der alt-neu grüne Industriell-Militärische-Komplex. Der Wasserstoffrausch aus aller Welt wird in das Indus- trieland Deutschland importiert. Z.B. aus Namibia.
Einem Platz an der Sonne. Und um die Insel Helgoland Offshore-Megawindräder. Wasserstoff für die Industrie in Hamburg und im Ruhrgebiet. Als Alternative könnte es dezentrale Wasserstoffspeicher geben, um im Winter beispielsweise Wärme zu erzeugen, und um so, statt grün-profitablen Wasserstoff (der nicht möglich ist), basisdemokratisch und nach Bedürfnissen, wie von Kropotkin geschildert, zu produzieren. Außerdem gibt es eine
Kritik an der Vorstellung des technologischen Fortschritts
aus einer anarchistischen Sicht
19:00 - 21:00
Anarchafeminismus – Eine Einführung
Was hat Feminismus mit Anarchismus zu tun? Ist Anarchismus nicht eh auch immer feministisch? Und warum haben die klassischen anarchistischen Theoretiker, Feminismus oft nicht mitgedacht?
In unserem Workshop werden wir darauf eingehen wie Anarchafeminismus sich historisch entwickelt hat und über ein paar der Vertreterinnen dieser anarchistischen Strömung berichten. Zudem wollen wir gemeinsam mit euch schauen, welche Positionen Anarchafeminist*innen in verschiedenen Debatten einbringen, wo sie sich von anderen Feminist*innen und Anarchist*innen unterscheiden und warum Anarchafeminismus auch heutzutage noch keine abgeschlossene, fertige Theorie ist.
Hinweis: Der Workshop stellt eine Einführung ins Thema da, ihr müsst also keine Expert*innen in den Themen Anarchismus oder Feminismus sein, um am Workshop teilnehmen zu können.
Ein Workshop vom Anarchistischen Kollektiv Glitzerkatapult
– https://glitzerkatapult.noblogs.org/ –
19:00 - 21:00
Anarchie und Kunst
Bereits im 19. Jahrhundert als der Anarchismus sich in einer politischen Strömung manifestiert, zeigte sich bei vielen Künstler_innen – nicht nur bei den stereotypen Bohèmiens – eine hohe Affinität zum anarchistischen Denken – z.B. Edouard Manet. Später sind es wie im Falle des Dadaismus ganze Kunstströmungen, die sich positiv auf anarchistisches Gedankengut berufen. Selbst noch im ausgehenden 20. Jahrhundert ist diese Strahlkraft nicht ganz verschwunden, wie man am Beispiel des britischen Künstlers, Galeristen und Autoren Stewart Home sieht.
Anhand von ausgewählten Beispielen werden unterschiedliche Aspekte jener Affinität von Kunstschaffenden zum Anarchismus dargestellt und diskutiert.
Im Rahmen des Vortrages stellt sich auch die Bibliothek der Freien (https://bibliothekderfreien.de), eine anarchistische Bibliothek im Haus der Demokratie und Menschenrechte, vor.
Ort: Novilla, Hasselwerder Straße 22, 12439 Berlin
nahe S-Bahnhof Schöneweide
Dez 2023
0:00
„Die Anarchie ist das Leben der Menschen, die dem Joche entronnen sind.“ Gustav Landauer in Berlin 1889-1917 – Gustav-Landauer-Ausstellung
Auf 24 Tafeln und in zahlreichen Veranstaltungen des Rahmenprogramms wird über Leben und Werk des anarchistischen Sozialisten Gustav Landauer (1870-1919) informiert. Die Ausstellung schlägt den Bogen von Landauers Herkunft aus Karlsruhe bis zu seiner Ermordung in München am 2. Mai 1919. Dabei liegt erstmals ein besonderer Fokus auf seinem langjährigen Wirken in Berlin. Sein Engagement für die Volksbühnenbewegung, Genossenschaften, freie Schulen, Siedlungsprojekte und vieles mehr wird ebenso thematisiert wie Nachwirkung und Aktualität seines Denkens. Die Ausstellung ist entstanden unter Mitwirkung namhafter Wissenschaftler*innen und Archive.
17:30 - 21:00
Anarchistische Buchtage von der Bibliothek der Freien vom 08. – 09. 12.2023
Bücher, Gustav-Landauer-Ausstellung, Führungen, Workshops und mehr
Zum Verteilen für Alle:
Anarchistische_Buchtage_2023_Flyer_A6
Anarchistische_Buchtage_2023_Poster_A3
19:00 - 20:00
Vorstellung philosophiegeschichtlicher Städteführer „Geistreiches Berlin und Potsdam“: Religionskritiker, Sozialisten und Anarchisten. Junghegelianer im Berlin des 19. Jahrhunderts
Der Vortrag findet im Rahmen der Anarchistische Buchtage 08.12-09.12 statt.
Ausgerechnet mit dem „preußischen Staatsdenker“ G. W. F. Hegel wurde das Spreeathen Berlin zu einem Anlaufpunkt für junge Radikale. Hegels schwer verständliche Philosophie schlug Religionskritiker wie Ludwig A. Feuerbach und Bruno Bauer, Sozialisten wie Karl Marx und Anarchisten wie Max Stirner und Michael Bakunin in seinen Bann. Ihre Spuren im Stadtbild sind teilweise verblasst und vergessen, teilweise mit fragwürdigen Aspekten zum Teil der offiziellen Erinnerungskultur geworden.
Der Philosoph und Buchautor Maurice Schuhmann („Geistreiches Berlin und Potsdam“, Bäßler Verlag) zeichnet die Spuren jener jungen Wilden – mit Fokus auf dem Kreis der Freien, die als Namenspaten der Bibliothek fungieren, sowohl anhand zeitgenössischer Quellen als auch noch existierender Spuren im Stadtbild nach. Es geht dabei u.a. um Grog-geschwängerte Nächte eines Bakunins, die saure Milch eines Stirners und die landwirtschaftlichen Reflexionen eines Bruno Bauers.
19:39 - 20:15
Queerer Anarchismus – eine Einführung Hommage an Charlotte von Mahlsdorf „Ich bin meine eigene Frau“
Der Vortrag findet im Rahmen der Anarchistische Buchtage 08.12-09.12 statt.
Die heutigen queeranarchistischen Aktivist*innen wären ohne die wichtigen Vorkämpfer*innen nicht denkbar. Zu erwähnen sind der Anarchist Senna Hoy, der 1904 die Zeitschrift „Kampf“ mit Unterstützung von Else Lasker – Schüler, Erich Mühsam u.a. gründete und sich gegen den §175 engagierte, bzw. Homosexualität legalisieren wollte. In der DDR wurde der §175 offiziell 1968 abgeschafft. Trotzdem wurde ein queeres Leben mit den Vorstellungen eines sozialistischen Staates als nicht vereinbar angesehen. Charlotte von Mahlsdorf (* 1928 – † 2002), die sich als „eigene Frau“ definiert, regte mit viel Witz und Charme die queere Bewegung der DDR an und stellte sich widerständig gegen Stasi, DDR und Neonazis.
20:00 - 21:30
Filmvorführung „Economica collectiva – Europas letzte Revolution“
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Anarchistische Buchtage 08.12-09.12 statt.
Economía Colectiva. La última Revolución de Europa, Spanien 2014, 66 min, Regie: Eulàlia Comas
Der Dokumentarfilm gibt einen tiefen Einblick in ein weitgehend vergessenes, aber nach wie vor inspirierendes Ereignis der jüngeren Geschichte: Die selbstbestimmte Kollektivierung von 80% der katalanischen Wirtschaft zwischen 1936 und 39.
Auf den faschistischen Putsch General Francos im Juli 1936 antworteten die Arbeiter Kataloniens mit einer sozialen Revolution. Die Besitzlosen und ausgebeuteten Arbeiter, zum Großteil Anarchosyndikalisten, organisierten die Wirtschaft neu, selbstorganisiert und erschufen ein bis dato nie gesehenes soziales Sicherungssystem. Eine der radikalsten sozial-ökonomischen Umbrüche im 20. Jahrhundert. Europas letzte Revolution.
14:00 - 15:00
Auto, Arbeitsplätze, Klima und soziale Revolution
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Anarchistische Buchtage 08.12-09.12 statt.
VW und die Verkehrs-Wende. Klima-Aktivist*innen und Gewerkschafter*innen vor einen Info-Stand in Wolfsburg. Wer denkt da noch an den KdF-Wagen? Sie votieren für die
Produktion von Straßenbahnen statt klimaschädigenden Massen-Blechlawinen. Wäre da nicht die imperiale Lebensweise und die AfD („Die wollen unser Auto klauen!“) So wie einst die Anti-AKW-Bewegung „den Strom abschalten“ wollte. Dabei wären der kostenlose ÖPNV, Züge und Busse, nebst 4-Tage-Woche bei vollem
Lohnausgleich, angesagt. Nebenbei würde die Klima-Katastrophe abwendet. Betriebe in Selbstverwaltung und Bedürfnisproduktion statt grün-profitablem Wachstumszwang. Der Widerstand wächst, wie zum Beispiel in Grünheide mit Tesla und gegen das E-Auto allgemein.
16:00 - 17:00
Gegenseitige Hilfe in Krisenzeiten
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Anarchistische Buchtage 08.12-09.12 statt.
„Solidarity not Charity“ war der Slogan vom Common Ground Collective, einer anarchistischen Organisation die nach dem Hurricane Katrina in New Orleans (USA) direkte gegenseitige Hilfe praktizierte. Viele weitere Anarchist*innen sind diesem Beispiel von Grenzenloser Solidarität gefolgt und haben Menschen in und nach Krisensituationen zur Seite gestanden. Der Vortrag möchte das Konzept der Gegenseitigen Hilfe erläutern, aufzeigen wie Selbstorganisierung jenseits von Staaten funktionieren kann und auf einige praktische Beispiele aus den letzten Jahren eingehen. Außerdem sollen auch aktuelle Fälle von anarchistischer/anarchistisch geprägter gegenseitiger Hilfe in Pandemiezeiten thematisiert werden, sowie verschiedene Organisationsformen wie etwa Food Not Bombs. Der Vortrag möchte somit Möglichkeiten und Chancen von anarchistischer, gegenseitiger Hilfe und Selbstorganisierung aufzeigen und wie diese auch in Krisen funktionieren kann.
Ein Workshop vom Anarchistischen Kollektiv Glitzerkatapult
17:00 - 19:00
Filmvorführung „EL ENTUSIASMO“
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Anarchistische Buchtage 08.12-09.12 statt.
Ein Dokumentarfilm von Luis E. Herrero, Spanien 2018, 80 min, HD, Spanisch/Katalanisch mit deutschen Untertiteln, FSK 12
1975 starb Europas letzter faschistischer Diktator: Francisco Franco. Sein Tod machte in Spanien den Weg frei für eine aufbegehrende Jugend, die vieles nachzuholen hatte. Aber auch die exilierten Kämpfer aus dem Spanischen Bürgerkrieg kehrten zurück. In dieser Phase der sogenannten Transición, dem Übergang von der Diktatur zur bürgerlichen Demokratie, schien alles möglich – selbst der Traum, die Revolution von 1936 zu beenden. Der Film legt den Fokus auf Francos erbittertsten Gegner: die Anarchisten und Syndikalisten. Ihre Organisation, die Gewerkschaft Confederación Nacional del Trabajo (CNT), bis zum Sieg Francos ein entscheidender Faktor in der spanischen Gesellschaft, erlebte eine Renaissance. In nur zwei Jahren wurde aus einer klandestinen Untergrund-Organisation wieder eine Massenbewegung. Sie organisierte Versammlungen mit hunderttausenden Teilnehmern, Libertäre Tage, Streiks und Widerstand gegen den neuen liberalen Kapitalismus. Schnell zerrieb sich dieser Aufbruch allerdings nicht nur in internen Konflikten, sondern wurde auch massiv durch geheimdienstliche Interventionen sabotiert. »El Entusiasmo« ist auch die Geschichte einer Niederlage.
17:00 - 18:00
Zur Aktualität Gustav Landauers
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Anarchistische Buchtage 08.12-09.12 statt.
Gustav Landauer gilt als einer der innovativsten Anarchisten des vergangenen Jahrhunderts. Zahlreiche Assonanzen mit theoretischen Entwicklungen insbesondere seit den 1960er Jahren des vergangenen Jahrhunderts lassen sein Werk als anschlussfähig und in besonderem Maße aktualisierbar erscheinen. Im Kontext der jüngeren internationalen Rezeption wurde er wahlweise als »einer der ersten Postanarchisten«, Übergangsfigur »von der Klassik zur Postmoderne« oder Vorläufer eines »post-klassischen« Anarchismus eingestuft.
Doch weshalb und in welcher Weise lässt sich sagen, dass dieses Werk, das zweifellos eingreifenden Charakter hatte, das inmitten der theoretischen und praktischen Lagen der vorvergangenen Jahrhundertwende, in je spezifischen Situationen und in Auseinandersetzung mit je spezifischen Gegnern ausgearbeitet worden ist, uns dabei helfen kann, unsere heutige Situation besser zu verstehen und nicht nur zu verstehen, sondern zu verändern und darüber hinauszugelangen? Worin besteht die praktische Relevanz dieses Denkens und was sind seine Implikationen im Milieu politischer Theorien?
19:00 - 20:00
„Sind die Libertären an allem Schuld? Eine kritische Auseinandersetzung mit Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey, Gekränkte Freiheit, Aspekte des libertären Autoritarimus.“
Neuerdings liegt es im Trend, den Begriff „libertär“ wieder als
Markenbezeichnung zu verwenden. Argentinien hat jetzt einen libertären Anarcho-Kapitalisten gewählt und die beiden Autor:innen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey beschreiben den Typus des „autoritären Libertären“ in der Tradition der klassischen Autoritarismusforschung.
Sind also die Libertären am Aufstieg der AFD und dem drastischen
Rechtsdrift der politischen Kultur Schuld? Dies wollen wir in einer
kritischen Auseinandersetzung mit ihrer Studie klären. Dabei enthält sie viele spannende Details, die den Blick auf die Veränderungen der
politischen Milieus und Strukturen in unserer Gesellschaft offen legen und wichtig für die praktische politische Arbeit sind. Ein Vortrag mit anschließender Diskussion, der keine sozialwissenschaftlichen Vorkenntnisse erfordert.
Zur Edition:
Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey, Gekränkte Freiheit, Aspekte des libertären Autoritarimus, Suhrkamp-Verlag, Berlin 2022, 28 €. Als Sonderauflage über die Bundeszentrale für politische Bildung verfügbar, 4,50 €.
Gustav-Landauer-Initiative
19:00 - 21:00
Comics und Anarchie
Das Zerrbild des Anarchisten bzw. die unterschiedlichen Klischees über den Anarchismus haben sich seit jeher in Mainstreamcomics niedergeschlagen. So kämpft Reporter Tim in „König Ottokars Zepter“ mit dem Vorwurf, Anarchist zu sein, Batman muss sich mit einem gewalttätigen Gegner namens Mr. Anarchy herumschlagen und die beiden Geheimagenten Clever und Smart ermitteln in einer antiautoritären Schule und selbst das vegetarische „Ungeheuer“ Hulk hat sich in einem neueren Comic unter dem Titel „Anarchy“ mit seinen Gegnern zu prügeln…
Auf der anderen Seite gibt es aber auch positive Gegenbeispiele – von einer anarcha-feministischen BPoC-Aktivistin in der Trilogie „Schlachtfeld 3. Welt“, über einen anarcho-syndikalistischen Professor in Robert Crumbs „Mr. Natural“ und einen Charakter namens Max Stirner im Weltraumepos „Die Psychonauten“ bis zum linken Kultcharakter Zwille aus den Seyfried‘schen Comics.
Der Vortrag biete einen kleinen Einblick in die Darstellung von Anarchismus in der bunten Welt von Comics und Graphic Novels. Mal plump antianarchistisch, mal lustig und manchmal nahe auch an der Realität dran. Ein vergnüglicher Vortrag anhand ausgewählter Beispiele und Kuriositäten.
Veranstaltungen 2022
Datum/Zeit | Veranstaltung |
---|---|
19/05/2022 19:00 - 20:30 |
Krieg und Antimilitarismus aus anarchistischer Perspektive |
22/06/2022 21:45 - 23:45 |
EL ENTUSIASMO - Dokumentarfilm in der Freilichtbühne Weißensee |
23/09/2022 19:00 - 21:00 |
Emile Zola und der Anarchismus
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
21/10/2022 19:00 - 21:00 |
Die Häuser denen, die drin wohnen! Anarchistische Auswege aus der Wohnungsnot - die Arbeit des Mietshäuser Syndikats |
28/10/2022 19:00 - 21:00 |
Erik Natter: David Graeber - Kulturtechniken gegen Staat und Privateigentum Vorstellung der Neuerscheinung Graeber/Wengrow: "Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit" |
Mai 2022
19:00 - 20:30
Krieg und Antimilitarismus aus anarchistischer Perspektive
„Die Abschaffung des Krieges durch die Selbstbestimmung des Volkes“
(Gustav Landauer)
Durch die Invasion in die Ukraine können grundsätzliche Fragen zu Krieg und Antimilitarismus aus anarchistischer Perspektive neu gestellt werden. Bisherige Ansätze reichen von radikalpazifistischen Positionen bis hin zu militanten Traditionen, die wir in dieser Veranstaltung nachzeichnen wollen. Es werden Texte vorgestellt von Landauer, Fritz Oerter, Aime Köster, promilitanten Positionen bis hin zu dem aktuellen Geschehen ukrainischer Anarchist*innen.
Wir wollen die Diskussion aufwerfen, welche Konsequenzen für uns
Anarchist*innen sich vor Ort ergeben und in welcher Art und Weise wir solidarisch sein können.
Team Bibliothek der Freien und Gustav Landauer Initiative
Jun 2022
21:45 - 23:45
EL ENTUSIASMO – Dokumentarfilm in der Freilichtbühne Weißensee
Ein Dokumentarfilm von Luis E. Herrero, Spanien 2018, 80 min, HD, Spanisch/Katalanisch mit deutschen Untertiteln, FSK: noch offen
Die Filmvorführung findet in der Freilichtbühne Weißensee statt. Tickets sollten dort vorbestellt werden.
1975 starb Europas letzter faschistischer Diktator: Francisco Franco. Sein Tod machte in Spanien den Weg frei für eine aufbegehrende Jugend, die vieles nachzuholen hatte. Aber auch die exilierten Kämpfer aus dem Spanischen Bürgerkrieg kehrten zurück. In dieser Phase der sogenannten Transición, dem Übergang von der Diktatur zur bürgerlichen Demokratie, schien alles möglich – selbst der Traum, die Revolution von 1936 zu beenden. Der Film legt den Fokus auf Francos erbittertsten Gegner: die Anarchisten und Syndikalisten. Ihre Organisation, die Gewerkschaft Confederación Nacional del Trabajo (CNT), bis zum Sieg Francos ein entscheidender Faktor in der spanischen Gesellschaft, erlebte eine Renaissance. In nur zwei Jahren wurde aus einer klandestinen Untergrund-Organisation wieder eine Massenbewegung. Sie organisierte Versammlungen mit hunderttausenden Teilnehmern, Libertäre Tage, Streiks und Widerstand gegen den neuen liberalen Kapitalismus. Schnell zerrieb sich dieser Aufbruch allerdings nicht nur in internen Konflikten, sondern wurde auch massiv durch geheimdienstliche Interventionen sabotiert. »El Entusiasmo« ist auch die Geschichte einer Niederlage.
Sep 2022
19:00 - 21:00
Emile Zola und der Anarchismus
Das Leben und Werk des französischen Literaten Emile Zola ist durchzogen von der Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen Anarchismus. In seinem Roman „Das Geld“ lässt er seine Protagonisten die Volksbankansätze von Pierre-Joseph Proudhon diskutieren, in „Der Zusammenbruch“ kommentiert er die kurzlebige Pariser Commune und in „Paris“ findet sich eine Auseinandersetzung mit Ravachol und dem gegen ihn geführten Prozess. Die Lektüre seiner Romane ermöglicht daher einen klaren Blick auf die damaligen Diskurse über den Anarchismus in der damaligen französischen Gesellschaft. Gleichzeitig ist es aber auch ein Anarchist, Octave Mirbeau („Tagebuch einer Kammerzofe“), der ihm den Druck seiner einflussreichen Schrift „J’accuse….!“ finanzierte.
Dr. Maurice Schuhmann beleuchtet die Auseinandersetzung von Zola mit dem zeitgenössischen Anarchismus und thematisiert die Verbindungen von ihm zur damaligen, noch recht jungen Bewegung in Frankreich.
Okt 2022
19:00 - 21:00
Die Häuser denen, die drin wohnen! Anarchistische Auswege aus der Wohnungsnot – die Arbeit des Mietshäuser Syndikats
Wie wir wohnen, verrät viel über die gesellschaftlichen Zustände – aber auch über das Scheitern von Staat und Privatkapitalismus. Die subversive Fragestellung des Anarchismus: Wie wollen wir leben? offenbart den in Wahrheit sehr geringen Grad an Selbstbestimmung von uns Mieter*innen auf dem „freien Wohnungsmarkt“. Dagegen arbeitet seit 1992 das Mietshäuser Syndikat, das die Umwandlung von Immobilien in Kollektiveigentum unterstützt und sie damit dauerhaft der Spekulation entzieht. Zwei Beteiligte erklären die Arbeit des Mietshäuser Syndikats und zeigen, wie sich durch Selbstverwaltung und Basisdemokratie anarchistische Perspektiven aus der Wohnungsnot eröffnen lassen. (Vortrag mit Diskussion)
19:00 - 21:00
Erik Natter: David Graeber – Kulturtechniken gegen Staat und Privateigentum Vorstellung der Neuerscheinung Graeber/Wengrow: „Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit“
Das von David Graeber und David Wengrow kurz vor Graebers Tod fertiggestellte Buch „Anfänge“ ist ein Meilenstein. Ausgehend von den archäologischen und anthropologischen Forschungsergebnissen der letzten Jahre wird darin aufgezeigt, wie fadenscheinig das freiheitliche Selbstbild der westlichen Gesellschaften ist: Von Europa wurde nicht die Freiheit in alle Welt exportiert, sondern koloniale Herrschaft – dabei wurden auch emanzipatorische Gemeinschaften und deren egalitäre Kulturtechniken unterdrückt, die wir heute gut gebrauchen könnten. Während Staat und Privateigentum in Europa ihr soziales Image herauskehren, ist die gesellschaftliche Entwicklung in Wahrheit in eine Sackgasse geraten – hier könnte die Phantasie und Bandbreite verschütteter indigener Gemeinschaftsvorstellungen eine Inspirationsquelle sein und neue Handlungsoptionen bieten. (Vortrag mit Diskussion)
Nov 2022
19:00 - 21:00
Jonathan Eibisch: Anarchismus zwischen Theorie und Praxis Über ein kreatives Spannungsverhältnis
Viele Libertäre glauben vor allem für die „Praxis“ zuständig zu sein, andere erklären das unter Verweis auf die „Theorie“ für verkürzt – so nimmt die gegenseitige Verständnislosigkeit zu. Obwohl sich viele Anarchist*innen Zugang zu Bildung erschlossen haben und teilweise auch die Unis bevölkern, besteht eine ausgeprägte Theorie-Feindlichkeit: Romantische Phrasen und dogmatische Prinzipien stehen dabei einer tiefer gehenden Beschäftigung mit dem anarchistischen Denken im Wege. Umgekehrt konzentriert sich die Theoriearbeit mancher Libertären vor allem auf den Wissenschaftsbetrieb bzw. ihre akademische Karriere und sind damit für die anarchistische Bewegung verloren. Höchste Zeit also für eine kritische Neubestimmung: Was taugen moderne anarchistische Theorien und wozu dienen sie praktisch? Warum sollte ein pragmatisch orientierter Anarchismus auch theoretisch unterfüttert sein? Wie kann Theorie statt abstrakter Selbstbeschäftigung zum Werkzeugkoffer für Anarchist*innen werden? (Vortrag mit Diskussion)
19:00 - 21:00
Wie weiblich ist die Anarchie? – Syndikalistische Frauenbünde, Sexualhygienevereine und der Frauenalltag in den 1920er Jahren
Die anarchosyndikalistischen (Haus-)Frauenbünde und Sexualhygienevereine der 1920er Jahren sind heute fast vergessen. Zu Unrecht, denn die damaligen Auseinandersetzungen sind noch aktuell. Themen wie „Freie Liebe“, die Kommune als Lebensform, Geburtenkontrolle, Gebärstreik, Homosexualität oder der Kampf gegen den § 218 sind noch relevant, ebenso sie in separaten autonomen Frauengruppen zu besprechen. Mit lokalen und überregionalen Beispielen, unterlegt mit Bildern und Dokumenten, wird die eingangs gestellte Frage behandelt: Wie weiblich ist die Anarchie?
Veranstaltungen 2021
Datum/Zeit | Veranstaltung |
---|---|
09/07/2021 19:00 - 21:00 |
Le temps des cerises -- Die Pariser Commune im Spiegel der anarchistischen Rezeptionsgeschichte |
03/12/2021 19:00 - 21:00 |
Gestatten: die Revolution! Ein Schauspiel für 3 SchauspielerInnen & 1 Musiker |
05/12/2021 16:00 - 18:00 |
Anarchistischer Salon: Von der Utopie zur Dystopie … und was dies für uns Anarchist*innen bedeuten könnte. |
Jul 2021
19:00 - 21:00
Le temps des cerises — Die Pariser Commune im Spiegel der anarchistischen Rezeptionsgeschichte
Die nur kurzlebige Pariser Commune gilt als ein Meilenstein in der (europäischen) Geschichte von Revolutionen und Aufständen. In einem nur sehr kurzem Zeitraum wurde versucht, politische und soziale Utopien in der Realität konkret umzusetzen.
Das Erbe jenes sozialen Experimentes wird von unterschiedlichen politischen Strömungen für sich proklamiert – sei es vom Anarchismus (namentlich von Michael Bakunin), Staatskommunismus marxistischer Prägung, deren Begründer eine Verwirklichung der, von ihnen postulierten Diktatur des Proletariats darin zu erblicken glaubten, aber auch von staatlicher Seite.
Anlässlich des 140. Geburtstages der Commune wurden z.B. die Kommunard*innen als wichtige Vorkämpfer*innen der Demokratie gewürdigt und man zeigte im Rathaus des V. Arrondissements, was diese einst in Brand gesetzt hatten, eine Austtellung zu ihren Ehren.Vor diesem Hintergrund wird das Organisationsmodell der Commune vorgestellt und die anarchistische Rezeption – ausgehend von Bakunin hin zu neueren Adoptionen wie z.B. durch den libertären Kommunalismus von Murray Bookchin und Janet Biehl diskutiert.
Dez 2021
19:00 - 21:00
Gestatten: die Revolution! Ein Schauspiel für 3 SchauspielerInnen & 1 Musiker
Tallercito möchte zu diesen eher witzlosen Zeiten seinen humoristischen Beitrag leisten und inszeniert zum Thema Revolution zwei tiefgründige Kurzsatiren von Alexander Kanewskij und Slawomir Mrozek sowie ein ziemlich berühmtes Gedicht von Erich Mühsam.
Für alle alten & jungen Revoluzzer: Humor in den Zeiten der Angst.
Die Veranstaltung wird unter der Einhaltung der 2-G-Regelung stattfinden – Einlass nur mit Impfpass oder Genesenenausweis (Grünem Pass).
Web: www.tallercito.de und Haus der Demokratie und Menschenrechte
Veranstaltende: Haus der Demokratie und Menschenrechte & Tallercito
16:00 - 18:00
Anarchistischer Salon: Von der Utopie zur Dystopie … und was dies für uns Anarchist*innen bedeuten könnte.
Utopien sind ein wichtiger Bestandteil anarchistischen Denkens und Handelns. Ausgehend von einführenden Fragestellungen, angefangen von der Wunschutopie bis hin zu alternativen Gesellschaftsentwürfen in der Science-Fiction-Literatur werden wir zu dritt als Gastgeber*innen Thesen und Texte vorstellen, um den Nachmittag mit einer unterhaltsamen Diskussionkultur zu gestalten.
Anarchist*innen sind die besten Utopist*innen, wenn es nicht um Utopie geht. Verweise auf praktische Umsetzungen einer Utopie (ja, wir wissen …) sind alltäglich in politischen Gesprächen. Eine Leerstelle findet sich nicht. Das ist das utopische Argument: Mit dem Idealzustand, der nicht an aktuelle Rahmenbedingungen gebunden ist, das Gegenüber zu überzeugen, einen Schritt in diese Richtung zu machen, die Utopie zu „vergemeinsamen“. Es muss nicht der Idealzustand sein. Dem utopischen Argument reicht auch der Fast-Idealzustand oder der etwas angenäherte Idealzustand. Wir würden mit kleiner Gewissheit sagen, dass keine Einführung in den Anarchismus ohne das utopische Argument auskommt. Ich würde auch sagen, dass die Utopie kein guter Ratgeber ist, wenn es auf Tatsachen ankommt. Um genauer zu verstehen, wie das utopische Argument genutzt wird, wollen wir uns auf eine kleine Spurensuche begeben. Wir wollen das utopische Argument in Kropotkins „Die Eroberung des Brotes“ und in aktuelle anarchistischen Debattenbeiträgen zu „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“ aufspüren und gemeinsam seine Grenzen und Nutzen verstehen lernen.
Texte u.a.: U. LeGuin, I. Banks, A. Heller, „Anarchistischer Ökoreader“, „Die Schaffende Frau“, 1920 …
Ort: Bibliothek der Freien, Greifswalder Str. , Zeit: 05. 12. 2021 um 16.00 Uhr
Wir bitten um Anmeldung: diefreien@bibliothekderfreien.de
Für Gebäck und Getränke wird gesorgt, fast wie im Schlaraffenland.
Veranstaltungen 2020
Datum/Zeit | Veranstaltung |
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24/01/2020 19:00 - 21:00 |
Charlotte Wiedemann: Der lange Abschied von der weißen Dominanz
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
28/02/2020 20:00 - 22:00 |
Hommage an Ursula K. Le Guin
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
13/03/2020 20:00 - 22:00 |
100 Jahre Kapp-Putsch
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
19/03/2020 20:00 - 22:00 |
ABGESAGT! P. M.: "Warum haben wir eigentlich immer noch Kapitalismus?"
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
20/03/2020 20:00 - 22:00 |
ABGESAGT Anarchistische Geographen? Reclus und Kropotkin und die Sache mit der Nation
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Jan 2020
19:00 - 21:00
Charlotte Wiedemann: Der lange Abschied von der weißen Dominanz
Die Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus spielt in der Tradition des deutschen Anarchismus selten eine Rolle. Besonders in der Weimarer Republik und zuvor wurde das Thema gern verdrängt. Die weitgereiste Journalistin und Buchautorin Charlotte Wiedemann befasst sich in ihrem neuen Buch mit dem kolonialen Erbe und den Privilegien des eigenen Weißseins. Sie stellt fest, dass eurozentrische Überlegenheitserzählungen von Fortschritt, Entwicklung oder Feminismus nicht mehr unwidersprochen stehen bleiben. Aktuelle Abwehrmechanismen lassen sich u.a. auch mit dem Paradox einer gelungenen Integrationspolitik erklären. Die Spuren der Einwanderung und Globalisierung verändern spürbar Identitätskonstruktionen und sie aktivieren die radikale Rechte. Die Autorin möchte uns ermutigen, den Bedeutungsverlust der weißen Dominanz konstruktiv zu gestalten.
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
Feb 2020
20:00 - 22:00
Hommage an Ursula K. Le Guin
“Resistance and change often begin in art. Very often in our art, the art of words.” (“Widerstand und Veränderung beginnen oft in der Kunst. Sehr oft in unserer Kunst, der Kunst der Wörter.“)
Am 22.01.2018 verstarb mit Ursula K. Le Guin eine Grande Dame der fantastischen und Science-Fiction Literatur. Ihr Credo lässt sich umschreiben mit ihrem Zitat: “I too have crossed some genre barriers, in fact about as many as I could“ (“Ich habe auch einige Genre-Grenzen überschritten, tatsächlich so viele wie ich konnte.“). Nach heutigen Maßstäben ist sie eine Autorin und Feministin, die aktuelle Queertheorien mit ihrem Roman „The left Hand of Darkness“ („Die linke Hand der Dunkelheit“) 1969 vorwegnehmend imaginierte. Auch die anarchistische Utopie „The Dispossessed“ („Die Enteigneten“, auch: „Planet der Habenichtse“) (1974) überzeugte die männlich dominierte Science Fiction Szene, so dass sie, wie noch keine Frau vor ihr, den Hugo Award zweimal hintereinander gewann. Diese Veranstaltung soll als Ehrung und Hommage verstanden werden, Textstellen aus oben genannten Romanen werden in Form einer Lesung vorgetragen.
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
Mrz 2020
20:00 - 22:00
100 Jahre Kapp-Putsch
Der Generalstreik und der Kampf gegen den Kapp-Lüttwitz Putsch in Berlin 1920 geriet die junge Weimarer Republik in höchste Gefahr! Putschende Rechte versuchten mit militärischer Gewalt den Umsturz und besetzten das Berliner Regierungsviertel. Bis dahin hatten sich Ebert und Noske auf rechte Freikorpsverbände gestützt, um eine weitergehende Demokratisierung und Sozialisierung zu verhindern. Nun flüchteten sie in die deutsche Provinz und riefen die Arbeiterschaft zum Generalstreik auf, der die Putschisten zur Aufgabe zwang. Aber zuletzt zahlten wohl über zweitausend Arbeiter*innen ihr Eintreten für die Republik oder für eine weitergehende Demokratisierung mit ihrem Leben. Doch dem Geschehen ging eine langjährige erbitterte Debatte um den Generalstreik voraus, der als anarcho-syndikalistische Praxis von der SPD stets abgelehnt wurde.
Wir versuchen neben einem kurzen Abriss der Ereignisse eine Einordnung in die Abläufe der Deutschen Revolutionen zwischen 1918 und 1923 zu geben und lassen die damaligen Anarchist*innen und Anarcho-Syndikalist*innen zu Wort kommen. Zuletzt werfen wir einen Blick auf den Zustand der Gräber der Opfer in Berlin, die bis heute kaum gewürdigt werden.
Ein Vortrag der Gustav Landauer Initiative
20:00 - 22:00
ABGESAGT! P. M.: „Warum haben wir eigentlich immer noch Kapitalismus?“
ABGESAGT
Die Frage müssen wir uns stellen, denn dessen Überwindung ist einfacher als gedacht! Ihr könnt aufhören zu diskutieren, P.M. hat den definitiven Vorschlag, wie wir aus der gegenwärtigen Wirtschaftsordnung (von einigen Scherzkeksen Kapitalismus genannt) herauskommen, weltweit, ökologisch und gemäss den neusten Rezepten der Glücksforschung. Wer jetzt nicht zugreift, verpasst sein Leben.
In seinem aktuellen Buch setzt der Schweizer Autor Hans Widmer aka P. M. fort, was ihn in den letzten 30 Jahren in seinem Werk mal in den intergalaktischen Raum, mal ins Mittelalter und mal in die Schweiz führte: der Weg des radikalen Umdenkens: „Alle reden von der nächsten Krise des gegenwärtigen Wirtschaftssystems… Wieder einmal stockt das Wachstum. Die Blase wird erneut gefüttert mit billigem Geld, Staatsschulden, Steuersenkungen. Was passiert, wenn sie platzt? Was, wenn Kapitalismus und Krise Synonyme sind? Der ewige Krisenparcours des Kapitalismus ist zerstörerisch, weil er nicht nachhaltig sein kann. Landschaften, Menschen, gesellschaftlicher Zusammenhalt, das Klima, die Artenvielfalt werden beschädigt, um das Wachstum aufrechtzuerhalten, das notwendig ist, um 200 Billionen Dollar Schulden wenigstens theoretisch als bedienbar erscheinen zu lassen. Der Kapitalismus ist eine intrinsisch lebensfeindliche Maschinerie. Wir sind ein Teil davon. Aber wir können es ändern.“ Hier gibt es einen Vorschlag, der den Kapitalismus beenden kann!
Wie schon in dem 2019 erschienen Roman von P.M. „Das Gesicht des Hasen“ wird aufgezeigt, dass der Kapitalismus kein unüberwindbares Hindernis ist. Wir schmieden einfach eine „neue Allianz“.
20:00 - 22:00
ABGESAGT Anarchistische Geographen? Reclus und Kropotkin und die Sache mit der Nation
Élisée Reclus und Pjotr Kropotkin waren beides: Anarchisten und Geographen. Vor allem Reclus‘ „Nouvelle géographie universelle“ (erschienen 1876-1894) wird als methodischer Vorläufer der heutigen Humangeographie angesehen. In ihrer Rolle als anerkannte Geographen und Wissenschaftler unterstützten und beeinflussten beide die Unabhängigkeit mancher Nationen und wirkten so auch an der Bildung neuer nationalstaatlicher Grenzen mit. Weder Kropotkin noch Reclus bezeichneten sich dabei als anarchistische Geographen. Anarchistische Geographie, in eben dieser Selbstbezeichnung, ist ein noch junges wissenschaftliches Feld – so gibt es beispielsweise erst seit 2017 die ‚International Conference of Anarchist Geographies and Geographers‘. Eine aktuelle Frage, die sich womöglich bereits Kropotkin und Reclus stellen mussten, lautet hier: Wie kann Raum möglichst ohne Staat gedacht und erforscht werden, wo doch gerade WissenschaftlerInnen auf staatliche oder institutionelle Anerkennung und Unterstützung angewiesen sind?
Der Vortrag von Anna möchte einen Überblick geben über frühe geographische Arbeiten, in denen anarchistische Ansätze erkennbar sind, aktuelle Konzepte vorstellen, sowie nationale Bestrebungen Reclus‘ und Kropotkins in den historischen Kontext des 19. Jahrhunderts stellen.
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
20:00 - 22:00
ABGESAGT Ruhraufstand
Nachdem im März 1920 Kapp putschte, riefen alle linken Arbeiterorganisationen den Generalstreik aus und der rechte Putsch konnte abgewendet werden. Im Ruhrgebiet behalten die Arbeiter*innen unter anderem in der anarchosyndikalistischen FAUD ihre Waffen und bildeten sogenannte Arbeiterwehren. Letztlich wurde der Ruhraufstand mit Hilfe von Freikorps zerschlagen. Hinter der Front passierte aber noch viel mehr.
Sind die Forderungen seiner Zeit heute noch aktuell?
Apr 2020
21:00 - 23:00
ABGESAGT Andreas Müller: Anarchisten in Dortmund, von 1919 – 1933
In der Weimarer Republik sind im Raum Dortmund bis zu 20000 registrierte Mitglieder in anarchistischen Vereinen aktiv gewesen. Inspiriert von den Reformbewegungen, gab es vielfältige Kulturvereine wie z.B. die freien Sängerbünde, Frauengruppen, die sich mit Sexualaufklärung, Verhütung aber auch freier Liebe beschäftigten, Kinder- und Jugendgruppen, freie Schulen, Individualanarchisten, bis hin zur erstarkten und in vielen Betrieben dominierenden FAUD, die noch bis 1926 oft die Mehrheit in den Betriebsräten stellte. Andreas Müller von der Geschichtswerkstatt Dortmund stellt die Hintergründe und die Breite der Bewegung dar, ihre Spaltungen, ausgelöst durch die Frage, was denn nun der „wahre“ Anarchismus sei, bis zur Auflösung durch den Faschismus.
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
21:00 - 23:00
ABGESAGT Jonathan Eibisch: Soziale Revolution als entscheidender Fluchtpunkt anarchistischen Denkens
Wovon reden Anarchist*innen eigentlich, wenn sie von „sozialer Revolution“ sprechen? Und ergibt es unter den gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen denn überhaupt Sinn, noch solche großartigen Worte in den Mund zu nehmen? Bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, dass sich im Anarchismus sozial-revolutionäre Vorstellungen in Abgrenzung zu „sozialer Evolution“, „politischer Revolution“ und politischen Reformen“ herausgebildet haben. Mit „sozialer Revolution“ wird einerseits ein ziemlich umfangreicher und vielschichtiger Prozess radikalen gesellschaftlichen Wandels beschrieben. Andererseits werden mit diesem anarchistischen Konzept recht konkrete Überlegungen zur Umstrukturierung der Gesellschaft verbunden. Um den Begriff zu aktualisieren, ist seine Entstehung und sein Gehalt zu rekonstruieren. Damit wird auch deutlich, dass sich neue linke Transformationstheorien nachweisbar auf anarchistische Vorstellungen beziehen.
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
Mai 2020
21:00 - 15:00
Lukrative Bodenschätz in der Tiefsee.
Es ist wie mit dem Wald. Im 18. Jh. wird in England der „unterirdische Wald“ mit seiner Kohle entdeckt. Die Industrialisierung beginnt. Mit dem Fortschritt der Technik werden zurzeit die Claims in der Tiefsee abgesteckt. Auf deren Oberfläche liegen „kartoffelgroße“ Mineralien, die die Profitbegierde von Konzernen wecken. Außerdem wurden vor etwa 20 Jahren die „Schwarzen Raucher“ entdeckt, Formationen, in deren Umfeld wertvolle Bodenschätze sind. Darunter befinden sich auch seltene Erden. Diese sind bedeutsam für Digitaltechnik und Rüstungsindustrie. Doch rätselt heute schon die Wissenschaft über die ökologischen Folgen eines umfangreichen Abbaus. Es droht sozusagen „Tiefsee-Extraktionismus“ pur. Erneut beginnt ein Wettrennen um Profit, Macht, Konsum, mit unabsehbaren Folgen für die Umwelt. Welche Fragen stellen sich, aus libertärer, öko-sozialer Sicht? Am Nachfolgetag besuchen wir zum Thema das Berliner Naturkundemuseum (Eintrittspreis muss selbstständig bezahlt werden).
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
21:00 - 23:00
Abgesagt: Hanna Poddig: „From Democracy to Freedom“ – Der Unterschied zwischen Regierung und Selbstbestimmung (CrimethInc.)
Demokratie ist das allgemeingültigste politische Ideal unserer Zeit. George Bush hat sich darauf berufen, um die Invasion in den Irak zu rechtfertigen; Barak Obama gratulierte den Rebell*innen vom Tahrir-Platz, weil sie Demokratie nach Ägypten gebracht hätten und „Occupy Wall Street“ war davon überzeugt, ihre reinste Form herausdestilliert zu haben. Von der Demokratischen Volksrepublik Nordkorea bis zur autonomen Region Rojava nennt sich praktisch jede Regierung und jede Bewegung demokratisch. Aber was ist das Heilmittel für die Probleme der Demokratie? Alle sind sich einig: mehr Demokratie. Seit der Jahrtausendwende ist eine Vielzahl neuer Bewegungen entstanden, die versprachen, diesmal die echte Demokratie zu verwirklichen – im Gegensatz zu den nur scheinbar demokratischen Institutionen, die sich als ausschließend, einschränkend und entfremdend herausgestellt hätten. Gibt es einen roten Faden, der all diese verschiedenen Formen von Demokratie verbindet? Welche von ihnen ist die „wahre“ Demokratie? Kann eine von ihnen tatsächlich die Inklusivität und Freiheit bringen, die wir mit dem Wort verbinden? Das Buch von CrimethInc widmet sich diesen Fragen zunächst theoretisch anhand einer grundsätzlichen Kritik an Demokratie, um sich sodann anhand konkreter Erfahrungen aus Slowenien, Bosnien, Griechenland, Spanien und den USA der Frage zu stellen, was diese Kritik für unsere Organisierung bedeutet.
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
Jun 2020
21:00 - 23:00
Abgesagt_ Maurice Schuhmann: 50 Jahre Ton Steine Scherben
Rio Reiser, Kopf von der Agit-Prop-Band „Ton Steine Scherben“ (TSS), ist einer der einflussreichsten deutschen Musiker gewesen – und zudem auch Anarchist. Im Jahr 1970 erschien mit „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“ ein Soundtrack für die Revolte der 70er und 80er Jahre; zwei Jahre später erschien das Doppelalbum „Keine Macht für Niemand!“, dessen Titel eine Anleihe an eine Überschrift aus einer Anarchopostille war.
TSS war aber keine „reine“ Anarchoband, sondern erfreute sich auch in anderen linken Kreisen hoher Beliebtheit – außer bei den moskautreuen Kommunisten, die ihnen ihren Anarchismus vorwarfen. In einem Vortrag soll das Wirken jener Band, die zwischen 1970 und 1985 existierte, gewürdigt werden.
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
Jul 2020
21:00 - 23:00
Abgesagt! Maurice Schuhmann Anarchistische Perspektiven auf die franz. Revolution
Die Französische Revolution von 1789 dient vielen Sozialist*innen als Paradebeispiel für eine Revolution – und als ein Lehrstück. Auch im anarchistischen Diskurs und Geschichtsschreibung nimmt sie eine wichtige Stellung ein – u.a. in Bezug auf die Suche nach Vorläufer_innen der eigenen Bewegung. Neben der grundlegenden Studie von Kropotkin („Die Große Französische Revolution“) erschienen zwei wichtige Dokumentensammlungen – sowohl Landauers „Briefe der französischen Revolution“ als auch Stirners „Geschichte der Reaction“ – und eine Vielzahl von Untersuchungen, wie der von Bookchin über „The third Revolution“.
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
Sep 2020
19:00 - 21:00
Maurice Schuhmann: 50 Jahre Ton Steine Scherben
***Achtung! Anmeldung notwendig!***
Wir freuen uns die Veranstaltung die wir wegen Covid-19 absagen mussten nachzuholen. Es dürfen jedoch nur 20 Personen in den Veranstaltungsraum! Daher ist es notwendig, dass ihr euch unter DieFreien@BibliothekderFreien.de anmeldet. PGP-Key findet ihr hier. Wir bemühen uns die Veranstaltung aufzunehmen. Haltet euch auf unserer Website auf dem laufenden.
Rio Reiser, Kopf von der Agit-Prop-Band „Ton Steine Scherben“ (TSS), ist einer der einflussreichsten deutschen Musiker gewesen – und zudem auch Anarchist. Im Jahr 1970 erschien mit „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“ ein Soundtrack für die Revolte der 70er und 80er Jahre; zwei Jahre später erschien das Doppelalbum „Keine Macht für Niemand!“, dessen Titel eine Anleihe an eine Überschrift aus einer Anarchopostille war.
TSS war aber keine „reine“ Anarchoband, sondern erfreute sich auch in anderen linken Kreisen hoher Beliebtheit – außer bei den moskautreuen Kommunisten, die ihnen ihren Anarchismus vorwarfen. In einem Vortrag soll das Wirken jener Band, die zwischen 1970 und 1985 existierte, gewürdigt werden.
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
Nov 2020
19:00 - 21:00
ABGESAGT: Links der Linken Sam Dolgoff und die radikale US-Arbeiterbewegung (Buchvorstellung)
Sam Dolgoff (1902-1990) war Malerarbeiter und Mitglied der Industrial Workers of the World (IWW), auch Wobblies genannt, von den frühen 1920er-Jahren bis zu seinem Tod. Zusammen mit seiner Ehefrau, Esther Dolgoff, stand er im Zentrum des US-amerikanischen Anarchismus, insbesondere des Anarchosyndikalismus. Ihr Sohn, Anatole Dolgoff (geb. 1937), zeichnet in diesem Buch nicht nur Sam Dolgoffs Leben nach, sondern schreibt gleichzeitig eine leidenschaftliche Geschichte der radikalen Arbeiterbewegung in den USA des 20. Jahrhunderts.
Anatole Dolgoff wuchs in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mitten im Milieu der Wobblies sowie im jüdisch geprägten Milieu der aus der Immigration kommenden Arbeiter*innen New Yorks auf. Sein Buch erzählt von der Macht der Nachbarschafts-Solidarität unter den Arbeiter*innen, aber auch von proletarischen und kulturellen Spaltungslinien.
Nur kurze Zeit nach den US-Wahlen am 3. November ruft die Veranstaltung die unbekannte Geschichte der US-Arbeiterbewegung in Erinnerung und zeigt, dass integrierte Gewerkschaften mit schwarzen und weißen Arbeiter*innen schon ab den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts existierten. Gewerkschaftsaktivisten wie der afrikanische Amerikaner Ben Fletcher waren prägend für die IWW und werden im Buch ausführlich vorgestellt.
Buchvorstellung durch Lou Marin (Verlag Graswurzelrevolution)
Veranstaltungen 2019
Datum/Zeit | Veranstaltung |
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25/01/2019 19:00 - 21:00 |
Lothar Binger: 68 – selbstorganisiert & antiautoritär
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
10/02/2019 14:00 - 16:00 |
Die Geschichte einer jungen Rebellin
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
15/02/2019 19:00 - 21:00 |
Das Kiezhaus Agnes Reinhold stellt sich vor
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
01/03/2019 19:00 - 20:00 |
Bibliothek der Freien: Vorstellung des Projekts
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
15/03/2019 19:00 - 21:00 |
1919–2019: 100 Jahre Revolution & die Münchener Räterepublik
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Jan 2019
19:00 - 21:00
Lothar Binger: 68 – selbstorganisiert & antiautoritär
Der 68er-Aufbruch: Neue Vorstellungen von Erziehung, Sexualität, Beziehungen von Frauen und Männern und Versuche eines anderen Zusammenlebens in Kommunen und Wohngemeinschaften. Darüber berichtet Lothar Binger, Autor des Buches „68 selbstorganisiert & antiautoritär“.
Er wirkte in Westberlin in etlichen Initiativen mit, die es so zum ersten Mal gab. 1968 der erste Berliner Kinderladen, 1969 das Kinderladen INFO, 1968 die erste deutsche Undergroundzeitung Linkeck, 1970 die ersten linken Kinderbücher, 1970 Beginn der Stadtteilarbeit in Kreuzberg, Gründung des Lehrlingstheaters Rote Steine, Produktion der ersten „Ton Steine Scherben“-Single, 1971 die ersten erfolgreichen Berliner Hausbesetzungen des Jugendzentrums Kreuzberg und des Rauch-Hauses als Ergebnis der Jugendarbeit. 1972 startete mit der Gründung der GUM, dem GUM-INFO und 1974 mit dem Positionspapier der erste Versuch, die Undogmatische Linke auf ein theoretisches Fundament zu stellen und im Frühjahr 1974 entstand mit dem INFO BUG (Berliner Undogmatischer Gruppen) ein wöchentliches Kommunikationsorgan für die Sponti-Linke in Westberlin, das über vier Jahre Bestand hatte. Das alles unter der Devise: Selbstorganisiert, undogmatisch, antiautoritär und selbstverständlich antikapitalistisch.
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
Feb 2019
14:00 - 16:00
Die Geschichte einer jungen Rebellin
Die Bibliothek öffnet an diesem Sonntag die Türen speziell für Kinder und wir möchten euch gerne die Geschichte einer jungen Rebellin erzählen, die sich mutig gegen eine Großmacht stellt. Es ist eine zeitlose Geschichte, die in diesen Zeiten voranschreitender Beschleunigung zum Innehalten anregt. Die Lesung wird musikalisch begleitet, und wir laden euch herzlich ein, Kekse, Tee oder Punsch mitzubringen. Bringt außerdem Decken und Kissen mit, damit ihr es euch gemütlich machen könnt. Bei Anmeldung gibt es weitere Infos. Wir freuen uns auf euer Kommen!
(Lesung für Kinder)
19:00 - 21:00
Das Kiezhaus Agnes Reinhold stellt sich vor
Die Idee, einen Raum als Teil der kommunalen Struktur in der Nachbarschaft aufzubauen und gemeinsam zu verwalten, hat mit dem Bezug der Räumlichkeiten in der Afrikanischen Straße 74 im Berliner Stadtteil Wedding ein große Verwandlung in Richtung Wirklichkeit erfahren. Das Kiezhaus Agnes Reinhold soll einen Ort ermöglichen, um zusammenzutreffen und sich jenseits von kapitalistischer Verwertungspolitik und dem Joch von Nationalstaaten und Grenzen auszutauschen. Hiermit ist in Berlin ein neuer Freiraum geschaffen worden, während so viele andere schwinden.
An dem Abend stellen wir das Projekt vor, anschließend wird die Gustav-Landauer-Initiative vom Leben und Schaffen der Namenspatronin Agnes Reinhold, einer Kämpferin der frühen anarchistischen Bewegung in Berlin, erzählen. Zu ihrer Zeit war sie hochgeehrt als „anarchistische Louise Michel“ – heute ist sie ganz zu Unrecht vergessen. Unter hohem persönlichen Einsatz organisierte sie mit ihrer Gruppe „Autonomie“ den Schmuggel und die Verteilung von anarchistischen Zeitungen und Flugblättern in Berlin, baute ein Kontaktnetz der ersten Gruppen in Deutschland und den angrenzenden Ländern auf und rief gerade die Frauen zum politische Engagement. Als ihre Gruppe 1890 verhaftet wurde, nahm sie alle Schuld auf sich und erreichte Freisprüche für alle anderen Angeklagten – zu einem hohen Preis: 6 Jahre Zuchthaus in Einzelhaft. Nach der Entlassung machte sie ihre erschütternden Hafterfahrungen öffentlich und trat unerschrocken gegen ihre Peiniger auf.
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
Mrz 2019
19:00 - 20:00
Bibliothek der Freien: Vorstellung des Projekts
Für alle Interessierten: Ein Einblick in das Bibliotheksprojekt und eine Orientierung über unsere Bestände an Büchern, Zeitschriften, Archivalien und anderem.
19:00 - 21:00
1919–2019: 100 Jahre Revolution & die Münchener Räterepublik
Im Dezember 1919 wurde im Räte-Kongress mehrheitlich für die verfassungsgebende Nationalversammlung gestimmt. Dies war eine bittere Enttäuschung für die revolutionäre Linke und die Linksradikalen, eine Entscheidung für den Parlamentarismus statt einer freiheitlich-sozialistischen Räte-Republik. Zugleich war damit der Kapitalismus „gerettet“. Dies geschah aus der Not und dem sozialen Elend heraus. Gleichzeitig gab es neue Revolutionserwartungen. Es folgten Massen-Streiks, z.B. in Berlin und dem Ruhrgebiet. Im April 1919 wurde die Bairische Räterepublik ausgerufen. Mitten drin „Träumer“ und libertäre Denker, wie Landauer, Mühsam und Toller. Zur gleichen Zeit wuchs die anarchosyndikalistische Gewerkschaft FAUD massiv an. Eine Kommission mit Augustin Souchy wurde einberufen, sie wollte ein realistisches Selbstverwaltungsmodell kreieren – jenseits aller „Träumereien“. Die Veranstaltung soll ein libertärer Erinnerungsschub für die Zukunft sein, jenseits des Bildes eines kohleverschmierten Bergarbeiter-Kumpels.
(Vortrag mit anschließender Diskussion
19:00 - 21:00
Lou Marin: Pazifismus oder gewaltfreier Anarchismus?
Achtung: Die Veranstaltung findet im BAIZ statt!
Pazifismus und gewaltfreier Anarchismus werden in der „Linken“ oftmals und fälschlicherweise als synonym verstanden. Manchmal wird der gewaltfreie Anarchismus auch gar nicht als solcher benannt, sondern es wird der Pazifismus (angeblich immer gegen Gewalt: falsch!) dem Anarchismus (angeblich immer für Gegengewalt: falsch!) gegenübergesetzt.
Doch im deutschsprachigen Raum existiert durch die lange Tradition und Praxis der Graswurzelrevolution (seit 1972) und ihr nahe stehender Aktionskampagnen (von Bauplatzbesetzungen in der Anti-AKW-Bewegung über antimilitaristische Manöverstörungen in den 80er-Jahren, über Blockaden der Castor-Transporte bis zu den jüngsten Kampagnen zivilen Ungehorsams der Klimabewegung) der gewaltfreie Anarchismus als eine – von vielen – Strömungen des Anarchismus. International ist diese Strömung in der antimilitaristischen Internationale der „War Resisters’ International“ (seit 1921) organisiert.
Der Pazifismus dagegen, als bürgerlicher und sozialdemokratischer Pazifismus, hat eine andere Geschichte. Sie ist zwar auch mit individueller Kriegsdienstverweigerung, aber vorwiegend mit parlamentarischen Friedenskonferenzen, internationalen Schiedsgerichten, der historischen Forderung nach einem Volksheer anstatt einem stehenden Heer, Appellen an die und Verhandlungen unter den Regierenden verknüpft. Der Pazifismus ist befriedend, der gewaltfreie Anarchismus revolutionär und befreiend.
Im Vortrag wird besonders auf die Darstellung der Unterschiede Wert gelegt, um die verbreitete Ineinssetzung von Pazifismus und gewaltfreiem Anarchismus zurückzuweisen.
(Vortrag mit Diskussion)
19:00 - 21:00
Maurice Schuhmann: Spuren der Stirner- und Nietzsche-Rezeption im Werk von Ret Marut/B. Traven
„Wenn das Werk spricht, hat der Autor zu schweigen“ heißt es sinngemäß im Werk Friedrich Nietzsches. Wie kaum ein anderer Schriftsteller hat der Anarchist und Bestsellerautor B. Traven („Der Schatz der Sierra Madre“, „Das Totenschiff“), der am 26. März 1969 in Mexiko verstarb, versucht, das Postulat umzusetzen. Bei ihm trat der Autor hinter das Werk zurück – und damit machte er sich gleichzeitig so spannend für die literarische Öffentlichkeit, so dass es eine regelrechte Jagd auf das Phantom B. Traven gab. Besonders sein Frühwerk („Der Ziegelbrenner“), welches er unter dem Namen Ret Marut publizierte, ist geprägt von seiner Nietzsche- und Max Stirner-Rezeption, wie sie in der Epoche des I. Weltkrieges in libertären Kreisen häufig anzutreffen war.
Anlässlich seines 50. Todestages gilt es die Rezeption jener beiden Philosophen in seinem Gesamtwerk nachzugehen und die Besonderheiten jener Traven’schen Lesart im Kontext des zeitgenössischen anarchistischen Diskurses herauszuarbeiten.
(Vortrag mit Diskussion)
Nachtrag: Inzwischen ist das Manuskript veröffentlicht.
Apr 2019
19:00 - 21:00
DISRUPT! Autonomie und transformierte Herrschaft in Zeiten digitalisierter Fremdbestimmung
Mit „DISRUPT!“ beschreibt das Autor*innen-Kollektiv Capulcu die Versuche, das menschliche Dasein den Anforderungen einer reduktionistischen künstlichen Intelligenz zu unterwerfen. Der Anpassungsdruck des Menschen an die Maschine wirkt bereits jetzt – weit vor einer vollständigen Vernetzung aller mit allem. Capulcu dechiffriert diese „Entwicklung“ als Angriff auf unsere Autonomie und analysiert seine entsolidarisierende Wirkung. Denn Technologie ist nie neutral, sondern immanent politisch.
DELETE untersucht, wie sich Machtverhältnisse durch diesen technologischen Angriff verändern. Die klassischen politischen Institutionen erleiden einen Bedeutungsverlust während der Einfluss der Tech-Giganten über die Ökonomisierung der entlegensten Lebensbereiche weiter steigt. Soziale Punktesysteme verlängern mit ihrem permanenten „Rating“ und „Scoring“ die Reichweite der Disziplinierung weit über die direkte Ausbeutung im Arbeitsverhältnis hinaus. Wie verändert sich die Bedingungen für Autonomie und soziale Revolte in dieser zunehmenden Fremdbestimmung?
Capulcu hält einen Gegenangriff auf die Praxis und die Ideologie der totalen Erfassung, Bewertung und Lenkung für zwingend notwendig. Die Autor*innen plädieren für die Wiederbelebung einer praktischen Technologiekritik.
(Vortrag mit Diskussion)
13:30 - 17:00
Räte: Modell und Praxis
Zunächst stellen wir ein einfaches Modell einer Gesellschaft der Räte vor. Auch die CNT/FAI propagierte immer das Prinzip „vom Einfachen zum Komplexen“. Murray Bookchins Idee des libertären Kommunalismus folgt danach. Weiter geht es mit der Schweizer Anarchistin Clara Thalmann, die 1937 in einem Provinzdorf zur Praxis überging. Und ein weiteres praktisches Beispiel wird erläutert: Der katalanische Zugverkehr. Die beiden größten spanischen Gewerkschaften, die CNT und die sozialistische Gewerkschaft, machten sich vereint an die revolutionäre Umwälzung. Ein Workshop mit Raum fürs Nachdenken und die Diskussion. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen erhalten ein zusammenfassendes Paper.
(Workshop und Referat mit Bildern und Videos)
Mai 2019
19:00
Gustav Landauer zum 100. Todestag
Bis in den Mai hinein, über sechs Wochen hinweg, wird im Rathaus Friedrichshain-Kreuzberg die umfassende Ausstellung „Anarchie ist das Leben der Menschen, die dem Joche entronnen sind. Gustav Landauer in Berlin (1889-1917)“ gezeigt. Geboren in Karlsruhe und ermordet in München schlägt die Ausstellung den Bogen und fokussiert dabei die Aktivitäten des freiheitlichen Sozialisten in Berlin. Anlässlich des 100. Todestages Landauers findet am 2. Mai die zentrale Veranstaltung im Rahmenprogramm der Ausstellung im Havemann-Saal statt. Der Abend wird eingeleitet mit einer szenischen Lesung. Danach wird es in kurzen Stellungnahmen und einer moderierten Podiumsdiskussion um das Unabgegoltene in Landauers Denken gehen, um heute noch – oder wieder – dringende Fragen von allgemeinem Interesse, aber auch um Gespräch, Anekdote und Unterhaltung.
„Gustav Landauer in Berlin“
Rahmenprogramm zur Ausstellung
weitere Infos: https://gustav-landauer.org/ausstellung
- Gustav Landauer in seinen Briefen aus Krieg und Revolution
Do., 11. April 2019, 19 Uhr: Friedrichshain-Kreuzberg Museum, Adalbertstr. 95A, 10999 Berlin, barrierefrei
- Gustav Landauer und die Anfänge der Reformpädagogik
Do., 18. April 2019, 19 Uhr: Friedrichshain-Kreuzberg Museum, Adalbertstr. 95A, 10999 Berlin, barrierefrei
- Gustav Landauer und die Münchner Räterepublik
Do., 25. April 2019, 19 Uhr: Friedrichshain-Kreuzberg Museum, Adalbertstr. 95A, 10999 Berlin, barrierefrei
- Gustav Landauer zum 100. Todestag
Do., 2. Mai 2019, 20 Uhr: Robert-Havemann-Saal im Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin
- „Sehr wertvoll sind darum die Vorschläge, die Silvio Gesell gemacht hat“. Die Freigeldtheorie damals und heute
Fr., 3. Mai 2019, 19 Uhr: Friedrichshain-Kreuzberg Museum, Adalbertstr. 95A, 10999 Berlin, barrierefrei
- Siedlung, Landbau und Genossenschaft. Transformationspotenziale solidarischer Ökonomie
Mo., 6. Mai 2019, 19 Uhr: Ex-Ableger, Oranienstraße 45, 10969 Berlin, barrierefrei
- Zwischen Antisemitismus und Zionismus. Gustav Landauer und das Jüdische Volksheim
Di., 7. Mai 2019, 19 Uhr: Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien, Sophienstr. 22a, 10178 Berlin, barrierefrei
19:00 - 20:00
Bibliothek der Freien: Vorstellung des Projekts
Für alle Interessierten: Ein Einblick in das Bibliotheksprojekt und eine Orientierung über unsere Bestände an Büchern, Zeitschriften, Archivalien und anderem.
19:00 - 21:00
Lothar Binger: Verstockte Welt – Stock-Geschichte im Patriarchat
Der Stock begleitete und prägte wie kein anderer Gegenstand die Menschheitsgeschichte als Werkzeug, Grabstock, Spindel, Waffe und für die Feuererzeugung. Als Trägermaterial von Werkzeugen wurde er unentbehrlich, so dass man die Steinzeit ebenso gut auch Stockzeit nennen könnte. Die ersten Bauwerke waren der schräg gestellte, aus Stöcken gefertigte, Windschutz und aus Zweigen gebaute Hütten. Der den Frauen zugeordnete Stock war, neben dem Grabstock, vor allem die Spindel, die der Herstellung der Kleidung diente. Seit der Prähistorie sicherten Männer mit dem Stock als Waffe die Gruppe. Als Herrscherstab verkörpert der Stock die Würde und als Prügelinstrument die Entwürdigung. Mit dem Stock verbinden sich Macht und Unterdrückung, Erziehung und Sexualität.
Warum greifen Jungen anders als Mädchen seit dem Kleinkindalter zum Stock? Warum werden in männlichen Händen Stöcke zu Waffen, zu Herrschaftsstäben und zu phallischen Symbolen des Patriarchats? Diesen Fragen geht das Buch ebenso nach wie den zahlreichen Anwendungen und Bedeutungen des Stockes im Handwerk, im religiösen und weltlichen Brauchtum, in der Mythologie, in der Musik, in der Vieh- und Landwirtschaft, im Haushalt sowie in Spiel und Sport. Als Pilger- und Wanderstock war der Stock ein wichtiges Hilfsmittel bei Reisen zu Fuß und in der Gegenwart hat sich der Walking stick als Sportinstrument hinzugesellt.
Jun 2019
19:00 - 20:00
Bibliothek der Freien: Vorstellung des Projekts
Für alle Interessierten: Ein Einblick in das Bibliotheksprojekt und eine Orientierung über unsere Bestände an Büchern, Zeitschriften, Archivalien und anderem
19:00 - 21:00
Maurice Schumann: Anarchistische Perspektiven auf die frühe Kibbuzim-Bewegung
Unter den sozialistischen Siedlungsprojekten des langen 19. Jahrhunderts nimmt die frühe Kibbuzim-Bewegung eine Sonderstellung ein. Im Gegensatz zu den meisten anderen Projekten, die nach wenigen Jahren wieder eingingen und weitestgehend in Vergessenheit geraten sind, kann die Kibbuzim-Bewegung auf eine über hundertjährige Tradition zurückblicken – wenn auch mit einigen Brüchen und Modifikationen der Ursprungskonzepte. Als Ursprünge werden allgemein der (politische) Zionismus und sozialistisches Gedankengut, d.h. konkret eine spezifisch jüdisch-nationale Spielart des Sozialismus (z.B. die Ideen von David Aaron Gordon), benannt. Die erste Generation jener Bewegung war aber z.T. auch noch stark von (libertär-)sozialistischem Gedankengut inspiriert – u.a. durch Kropotkin, dessen Abhandlung über die Landwirtschaft recht früh in jenen Kreisen auch ins Hebräische übersetzt wurde, und durch die Siedlungsideen von Gustav Landauer, die vor allem durch seinen engen Freund Martin Buber Eingang in den Diskursen fand. Der deutsche Anarcho-Syndikalist Augustin Souchy widmete der Kibbuzim-Bewegung nach dem 2. Weltkrieg eine enthusiastisch anmutende Broschüre – und übersah einige kritische Aspekte sowie Fehlentwicklungen, aber ihm ist hoch anzurechnen, dass er das – in jenen Kreisen bislang viel zu wenig rezipierte – Projekt wieder ins Blickfeld rückte.
Der Politikwissenschaftler Dr. Maurice Schumann beleuchtet die Ursprünge und ersten Jahrzehnte der Kibbuzim-Bewegung mit ihren sozialen bzw. politischen Experimenten und stellt die Lehren daraus zur gemeinsamen Diskussion.
(Vortrag mit Diskussion)
19:00 - 21:00
Günter Gempp: „Gesellschaften ohne Staat und Modelle für Radikaldemokratie“
Anarchie wird häufig verstanden als Chaos und Unordnung, wir können diesen Begriff aber auch vielleicht besser verstehen: als eine Ordnung der Freiheitlichen in Freiheit. Der Staat ist schon im Grundsatz Verhinderung der Freiheit und Ursache von Kriegen. Kriege sind die extremen Formen der Unfreiheit.
Aber ein Großteil der Zeit, in der es Menschen gibt, lebten Menschen ohne Staat in Gemeinschaften und Verbindungen. Sie waren das dominierende Modell des Zusammenlebens. Die Regulierung von Konflikten erfolgte meist über Gespräch und Konsens. Die Alltagsgestaltung wurde reguliert über Bräuche und Regeln.
In diesem hier vorgestellten Vortrag (Workshop) wollen wir primär am Leben von Völkern im Goldenen Dreieck zeigen, dass es heute noch Formen des Zusammenlebens in akephalen, segmentären Gesellschaften gibt. Andere solche Modelle können wir in Afrika studieren oder aus Berichten geschichtlicher Herkunft entnehmen.
Wir wollen aber auch theoretisch die Merkmale solcher Modelle herausarbeiten und die Zusammenhänge auch aus dem Blickwinkel des Rechts im Spannungsfeld zwischen Gewohnheiten, Regeln und geschriebenem, kodifizierten Recht darstellen.
(Vortrag mit Diskussion)
Jul 2019
18:30 - 20:00
Bibliothek der Freien stellt sich vor
Für alle Interessierten: Ein Einblick in das Bibliotheksprojekt und eine Orientierung über unsere Bestände an Büchern, Zeitschriften, Archivalien und anderem.
19:00 - 20:00
Bibliothek der Freien Vorstellung des Projekts
Für alle Interessierten: Ein Einblick in das Bibliotheksprojekt und eine Orientierung über unsere Bestände an Büchern, Zeitschriften, Archivalien und anderem.
19:00 - 21:00
Solidarische Landwirtschaft, SoLaWi
Die solidarische Landwirtschaft, SoLaWi, strebt eine ökologische und gemeinschaftliche Produktion von Lebensmitteln an. Leider ist bei vielen Initiativen das Politische in den Hintergrund geraten, es geht vielen nur noch um gutes, gesundes Bio-Essen. Aber wie können Betriebe der solidarischen Landwirtschaft die Potenziale, die in dieser guten Idee stecken, zur antikapitalistischen Gesellschaftsveränderung und Aufklärung nutzen?
(Filmvorführung mit Diskussion)
Sep 2019
19:00 - 21:00
Prof. Dr. Ulrich Klemm: Mythos Schule – Warum Bildung entstaatlicht und entschult werden sollte
Klemms zentrale These ist, dass Bildung und Lernen nur dann wirklich gelingen können, wenn sie entstaatlicht und entschult werden. In den Mittelpunkt seiner Argumentation stellt er fünf traditionelle Vorstellungen von Schule, die er als Mythen bezeichnet:
- Schule sichert Wissen
- Schule schützt Kinder
- Schule garantiert kulturellen Fortbestand
- Schulreformen verbessern Schule
- Heute wissen wir alles besser
Erst wenn wir es wagen, uns auf eine demokratische Vorstellung von Schule einzulassen und Bildung „vom Kinde aus“ denken, werden wir den Blick frei bekommen für eine freiheitliche und humane Veränderung unseres Bildungssystems.
(Vortrag mit Diskussion)
20:00
Gedenklesung für Karin und Bernd Kramer: Die Freiheit wird nicht kommen, Freiheit wird sich rausgenommen
Unsere Wünsche sind Erinnerungen an die Zukunft. Erinnerungen an Karin und Bernd Kramer zum 5. Todestag von Bernd
Am 5. September 2014 starb der Anarchist, Verleger und Stammgast des goldenen Hahns Bernd Kramer. Seine Frau Karin verstarb bereits am 20. März 2014. Mit dieser Lesung möchten wir an die beiden erinnern, die immer noch schmerzlich vermißt werden.
Sie ritten auf dem Feuerstuhl, ihr anarchistischer Kleinverlag war legendär, als Experiment und gelebte Antiökonomie. Ihr Tod 2014 hinterließ eine Leerstelle, die schmerzt. Karin und Bernd Kramer waren Vertreter eines Freiheitsbegriffs jenseits von Anpassung und Zeitgeist. Der Kampf geht weiter!
Gedenklesung für Bernd und Karin Kramer im
“Zum goldenen Hahn”
Oranienstr. 14a
Beginn: 20 Uhr 30
Es lesen:
- Einleitung: Jochen Knoblauch (Knobi)
- 20:40 Uhr: Arndt Beck (& Tisch 1) lesen aus Bernd Kramers, „Mit dem Flachmann auf Tuchfühlung“
- 21:00 Uhr: Matt Grau ???
- 21:20 Uhr: Hermann Jan Oster liest aus Bernd Kramers „Das Gasthaus zum letzten Yeti“
- 21:40 Uhr: Ralf G. Landmesser, „Von Seelöffeln und trüben Tassen – Prosaisches und Proetfisches“
- 22:00 Uhr: Bert Papenfuß, „Du und Deins“ (Auszüge)
- 22:20 Uhr: Erik Steffen, Der Dialog mit der Jugend! Die Kramers und Punk. Spokenword-Performance
- + Überraschungsgäste
Eine Veranstaltung getragen vom Weltkulturerbe “Zum goldenen Hahn”, vom Freundeskreis Bernd und Karin Kramer [Verlag] und der Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie.
19:00 - 21:00
Elisabeth Voß: Mit solidarischem Wirtschaften die Welt verändern?
Für ein gutes Leben für jede*n überall sind Kritik und Widerstand wichtig, aber ebenso der Aufbau wirtschaftlicher Alternativen. Zum Einstieg wird dieses Andere skizziert, und die transformatorischen Potenziale in der Vielfalt solcher Betriebe und Projekte. Diese alternativen Ideen und Praxen geraten sowohl von rechter als auch von neoliberaler Seite unter Druck, zum Beispiel indem Begriffe mit neuer Bedeutung belegt werden. Erschwernisse kommen jedoch nicht nur von außen, sondern die Solidarität untereinander ist ebenfalls sehr herausfordernd.
Danach gibt es Einblicke in Beispiele anderen Wirtschaftens, die über Nischen hinausweisen, zum Beispiel Solidarischen Handel; Ansätze munizipalistischer Bewegungen, Netzwerke selbstverwalteter Betriebe; Aufnahme von Geflüchteten in verlassenen Dörfern etc.
Elisabeth Voß schreibt, spricht und berät zu Selbstverwaltung und solidarischem Wirtschaften. Von 1993 bis 1996 hat sie im Projekt A in Neustadt/Weinstraße gelebt und in einem Kollektiv gearbeitet.
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
19:00 - 22:00
Filmvorführung: Ostpunk! – Too much Future.
Dieser Film ist ebenso laut und authentisch wie das politische und ästhetische„Nein“ von Punk. Punk im Osten, das war Subkultur im anderen Deutschland, das war Tumult, das war totale Verweigerung. Die Punks in der DDR stießen an die Grenzen eines Systems, das seine Jugend steuern wollte. Im Konflikt zwischen Kollektiv und Individuum, Zukunftsnorm und Lebenslust schrieben sie ein bizarres Kapitel ostdeutscher Geschichte. Punkband wie Wutanfall, Schleimkeim, L‘Attentat, Betonromantik oder Planlos stemmen sich gegen einen verordneten Zukunftsoptimismus und eine soziale Überversorgung.
Im Anschluss Gespräch über den Film. Wir freuen uns wenn Besucher*innen ihre eigenen Geschichten und Erfahrungen teilen möchten.
19:00 - 21:00
Elisabeth Voß: Hierarchiefrei leben, ohne Chef und Staat?
Das Buch des anarchistischen Autors Horst Stowasser (1951 bis 2009): „Projekt A“, Erstauflage 1984, ist soeben neu erschienen. Darin wird eine Vision entwickelt von einer Welt, in der die Lebensbereiche Arbeit, Wohnen, politisches Engagement und Freizeit nicht mehr voneinander getrennt sind. Ausgehend von einer westdeutschen Kleinstadt soll dieser alternative Lebensentwurf eines Projektanarchismus so attraktiv werden, dass er sich nach und nach auf die ganze Welt ausdehnt.
In Neustadt/Weinstraße wurde ab 1989 versucht, dies umzusetzen: Die WESPE; weit mehr als 100 Leute waren an dem Projekt beteiligt. Die Idee und Erfahrungen werden – aus subjektiver Sicht der Vortragenden – dargestellt. Elisabeth Voß schreibt, spricht und berät zu Selbstverwaltung und solidarischem Wirtschaften. Von 1993 bis 1996 hat sie im Projekt A in Neustadt/Weinstraße gelebt und in einem Kollektiv gearbeitet.
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
Hinweis: Die Veranstaltung hat nichts mit dem Film „Projekt A“ zu tun.
Okt 2019
19:00 - 21:00
Die Frauen der Solidarność — Solidarność według kobiet
Film im Rahmen der Themen-Woche 30 Jahre 89 – Keine Revolution ist auch keine Lösung!
Dokumentarfilm von Marta Dzido und Piotr Śliwowski. OmdU
„Die Geschichte dieser Frauen ist überwachsen mit Unkraut und Moos“
In den 1980ern hatte die unabhängige und selbstverwaltete polnische Gewerkschaft Solidarność über 10 Millionen Mitglieder – die Hälfte davon Frauen!
Aber ihr Beitrag, ihre jahrelange aktive Oppositionsarbeit, die maßgeblich zum Ende der Sowjetunion und einer neu gestalteten Welt beigetragen hat, wird in der aktuellen Geschichtspolitik fast vollständig ausgeblendet. Dabei waren diese Frauen in allen Bereichen vertreten: Sie waren in den Gremien aktiv, brachten Zeitungen heraus, arbeiteten konspirativ und übernahmen die Aufgaben der inhaftierten Genoss*innen — und das alles unter dem jahrelangen Verbot der Solidarność, der Kriminalisierung ihrer Arbeit und der Verhängung des Kriegsrechts über ihre Gewerkschaftstätigkeit.
Sie selbst und ihre Familien wurden als staatsfeindlich betrachtet und hatten unter Repressalien zu leiden. Und dennoch bewiesen sie den längeren Atem, teilweise auch länger als der ihrer männlichen Genossen:
„Als an einem Samstag im August 1980 die mit den Lohnerhöhungen zufriedenen Arbeiter ihren Streik beendeten und die Danziger Werft verlassen wollten, schlossen die Frauen die Werkstore und begannen einen Solidaritätsstreik. Ohne die Initiative dieser Handvoll entschlossener Frauen hätte es den gesellschaftlichen Umbruch in Polen womöglich nicht gegeben.“
Bei den Verhandlungen am Runden Tisch aber, waren sie nicht vertreten, bei der Übernahme wichtiger zukunftsweisender Posten spielten Frauen kaum eine Rolle.
Die notwendige feministische Perspektive auf die polnische Unabhängigkeitsbewegung
Wie konnten die Verdienste dieser Kämpferinnen für ein unabhängiges Polen so dermaßen in Vergessenheit geraten? Hier betreibt der Dokumentarfilm aktive Erinnerungs- und Verständnispolitik, zeichnet Wege und Entscheidungen nach, lässt Protagonist*innen zu Wort kommen und macht Entwicklungen nachvollziehbar. Dadurch arbeitet der Film auch die Vielschichtigkeit dieser politischen Frauen heraus. Ihre unterschiedlichen Beweggründe für ihr jeweiliges und gemeinsames politisches Engagement werden so deutlich. Dadurch erhält der Film eine ganz andere Form von Lebendigkeit und Relevanz — auch für unsere heutigen Kämpfe. Der Film ist im besten Sinne ein selbstreflektiertes Gegenstück zum oft ikonenhaft zitierten Mythos der Solidarność als Bewegung bärtiger Männer aus längst vergangenen Zeiten.
Denn die Frauen der Solidarność und ihr erfolgreicher Kampf müssen auf jeden Fall einen ganz neuen Platz im kulturellen Gedächtnis Europas erhalten – schließlich war es ihr Kampf, ihr Glaube an eine andere Welt, der unsere heutige Realität erst ermöglich hat!
Trailer: Die Frauen der Solidarność
19:00 - 21:00
Auf den Spuren von Kropotkin. Vor-Veranstaltung zur Exkursion nach Rüdersdorf
Kropotkins Werdegang über die Eiszeitforschung zum Anarchokommunismus. Sein damaliges Pendant aus dem höheren Adelsstand war hier in Berlin: Ferdinand von Richthofen. Als Geologe erforschte er im Fach Geomorphologie den Löß. Und war zugleich führendes Mitglied in der deutschen Kolonialgesellschaft. Was hat all dies mit der „imperialen Lebensweise“ zu tun? Der innovative „Öko“-Kapitalismus „fährt weiter“, das heißt, Elektromobilität ist jetzt angesagt.
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
13:00 - 18:00
Exkursion nach Rüdersdorf: Kalkstein-Abbau, Zement und Alternativen
Was ist geologisch pikant am Rüdersdorfer Tagebau? Wie wäre es mit alternativen Natur-Baustoffen? Was bedeutet der Begriff: Extraktivismus? Was wäre die Alternative zum E-Mobil? Was lief in Rüdersdorf während des Nazi-Faschismus? Wie wäre es mit einer „glokalen“ Dezentralisierung? Sowohl für die Industrie und Energie, was seinerzeit schon Kropotkin beschrieb. Für einen libertären Kommunalismus!
Ab 13 Uhr S-Bahnhof Friedrichshagen dann mit der Tram 88 weiter bis zur Heinitz-Strasse, weiter zu Fuß zum Museum.
Auch bei Regen dann im Torell-Haus eventuell mit Regenschirm auf Schuster`s Rappen – ab in die ›Pampa‹.
19:00 - 21:00
30 Jahre telegraph – 30 Jahre linker Journalismus
Das letzte existierende Samisdat der DDR-Opposition wird 30 Jahre alt
Vor 30 Jahren, im Herbst 1989, bedurfte es schnellerer Reaktionen auf täglich neue Ereignisse. Zur Erinnerung: Bis 1989/90 wurde in der DDR laut ihrer Verfassung „Die Freiheit der Presse, des Rundfunks und des Fernsehens… gewährleistet“ (Artikel 27), tatsächlich wurden die Massenmedien durch die SED und die Blockparteien kontrolliert. Als Gegenöffentlichkeit gab es lediglich einige Samisdat-Veröffentlichungen und eine Reihe von „illegalen“ politischen und künstlerischen Publikationen, die Verbreitung war durch technische Möglichkeiten und staatliche Repression be-grenzt.
Als sich die Ereignisse im Herbst 1989 überschlugen, musste ein schnelleres Informations- und Diskussionsmedium her. In Berlin wurden Redakteure verschiedener Oppositionszeitschriften eingeladen, an der neu gegründeten und als Nachfolgezeitschrift der Umweltblätter geltende Zeitschrift telegraph mitzuarbeiten. Die erste Nummer erschien am 10. Oktober 1989. Seitdem sind über 130 Nummern und mehrere Sonderausgaben erschienen. Das wollen wir feiern und wir laden Dich / Euch dazu ein.
Wir sind das letzte existierende Samisdat der DDR-Opposition – und wir werden 30 Jahre alt. Das wollen wir gemeinsam feiern und wir laden Dich / Euch herzlich dazu ein.
Der Veranstalter ist der telegraph.
Das Programm und weiter Infos beim telegraph und im HdDM.
19:00 - 21:00
Gerhard Bauer: Zum Thema Glück
„Freiheit und Glück!“ so grüßten sich Libertäre und Anarchisten früher, einige tun es heute noch. Was zur Freiheit gehört, haben wir uns schon in mehreren Veranstaltungen vergegenwärtigt, bei Marx und Bakunin, bei Moses Hess, bei Landauer und noch bei heutigen Vorkämpfern der Anarchie. Aber das Glück, lässt sich das ebenso einfach fassen? Lässt es sich definieren? Was gehört dazu, dass wir uns von Glück erfüllt nennen können? Was richtet das Glück mit uns und in uns an?
Wir müssen das Glück nicht zerfasern, aber sichtlich gibt es ein geistliches Glück: „Halleluja“ in den höchsten Tönen, und gibt ein bourgeoises Glück: gelungene Geschäfte und Gemütlichkeit, dazu schon seit Aristoteles (und noch verschärft seit der Stoa) „Selbstgenügsamkeit“. Worin aber bestünde das Glück der vielen heutigen Bewohner dieses Landes und anderer Länder? Gab es Zeiten, in denen es das schon mal gegeben hat? Wie sähe es heute aus, und zwar besonders das kollektive und soziale Glücklichsein? „Glück ist eine Art Mut“, wird einer Schriftstellerin namens Johnson zugeschrieben.
Da ich Philologe bin, liegt es mir nahe, in den Tresoren der schönen Literatur, sagen wir der letzten zwei Jahrhunderte, nachzusehen, wie noch nicht befreite, doch um ihre Befreiung kämpfende Menschen, Publizisten, Poeten sich eine glückliche Menschheit in einer glücklichen Welt vorgestellt haben. Von Büchner und Heine über die ausdauernden „Könige der Landstraßen“ der vorigen Jahrhundertwende, über Erich Mühsam, Oskar Maria Graf, Else Lasker-Schüler bis zu Jurek Becker und Fred Wander haben Literaten selbst in finsteren Zeiten ausgeschaut nach Zuständen haltbaren Glücks. Und haben sich, ihr Denken, ihre Künste eingesetzt, einen solchen Zustand herbeizuführen. Der befreiten Menschheit soll das Glück nicht einfach in den Schoß fallen – erst wenn sie sich definitiv dafür bereit macht, wenn sie ihre Gedanken, ihre Kunst und ihre Künste, ihre Alltagsbemühungen jeden Tag darauf richtet, kann sie hoffen, zusammen mit der Freiheit auch das Glück zu erringen. Intensiv bei sich sein kann Glück bedeuten, aber das haltbarste, das beglückteste Glück stellt sich erst ein, wenn wir es schaffen, es mit anderen zu teilen. „Ausgeteilet erfreut solch Gut, und getauschet, mit Fremden, / Wird’s ein Jubel“ (Hölderlin). Achten wir hier darauf, dass Hölderlin die „Fremden“ als die eigentlichen Adressaten und Tauschpartner des Glücks ansetzt. Seine Meinung ist, dass glückliche Zeiten die Differenz zwischen eigen und „fremd“ überhaupt zum Verschwinden bringen.
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
Zwischenzeitlich wurde das Referat im Wortlaut veröffentlicht.
19:00 - 21:00
Dietmar Wolf: Antifa-Gruppen in der DDR
Vor nunmehr drei Jahrzehnten gründeten sich die ersten unabhängigen Antifa-Gruppen in der DDR. Nach dem Angriff von Neonazis auf ein Punk-Konzert in der Berliner Zionskirche und angesichts eines zunehmenden Rassismus war ihr erklärtes Ziel, die Gesellschaft wachzurütteln und Selbstverteidigung zu organisieren.
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
Nov 2019
19:00 - 21:00
Klaus Hugler: Wehrerziehung, Wehrdienstverweigerung, Totalverweigerung in der DDR
Es gab, kurzgefasst und auf einen Nenner gebracht, in der DDR nur die Möglichkeiten: „Dienen, bauen oder sitzen?“ Wer sich für einen antimilitaristischen Weg entschied und offen seinen Pazifismus zeigte, der bekam die unerbittlichen Repressionen der Staatsmacht zu spüren, bis zum Gefängnis.
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
19:00 - 21:00
Rolf Cantzen: Esoterische Biotope
Zur Satsang-Szene gehören im deutschsprachigen Raum etwa 200 „spirituelle Meister*innen“ – Tendenz steigend. Sie wollen den Menschen „Advaita“ nahe bringen, ein Einheitserlebnis, einen Zustand jenseits des Denkens und Fühlens, voller Liebe, Harmonie, Frieden und Glück. Der Haken an der Sache: Dieser Zustand kann nicht gezielt herbeigeführt werden. Er ist eigentlich nicht einmal benennbar. Denn Benennungen nimmt der „Mind“ vor, der Verstand, das Denken. Der Mind beurteilt, unterscheidet, kritisiert und erzeugt Zwiespalt. Er ist für alles Unglück verantwortlich. Der Mind ist der Feind. Er ist es auch, der den spirituellen Meister kritisiert.
Rolf Cantzen war in der Satsang-Szene unterwegs und hat Skurriles und Fragwürdiges zu berichten.
Der Autor Rolf Cantzen, geboren 1955, arbeitet als freier Autor und Hörfunkjournalist für das Feature-, Bildungs- und Wissenschaftsprogramm verschiedener Sender. 2014 erschien im Alibri Verlag sein spiritueller Ratgeber „Wiedergeboren werden – aber richtig.“
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
19:00 - 21:00
Jonathan Eibisch: Das Verhältnis zwischen Individuum und Gemeinschaft. Ein zentrales Spannungsfeldes im Anarchismus
Mit einem bestimmten Schema hat Jonathan Eibisch am Beispiel von zahlreichen anarchistischen Quellentexten untersucht, wie sich das spannungsvolle Verhältnis zwischen Kollektivismus und Individualismus im Anarchismus gestaltet. Wann gilt in diesen Kollektivität als Zwangsgemeinschaft? Welche Form des Individualismus beruht letztendlich nur auf einem bürgerlichen Verständnis?
(Vortrag mit anschließender Diskussion)
Nachtrag: Die Folien des Vortrags Folien des Vortrags wurden als PDF veröffentlicht.
19:00 - 21:00
Mythos „Leseland DDR“. Subkulturelle Wege zu Wissen und Information unter der Zensur
Auf der Buchmesse in Leipzig zelebrierte sich die DDR als großes offenes Leseland. Dabei scheute man nicht den Systemvergleich mit der BRD und verwies auf beeindruckende Zahlen in den Bereichen: Lesefähigkeit (es gab offiziell keine Analphabeten in der DDR), Lesepensum, Bibliotheksdichte, Buchproduktion usw. Die alltägliche Wirklichkeit war eine ganz andere. Der totalitäre Staat beanspruchte die Denkhoheit über die Köpfe seiner Bürger.
(Erzählung, Vortrag und Diskussion)
19:00 - 21:00
Maurice Schumann: Berlin – Philosophisch. Ein Reiseführer auf den Spuren der Philosophen
Durch Berlin auf den Spuren der großen Philosophen. Sehen wo sie gelebt hatten und wo sie begraben liegen, an ihre Wirkungsstätten gelangen (z.B. die Humboldt-Universität) und dabei kurzweilig und interessant unterhalten werden – das will dieser Reiseführer. Mit einem guten halben Dutzend Gängen durch Berlin wird der Leser, die Leserin in Schenken, auf Friedhöfe und vor historische Gebäude geführt.
Veranstaltungen 2018
Datum/Zeit | Veranstaltung |
---|---|
26/01/2018 19:30 - 20:30 |
Bibliothek der Freien: Vorstellung der Bibliothek
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
02/02/2018 20:00 - 22:00 |
Robert Kain: Otto Weidt - Anarchist und "Gerechter unter den Völkern"
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
23/02/2018 20:00 - 22:00 |
Anarchismus und Russische Revolution
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
02/03/2018 19:30 - 20:30 |
Bibliothek der Freien: Vorstellung des Projekts
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
17/03/2018 0:00 |
Das Gehirn, die Gesellschaft und die Freiheit
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Jan 2018
19:30 - 20:30
Bibliothek der Freien: Vorstellung der Bibliothek
Ein Mitarbeiter gibt allen Interessierten einen Einblick in das Bibliotheksprojekt und eine Orientierung über unsere Bestände an Büchern, Zeitschriften, Archivalien usw.
Feb 2018
20:00 - 22:00
Robert Kain: Otto Weidt – Anarchist und „Gerechter unter den Völkern“
Buchvorstellung durch den Autor
Otto Weidt steht bisher vor allem wegen seiner Hilfe für verfolgte jüdische Mitbürger in der Zeit des Nationalsozialismus im Fokus der öffentlichen und historischen Betrachtung. Weniger bekannt ist dagegen ein früheres Kapitel im Leben Weidts: In der Kaiserzeit war er in der anarchistischen Arbeiterbewegung aktiv und wurde von der Politischen Polizei überwacht. Den Ideen und Idealen des Anarchismus blieb er auch in späteren Jahren verbunden. Zeitlebens war er demnach ein strikter Gegner des Militarismus, Nationalismus und staatlicher Bevormundung.
In seiner biographischen Studie nähert sich Robert Kain zunächst dem Anarchisten Weidt. Darüber hinaus werden dessen Militärdienstzeit, Ehen, Scheidungen und auch seine Erblindung um 1924 und der daraus resultierende Weg zum Bürstenmacher beleuchtet. Einen Schwerpunkt der Untersuchung stellen natürlich die Weidt’schen Hilfsaktionen für verfolgte jüdische Mitmenschen zu Beginn der 1940er Jahre dar. Hierbei bewegte sich Weidt in einem weit verzweigten Hilfsnetzwerk für NS-Verfolgte.
(Buchvorstellung durch den Autor, mit Diskussion)
Robert Kain: Otto Weidt. Anarchist und „Gerechter unter den Völkern“. Lukas Verlag, Berlin 2017. ISBN 978-3-86732-271-3. Ausgezeichnet von der Bibliothek der Freien als Buch des Jahres 2017
20:00 - 22:00
Anarchismus und Russische Revolution
Vorstellung einer Neuerscheinung
Der 2017 von Philippe Kellermann herausgegebene Sammelband „Anarchismus und Russische Revolution“ hat zwei thematische Schwerpunkte: die Rolle der russischen anarchistischen Bewegung vor, während und nach der Revolution, und zum anderen die Reaktionen von Libertären in anderen Ländern (u.a. in Italien, der Schweiz, in Frankreich und Deutschland) auf die revolutionären Ereignisse in Russland. Exemplarisch werden die Wirrnisse von Fritz Brupbacher und Erich Mühsam herausgearbeitet, die sich erst spät vom „Roten Oktoberhimmel“ befreiten, während zum Beispiel Errico Malatesta und Rudolf Rocker relativ schnell Lenins Manipulation der Forderung „Alle Macht den Räten“ erkannten. Das Buch bietet eine spannende Lektüre, aus historischer und aktueller Sicht, und kann vermitteln, wie eine Revolution nicht gemacht wird.
(Buchvorstellung mit Diskussion)
Anarchismus und Russische Revolution. Hrsg. von Philippe Kellermann. Karl Dietz Verlag, Berlin 2017. ISBN: 978-3-320-02328-7. Ausgezeichnet von der Bibliothek der Freien als Buch des Jahres 2017.
Mrz 2018
19:30 - 20:30
Bibliothek der Freien: Vorstellung des Projekts
Ein Mitarbeiter gibt allen Interessierten einen Einblick in das Bibliotheksprojekt und eine Orientierung über unsere Bestände an Büchern, Zeitschriften, Archivalien usw.
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Das Gehirn, die Gesellschaft und die Freiheit
Libertäre Perspektiven auf die Gehirnforschung
Wie frei kann der Mensch, wie frei kann die Gesellschaft sein? Fragen, die nicht nur den Anarchismus umtreiben, sondern auch die Wissenschaften des 21. Jahrhunderts. Die Gehirnforschung untersucht unter anderem mit bildgebenden Verfahren und theoretischen Arbeiten den Zusammenhang von Denken, Fühlen und Wollen mit der Organisation von Nervenzellen und ihrer elektrochemischen Verschaltung im Gesamtgefüge des Körpers. Damit konfrontiert sie gesellschaftliche Konventionen wie den „freien Willen“ und die „Verantwortung des/r Einzelnen“. Auch für Libertäre stellt sich die Frage nach der wissenschaftlichen Untermauerung ihrer Ziele von Befreiung und herrschaftsloser Gesellschaft. Im Workshop sollen einige Ergebnisse der aktuellen Forschung und der Philosophie des Geistes („Philosophy of Mind“) vorgestellt und unter anarchistischen Gesichtspunkten diskutiert werden.
Apr 2018
20:00 - 22:00
Gerhard Bauer: Der Expressionist Ernst Toller und seine anarchistischen Facetten
Ernst Toller (1893-1939) war von Beginn an in guten Händen: Mit Gustav Landauer hat er korrespondiert, Kurt Eisner ist er nach München gefolgt. Die Münchner Räterepublik hatte keine Zeit für geduldigen Anarchismus, doch in fünf Jahren strenger Festungshaft konnte er ergründen, woran es der Räterepublik gefehlt hatte, an Selbstkritik der Revolutionäre, kritischer Prüfung jedes Schritts der Revolution. Als er endlich freigelassen wurde, war in Deutschland die Zeit für den Anarchismus abgelaufen. Seine Aufrufe und Aufrüttelungen brachten sie auch nicht wieder zurück, daran ist er, als noch das Exil dazu kam, zerbrochen. Sein höchst eigenwilliges anarchistisches Programm „Freiheit – Friede – Glück – Verantwortung – Schönheit“ ist dennoch der Beachtung wert.
(Vortrag mit Diskussion)
Zwischenzeitlich wurde das Referat im Wortlaut veröffentlicht: Der Expressionist Ernst Toller. Wie tauglich zum Anarchisten?
Mai 2018
20:30 - 21:30
Bibliothek der Freien. Vorstellung des Projekts
Ein Mitarbeiter gibt allen Interessierten einen Einblick in das Bibliotheksprojekt und eine Orientierung über unsere Bestände an Büchern, Zeitschriften, Archivalien usw.
21:00 - 23:00
Für eine libertäre Perspektiv-Diskussion
Weder der Turbo-Digital-Kapitalismus noch die kommunistische Diktatur über das Proletariat können heute eine Zukunftsvision sein, humane Utopien als Inspirationsquelle für politisches Handeln sind ohnehin rar, das kurdische Selbstverwaltungs-Projekt in Rojava ist militärisch und geostrategisch in Bedrängnis, Rechtspopulisten in den USA und Europa sind auf dem Vormarsch – kein Wunder, dass sich in der Linken Orientierungs- und Ratlosigkeit breitmacht.
Dabei gibt es anarchistische Zukunftsentwürfe, die eine nähere Betrachtung wert sind und einen radikalen Umbau unserer politischen und ökonomischen Verhältnisse mit einem emanzipatorischen Gesellschaftskonzept verbinden. Im Rahmen der Veranstaltung sollen zukunftsträchtige Diskussionsbeträge von Murray Bookchin, André Gorz und Carlos Taibo vorgestellt werden, die neue libertäre Perspektiven eröffnen können.
(Vortrag mit Diskussion)
21:00 - 23:00
Thomas Weiß: Parecon – Das Konzept einer herrschaftsfreien Wirtschaft von Michael Albert
Viele kritisieren den Kapitalismus, aber wie könnte eine Alternative aussehen? Der kanadische Anarchist Michael Albert hat mit Parecon („participatory economy“, dt. partizipatorische Ökonomie) einen Entwurf verfasst und teilweise schon in die Praxis umgesetzt, wie herrschaftsfreies Wirtschaften aussehen könnte. Wer produziert wieviel und wie lange? Wer bestimmt über unseren Konsum? Ökologisches Wirtschaften, kann das funktionieren? Was passiert bei Interessenkonflikten? Wie geht Parecon vor, um die Wirtschaft „von unten“, demokratisch, über Räte- oder genossenschaftliche Strukturen, über Debatten und Verhandlungen herrschaftsfrei zu organisieren?
(Vortrag mit Diskussion)
Jun 2018
21:00 - 23:00
Marie Lührs: Milly Witkop-Rocker und Emma Goldman
Eine feministisch-jüdische „Wahlverwandtschaft“?
In den Biografien von Goldman und Witkop-Rocker lassen sich auf den ersten Blick viele Verbindungen finden: Beide stammten aus jüdischen Communities in Osteuropa, machten die Erfahrung früher (selbständiger) Migration und waren in jungen Jahren bereits zu Lohnarbeit gezwungen. Zudem waren sie internationalistisch, feministisch und vor allem anarchistisch. Inspiriert von Studien zu Gustav Landauer und Erich Mühsam, sollen die Ergebnisse vergleichender biographischer Forschung im Fall von Goldman und Witkop-Rocker vorgestellt werden.
(Vortrag mit Diskussion)
Sep 2018
21:00 - 23:00
“Wenn Du die Freiheit erkämpfen willst, mußt Du auch gefaßt sein, Dich dafür töten zu lassen.”
Berthold Cahn (1871-1938) – ein Leben für den Anarchismus
Cahn gehörte zu den beliebtesten Rednern bei anarchistischen Gruppen und Saalveranstaltungen in Berlin. Er war ein erbitterter Gegner des Krieges und des aufkommenden Nationalsozialismus und stand mit Emma Goldman und Rudolf Rocker auf der Rednertribüne – doch heute ist er kaum mehr dem Namen nach bekannt. Für seine anarchistische Bildungsarbeit musste Cahn lange Zeiten von Arbeitslosigkeit und zahlreiche Haftstrafen in Kauf nehmen, zeitweise lebte er am Existenzminimum. Er referierte für die FAUD, für die „Föderation kommunistischer Anarchisten“ oder die „Anarchistische Vereinigung“ um Erich Mühsam und wurde wie kaum ein anderer von allen Strömungen geschätzt. Höchste Zeit also für eine Wiederentdeckung – und für einen Stolperstein, denn Cahn wurde im Zuge der Pogromnacht am 9. November 1938 im Konzentrationslager von den Nationalsozialisten ermordet.
(Vortrag mit Diskussion)
Eine Gemeinschaftsveranstaltung mit der Gustav Landauer Denkmalinitiative. Vier Tage vor der Veranstaltung: Verlegung des Stolpersteins für Berthold Cahn durch den Kölner Künstler Gunter Demnig am Montag, 3. September 2018, um 11.30 Uhr an der Ecke Wadzekstraße / Alex-Wedding-Straße (nahe Alexanderplatz).
21:00 - 23:00
Nick Brauns: Öcalans ‚Demokratischer Konföderalismus‘ – ein kurdischer Anarchismus?
An dem Ziel, eine freie Gesellschaft zu schaffen, sind sowohl der Realsozialismus als auch nationale Befreiungsbewegungen gescheitert. Vor diesem Hintergrund hat die einstmals marxistisch-leninistisch geprägte kurdische Freiheitsbewegung einen radikalen Wandel vollzogen: Statt der Errichtung eines sozialistischen Nationalstaates wird heute eine auf Rätestrukturen beruhende Selbstverwaltung angestrebt, die auf den Aufbau einer basisorientierten, ökologischen und geschlechterbefreiten Gesellschaft abzielt.
Der inhaftierte Vordenker der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) Abdullah Öcalan ließ sich bei der Entwicklung des ‚Demokratischen Konföderalismus‘ vor allem von den Konzepten des US-amerikanischen Anarchisten Murray Bookchin leiten, der klassische libertäre Ideen mit modernen Ansätzen eines ökologischen Kommunalismus verbunden hat. Diese Bezugnahme hat die Frage nach der anarchistischen Dimension des ‚Demokratischen Konföderalismus‘ aufgeworfen. Der Referent Nick Brauns ist Historiker und Mitautor des Buches „PKK – Perspektiven des kurdischen Freiheitskampfes“. Neben theoretischen Aspekten des ‚Demokratischen Konföderalismus‘ wird er beleuchten, wie im Windschatten von Krieg und Bürgerkrieg in Nordsyrien (Rojava) versucht wird, diese Ideen in die Praxis umzusetzen.
(Vortrag mit Diskussion)
21:00 - 23:00
Olaf Briese: Mit Männerkleidern und Zigarre. Die Anarchafeministin Louise Aston (1814-1871)
Louise Aston war eine frühe Berliner Anarchistin. Auf dem Höhepunkt ihres Wirkens (ca. 1845-1850) war der Anarchismus zwar als Begriff für eine politische Strömung noch unbekannt, dennoch kann sie gleich in zweifacher Hinsicht dem anarchoiden Spektrum zugerechnet werden: zum einen inhaltlich – in Romanen und einer libertären Programmschrift lehnte sie die Institution Ehe scharf ab, trat für Frauenemanzipation und Atheismus ein – zum andern praktisch: sie nahm Zigarre rauchend und in Männerkleidern an den Happenings der Berliner „Freien“ teil und wurde deshalb 1846 von der Polizei aus Berlin ausgewiesen. Der Vortrag stellt Leben und Werk dieser ungewöhnlichen Frau vor und weitet in einem Ausblick die Perspektive auf andere Vertreterinnen des Anarchafeminismus wie Louise Michel und Emma Goldman.
(Vortrag mit Diskussion)
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Perspektiven: Fotografien & Fragmente zu Revolution und Krieg in Spanien 1936-1939
Kuratorium: Ausstellungsgruppe „Tragödie der Freiheit“ und Hausverein Haus der Demokratie
Ort: Haus der Demokratie, 1. Hof, Erdgeschoss
Okt 2018
21:00 - 23:00
Rolf Cantzen und Bodo Dringenberg: Jaroslav Hašek – Anarchist, Biertrinker und Schriftsteller
Vorstellung einer Neuerscheinung durch die Autoren
Der Roman „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ gehört zur Weltliteratur – sein Schöpfer, der tschechische Schriftsteller Jaroslav Hašek (1883-1923), ist dagegen kaum bekannt. Er war zeitweise Anarchist, politischer Agitator und Gründer der „Partei für den gemäßigten Fortschritt im Rahmen des Gesetzes“, einer burlesken Protest-Partei, die wesentliche Elemente des Polit-Happenings vorwegnahm. Hašek schrieb zahllose Satiren und Kurzgeschichten und betrieb ein „kynologisches Institut“: erfundene Hunderassen mit fiktivem Stammbaum und gefärbtem Fell führten sowohl Zoologen wie wohlhabende Käufer aufs Glatteis. Im Ersten Weltkrieg wechselte er mehrmals das Lager und wurde zweimal zum Tode verurteilt – zurück in Prag schrieb er schließlich desillusioniert seinen „Schwejk“. Die von ihm beschriebene Großmäuligkeit der Herrschenden und ihre verkorksten Versuche ideologischer Sinnstiftung kennen wir bis heute – Hašek zerlegte sie höchst unterhaltsam und mit literarischer Souveränität, selbst dann, wenn die Verhältnisse ihn auszulöschen drohten.
(Buchvorstellung mit Diskussion)
Rolf Cantzen und Bodo Dringenberg: Biere, Tiere, Anarchie. Jaroslav Hašek – mehr als Schwejk. Launenweber Verlag, Köln 2018, 173 S., 22 EUR, ISBN 978-3-9817920-9-6
20:30 - 21:30
Bibliothek der Freien: Vorstellung des Projekts
Ein Mitarbeiter gibt allen Interessierten einen Einblick in das Bibliotheksprojekt und eine Orientierung über unsere Bestände an Büchern, Zeitschriften, Archivalien usw.
20:00 - 22:00
Lou Marin: Im Kampf gegen die Tyrannei. Gewaltfrei-revolutionäre Massenbewegungen in arabischen und islamischen Gesellschaften
Vorstellung einer Neuerscheinung durch den Co-Herausgeber
Die Kriege im Nahen Osten und in der afrikanischen Sahelzone treffen vor allem ZivilistInnen und zwingen Millionen von Menschen zur Flucht. Viele Medien stellen nur die bewaffneten Militärs und Milizen als Handelnde dar, denen eine angeblich passive, ihnen ausgelieferte Bevölkerung gegenübersteht. Dieses Bild lässt jedoch in Vergessenheit geraten, dass in den arabischen Aufständen des Jahres 2011 Militärdiktaturen auf gewaltfreie Weise gestürzt oder ins Wanken gebracht worden sind.
Das neu erschienene Buch über gewaltfrei-revolutionäre Massenbewegungen in arabisch-islamischen Ländern hat zwei Schwerpunkte: zum einen die syrische gewaltfreie Massenbewegung während der Jahre 2011 bis 2013 u.a. mit einer Darstellung der Freien Frauen Darayyas, des Mazaya-Frauenzentrums und des Einflusses des Anarchisten Omar Aziz auf die entstehende Rätebewegung in Stadtteilen und ganzen Regionen Syriens – diese sozialrevolutionären Ansätze wurden durch die Gründung der Freien Syrischen Armee (FSA), neue islamistische Tyranneien sowie Interventionskriege vernichtet. Den zweiten Schwerpunkt bildet die gewaltfreie Massenbewegung im Sudan von 1983 bis 1985. Sie wurde wesentlich durch den Sufi, Antikolonialisten und libertären Interpreten des Koran, Mahmud Taha, und seine Organisation Republikanische Brüder geprägt. Taha entwickelte ein föderalistisches Konzept, das den Krieg zwischen Nord- und Südsudan und den späteren Massenmord in Darfur hätte verhindern können. 1985 wurde er als „Ketzer“ hingerichtet.
(Buchvorstellung mit Diskussion)
Im Kampf gegen die Tyrannei. Gewaltfrei-revolutionäre Massenbewegungen in arabischen und islamischen Gesellschaften. Der zivile Widerstand in Syrien 2011-2013 und die „Republikanischen Brüder“ im Sudan 1983-1985. Hrsg. von Guillaume Gamblin, Pierre Sommermeyer und Lou Marin. Verlag Graswurzelrevolution, Heidelberg 2018. 144 S., 13,90 EUR, ISBN 978-3-939045-34-2
Nov 2018
20:00 - 22:00
Aufstieg und Niedergang der Räte-Bewegung
Hundert Jahre Novemberrevolution 1918
Der 100. Jahrestag der Novemberrevolution bietet Anlass zu kritischer Reflexion und Erinnerung. Als Einstieg dient Pliviers dokumentarischer Roman ‚Der Kaiser ging, die Generäle blieben‘, in welchem der Ablauf der Ereignisse aus Sicht eines anarchistischen Matrosen geschildert wird. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht jedoch die Entwicklung der Arbeiter- und Soldaten-Räte, die einen Ausweg aus der Sackgasse sozialdemokratischer und kommunistischer Organisations-Konzepte boten. Warum sind die Räte dennoch gescheitert? Wurden sie verraten? Die Räte-Idee ist orthodoxen Linken bis heute ein Rätsel und Ärgernis geblieben – dabei ist es überaus lohnend, das historisch wie aktuell brisante Thema näher in Augenschein zu nehmen.
(Vortrag mit Diskussion)
20:00 - 21:00
Günter Gempp: Freiheit und Wahrheit!
Anarchismus und die Bedeutung der Wahrheit
Wie wa(h)r es doch gleich? Die Geschichte ist voller Fragen und Behauptungen, oft wird sie uns als schier undurchdringlicher Wust überliefert, verzerrt durch Angst, Scham, Interessen und Machtansprüche. Die Wahrheit ist oft darunter verschüttet und um sie zu bergen ist Neugier, Mut und Gerechtigkeitssinn nötig. Widerstand gegen Unmenschlichkeit ist stets mit der Frage nach Wahrheit verbunden – Täuschung, Lüge, Verharmlosung, „FakeNews“ usw. sind dagegen oft Fortsetzungen von Macht und Gewalt. Anarchismus und Wahrheit verlangen gleichermaßen nach Wissen und Entscheidungsfähigkeit, nach Überzeugungen und Werten, geprüft am Maßstab dessen, was wir über die Welt um uns herum wissen. Günter Gempp geht in seinem Vortrag von seiner eigenen Geschichte aus und wird unter anderem zeigen, dass Anarchismus als Idee und Praxis von Freiheit und Gerechtigkeit eine authentische, an Wahrheit und Wahrhaftigkeit orientierte Kommunikation erfordert. Er verknüpft dabei die philosophische Darstellung mit ethnologischen und historischen wie auch mit selbst erlebten Beispielen, wozu auch alle anderen Anwesenden eingeladen sind.
(Vortrag mit Diskussion)
Dez 2018
20:00 - 22:00
Die Gustav Landauer Denkmalinitiative (Berlin)
Projektvorstellung
Am 2. Mai 1919 wurde der Schriftsteller, Übersetzer, (Anti-)Politiker und libertäre Sozialist Gustav Landauer bei seiner Einlieferung ins Gefängnis Stadelheim (München) von Soldaten brutal ermordet. Die Gustav Landauer Denkmalinitiative (Berlin) wurde im Januar 2015 gegründet; bis zu seinem 100. Todestag am 2. Mai 2019 will sie in Berlin – der über viele Jahre wichtigsten Stätte seines Wirkens – einen Ort schaffen, der an Landauer und die libertäre Bewegung seiner Zeit öffentlich und gut sichtbar erinnert. Zu diesem Zweck soll am 1. Mai 2019 in zentraler Lage ein Denkmal eingeweiht und so eine dauerhafte Markierung in der Erinnerungstopographie Berlins realisiert werden.
19:30 - 20:30
Bibliothek der Freien: Vorstellung des Projekts
Ein Mitarbeiter gibt allen Interessierten einen Einblick in das Bibliotheksprojekt und eine Orientierung über unsere Bestände an Büchern, Zeitschriften, Archivalien usw.
Veranstaltungen 2017
Datum/Zeit | Veranstaltung |
---|---|
20/01/2017 20:00 - 22:00 |
Beyond the red lines – Jenseits der roten Linien: Systemwandel statt Klimawandel
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
11/02/2017 0:00 |
Subversive Schätze von Edgar Bauer und Bakunin
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
10/03/2017 20:00 - 22:00 |
1917–2017: 100 Jahre Russische Revolution
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
08/04/2017 16:00 |
Systemwandel statt Klimawandel
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
28/04/2017 20:00 - 22:00 |
Augustin Souchy
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Jan 2017
20:00 - 22:00
Beyond the red lines – Jenseits der roten Linien: Systemwandel statt Klimawandel
Filmvorführung zu den Klimakämpfen mit Einführung und Diskussion
„Ob im rheinischen Braunkohlegebiet, am Hafen von Amsterdam oder auf den Straßen von Paris während des Weltklimagipfels, die Kämpfe für Klimagerechtigkeit werden an immer mehr Fronten geführt. Beyond the red lines (Jenseits der roten Linien) ist die Geschichte einer wachsenden Bewegung, die ,Es reicht! Ende Gelände!‘ sagt, zivilen Ungehorsam leistet und die Transformation hin zu einer klimagerechten Gesellschaft selber in die Hand nimmt“ (aus der Filmbeschreibung).
Sind die Kämpfe für Klimagerechtigkeit ein neuer Impuls und ein neuer Ansatz in der anarchistischen Geschichte der Ideen und des Handelns? Dieser Dokumentarfilm inspiriert dazu, den Begriff „Utopie“ wieder positiv zu besetzen. Manche der Diskussionen der Aktiven erinnern an Theorie und Praxis des US-amerikanischen Anarchisten Murray Bookchin (1921-2006) und an seine Suche nach einer „Ökologie der Freiheit“. Der Film vertritt nur indirekt eine libertäre Position, dennoch ist er spannend zu sehen und eine lebendige Diskussion wert.
Vorweg gibt es einen einführenden Kurzvortrag zu Themen wie: Dezentrale Kraftwerke global und lokal – statt umweltzerstörender Atom-und Kohlekraftwerke, Lehm- und Holzhäuser – statt profitabler Betonburgen. (Filmvorführung mit Einführung und Diskussion)
Feb 2017
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Subversive Schätze von Edgar Bauer und Bakunin
Ein Workshop aus der Reihe über hochkarätige anarchistische Bücher
Die anarchistische Literatur ist eine unermessliche Inspirationsquelle. Zum Ärger von Kleingeistern und Dogmatikern sind zahllose anarchistische Werke aktuell geblieben und bis heute in der Lage, neue Horizonte zu eröffnen. Libertäre aus vergangenen Zeiten haben damit Fundamente emanzipatorischen Denkens geschaffen, auf denen wir stehen, und ein Reflexions-Niveau erreicht, von dem wir nur profitieren können. Zwei dieser Schätze wollen wir in dem Workshop vorstellen und für heute nutzbar machen:
- Edgar Bauers ‚Der Streit der Kritik mit Kirche und Staat‘
- Bakunins ‚Die revolutionäre Frage. Föderalismus, Sozialismus, Antitheologismus‘
Begrenzte Anzahl von Plätzen. Anmeldung per E-Mail bis 3. Februar: workshop[at]bibliothekderfreien.de Die organisatorischen Details werden mit der Anmeldebestätigung übersandt. Die Teilnahme ist kostenfrei
Mrz 2017
20:00 - 22:00
1917–2017: 100 Jahre Russische Revolution
Ein Versuch über libertäre Geschichte und aktuelle Erkenntnisse
Schon Michail Bakunin prophezeite im Streit mit den MarxistInnen seiner Zeit die üblen Folgen eines autoritären „Sozialismus“. Zeitzeugen der Russischen Revolution beobachteten später die neue „Sowjetgesellschaft“, so Emma Goldman, Alexander Berkman, Volin, Augustin Souchy und Rudolf Rocker.
1920 schon verfasste Rudolf Rocker seine Broschüre „Der Bankerott des russischen Staatskommunismus“. Was wurde aus der Forderung „alle Macht den Räten“ im kommunistischen Staat? Wieso kam es im Frühjahr 1920 in Petrograd zu einem heimlichen Treffen der AnarchistInnen? Weshalb schrieb Berkman im französischen Exil ein Buch mit dem Titel „Der Bolschewistische Mythos“? Der Vortrag bietet eine kompakte Darstellung brisanter Wahrheiten rund um die Revolution in Russland, aus denen auch heute noch zu lernen ist. (Vortrag und Diskussion)
Apr 2017
16:00
Systemwandel statt Klimawandel
Workshop zum Film „Beyond the red lines“
Nachdem wir im Januar den Film „Beyond the red lines“ in der Bibliothek gezeigt haben, soll nun im Rahmen eines Workshops profunder auf die Thematik eingegangen werden. Dabei werden unter anderem folgende Themenbereiche eine Rolle spielen: Gefahren des Öko-Kapitalismus – Grundlagen eines anarchistischen Rätemodells (lokal und global), das den Kapitalismus überwinden kann – technologische Lösungen für eine sozial-ökologische Anarchie – wie ein Solarherd in der Nacht funktioniert – Kombination aus Stirlingmotor, Windanlagen und Biogas für ein dezentrales Energiemanagement – wie die Kugel-Lager „länger laufen lernten“ und vieles mehr.
20:00 - 22:00
Augustin Souchy
Anarchistischer Sozialismus
Der deutsche Anarchosyndikalist Augustin Souchy (1892-1984), der sich selbst als „Student der Revolution“ bezeichnete, war in vielen Ländern aktiv. 1939 erlebte er die Niederlage der spanischen Revolution, Anfang der 1960er Jahre bereiste er Cuba: „Leider enden auch siegreiche Befreiungsrevolutionen oft mit einem neuen Unterdrückungsregime, wie die Geschichte von Robespierre bis Fidel Castro lehrt.“ Im Aufbruch-Jahr 1968 sah Souchy, wie sich die verbürgerlichten Kommunistischen Parteien in Frankreich und Italien gegen die Revolution wandten und wie die Mehrheit der Arbeiter_innen eher vom Konsumismus als vom Kommunismus träumte. Trotzdem hielt er an einem revolutionären Emanzipations-Ideal fest: Selbstverwaltung statt Kommandowirtschaft, anarchistische Rätestruktur statt Verstaatlichung und Monopol-Partei. Souchy empfahl, sich kritisch mit den Revolutionen des 20. Jahrhunderts auseinanderzusetzen, denn diese können uns „zur Lehre dienen, um Irrtümer zu vermeiden, Fehler zu unterlassen und neue Wege zu beschreiten.“ (Vortrag mit Diskussion)
Mai 2017
20:00 - 22:00
Europa zwischen Totalitarismus und Demokratie
Vor 80 Jahren wurde Camillo Berneri in Barcelona von der kommunistischen Geheimpolizei ermordet.
Im zweiten Jahr des Spanischen Bürgerkriegs nahmen die Spannungen innerhalb des antifaschistischen Lagers rasant zu und erreichten während der „Maitage“ (1937) vor 80 Jahren ihren Höhepunkt: Die bewaffneten Zusammenstöße in Barcelona zwischen kommunistischen und anarchistischen Einheiten markieren dabei ein einschneidendes Ereignis in der Linken Geschichte: Antifaschisten töten Antifaschisten. Mit der Durchsetzung des kommunistischen Machtanspruchs wurde die Soziale Revolution und der Verteidigungswillen der Spanischen Republik gebrochen. Der Sieg Francos war nur noch eine Frage der Zeit, Hitler und Stalin gingen als Sieger aus dem Spanien-Konflikt hervor.
Camillo Berneri (1897-1937) war ein scharfsinniger Beobachter dieser Entwicklung. Er hatte bereits in Italien gegen den aufkommenden Faschismus gekämpft, floh ins französische Exil und eilte nach Spanien, als 1936 die Revolution ausbrach. Er kämpfte mit der Waffe an der Aragon-Front und mit der Schreibmaschine für die Ideen der Sozialen Revolution und gegen die Stalinisierung des Antifaschismus. Während der Maitage 1937 wurde Berneri, der intellektuelle und organisatorische Kopf der kämpfenden italienischen Anarchisten in Spanien, von einem kommunistischen Todeskommando aus seiner Wohnung entführt und zusammen mit seinem Genossen Francesco Barbieri erschossen. Mit der Veranstaltung wollen wir an Berneri als aufrechten hellsichtigen Revolutionär erinnern, dessen Schriften noch heute lesens- und nachdenkenswert sind. (Vortrag und Diskussion)
20:00 - 22:00
Dominique Miething: »Unser Wille zur Macht werde Protest gegen alle Formen der Unterdrückung …«
Zur Rezeption von Friedrich Nietzsche im Anarchismus Vorstellung einer Neuerscheinung.
Als der libertäre Arzt Fritz Brupbacher (1874-1945) den im Titel genannten Aufruf 1943 formulierte, war es bereits zu spät. Totalitäre Herrschaftsformen hatten sich um seine schweizerische Heimat herum etabliert. Bedrückt von diesem Zustand verfasste Brupbacher Dutzende Aphorismen, in denen er versuchte, psychologische Mechanismen zu beschreiben, mit denen Menschen in Zukunft dem Autoritarismus widerstehen könnten. Dabei berief er sich auch auf den Gedanken vom „Willen zur Macht“ aus der Philosophie Nietzsches, ebenso wie es vor ihm viele andere Anarchistinnen und Anarchisten aus Brupbachers Generation getan hatten. (Buchvorstellung durch den Autor)
Dominique F. Miething: Anarchistische Deutungen der Philosophie Friedrich Nietzsches. Deutschland, Großbritannien, USA (1890-1947). Nomos, Baden-Baden 2016, 533 S., 99 EUR, ISBN 978-3-8487-3711-6
Jun 2017
20:00 - 22:00
Jonathan Eibisch: Wozu Postanarchismus?
Neues zur anarchistischen Theorieentwicklung
Seit den 2000ern wird vor allem im englischsprachigen Raum systematisch eine Verbindung zwischen poststrukturalistischem Denken und anarchistischen Gesellschaftstheorien betrieben, die langsam aber stetig vorangebracht wird. Schnittpunkte wurden von Anarchist_innen gleichwohl schon viel früher ausgemacht, wobei die Erneuerung des Anarchismus eine Infragestellung seiner klassischen Annahmen beinhaltet – dies betrifft beispielsweise Menschenbilder, Ideen der Aufklärung oder das Geschichtsverständnis. Postanarchismus beschreibt jedoch keine „neue“ anarchistische Strömung, sondern stellt einen Versuch zur Selbstreflexion dar. Der Vortrag führt in postanarchistische Grundgedanken ein, um ihre Anwendungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die postanarchistische Perspektive wird insbesondere anhand der Begriffe Subjekt, Widerstand, Emanzipation, Staat, Hegemonie und (Anti-)Politik entfaltet, um sie anschließend gemeinsam zu diskutieren. (Vortrag mit Diskussion)
20:00 - 22:00
Anarchistisches Radio Berlin
Ist Utopie kommunizierbar? Oder warum reden wir nur darüber, wie schlecht es überall läuft? Das Anarchistische Radio Berlin stellt sich und seine Arbeit vor und diskutiert mit euch über Anarchie, Medienwandel und Revolution. (Vorstellung und Diskussion)
15:00 - 18:00
Sichere E-Mailkommunikation
Workshop zur E-Mailverschlüsselung mit PGP für Einsteiger
Pretty Good Privacy (PGP) ist der Standard zur E-Mailverschlüsselung schlechthin. Im Jahr 1991 entwickelt, hat er den Test der Zeit bis heute bestanden, gerade im Bereich der Kryptographie eine nicht zu unterschätzende Leistung. Im Rahmen des Workshops werden kurz die zugrunde liegenden Prinzipien erklärt, hauptsächlich soll es aber um die PGP-Einrichtung und dann um das verschlüsselte Kommunizieren selbst gehen. Wir sind auf Windows und Linux vorbereitet, bringt eure Laptops und Kuchen oder Kekse mit! Einen Windows-Laptop stellen wir zur Verfügung, Kaffee und Tee haben wir vor Ort.
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Anarchismus heute – Forschungsansätze und -innovationen „Anarchismus in den Terrorist Studies“ von Hartmut Rübner
Workshop zu einem bemerkenswerten Text
Im Jahre 2014 entwickelte sich – weitgehend unbemerkt in Europa – eine Diskussion unter US-Historikern, ob es eine Parallele zwischen Strömungen im historischen Anarchismus und dem religiös motivierten Terrorismus von heute gebe. Die Hypothese blieb letztlich unbegründet, die Debatte förderte aber interessante Details zur Anarchismusforschung zutage, die auf dem Workshop diskutiert werden sollen.
Freier Download: Rübner- Anarchismus in den „Terrorist Studies“
Anmeldung per E-Mail bis 16. Juni: workshop[at]bibliothekderfreien.de Die organisatorischen Details werden mit der Anmeldebestätigung übersandt. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Jul 2017
20:00 - 22:00
66 Jahre bis zur Anarchie
Die Vorgeschichte der spanischen Revolution 1936
Über den Anarchismus während des spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) liegen zahlreiche Darstellungen vor – seltener wird jedoch an die 66jährige Vorgeschichte und die kulturelle Verwurzelung der libertären Ideen in Spanien erinnert, obwohl ohne diese die Soziale Revolution 1936 nicht denkbar gewesen wäre. Der Zeitraum von 1900 bis Februar 1936 steht daher im Zentrum des Vortrags, der folgenden Fragen nachgeht: Wie kam es zur Gründung der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft CNT 1910 und der Federación Anarquista Ibérica (FAI) 1927? Worin bestand die Massenbasis der CNT? Weshalb zählte Andalusien zu den Zentren des Agrar-Anarchismus? Warum wurde Katalonien zur Hochburg der CNT? Weshalb gab es in der spanischen Arbeiter*innenbewegung eine sozialdemokratisch orientierte Gewerkschaft (UGT) aber keine Arbeiter-Aristokratie? Wie kam es, dass die CNT den Wahlboykott propagierte, im Februar 1936 aber die Wahl der Volksfront ermöglichte? Welche Gegensätze bestanden zwischen der deutschen und spanischen Arbeiter*innen-Bewegung? (Vortrag mit Diskussion)
19:00 - 21:00
„Kein Gott, kein Herr!“ Eine Geschichte der Anarchie
Ein ARTE-Dokumentarfilm von Tancrède Ramonet
Auf zahlreiche Original-Dokumente wie Wochenschauen, Fotos und Zeitungen gestützt, erzählt Tancrède Ramonet die spannende Geschichte der anarchistischen Ideen von ihren Anfängen bis zum Zweiten Weltkrieg. Eine reich bebilderte Zeitreise von Proudhon über die mexikanische Revolution bis zu Durruti im Spanischen Bürgerkrieg. Das historische Fresko reicht von Russland und Japan über Spanien und die USA bis nach Frankreich und Argentinien und hat seit der deutschen Erstausstrahlung im April 2017 vielfaches Echo in der Öffentlichkeit gefunden. Nach dem Film sollen die Ergebnisse und Grenzen der Darstellung diskutiert werden.
Eine Gemeinschaftsveranstaltung der Bibliothek der Freien mit dem Lichtblick-Kino (Filmvorführung mit Diskussion)
F 2016. Zweiteiliger Dokumentarfilm, 142 min. Regie: Tancrède Ramonet
Veranstaltungsort: Lichtblick-Kino, Kastanienallee 77, 10435 Berlin (Prenzlauer Berg)
Eintritt: 7 € (5,50 €) | Ticket-VVK
Sep 2017
20:00 - 22:00
Köbis, Reichpietsch und die Matrosenrevolte 1917
Zwei vergessene Sozialrevolutionäre – erschossen am 5. September 1917
Albin Köbis und Max Reichpietsch arbeiteten als Heizer und Matrose auf Linienschiffen der deutschen Kriegsflotte. Im Sommer 1917 koordinierten sie diverse Anti-Kriegs-Aktionen wie Sabotage und Befehlsverweigerung in der Marine. Sie wurden verhaftet, als “Rädelsführer” der Matrosenrevolte zum Tode verurteilt und am 5. September 1917 hingerichtet – ihre Rebellion blieb aber lebendig und bereitete ein Jahr später der Novemberrevolution 1918 den Weg. In den Folgejahren galten Köbis und Reichpietsch als revolutionäre Symbolfiguren: Ernst Tollers Drama ‘Feuer aus dem Kessel’ ist ihnen ebenso gewidmet wie Pliviers erster Roman ‘Des Kaisers Kuli’. In der DDR wurde das Andenken der beiden Sozialrevolutionäre dann instrumentalisiert: Die Namen der beiden Kriegsgegner zierten DDR-Kriegsschiffe und -Kasernen. Wer waren Köbis und Reichpietsch, die mitten im Ersten Weltkrieg den Mut hatten, gegen die Kriegsmaschinerie aufzustehen? Was waren die Auslöser, die zur ersten Matrosenrevolte in der Kaiserlichen Marine führten? Im Rahmen der Veranstaltung soll ein authentischer Blick hinter die brüchigen Geschichtskulissen geworfen werden. (Vortrag mit Diskussion)
Okt 2017
20:00 - 22:00
Olaf Briese: Anarchismus im 21. Jahrhundert
Ausgewählte Probleme und Perspektiven
Anarchismus führt als theoretische Strömung ein Schattendasein – allerdings nur im deutschsprachigen Raum und nur was die akademische Sphäre betrifft. International gesehen gibt es rege Forschungsdiskussionen, hierzulande konzentriert sich der Diskurs auf den außerinstitutionellen Bereich. Der Vortrag zeichnet ausgewählte Debattenschwerpunkte der letzten zwei Jahrzehnte nach, arbeitet heraus, inwiefern sich neue Entwicklungen ergeben haben, und macht binnenanarchistische Streitpunkte kenntlich (unter anderem zu Begriffsbesetzung; Religion; Utopie). Insbesondere verdeutlicht er den Unterschied zwischen ‘klassischen’ und ‘modernen’ Anarchismen und hebt hervor, wie sich letztere nicht mehr nur auf Staatskritik konzentrieren, sondern in erweiterter Perspektive auf Herrschaftskritik. (Vortrag mit Diskussion)
Nov 2017
21:00 - 23:00
Kropotkin und die Imperiale Lebensweise
Im Frühjahr 2017 erschien das Buch “Imperiale Lebensweise” von Ulrich Brand und Markus Wissen, in dem die zerstörerische Wirkung des modernen Kolonialismus beleuchtet wird, die Ausbeutung ökologischer und sozialer Ressourcen des Südens zugunsten unseres Lebensstandards. An dieser Situation hat auch eine “ökologische” Politik nichts geändert, zu der sich inzwischen alle Parteien bekennen – der Kapitalismus hat sich bereits bestens damit arrangiert. Die Autoren des Buchs “Imperiale Lebensweise” plädieren daher für einen radikalen Umbau unserer politischen und ökonomischen Verhältnisse und knüpfen mit ihren Thesen an eine Ideentradition an, die mehr als hundert Jahre alt ist: Kropotkins Vision eines ökologischen Anarchismus. Er entwickelte bereits 1899 seine Vision von Kleinbetrieben inmitten von Feldern, getragen von emanzipatorischen Gemeinschaftsformen. Lange Zeit verketzert, erweisen sich ökologisch-anarchistische Konzeptionen bis heute als Inspirationsquelle und können auch den aktuellen Debatten um Post-Wachstum, Imperiale Lebensweise, Selbstorganisation usw. neue Perspektiven eröffnen. (Vortrag mit Diskussion)
Dez 2017
0:00
Das Gehirn, die Gesellschaft und die Freiheit
Libertäre Perspektiven auf die Gehirnforschung
Wie frei kann der Mensch, wie frei kann die Gesellschaft sein? Fragen, die nicht nur den Anarchismus umtreiben, sondern auch die Wissenschaften des 21. Jahrhunderts. Die Gehirnforschung untersucht unter anderem mit bildgebenden Verfahren und theoretischen Arbeiten den Zusammenhang von Denken, Fühlen und Wollen mit der Organisation von Nervenzellen und ihrer elektrochemischen Verschaltung im Gesamtgefüge des Körpers. Damit konfrontiert sie gesellschaftliche Konventionen wie den “freien Willen” und die “Verantwortung des/r Einzelnen”. Auch für Libertäre stellt sich die Frage nach der wissenschaftlichen Untermauerung ihrer Ziele von Befreiung und herrschaftsloser Gesellschaft. Im Workshop sollen einige Ergebnisse der aktuellen Forschung und der Philosophie des Geistes (“Philosophy of Mind”) vorgestellt und unter anarchistischen Gesichtspunkten diskutiert werden.
Anmeldung per Mail bis 25. November 2017 an die E-Mail-Adresse workshop[at]bibliothekderfreien.de. Es werden vorweg eine Textsammlung versandt und organisatorische Details mitgeteilt.
Veranstaltungen 2016
Datum/Zeit | Veranstaltung |
---|---|
29/01/2016 20:00 - 22:00 |
Stichwort: Postwachstum Anarchistische Analysen und Alternativen
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
05/02/2016 20:00 - 22:00 |
Dada oder der Sinn im Chaos. Zum 100. Geburtstag des Dadaismus
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
27/02/2016 0:00 |
Subversive Schätze von Hölderlin und Carl Einstein
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
11/03/2016 20:00 - 22:00 |
Die Temporäre Autonome Zone
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
15/04/2016 20:00 - 22:00 |
Freie Software
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Jan 2016
20:00 - 22:00
Stichwort: Postwachstum Anarchistische Analysen und Alternativen
Was wäre, wenn auf der ganzen Welt so viele Waren konsumiert würden wie in Deutschland? Wir bräuchten 21,5 Planeten Erde. Allein in Deutschland wird so viel Energie verbraucht wie auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. Trotz dieser Widersprüche sollen ökonomische Wachstumsprozesse noch beschleunigt werden, statt jene zerstörerische Dynamik zu stoppen, die uns die Zukunft kosten kann. Aber heizen wir als KonsumentInnen die Dynamik nicht noch an? Schnell mal mit dem LastMinute-Ticket nach Spanien zum Ökologie-Kongress, mit SmartPhones und Laptops, die dank Coltan funktionieren, einem Erz aus der kongolesischen Bürgerkriegs-, Hungerlohn- und Kinderzwangsarbeit-Zone. Wer zieht also die Wachstumsbremse? Welche Alternativen gäbe es zum herrschenden Umgang mit Energie, Konsum, Produktion und Mobilität? Auf der Veranstaltung sollen anarchistische Antworten auf diese Fragen skizziert und diskutiert werden.
Feb 2016
20:00 - 22:00
Dada oder der Sinn im Chaos. Zum 100. Geburtstag des Dadaismus
Am Abend des 5. Februar 1916 trat in einer Züricher Kneipe zum ersten mal das ‚Cabaret Voltaire‘ auf: Tristan Tzara, Hans Arp, Hugo Ball, Emmy Hennings, Marcel Janco, Sophie Taeuber und Richard Huelsenbeck röhrten, schnalzten, sangen und tanzten „Dada Dada“. Ein Teil der Aktions-Künstler war vor dem Ersten Weltkrieg in die Schweiz geflohen, ihr Aufschrei war gegen die Sinnlosigkeit des Weltkriegs, gegen das Giftgas und das Massensterben gerichtet. Dada wollte die herrschenden politischen Ideologien entlarven, Vaterlandsliebe, Nationalismus und Militarismus sollten der Lächerlichkeit preisgegeben werden.
Die politische Revolte, die den Anfang von Dada charakterisierte, wird heute großenteils ausgeblendet; viele beteiligte Künstler waren vom Anarchismus geprägt und sympathisierten mit libertären Ideen. Im Vortrag soll die politische Entwicklung des Dadaismus nachgezeichnet werden, ohne die andere politisch-künstlerische Protestbewegungen wie Surrealismus, Pop Art, Fluxus, Mail Art oder Punk nicht denkbar gewesen wären. (Vortrag mit Diskussion)
0:00
Subversive Schätze von Hölderlin und Carl Einstein
Ein Workshop aus der Reihe über hochkarätige anarchistische Bücher
Die anarchistische Literatur ist eine unermeßliche Inspirationsquelle. Zum Ärger von Kleingeistern und Dogmatikern sind zahllose anarchistische Werke aktuell geblieben und bis heute in der Lage, neue Horizonte zu eröffnen. Libertäre aus vergangenen Zeiten haben damit Fundamente emanzipatorischen Denkens geschaffen, auf denen wir stehen, und ein Reflexions-Niveau erreicht, von dem wir nur profitieren können. Zwei dieser Schätze wollen wir in dem Workshop vorstellen und für heute nutzbar machen: Hölderlins ‚Tod des Empedokles‘ und Carl Einsteins ‚Die Fabrikation der Fiktionen‘.
Anmeldung per E-Mail bis 19. Februar: workshop[at]bibliothekderfreien.de Die organisatorischen Details werden mit der Anmeldebestätigung übersandt. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Mrz 2016
20:00 - 22:00
Die Temporäre Autonome Zone
Untersuchung des Verhältnisses von Zeit und Autonomie nach dem Buch von Hakim Bey
In seiner programmatischen Schrift „Die Temporäre Autonome Zone“ präsentiert Hakim Bey seine Auffassung von zeitlich beschränkten Freiräumen. Darin wird untersucht, ob das Ausleben voller Autonomie im Alltagsleben Bestand haben kann oder ob es vielmehr notwendig temporär bleiben muss. Diese und andere Fragen des „Ontologischen Anarchismus“ sollen anhand der Ideen von Hakim Bey und anderen analysiert werden. (Vortrag mit Diskussion)
Apr 2016
20:00 - 22:00
Freie Software
Richard Stallman, die GNU Public Licence und das Internet
Als Richard Stallman die GNU Public Licence entwickelte, leiteten ihn im Grunde libertäre Motive: Software sollte nicht der industriellen Verwertungslogik und künstlichen Verknappungsstrategien anheimfallen, sondern frei getauscht und weiterentwickelt werden können.
Aber was ist Software eigentlich und wie würde Softwareentwicklung in einer freien Gesellschaft aussehen? Welche Relevanz hat Freie Software dagegen in Zeiten von Five Eyes, Google und Facebook? Ist das Internet mittlerweile die umkämpfte Zone, so dass Freie Software kein emanzipatorisches Potenzial mehr hat? (Vortrag mit Diskussion)
Mai 2016
20:00 - 22:00
Murray Bookchin: Die nächste Revolution. Libertärer Kommunalismus und die Zukunft der Linke
Vorstellung einer Neuerscheinung
Das Buch enthält brisante Artikel und Diskussionsbeiträge des US-amerikanischen Anarchisten Murray Bookchin (1921-2006) aus den letzten Jahrzehnten, unter anderem zu den Themen: Das kommunalistische Projekt, Umweltkrise, Konföderalismus, Libertärer Munizipalismus, Nationalismus und „nationale Frage“, Anarchismus und Macht während der Spanischen Revolution und last not least: Die Zukunft der Linken. Bookchins Beiträge werfen interessante Fragen auf und laden zu kontroversen Debatten ein. Im Rahmen der Veranstaltung sollen anhand seiner Vorstellungen zu Dezentralisierung und Konföderation als dualer Gegenmacht libertäre Visionen für das 21. Jahrhundert entwickelt werden. (Buchvorstellung mit Diskussion)
Murray Bookchin: Die nächste Revolution. Libertärer Kommunalismus und die Zukunft der Linken.
Hrsg. von Debbie Bookchin und Blair Taylor. Unrast Verlag, Münster 2015, 224 S., 16 EUR, ISBN 978-3-89771-594-3
Jul 2016
0:00 - 21:00
Bibliothek der Freien Bibliothekseinführung für Skeptiker
Der Anarchismus bietet Einsichten, keine Erlösung. Er verlangt Rückgrat, keine Repression. Er schafft Gemeinschaften, keine Gefängnisse. Die Bibliothek der Freien ist seit 23 Jahren im anarchistischen Entwicklungsland Deutschland aktiv und bietet substanzielle Informationen über den Anarchismus. Ein Mitarbeiter präsentiert unsere Bestände an Büchern, Zeitschriften, Archivalien und stellt sich allen Interessierten, die mehr Fragen haben als Antworten, an der Freiheit (ver)zweifeln oder über diese unterschätzte Idee einfach mehr wissen wollen.
20:00 - 22:00
Die CNT im Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) – Soziale Revolution und Regierungsbeteiligung
Einen „kurzen Sommer der Anarchie“ nannte Hans Magnus Enzensberger die ersten Monate nach der spanischen Revolution im Juli 1936. Danach geriet die anarchosyndikalistische Gewerkschaft CNT mit ihren zwei Millionen Mitgliedern in den „Staats-Strudel“ der Republik. Was war geschehen? Gegen den Militärputsch von General Franco hatte sich die CNT mit diversen linken Gruppierungen zu einem Bündnis zusammengeschlossen, das nach wenigen Monaten in die Bildung einer gemeinsamen Regierung mündete. Auf einmal gab es anarchistische Minister*innen! Ein Kompromiss folgte dem anderen: Die Milizen sollten gezwungen werden, sich in das autoritäre Militärsystem zu integrieren. Stalins Waffenlieferungen erreichten keine der CNT-Kolonnen. Im Mai 1937 spitzte sich die Situation dramatisch zu, beinahe kam es zum Bürgerkrieg im Bürgerkrieg. In der Folge besetzten kommunistische Funktionäre die Schaltstellen im Polizeiapparat und in der Geheimpolizei, Libertäre wurden massiv verfolgt. Die Tragödie in Spanien war nach den Worten Rudolf Rockers aber auch eine des freiheitlichen Kommunismus, neben historischen Erkenntnissen stehen daher auch aktuelle Fragen zur Diskussion an. Welche Lehren können Anarchist*innen aus den Geschehnissen ziehen? (Vortrag und Diskussion)
Sep 2016
20:00 - 22:00
„Anarchismus bedeutet, dass niemand dein Leben besser bestimmen kann als du selbst“
Einführung in eine unterschätzte Idee
Vortrag der Bibliothek im Rahmen der Ausstellung „Baby, I’m an Anarchist. Eine Info-Ausstellung zu Anarchismus und Anarchie“.
Veranstaltungsort: Zukunft am Ostkreuz, Laskerstr. 5, 10245 Berlin Friedrichshain
Okt 2016
20:00
„Tragödie der Freiheit“ – Revolution und Krieg in Spanien (1936-1939): Ausstellungseröffnung mit Kurzvortrag
Die Tafelausstellung behandelt verschiedene Einzelaspekte des Bürgerkriegs: Biographien, die Kollektivierungsfrage, die Politik der CNT, Erinnerungspolitik, die Internationalen Brigaden, die „Maiereignisse 1937“ u.a. Die Ausstellung wurde erarbeitet von Mitgliedern der Redaktion der Zeitschrift „telegraph“, der Bibliothek der Freien, des Prometheus Antiquariats und von Einzelpersonen. Eröffnungsveranstaltung im Haus der Demokratie und Menschenrechte, Foyer des Robert-Havemann-Saals.
Ausstellung läuft bis 1.12.2016, Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-17 Uhr, So 14-18 Uhr
12:00 - 19:00
Ungarn 1956 – Die Aktualität der Revolution
„Die erste totale Revolution gegen den totalen bürokratischen Kapitalismus“ (Cornelius Castoriadis)
Ab dem 23. Oktober 1956 setzen in Budapest Massendemonstrationen und Streiks eine unvorhergesehene revolutionäre Dynamik in Gang: Staats- und Parteiapparat werden pulverisiert, überall entstehen spontan Revolutions- und Arbeiterräte, die das Rückgrat des militärischen wie politischen Widerstands gegen die russische Intervention und eines beginnenden demokratischen Neuaufbaus der Gesellschaft bilden. Aber die Dynamik wird von außen gewaltsam gestoppt: Die sowjetische Armee schlägt die Revolution nach kurzer Zeit blutig nieder.
Die Veranstaltung gibt eine Übersicht über die politische Vorgeschichte und die revolutionären Geschehnisse sowie die Verbindungen mit weiteren oppositionellen Bewegungen im restlichen von der UdSSR beherrschten Osteuropa.
Einen Schwerpunkt bildet die Vorstellung der zeitgenössischen Interpretation der Ereignisse durch die französische Gruppe „Socialisme ou Barbarie“ und Cornelius Castoriadis. Ausgehend von dieser Interpretation und vom Lehrstück „Ungarn 1956“ soll schließlich auch über die Aktualität dieser Revolution und die Inhalte einer radikaldemokratischen sozialen Erneuerung heute diskutiert werden.
Mit Beiträgen von Andrea Gabler, Bernd Gehrke, Matthias István Köhler, Harald Wolf und anderen.
Programm auf www.autonomieentwurf.de. Die Teilnahme ist kostenlos.
Bitte anmelden bis 15.10.2016 bei Harald Wolf, E-Mail: hwolf1[at]gwdg.de
Eine Gemeinschaftsveranstaltung der Bibliothek der Freien mit dem Verein für das Studium und die Förderung der Autonomie (VSFA), Arbeitskreis Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West, Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte
Nov 2016
21:00 - 23:00
Helios Gómez – Künstler und Kämpfer. Vortrag von Ursula Tjaden
Vortrag im Rahmen der Ausstellung „Tragödie der Freiheit“ – Revolution und Krieg in Spanien 1936-39. Fragmente.
Helios Gómez (Sevilla 1905 – Barcelona 1956) war Lehrling in einer Keramikfabrik, aber er wollte Künstler werden. Sein technisches Mittel war von Anfang an die schwarze Tusche auf weißem Papier. Sehr früh befasste er sich mit den unterschiedlichsten Strömungen der künstlerischen Avantgarde. Er lebte in mehreren Ländern und ließ sich von deren Kunstszene inspirieren. Bereits in den 1920er Jahren machte er Ausstellungen, die von der Kritik sehr beachtet wurden. Und doch entwickelte er sich auf dem Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens – in Berlin – zu einem politischen Künstler, dessen zentrales Medium nicht mehr das Original, sondern die Reproduktion in den Massenmedien werden sollte, da er mit seiner Botschaft das Volk erreichen wollte. Die wesentliche Leistung von Helios Gómez bestand darin, die stilistischen Mittel der Moderne mit der politischen Aussage verbunden zu haben.
21:00 - 23:00
Der Spanische Bürgerkrieg – eine „Tragödie der Freiheit“?
Diskussion mit Werner Abel und Dieter Nelles im Rahmen der Ausstellung „Tragödie der Freiheit“ – Revolution und Krieg in Spanien 1936-39. Fragmente.
Oder war es eine „Tragödie der Linken“? Ein „Bruderkampf“ wegen der Frage Soziale Revolution vs. breites antifaschistisches Bündnis? Oder sind die erzielten Erfolge wichtiger als die letztliche Niederlage? 80 Jahre nach Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs wollen wir über Perspektiven, Bewertungen und die aktuelle Bedeutung der Ereignisse sprechen. Werner Abel und Dieter Nelles, beides politisch engagierte Wissenschaftler und Experten in der Sache, werden den Abend mit Eingangsstatements eröffnen und dann gemeinsam mit den Anwesenden diskutieren.
20:00 - 22:00
„Wir tragen eine neue Welt in unseren Herzen“
Buenaventura Durruti zum 80. Todestag
Vor 80 Jahren, am 20. November 1936, kam der spanische Anarchist und Revolutionär Buenaventura Durruti in Madrid ums Leben. Im Rückblick erscheint er als eine der herausragenden Figuren des Spanischen Bürgerkriegs, zugleich aber auch als Sinnbild für die „Tragödie der Freiheit“, für den letztlich gescheiterten Versuch, eine libertäre Gesellschaft aufzubauen. Internationale Verbreitung erreichten zwei Bücher über Durruti: Der dokumentarische Roman „Der kurze Sommer der Anarchie“ von Hans Magnus Enzensberger (Frankfurt 1972, in viele Sprachen übersetzt) und die monumentale Durruti-Biographie von Abel Paz (Barcelona 1986; dt. Hamburg 1994). Trotz einer gewissen Verklärung, der Legendenbildung um seinen mysteriösen Tod usw., bleibt festzuhalten: Die Faszination, die von seinem Leben ausgeht, ist die eines integren Revolutionärs und nicht die einer Pop-Ikone, die auf Zigarettenpackungen klebt; für die Welt der totalen Vermarktung ist er völlig unbrauchbar.
Wir wollen mit einem Kurzreferat und dem Film „Durruti in der spanischen Revolution“ (von Paco Rios und Abel Paz, 1998) an diesen authentischen Revolutionär erinnern. (Kurzvortrag, Filmvorführung und Diskussion)
Veranstaltungen 2015
Datum/Zeit | Veranstaltung |
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23/01/2015 0:00 |
Bo. Krämer: »Wollt ihr Kommunisten bleiben oder Revolutionäre sein«?!
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
31/01/2015 0:00 |
Die Eroberung des Brotes. Dezentrale und ökosoziale Landwirtschaft heute
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
06/02/2015 0:00 |
Olaf Briese: Aufklärerischer Anarchismus
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
20/02/2015 0:00 |
Nicht für Google, Facebook oder NSA, sondern für unser Leben surfen wir
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
27/02/2015 0:00 |
Gerhard Bauer: Anarchismus im Leben und Werk Tolstois. Ein Streifzug
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Jan 2015
0:00
Bo. Krämer: »Wollt ihr Kommunisten bleiben oder Revolutionäre sein«?!
Eine kurze Einführung in das libertäre Denken von Cornelius Castoriadis
Das Referat versucht die Entwicklung von Castoriadis in ihrer Gesamtheit in den Blick zu nehmen: Das von ihm verfolgte »Revolutionäre Projekt« hat einen Transformationsprozess seines Denkens in Gang gesetzt, der in dem libertären Entwurf einer »Autonomen Gesellschaft« ohne Herrschaft und Hierarchie mündete. Mit Hilfe wissenssoziologischer Methoden wird die hier umrissene libertäre Wissensentwicklung verständlich nachgezeichnet. (Vortrag und Diskussion)
0:00
Die Eroberung des Brotes. Dezentrale und ökosoziale Landwirtschaft heute
Vortrag und Filmvorführung: ›Über den Tellerrand. Ernährungssouveränität in Zeiten des Klimawandels‹
Kropotkins Werk ›Die Eroberung des Brotes‹ ist nicht nur ein Klassiker des kommunistischen Anarchismus, sondern liefert auch Beiträge zur Beantwortung aktueller Fragestellungen: Zwischen den Sehnsüchten und Forderungen von Zapatistas, Landlosenbewegungen usw. und den Ideen Kropotkins besteht ein überraschender Zusammenhang, der in dem Vortrag herausgearbeitet werden soll. Im anschließenden Film ›Über den Tellerrand‹ wird am Beispiel von Bangladesch die Situation moderner agrarischer Emanzipationsbewegungen aufgezeigt: Nicht nur durch die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels und die Kapitalisierung des Agrarsektors sind die Lebensgrundlagen von Kleinbäuerinnen und -bauern in Bangladesch bedroht, sondern auch durch Saatgut- und Chemiekonzerne wie Bayer, die Millionengewinne erzielen und kontaminierte Ackerböden und verschuldete Farmer zurücklassen. Kleinbäuerliche Bewegungen besetzen daher Land und bewirtschaften es in Eigenregie. Sie fordern Ernährungssouveränität, also selbstbestimmte Agrarproduktion und Landumverteilung. (Vortrag, Filmvorführung und Diskussion)
Feb 2015
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Olaf Briese: Aufklärerischer Anarchismus
Die verdrängte Tradition des 18. Jahrhunderts
Dem, was man als Anarchismusverdikt bzw. als Anarchismusverdrängung bezeichnen kann, ist es geschuldet, dass die breite anarchistische Tradition innerhalb der deutschen Aufklärung heute weitgehend vergessen ist. Auch eine ›demokatisierende‹ Lesart, die die generelle aufklärerische Staatskritik auf das Format einer Absolutismuskritik schrumpfen ließ, trug dazu bei. Der Vortrag umreißt in einem ersten Teil Hauptlinien des anarchistischen Denkens der deutschen Aufklärung (Naturrecht, Diskurs über »Gute Wilde«, Staatsromane). In einem zweiten Teil widmet er sich einer originellen literarisch-anarchistischen Nordamerika-Utopie: David Christoph Seybolds Roman ›Reitzenstein. Die Geschichte eines deutschen Offiziers‹ (1778/79). (Vortrag und Diskussion)
0:00
Nicht für Google, Facebook oder NSA, sondern für unser Leben surfen wir
In der »Reihe zur libertären Medienkompetenz«
Wie kann zwischen und trotz umfassender Überwachung, uns algorithmisch zum leichten Konsum vorgesetzter Information und im pausenlosen Echtzeitstrom der Social Media nach permanenter Aufmerksamkeit verlangenden Kommunikation eine anarchistische Internetnutzung aussehen? Möglichkeiten eines kritischen und emanzipatorischen Umgangs mit digitalen Medien bei Informierung, Kommunikation und Organisierung sollen dafür vorgestellt und diskutiert werden. (Vortrag und Diskussion)
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Gerhard Bauer: Anarchismus im Leben und Werk Tolstois. Ein Streifzug
Die äußerliche Etikettierung »Anarchist« passt bei unserem Autor leider gar nicht – dennoch kreiste sein Denken und Schreiben um die Gewinnung von Selbständigkeit. Er selbst hatte Militärdienst geleistet; später wünschte er sich, dass kein Mensch mehr dienen müsse. Keine Steuern! Wenn Leute was glauben (wollen), dann ist das bitt-schön ihre Sache, aber bitte ohne kirchliche Anleitung. Widerstand? Wo es lohnt, wo genügend freie Menschen zusammenkommen. Jeder stehe für sich ein, ob Graf oder Knecht. So komisch konnte es in seinem Heiligen Russland zugehen. Eine Lehre gibt es nicht. Wenn Leute ihn unbedingt zum Vorbild erheben müssen, ist das ihre Sache. Er hat viel geschrieben – dummes Zeug! Der ›Vaterländische Krieg‹ gegen Napoleon dient zum Lehrstück: Keiner gewinnt irgendeinen Durchblick. Höchstens was ein Knecht zu sagen hat, könnte ein paar Worte wert sein: »Ob es ihm dort, wo er nach diesem wirklichen Tod erwachte, besser oder schlechter erging? – Das werden wir alle bald erfahren.« (Vortrag und Diskussion)
Mrz 2015
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Nosotros del B.A.U.E.N.
Großhotel in Arbeiterhand im Zentrum von Buenos Aires
Für die Fußball-Weltmeisterschaft 1978 mit staatlichen Krediten erbaut, galt das B.A.U.E.N. einst als Luxushotel. Im Zuge des argentinischen Staatsbankrotts 2001 gingen die ehemaligen Besitzer des Hotels pleite, die gesamte Belegschaft wurde entlassen und das Hotel geschlossen. Daraufhin ergriffen die ArbeiterInnen selbst die Initiative, besetzten das Hotel und betreiben es nun seit 11 Jahren als Kooperative.
Der Dokumentarfilm zeichnet anhand der Geschehnisse um das Hotel Argentiniens jüngste Geschichte nach – von der Militärdiktatur, über die neoliberale Politik der 1990er bis zur Staatskrise und ihren Folgen. Die 130 HotelbesitzerInnen werden in ihrem Arbeitsalltag begleitet, inklusive juristischer und politischer Kämpfe, und äußern sich zu den Herausforderungen und Chancen der Selbstverwaltung ihres Betriebes.
Die Instandbesetzung des B.A.U.E.N. gilt als bemerkenswertes Beispiel für die emanzipatorischen Aktionen von ArbeiternInnen infolge der argentinischen Staatskrise. Das einzigartige Engagement seiner BesitzerInnen ermutigt zur Nachahmung. (Filmvorführung und Diskussion)
Für die kostenlose Bereitstellung danken wir Dynamo Production. Regie: Didier Zyserman, Frankreich 2010, 95 Min, span. OV, dt. UT.
Apr 2015
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Robert Kindler: Stalins Nomaden
Der sowjetische Terror gegen die Völker Kasachstans in den 1930er Jahren. Buchvorstellung durch den Autor
In Stalins Sowjetunion durfte es keine Nomaden geben: Sie wurden als rückständig diffamiert, vor allem aber waren sie politisch und ökonomisch schwer zu kontrollieren und entzogen sich damit dem Herrschaftsanspruch des kommunistischen Parteiapparats. Deshalb begannen die Bolschewiki Ende der 1920er Jahre damit, die multiethnische Bevölkerung Kasachstans mittels Sesshaftmachung und Kollektivierung, also durch Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen zu unterwerfen. Auf Befehl Stalins wurden die 4,5 Millionen kasachischen Nomaden gezwungen, Häuser zu bauen, Ackerbau zu treiben und festgelegte Quoten an Getreide abzuliefern. Die Viehherden mussten verkauft werden oder wurden gleich beschlagnahmt. Nach vier Jahren Kollektivierung waren fast 90 Prozent der kasachischen Viehherden verendet oder abtransportiert, die Ökonomie der Steppe brach zusammen, der Hungergenozid begann. Wer das geforderte Getreide nicht liefern konnte oder sonst als verdächtig galt, war darüber hinaus staatlichen Terrormaßnahmen ausgesetzt. Historiker schätzen, dass mehr als 1,5 Millionen Menschen in Kasachstan dem Hunger- oder Terror-Regime zum Opfer fielen. (Buchvorstellung und Diskussion)
Robert Kindler: Stalins Nomaden. Herrschaft und Hunger in Kasachstan. Hamburger Edition, Hamburg 2014, 381 S., 28 EUR, ISBN 978-3-86854-277-6
0:00
Armin T. Wegner (1886-1978)
Pazifist, Anarchist, Zeuge des Genozids an den Armeniern
Im Ersten Weltkrieg leistete Armin T. Wegner zunächst Dienst als Krankenpfleger. 1916 kam er als Sanitätsoffizier nach Ost-Anatolien, wo er Augenzeuge des Völkermords an den Armeniern wurde. Das Geschehen hat er fotografisch und literarisch festgehalten und versuchte damit das Bewußtsein der Weltöffentlichkeit wachzurütteln. Während der Revolution von 1918/19 beteiligte er sich an Kurt Hillers ›Politischem Rat geistiger Arbeiter‹ und in der ›Gruppe revolutionärer Pazifisten‹. Seine flammenden Kampfartikel gegen soziale und politische Mißstände, gegen Kapitalismus, Ausbeutung und Krieg erschienen 1921 gesammelt unter dem Titel »Der Ankläger – Aufrufe zur Revolution« im Verlag ›Der Syndikalist‹. Sein Eintreten für alle Verfolgten gegen jede Art politischer Gewaltherrschaft brachte ihn später auf Konfrontationskurs sowohl mit der Sowjetunion als auch mit Nazi-Deutschland. Im Vortrag wird Armin T. Wegners Augenzeugenbericht »Die Austreibung des armenischen Volkes in die Wüste« vorgestellt und sein politischer Lebensweg nachgezeichnet. (Vortrag mit Diskussion)
Armin T. Wegner: Die Austreibung des armenischen Volkes in die Wüste. Hrsg. von Andreas Meier. Wallstein Verlag, Göttingen 2011, 215 S., 103 Abb., 24 EUR, ISBN 978-3-89244-800-6
20:00 - 22:00
Gerhard Senft: »Warnung an die Eigentümer!«
Ökonomische Kritik und Anarchismus bei Pierre-Joseph Proudhon
Pierre-Joseph Proudhon [1809-1865] war einer der ersten unter den Vertretern des Sozialismus, der das Schlagwort »Anarchie« aufgriff und weiterverbreitete. Mit dem Satz »Eigentum ist Diebstahl« verwarf Proudhon die bürgerlich-kapitalistische Eigentumsordnung und propagierte eine Sozialverfassung der »gegenseitigen Hilfe« [Mutualismus]. Durch das von ihm ersonnene Tauschbankensystem sollten ein die Wirtschaft belebender Warentausch sowie verbesserte Zugangsmöglichkeiten zu Krediten sichergestellt werden. Nach anfänglich positivem Verhältnis zu Marx gerieten die beiden zueinander in gravierende inhaltliche Gegensätze. (Vortrag und Diskussion)
Mai 2015
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Stadtluft macht frei!?
Kleine Geschichte des Berliner Häuserkampfs
Per Film und Buchvorstellung werden im Rahmen der Veranstaltung die Motive und politischen Ziele der BesetzerInnen dargestellt. Einen Schwerpunkt bilden die dabei entwickelten emanzipatorischen Lebensformen. (Filmvorführung und Buchvorstellung mit Diskussion)
amantine: »Die Häuser denen, die drin wohnen!« Kleine Geschichte der Häuserkämpfe in Deutschland. Unrast Verlag, Münster 2012, 88 S., 7.80 EUR, ISBN 978-3-89771-115-0
Jun 2015
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Anatole Lucet: Zur Rezeption Gustav Landauers in Frankreich
Schon Gustav Landauer selbst bedauerte die geringe Verbreitung seiner Auffassungen außerhalb Deutschlands. Ein Jahrhundert später ist die Lage in Frankreich kaum besser. Der größere Teil seiner Texte bleibt unverfügbar, und vereinzelten Studien gelingt es oft nicht, die Komplexität seines politisch-philosophischen Beitrags zu vermitteln. Vergangene und gegenwärtige Richtungen der schwierigen französischen Rezeption werden analysiert und diskutiert. (Vortrag mit Diskussion)
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Anarchismus. Ein Einführungs-Workshop mit befreiendem Anspruch
»Es gibt keine Alternative«, behaupten die Herrschenden – wir dagegen sehen eine solche im Anarchismus und möchten die Aktualität dieses emanzipatorischen Gesellschaftsentwurfs aufzeigen. Auf der Suche nach gerechten und selbstbestimmten Lebensformen wollen wir mit euch zusammen über verschiedene Zugänge ein plurales Verständnis von Anarchismus erarbeiten.
Anmeldung per E-Mail bis 31. Mai: anarchismus_workshop@bibliothekderfreien.de. Die organisatorischen Details werden mit der Anmeldebestätigung übersandt.
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Eva von Redecker: Die stille Revolution Gustav Landauers
In einem Brief an einen Freund bekannte Gustav Landauer einmal auf die Frage nach dem ihm Wichtigsten hin: »das Unheroische, das ganz Stille, Schlichte, Geräuschlose, der Beginn der rechten Wirtschaft. (…) Die heroische Lebensauffassung erwächst auf einer Lüge«. Der Vortrag wird die in dieser Formulierung umrissene Revolutionskonzeption rekonstruieren. Sie verdankt sich, wie zu zeigen sein wird, einer dreifachen Kritik, die Landauer um die vorige Jahrhundertwende an Politik und Revolutionsbegriff der Sozialdemokrat*innen und Kommunis*innen übte. Landauer weist nämlich nicht nur die den orthodoxen Marxismus prägende Vorstellung einer teleologischen Geschichtsentwicklung zurück, sondern auch die Hoffnung auf einen spontanen, ereignishaften Umbruch. Hinzu tritt eine Abwendung von »heroischen« Politikformen, die er sowohl in kriegerischen wie märtyrerhaften Akten ausmacht. Positiv ergibt sich daraus eine Situierung der revolutionären Praxis im Alltagsgeschehen, wie sie auch feministische Strategien und die anarchistische »präfigurative Politik« insgesamt prägt. (Vortrag mit Diskussion)
Jul 2015
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Die anarchistische Monatszeitschrift Gai Dao der Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen
›Gai Dao‹ ist die Monatszeitschrift der Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen (FdA) und bietet bereits seit über 50 Ausgaben einen monatichen Querschnitt von Theorie und Praxis der anarchistischen und ihr nahestehender Bewegungen auf lokaler und internationaler Ebene. Mitarbeiter*innen stellen Inhalt und Arbeitsweise der Zeitschrift vor und informieren über die FdA/IFA. (Vortrag und Diskussion)
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Schauprozesse in Osteuropa 1948-1954
Innerparteiliche Säuberungen und politische Schauprozesse zählten zu den zentralen Terror- und Herrschaftsinstrumenten des Stalinismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam dieses Instrument in den osteuropäischen Ländern zur Anwendung, um die ›Sowjetisierung‹ der »befreiten Länder« rasch voranzutreiben und ihre Unterwerfung unter die Befehlsgewalt Stalins zu zementieren. Zugleich bot es den aus dem Moskauer Exil zurückgekehrten kommunistischen Parteiführern die Möglichkeit, konkurrierende Gruppen innerhalb des Parteiapparates und jedwede Opposition auszuschalten. Ein großer Teil der Opfer waren Parteimitglieder, die die Nazi-Okkupation oder die Vernichtungslager überlebt hatten. Einen Höhepunkt erreichte die Repressions-Welle beim Slánský-Prozess im November 1952 in Prag, bei dem die Anklage unter anderem auf »Zionismus« lautete, worunter die Ankläger das »Weltjudentum« verstanden. Drehbuch und Verlauf des Slánský-Prozesses dienten zugleich der Vorbereitung von Verfahren mit antisemitischer Tendenz in Rumänien, Polen und der DDR. (Vortrag mit Diskussion)
Sep 2015
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Helge Meves: Libertalia – die utopische Piratenrepublik
Vorstellung einer Neuerscheinung
Jeder kennt die Welt der Piraten als abenteuerliches Universum aus Holzbein, Säbelkampf und Totenkopfflagge – verwegene Gestalten schillernd zwischen edlen Helden und brutalen Räubern. Doch nur wenige wissen, dass viele Seeräuber radikaldemokratische, auf Freiheit und Gleichheit zielende Ideen vertraten. Diese spiegeln sich auch in Daniel Defoes 1728 erschienenem Bericht über die Piratenrepublik Libertalia auf Madagaskar wider, der jetzt in deutscher Erstausgabe vorliegt. Im Anschluss an eine Lesung aus der Neuerscheinung skizziert der Herausgeber das in Kunst und Literatur widersprüchlich überlieferte Verständnis der Piraten als Sozialrebellen, als gewöhnliche Kriminelle oder als Anarchisten mit Verfassung. (Buchvorstellung durch den Herausgeber)
Daniel Defoe: Libertalia – die utopische Piratenrepublik. Hrsg. von Helge Meves. Matthes & Seitz, Berlin 2015, 238 S., 22,90 EUR, ISBN 978-3-95757-000-0
Okt 2015
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Subversive Schätze
Ein Workshop über hochkarätige anarchistische Bücher
Die anarchistische Literatur ist eine unermeßliche Inspirationsquelle. Zum Ärger von Kleingeistern und Dogmatikern sind zahllose anarchistische Werke aktuell geblieben und bis heute in der Lage, neue Horizonte zu eröffnen. Libertäre aus vergangenen Zeiten haben damit Fundamente emanzipatorischen Denkens geschaffen, auf denen wir stehen, und ein Reflexions-Niveau erreicht, von dem wir nur profitieren können. Drei dieser Schätze wollen wir in dem Workshop vorstellen und für heute nutzbar machen:
- Bakunins Spätwerk ‚Staatlichkeit und Anarchie
- ‚Schwarz-Rot-Buch‘ der Gruppe Deutsche Anarcho-Syndikalisten im Spanischen Bürgerkrie
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Johann Thun: Friedrich Hölderlin als Dichter der Anarchie
Im Vortrag werden anarchistische Tendenzen im Werk des Dichters Friedrich Hölderlin (1770-1843) herausgearbeitet und zur Diskussion gestellt. Auszüge aus seinen Werken werden hierbei als herrschafts-und staatskritische Texte gelesen, unter anderem das kollektiv verfasste ‚Systemprogramm des deutschen Idealismus‘, der Briefroman ‚Hyperion‘, das Dramenfragment ‚Der Tod des Empedokles‘ und verschiedene Gedichte des Autors. Darüber hinaus wird die libertäre Hölderlin-Rezeption dargestellt am Beispiel von Gustav Landauers Vortrag ‚Friedrich Hölderlin in seinen Gedichten‘ (1921) und D.E. Sattlers ‚Frankfurter Hölderlinausgabe‘, welche diesen auch zu dem Essay ‚Thesen zur Staatenlosigkeit‘ inspirierte. (Vortrag mit Diskussion)
Nov 2015
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„Ordnung muss sein, sprach der Anarchist“
Günter Bruno Fuchs und die Kreuzberger Boheme der 50er und 60er Jahre. Kleine vergessene Kulturgeschichte des Ungehorsams
In den 1950er Jahren entstand in Kreuzberg ein Künstler-Milieu, das schnell als Bürgerschreck verschrien war. Die „Bösen Buben, unakademischen Marodeure, Störenfriede“ (R.W. Schnell) hausten in zusammengeflickten Ruinen, ihre Bilder und Verse hingen an Brandmauern und ihre Hilfsmittel waren alte Handpressen und rumpelnde Druckmaschinen. Den West-Berliner Bürgern der aufstrebenden Wirtschaftswunder-Zeit war dieses Milieu geniale Überlebenskünstler suspekt. Im Gegensatz zur Idylle aus heiler Welt und Heimatfilm-Ästhetik spiegelten sie eine gesellschaftliche Wirklichkeit, mit der sie die Wut der Spießer und die Repression der Polizei auf sich zogen. Am Beispiel von Günter Bruno Fuchs und seinen Freunden soll an die Kreuzberger Nachkriegs-Boheme erinnert werden, aus der später der Mythos Kreuzberg entstanden ist, während die Verdrängung von Freiräumen bis heute unvermindert anhält. (Vortrag und Diskussion)
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Erinnerung an Karin und Bernd Kramer
Der Karin Kramer Verlag ist der traditionsreichste Verlag des deutschsprachigen Anarchismus. Sein ‚Geheimnis‘ ist die einzigartige Kombination zweier Verlegerpersönlichkeiten: Karin und Bernd Kramer. Mit ihrem Verlag wirkten sie nicht nur über Jahre hinweg als anarchistische Inspirationsquelle und Gravitationszentrum für politische Dissidenz – ihnen ist es auch gelungen, trotz scharfer politischer Anfeindungen und wirtschaftlicher Bedrängnisse den Verlag immer wieder um die harten Klippen des Überlebens zu navigieren. Mit Erinnerungen und Texten soll an einen anarchistischen Verlag erinnert werden, der uns über Jahrzehnte freundschaftlich verbunden war. (Beiträge und Diskussion)
Dez 2015
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Der widerspenstige Held.
Arbeiterproteste in der Sowjetunion
Der „sozialistische Held der Arbeit“ war die ideologische Leitfigur des Staatskommunismus: Er sollte das Unmögliche leisten und die Produktion auf über 300% Prozent steigern. Adolf Hennecke in der DDR und Alexej Stachanow in der Sowjetunion wurden zu solchen „Helden der Arbeit“ stilisiert, welche die Fabrik zum Kriegsschauplatz erklärten und durch NormÜbererfüllung „Produktionsschlachten“ schlugen. Hintergrund der Propaganda bildete die Einführung militarisierter Arbeits- und Produktionsmethoden, mit denen das brutale Fabrik-Regime des Kapitalismus auf die Spitze getrieben wurde. Statt ökonomischer Befreiung im Sozialismus sah sich die arbeitende Bevölkerung einem Terror aus entfesselter Fabrikproduktion, Normerhöhungen und Repression ausgesetzt, dem viele Menschen zum Opfer fielen. Gerade in der Sowjetunion kam es immer wieder zu spontanen Aufständen gegen die menschenverachtenden Lebens- und Arbeitsbedingungen.
Am Beispiel des Streiks von Nowotscherkask im Jahre 1962, der in einen Aufstand mündete, erinnert die Veranstaltung an die vergessenen Revolten in der Sowjetunion und an ihre Akteure, die wahren „Helden“ ihrer Epoche. (Vortrag mit Diskussion)
Veranstaltungen 2014
Datum/Zeit | Veranstaltung |
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10/01/2014 0:00 |
Marinus van der Lubbe (1909-1934) – eine Erinnerung jenseits von roten und braunen Denunziationen
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
31/01/2014 0:00 |
Wenn das Land zur Ware wird
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
28/02/2014 0:00 |
»Ich revoltiere, also sind wir«. Albert Camus und der Anarchismus
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
14/03/2014 0:00 |
Volins "Die unbekannte Revolution"
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
04/04/2014 0:00 |
Vantiê Clínio Carvalho de Oliveira: Anarchistische Protestbewegungen in Brasilien
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Jan 2014
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Marinus van der Lubbe (1909-1934) – eine Erinnerung jenseits von roten und braunen Denunziationen
Buchvorstellung
Ausgehend von ›Marinus von der Lubbe und der Reichstagsbrand. Das Rotbuch‹ (Edition Nautilus) wird der Lebensweg des holländischen Rätekommunisten nachgezeichnet, seine Abwendung vom Stalinismus, aber auch seine Fehleinschätzung der Lage in Deutschland. Während der Haft gehörte er zu den am meisten diffamierten Nazi-Gegnern – auch SPD und KPD diente er als Sündenbock, um das eigene Versagen zu kaschieren. Der Justiz-Mord an ihm jährt sich am 10. Januar zum 80. Mal, das zugrunde liegende Urteil wurde erst im Jahre 2010 aufgehoben. (Vortrag mit Diskussion)
Marinus von der Lubbe und der Reichstagsbrand. Das Rotbuch. Aus dem Niederländischen übersetzt und herausgegeben von Josh van Soer. Aktualisierte Neuauflage. Edition Nautilus, Hamburg 2013. 192 S., 16.90 EUR, ISBN 978-3-89401-776-7
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Wenn das Land zur Ware wird
Die Zerstörung der indigenen Selbstorganisation und ihrer Lebensgrundlagen in Südmexiko – ein Dokumentarfilm
Das Filmprojekt ›Wenn das Land zur Ware wird‹ (Vertrieb: Zwischenzeit) behandelt die Bedrohung der indigenen Gemeinden in Südmexiko durch Monokulturen, Infrastrukturausbau, Tourismusprojekte und Repression. Die kleinbäuerlichen Dorfgemeinschaften funktionieren bis heute auf der Basis von traditioneller Versammlungskultur, Selbstorganisation, Gemeinschaftsarbeit und Subsistenzwirtschaft zur Grundversorgung mit Nahrungsmitteln. Das Land, das in der Weltsicht der indigenen Bevölkerungsgruppen als ›Mutter Erde‹ verstanden wird, gerät jedoch zunehmend ins Visier von Politik und Wirtschaft: Die Gemeindeländereien werden zunehmend in eine Ware verwandelt – in aller Regel ohne die betroffenen Menschen zuvor überhaupt zu informieren.
Neben dem friedlichen Widerstand der betroffenen Bevölkerungsgruppen, die für ein selbstbestimmtes Leben kämpfen, thematisiert das Projekt auch die Verbindungslinien zu urbanen Regionen im Norden, denn die Nachfrage nach Palmfett, Biosprit und komfortabel-exotischem Tourismus wächst weiterhin. (Teil 3 unserer Reihe über den Jahrestag der zapatistische Revolte von 1994, Filmvorführung und Diskussion)
Trailer zum Film
Feb 2014
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»Ich revoltiere, also sind wir«. Albert Camus und der Anarchismus
Häufig wissen nur Insider: Albert Camus (1913-1960) war ein unbestechlicher libertärer Denker. »Die Macht macht denjenigen verrückt, der sie besitzt«, konstatierte der Autor von Klassikern wie ›Der Fremde‹, ›Die Pest‹ oder ›Der Mensch in der Revolte‹ Gerade in Deutschland werden seine vielfältigen Beziehungen zur anarchistischen und revolutionär-syndikalistischen Bewegung oft unterschlagen. Die Hälfte des Preisgeldes, das er für den Literatur-Nobelpreis 1957 erhielt, spendete er anarchosyndikalistischen Flüchtlingen aus Spanien, die in Frankreich Schutz vor der Franco-Diktatur gesucht hatten. Die Neuerscheinung ›Camus – Libertäre Schriften‹ dokumentiert seine Kontakte in anarchistischen Milieus und seine Mitarbeit an libertären Zeitschriften. (Buchvorstellung mit Diskussion)
Albert Camus: Libertäre Schriften (1948-1960). Hrsg. von Lou Marin. Laika-Verlag, Hamburg 2013. 384 S., 24.90 EUR, ISBN: 978-3-942281-56-0
Mrz 2014
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Volins „Die unbekannte Revolution“
Anarchismus und Marxismus in der Russischen Revolution – Vorstellung einer Neuerscheinung
Das mit der Oktoberrevolution 1917 begonnene Revolutions-Experiment der Bolschewiki war nur machtpolitisch erfolgreich: Die rote Diktatur konnte sich dank eines ungeheuren Repressionsapparats an der Macht festsetzen, während das Emanzipationsversprechen der Revolution abgewürgt wurde. Um die Ursachen für das Scheitern der Bolschewiki zu begreifen, ist Volins Buch ›Die unbekannte Revolution‹ noch immer eine unverzichtbare Quelle. Volin als Zeitzeuge, Anarchist und Revolutionär der ersten Stunde analysiert die Vorgeschichte und den Ablauf der Russischen Revolution, widerlegt mittels Dokumenten bis heute verbreitete Mythen über den Aufstand von Kronstadt und öffnet den Blick für die kaum bekannten Bauernkämpfe in der Ukraine. Sein Grundlagenwerk liefert eine Geschichte der Revolution aus dem ›Gedächtnis der Besiegten‹ und macht eines begreifbar: Nicht erst der Stalinismus, sondern schon Bolschewismus, Leninismus und andere marxistische Revolutionskonzepte stellen eine existenzielle Bedrohung für sozial-emanzipatorische Revolutionsbewegungen dar. (Buchvorstellung mit Diskussion)
Volin: Die unbekannte Revolution. Die Buchmacherei, Berlin 2013. 671 S., 23.50 EUR, ISBN 978-3-00-043057-2
Apr 2014
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Vantiê Clínio Carvalho de Oliveira: Anarchistische Protestbewegungen in Brasilien
Vortrag in portugiesischer Sprache mit englischer Übersetzung
Die Protestwelle, die Brasilien gerade durchzogen hat, ist vor zehn Jahren aus Demonstrationen gegen ein Gesetz über Fahrpreiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr entstanden. Im Jahre 2005 entwickelte sich hieraus die Bewegung zur Einführung des Nulltarifs (Movimento Passe Livre – MPL), die noch überwiegend von jungen StudentInnen getragen wurde. Die anarchistischen Wurzeln der Bewegung sind klar an ihren Aktionsformen und Organisationsmethoden erkennbar: Entscheidungen werden nicht hierarchisch getroffen, sondern auf Vollversammlungen; die direkte Aktion ermöglicht die Teilhabe aller Interessierten zugunsten ihrer eigenen Interessen ohne autoritäre Vermittlung von Institutionen und deren Vertretern. Ein weiterer charakteristischer Aspekt ist der Widerstand gegen jeden Versuch einer Einmischung von Seiten politischer Parteien. Auf diese Weise versucht die Bewegung eine Art freies Spiel der Kräfte zu initiieren, bei dem alle teilnehmen können und für Fraktionen oder Führer mit ihren Anhängern keine Vorrechte gelten. Der Referent, der Studien zum Anarcho-Punk und zur Geschichte des Anarchismus in Brasilien veröffentlicht hat, gibt einen Überblick über Geschichte und Gegenwart der anarchistischen Protestbewegung und versucht einen Ausblick in die Zukunft.
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Filmkollektiv KoLibrI: Somos viento
Grüne Grossprojekte und indigener Widerstand in Oaxaca (Chiapas) – ein Dokumentarfilm
Zahlreiche Grossprojekte werden im südmexikanischen Oaxaca mit Beteiligung europäischer Firmen vorangetrieben, darunter Windenergieparks, Staudämme, Bergbauprojekte. Viele dieser Projekte werden als grüne Entwicklung verkauft, während sie in Wirklichkeit massive soziale und ökologische Auswirkungen auf die lokale indigene Bevölkerung haben.
Im Konflikt um den Windpark am Isthmus von Tehuantepec spitzt sich im Jahre 2012 die Situation zu: Mehrere Gemeinden verschiedener indigener Völker vereinen sich im Widerstand gegen dieses Megaprojekt. Der Dokumentarfilm zeigt die Widersprüche des vermeintlichen Entwicklungsprojekts und gibt den betroffenen BewohnerInnen das Wort, die in den Massenmedien totgeschwiegen werden. Gleichzeitig wird der Diskurs der »grünen Energie« und der »nachhaltigen Entwicklung« kritisch hinterfragt, um die Logik und Funktionsweise der Megaprojekte im Kontext des globalen Kapitalismus aufzuzeigen. (Filmvorführung und Diskussion)
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Schwarze Flamme – Revolutionäre Klassenpolitik im Anarchismus und Syndikalismus
Vorstellung einer Neuerscheinung
›Schwarze Flamme‹ ist eine Geschichte der Gegenmacht. Lucien van der Walt und Michael Schmidt entwerfen eine umfassende Systematik und internationale Geschichte des Anarchismus und setzen sich mit Kernfragen wie Organisierung und Strategie auseinander. Der Übersetzer Andreas Förster präsentiert das im Herbst 2013 auf Deutsch erschienene Buch und stellt dessen Hauptthesen zur Diskussion.
Lucien van der Walt und Michael Schmidt: Schwarze Flamme. Revolutionäre Klassenpolitik im Anarchismus und Syndikalismus. Aus dem Englischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Andreas Förster und Holger Marcks. Edition Nautilus, Hamburg 2013, 560 S., 39.90 EUR, ISBN 978-3-89401-783-5
Mai 2014
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›A las Barricadas‹ Die Gruppe ›Deutsche Anarchosyndikalisten‹ in der spanischen Revolution
Anarchistische Flüchtlinge aus Deutschland schlossen sich Mitte der 1930er Jahre in Spanien zur Gruppe DAS (Deutsche Anarchosyndikalisten) zusammen. Nach dem 19. Juli 1936 kämpften sie inmitten von Revolution und Bürgerkrieg an der Seite ihrer spanischen GenossInnen und griffen die Infrastuktur der NS-Auslandsorganisationen an. Beim Sturm auf den ›Deutschen Klub‹ erbeutete die Gruppe DAS Dokumente, die sie im ›Schwarzrotbuch. Dokumente über den Hitlerimperialismus‹ (Barcelona 1937) veröffentlichten, das weitverzweigte NS-Aktivitäten in Spanien enthüllte. Im Zuge der Maiereignisse 1937 wurde die Gruppe DAS wie alle anderen anarchistischen Organisationen in Spanien vom kommunistischen Machtapparat kaltgestellt, wodurch der Mythos der antifaschistischen Aktionseinheit endgültig zerbrach.
Im Anschluss an die Buchvorstellung wird der Film ›A las Barricadas‹ gezeigt, in dem der Wuppertaler Anarchosyndikalist Helmut Kirschey (ehem. Milizionär der anarchistischen Kolonne Durruti) 1989 auf eine Erinnerungsfahrt nach Spanien begleitet wird. Dort werden an den Originalschauplätzen die historischen Ereignisse lebendig nachvollziehbar. (Vortrag mit Filmvorführung und Diskussion)
Dieter Nelles, Ulrich Linse, Harald Piotrowski, Carlos García: Deutsche AntifaschistInnen in Barcelona (1933-1939). Die Gruppe ›Deutsche Anarchosyndikalisten‹ (DAS). Verlag Graswurzelrevolution, Freiburg 2013. 425 S., 24.90 EUR, ISBN 978-3-939045-22-9
Buch des Jahres 2013 der Bibliothek der Freien
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Karin Kramer (1939–2014)
Der Karin Kramer Verlag ist der traditionsreichste Verlag des deutschsprachigen Anarchismus. Sein ›Geheimnis‹ ist die einzigartige Kombination zweier Verlegerpersönlichkeiten: Während ihr Mann Bernd oft als Ideengeber wirkte, war Karin Kramer diejenige, die alles zusammenhielt und die immer wieder den Verlag um die harten Klippen des Überlebens navigiert hat. Sie besorgte das Geld, hielt die Finanzen zusammen und hat schweren Zeiten standgehalten, wenn der Verlag fast am Ende war. Dass es den Verlag bis heute gibt, ist ihrem großen Geschick zu danken. Die Bibliothek der Freien erinnert an eine politisch aktive Verlegerin und Anarchistin, die uns über Jahrzehnte freundschaftlich verbunden war.
Jul 2014
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Anarchismus als Lebensimpuls Erich Mühsams
Veranstaltungsabend zum 80. Todestag Mühsams in Zusammenarbeit mit der Erich-Mühsam-Gesellschaft (Lübeck) und der Stiftung Haus der Demokratie
Bezugnahmen auf Mühsam sind oft recht eigenwillig: Manche stellen ihn etwa als Bohemien und Literaten dar und übersehen dabei seine sozialrevolutionäre Haltung. Andere sehen in ihm vor allem den Aktivisten der Roten Hilfe usw. und ignorieren seine gepfefferte Austrittserklärung aus der Organisation unter Hinweis auf die politischen Gefangenen in Sowjet-Russland. Detailstudien zu Leben und Werk fördern demgegenüber einen anderen konstanten Lebensimpuls Mühsams zu Tage: seinen Anarchismus.
Der unverkürzte Mühsam wird unter anderem in seiner lebenslangen journalistischen Arbeit erkennbar. Im Vortrag von Michael Volk wird deutlich, dass sich von Mühsams Mitarbeit an ›Der arme Teufel‹ (seine Lehrzeit als junger Redakteur), über die Herausgabe der Zeitschriften ›Kain‹ und ›Fanal‹ gegen alle Widerstände, Zensur und Verbot, bis zu seinen tagespolitischen Gedichten in der Zeitung ›Welt am Montag‹ ab 1925, ein schwarzer anarchistischer Faden zieht.
Im Anschluss treten Klaus Hugler und Isabel Neuenfeldt (Akkordeon und Gesang) mit ihrem Programm ›Sich fügen heißt lügen!‹ Ein Requiem für Erich Mühsam auf, in dem sein Leben, Werk und Vermächtnis mit Vortrag und Musik illustriert wird.
Aug 2014
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Die Strategie der krummen Gurken
Dokumentarfilm über die GartenCoop Freiburg
Die GartenCoop Freiburg setzt ein erfolgreiches Modell solidarischer Landwirtschaft um. Rund 260 Mitglieder teilen sich die Verantwortung für einen landwirtschaftlichen Betrieb in Stadtnähe und tragen gemeinsam die Kosten und Risiken der Landwirtschaft. Die gesamte Ernte – ob gut oder schlecht, krumm oder gerade – wird auf alle Mitglieder verteilt. Ein konsequenter ökologischer Anbau, Saisonalität, 100% samenfeste Sorten, kurze Wege, solidarische Ökonomie, kollektives Eigentum, Bildung, sowie mit anpacken in der Landwirtschaft sind nur einige der vielen Merkmale des Projekts. Der Dokumentarfilm (Vertrieb: Cine Rebelde) gibt Einblick in die Motivationen und das Innenleben der Kooperative. Er zeigt Menschen, die in Zeiten ökonomischer und ökologischer Krise der Macht der Agrarindustrie etwas entgegensetzen. (Filmvorführung und Diskussion)
Sep 2014
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Jan Rolletschek: Gustav Landauers Stellung zum Ersten Weltkrieg, aus seinen Publikationen und Korrespondenzen
Den Weltkrieg vorherzusehen, den das deutsche Kaiserreich im Sommer 1914 entfesselte und der die Staatsnation erstmals zur ›Volksgemeinschaft‹ zusammenschweißen sollte, war seinerzeit keine große Kunst. Seit Mitte der 1890er Jahre steuerte das Reich mit gesteigertem Tempo auf ihn zu, und schon lange war die Frage nur noch wann, nicht ob er ausbrechen würde. Landauer erahnte das ungeheure Ausmaß dieses Krieges; er hatte auch keinen Grund, sich über die Kriegsbereitschaft der SPD zu verwundern, noch über die Revolution an seinem Ende oder über ihr Scheitern. All das stand ihm lange zuvor deutlich drohend vor Augen. Wie er sich angesichts dieser Drohungen, wie er sich während des Krieges und bei dessen Zusammenbrechen verhielt, seine Analyse und was er tat, um diesen Krieg dennoch zu verhindern, soll anhand seiner Publikationen und Korrespondenzen (Mühsam, Mauthner, Buber) rekonstruiert werden. (Vortrag und Diskussion)
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Bettina Volk: Vergessener Kampf, stiller Untergang. Die Sami in Schweden
Die Bergbaugesellschaft Beowulf Mining hat 2012 von der schwedischen Regierung die Erlaubnis für Probebohrungen in Jokkmokk (Lappland) erhalten; geplant ist, neue Erzvorkommen zu erschließen und durch Tagebau 600 Mio Tonnen Eisenerz aus der Erde zu sprengen. Die Region ist jedoch nicht unbewohnt: Zur Gemeinde Jokkmokk (ca. 18.000 km²), dem Zentrum der samischen Kultur in Schweden, gehören mehrere Samidörfer, die von der Rentierzucht leben und deren Weidegründe durch den Tagebau zerstört werden. Das gigantische Bergbauprojekt bedroht die Lebensgrundlagen der Sami und zugleich ein einmaliges Ökosystem: die Region Laponia, die 1996 in die UNESCO-Weltkulturerbeliste eingetragen wurde, mehrere Nationalparks und riesige Areale von intaktem arktischem Urwald. Die Konsequenzen sind: Eines der empfindlichsten Ökosysteme der Welt wird unwiederbringlich zerstört und eines der letzten indigenen Völker Europas geht unter. Lobbyisten und Regierungspolitiker verweisen demgegenüber zynisch auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und auch die schwedische Mehrheitsgesellschaft steht dem Überlebenskampf der Sami weitgehend desinteressiert gegenüber. (Vortrag, Film und Diskussion)
Filme zum Thema: The Gállok Rebellion (engl., 31:50 min), Kurzfilm (dt. Text, 6:31 min)
Okt 2014
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Die ›104. Kompanie der Syndikalisten‹ im Warschauer Aufstand
Der Warschauer Aufstand im Jahre 1944 war die größte geschlossene Erhebung gegen die Truppen Nazi-Deutschlands während des Zweiten Weltkriegs. Die polnische syndikalistische Bewegung spielte im Widerstand gegen die deutsche Besatzung von Beginn an eine wichtige Rolle. Unter dem Namen »104. Kompanie« wurde eine syndikalistische Kampfformation gebildet, die zu den am besten motivierten und ausgerüsteten Einheiten des Warschauer Aufstands gehörten. Parallel organisierten ihre Mitglieder Suppenküchen für die Zivilbevölkerung und gaben die Zeitung ›Syndykalista‹ heraus; sie weigerten sich, unter der polnischen Nationalfahne zu kämpfen, und trugen stattdessen schwarzrote Abzeichen. Eine große Erinnungstafel in der Warschauer Altstadt macht heute auf die 104. Kompanie der Syndikalisten aufmerksam – ihre Geschichte und die Verfolgung überlebender Mitglieder auch in der »realsozialistischen« Zeit soll in der Veranstaltung nachgezeichnet werden. (Vortrag und Diskussion)
Kurzfilm zum Thema (poln., 2:45 min)
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Robert Kain: Otto Weidt (1883-1947). Anarchist und »Gerechter unter den Völkern«
Otto Weidt steht bisher vor allem durch seine Hilfe für verfolgte jüdische Mitbürger in der Zeit des Nationalsozialismus im Fokus der historischen Betrachtung. Seine aktive Betätigung als Anarchist zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist dagegen kaum bekannt. Um den Judenretter Otto Weidt der 1940er Jahre und sein Handeln jedoch verstehen zu können, ist es wichtig, den jungen Weidt zu kennen. Denn der Idee des Anarchismus war er von Jugend an bis zu seinem Tode nicht allein politisch zugetan, vielmehr lebte und handelte er getreu seiner Überzeugung. Daher wird Weidts politisches Engagement, aber auch sein Scheitern an und in der anarchistischen »Bewegung« im Mittelpunkt des Vortrags stehen.
Nov 2014
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Freiheit und Utopie im 21. Jahrhundert!
Intellektuelle Bewaffnung durch Michel Foucault, Herbert Marcuse und Gustav Landauer (Lesekreis)
Utopisches Denken ermöglicht das Denken über eine bessere, andere Gesellschaft. Freiheit für alle muss die radikale Bedingung für eine solche sein.
Wenn ein Fabrikgebäude in Bangladesh einstürzt und dabei mehr als Tausend Menschen in den Tod reißt, Menschen, die für uns die Kleidung nähen, dann liegt das globale, kapitalistische Ausbeutungsverhältnis offen auf der Hand. Trotzdem findet keine institutionalisierte Forschung statt, alternative Wirtschaftsmodelle zu entwickeln. Soviel zu unserer vermeintlich Ideologie-befreiten Regierung. Schlimmer noch: Die eigentlich offensichtliche Irrationalität wird als Alternativlosigkeit verkauft. Und diese findet laut dem Philosophen Slavoj Žižek selbst im linken Lager viele Anhänger. Er sagt, dass wir fast alle implizite Anhänger des prokapitalistischen Politikwissenschaftlers Francis Fukuyama sind, der nach dem Fall der Sowjet-Union das »Ende der Geschichte« propagierte: den Systemsieg des westlichen liberal-demokratischen Kapitalismus als bestmögliches Endstadium menschlicher Gesellschaft. Im Hinblick auf den politischen Kampf der Refugees ist eine solche Haltung bestenfalls zynisch. Und deshalb brauchen wir – neben politischer Praxis – Theorie: durch selbstorganisierte Bildung, um gegen diese ideologische Eindimensionalität anzukämpfen!
Kommt zum Lesekreis und wir werden Texte Michel Foucaults (Poststrukturalismus), Herbert Marcuses (Kritische Theorie) und Gustav Landauers (Anarchismus) auf die Begriffe Utopie und Freiheit hin lesen und einfach mal schauen, was dabei herauskommt! Denn Bildung ist immer auch: intellektuelle Bewaffnung für soziale Kämpfe!
Keine Vorkenntnisse nötig. (Es soll anspruchsvoll werden, aber natürlich nicht um den Preis, dass es keinen Spaß macht.)
Anmeldung und Infos: freiheit_und_utopie_lesekreis@bibliothekderfreien.de
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Medienwandel und Anarchismus heute
Workshop zur libertären Medienkompetenz
Der Workshop soll den Erfahrungs- und Gedankenaustausch von Personen / Projekten unterschiedlicher »Generationen« und Medien unterstützen. Mögliche Themen: libertäre Medienkritik, Nutzung neuer Medien durch libertäre Projekte, Neuformulierung »alter« Medien (Internet-Radio, Zines und Buchverlage aus der DIY-Ecke), Digitalisierung, wiederentdeckte Unmittelbarkeit in medialen Orten wie Bibliotheken, Repression etc.
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Tilman Leder: Die Politik eines »Antipolitikers«. Eine politische Biographie Gustav Landauers
Vorstellung einer Neuerscheinung
Gustav Landauer (1870-1919) zählt zu den bekanntesten und einflußreichsten Akteuren des deutschen Anarchismus. Seit mehr als 100 Jahren weiß sich eine Vielzahl von Personen von seinen »anti-politischen« und philosophischen Ideen beeinflußt, seine Wirkung reicht von Martin Buber und Erich Mühsam über Ernst Bloch bis zum Anarchismus der Gegenwart. Anarchie versteht Landauer als herrschaftslosen Gemeinschafts-Sozialismus im Gegensatz zu Staat und kapitalistischer Wirtschaft, als Versuch »mit Hilfe eines Ideals eine neue Wirklichkeit zu schaffen.« Mit diesem Aufruf ist Landauer unter Menschen gegangen, hat Organisationsarbeit und Agitation betrieben. Dennoch konzentrieren sich die meisten bisherigen Darstellungen und Studien über ihn auf theoretische Aspekte seines Lebenswerks und gehen oberflächlich über seine praktische »anti-politische« Tätigkeit hinweg. Die neu erschienene politische Biographie Landauers von Tilman Leder behebt die Defizite jener ungenügenden Arbeiten: Auf der Grundlage umfangreicher Archivrecherchen u.a. in den Akten der Politischen Polizei und in diversen Nachlässen wird die Tätigkeit und Entwicklung Landauers als freiheitlicher Sozialist und Anarchist innerhalb der sehr heterogenen deutschen anarchistischen Bewegung von den frühen 1890ern bis zu seiner Ermordung im Zuge der Liquidierung der Bayerischen Räterepublik im Mai 1919 erstmals im Detail erkennbar. (Buchvorstellung durch den Autor)
Tilman Leder: Die Politik eines »Antipolitikers«. Eine politische Biographie Gustav Landauers. 2 Bände. Verlag Edition AV, Lich 2014. ISBN 978-3-86841-098-3
Dez 2014
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Stalins Hungergenozid in der Ukraine
Die russischen Revolutionen von 1905 und 1917 wären ohne die agrarrevolutionären Massen nicht möglich gewesen – dennoch galten diese in den Augen der bolschewistischen Parteifunktionäre, die sich an der Macht festsetzten, als zutiefst primitiv und rückständig. Die bolschewistische Partei glaubte sogar ihren Machtanspruch in Gefahr zu sehen, wenn nicht den ländlichen Sozialstrukturen das Rückgrat gebrochen werde.
Mit dem Wort »Kulaken« war bald ein Kampfbegriff gegen die Bauern und die agrarisch geprägte Dorfkultur gefunden, um Zwangskollektivierungen und Terrormaßnahmen zu rechtfertigen. Nachdem (bewußt unerreichbar hoch festgesetzte) Planzahlen nicht erfüllt werden konnten, wurde insbesondere in zahlreichen ukrainischen Dörfern die Lebensmittelversorgung eingestellt; Requirierungskommandos beschlagnahmten alle vorhandenen Nahrungsmittel, verhängten Blockaden über die Dörfer und lieferten damit die ländliche Bevölkerung dem sicheren Hungertod aus. Im Zuge des »Holodomor«, der Großen Hungersnot 1932/33, starben sechs bis sieben Millionen Menschen den Hungertod, etwa die Hälfte in der einstigen »Kornkammer« Ukraine. Zur selben Zeit wurden aus der Sowjetunion 1,7 Mio Tonnen Getreide exportiert. Das Gedenken an die Opfer, welches in sowjetischer Zeit tabu war, ist auch unter den heutigen politischen Verhältnissen in Russland unerwünscht. (Vortrag und Diskussion)
Veranstaltungen 2013
Datum/Zeit | Veranstaltung |
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25/01/2013 0:00 |
Pfade durch Utopia
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
22/02/2013 0:00 |
Die Rückeroberung des Bodens
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
29/03/2013 0:00 |
Anne Seeck: Ohne Angst verschieden sein – Freiräume und Eigensinn in der DDR
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
26/04/2013 0:00 |
Dalle Alpi Apuane – Widerständige Geschichten aus den Apuanischen Alpen
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
31/05/2013 0:00 |
Wolfram Beyer: Pazifismus und Antimilitarismus
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Jan 2013
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Pfade durch Utopia
Buchvorstellung
Das Buch dokumentiert eine Entdeckungsreise auf der Suche nach postkapitalistischen Lebensformen: Vom illegalen Klima-Camp beim Londoner Flughafen Heathrow bis zum von Punks besetzten Weiler in den Cevennen, von der von ihren Schülern selbst verwalteten anarchistischen Schule bis zur englischen Agrarkommune, von besetzten Fabriken in Serbien über die Freie-Liebe-Kommune in einer alten ostdeutschen Stasi-Basis bis zum Bauernhof, auf dem Privateigentum gänzlich abgeschafft ist. Aus dieser reichen Erfahrung ist ›Pfade durch Utopia‹ entstanden, ein verführerischer Bericht, der vom Leben dieser Gemeinschaften erzählt. Vom Buch (und dem zugehörigen Film) geht die Inspiration aus, den Begriff ›Utopie‹ wieder positiv zu begreifen, ein Impuls, der in der anarchistischen Ideengeschichte seit Gustav Landauers ›Aufruf zum Sozialismus‹ (1911) lebendig ist und den Funken der Hoffnung auf Veränderung und Zukunfsaufbruch in sich trägt.
Isabelle Fremeaux und John Jordan: Pfade durch Utopia. Edition Nautilus, Hamburg 2012. 320 S., 25 EUR, ISBN 978-3-89401-763-7
Feb 2013
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Die Rückeroberung des Bodens
Anarchistische Strategien gegen den Landraub in Südamerika
Banken, Großgrundbesitzer und Konzerne sind auf der Jagd nach profitablem Land. Am Beispiel des Soja-Anbaus in Argentinien, Brasilien und Paraguay wird gezeigt, wie immer größere Flächen für den Anbau von Lebensmitteln verloren gehen, um stattdessen Soja für Rindermastanlagen oder für Ethanol-Beimischungen im Autobenzin zu produzieren. Der Widerstand der Landlosen-Bewegung in Brasilien verweist auf anarchistische Alternativen, die unter anderem auf Kropotkin zurückgehen. (Vortrag mit Diskussion)
Mrz 2013
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Anne Seeck: Ohne Angst verschieden sein – Freiräume und Eigensinn in der DDR
Vorstellung einer Neuerscheinung
Das Buch analysiert Dissidenz in der DDR, beginnend mit den Protesten gegen den Einmarsch in Prag 1968, über die Punkbewegung in den 1980er Jahren bis hin zu rebellischen Aktivitäten von Betriebsbelegschaften im Herbst 1989. Der Band entwirft einen Spannungsbogen der DDR-Realität, der der heutigen Linken weitgehend unbekannt ist. Dieser reicht vom DDR-Punk als ‚großartigem Experimentierfeld‘ bis zur Biografien zerstörenden Stasi-Methode der Zersetzung, vom „anders sein“ als Abwehr DDR-spezifischen Stumpfsinns industriegesellschaftlicher Arbeit bis zu kaum bekannten Migrationserfahrungen. „Die Linke hat so gut wie nichts zur Aufarbeitung der DDR beigetragen. Sie reagiert nur mit Abwehr auf den Vergleich ‚der zwei deutschen Diktaturen‘. Es ist mir ein inneres Bedürfnis, mit Geschichtsmythen, mit denen auch ich in der Linken konfrontiert bin, aufzuräumen.“ (Buchvorstellung durch die Herausgeberin)
Anne Seeck (Hg.): Das Begehren, anders zu sein. Politische und kulturelle Dissidenz von 68 bis zum Scheitern der DDR. Unrast-Verlag, Münster 2012. 304 S., 18 EUR, ISBN 978-3-89771-530-1
Apr 2013
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Dalle Alpi Apuane – Widerständige Geschichten aus den Apuanischen Alpen
Ein Film von Christina Ramsauer
Inmitten der Apuanischen Alpen (Norditalien) liegt Carrara, die Stadt des weißen Marmors. Hier wird der 1. Mai in der lokalen anarchistischen Tradition gefeiert, die mehr als hundert Jahre zurückreicht. Die Filmemacherin Christina Ramsauer läßt sich vom Kampf anarchistischer Partisanen sowie vom zivilen Widerstand gegen Nationalsozialisten und italienische Faschisten erzählen und dokumentiert die rebellische Lebenskultur der Einwohner.
Mai 2013
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Wolfram Beyer: Pazifismus und Antimilitarismus
Vorstellung einer Neuerscheinung
Krieg ist wieder salonfähig – das Barbarische am Krieg wird medial ausgeblendet: In den Medien führt das Militär keinen Krieg, sondern unternimmt „humanitäre Aktionen“ oder „Luftschläge“. Gegen solche Verharmlosungen von Krieg und Gewalt meldet sich seit jeher die Friedensbewegung zu Wort, die auch von anarchistisch-antimilitaristischen Konzeptionen geprägt ist. Deren Ansatz ist, die Ursachen des Krieges zu benennen und konkrete Alternativen zur Überwindung von Staat und Militarismus aufzuzeigen. (Buchvorstellung durch den Autor)
Wolfram Beyer: Pazifismus und Antimilitarismus. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2012. 240 S., 10 EUR, ISBN 3-89657-666-6
Jun 2013
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Die Kraft der Schmetterlinge
Ein Dokumentarfilm über alternative Lebensentwürfe von Mexiko bis Panama
Im Rahmen der Chaostheorie spricht man vom ›Schmetterlingseffekt‹, was bedeutet, dass kleinste Abweichungen langfristig ein ganzes System vollständig und unvorhersagbar verändern können. Politiker/innen verschiedener Länder betonen immer wieder, dass es derzeit keine Alternativen zum neoliberalen Wirtschafts- und Lebenskonzept gibt. ›Die Kraft der Schmetterlinge‹ (Vertrieb: Cine Rebelde) ist 2011 auf einer Reise von Mexiko nach Panama entstanden und handelt von Menschen in Mittelamerika, die statt auf Lösungen seitens ihrer Regierungen zu hoffen sich zusammentun, sich organisieren und so eigene Lösungen und Alternativen schaffen. Alle diese Projekte sind beeindruckende Beispiele für Selbstbestimmung, Selbstverwaltung und zeigen, dass es Alternativen zum kapitalistischen System gibt.
Jul 2013
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Erwin Jöris – aus den Fängen Hitlers ins sowjetische Arbeitslager
Buchvorstellung durch den Autor Andreas Petersen
Nur wer den vorurteilslosen Blick in die Massengräber des 20. Jahrhunderts wagt, kann eine emanzipatorische Perspektive für die Zukunft entwickeln. Dabei ist ebenso an die Massengräber des Stalinismus zu erinnern wie an Nazigegner wie Zensl Mühsam, die durch den GULAG mussten. Auch Erwin Jöris gehörte dazu, dessen Lebensweg vom Faschismus in die kommunistische Dikatur, aus den Fängen Hitlers ins sowjetische Arbeitslager führte. Heute lebt er als 100jähriger in Köln. Der Berliner Historiker Andreas Petersen hat seine Lebensgeschichte aufgeschrieben. (Vortrag und Buchvorstellung mit Diskussion)
Andreas Petersen: Deine Schnauze wird dir in Sibirien zufrieren. Ein Jahrhundertdiktat. Erwin Jöris. 4. Aufl., marixverlag, Wiesbaden 2012, 520 S., 24,90 EUR, ISBN 978-3-86539-284-8
Nov 2013
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Viva México – Ist der Zapatismus ein indigener Anarchismus?
Ein Dokumentarfilm von Nicolas Défossé
Am 1. Januar 2006 tritt Subcomandante Marcos eine 6monatige Reise durch Mexiko an, um Menschen zu besuchen, die Widerstand leisten und für ein bessers Leben kämpfen. Von Chiapas nach Quintana Roo, von Yucatan nach Oaxaca, von Mexico City bis an die Grenze zu den USA folgen wir schrittweise den Spuren dieser Reise, auf der das Bild eines anderen Mexikos entsteht. Für jene, die die Ökonomie und das Bild des Landes kontrollieren, ist diese Reise eine Provokation. Wie werden die Mächtigen reagieren?
Der Film ›Viva México‹ (Vertrieb: Cine Rebelde) bildet den Auftakt zu unserer Reihe über den Jahrestag der zapatistischen Revolte von 1994 und die Einführung ihres Selbstverwaltungs-Modells im Jahre 2003. Unter den neuen sozialen Bewegungen weist der Zapatismus die stärksten libertären Prägungen auf, die unter anderem auf den mexikanischen Anarchisten Ricardo Flores Magón zurückgehen. (Filmvorführung und Diskussion)
Dez 2013
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Der Aufstand der Würde
Ein Dokumentarfilm über zapatistische Organisationsformen in Chiapas
Mit ihrer Revolte von 1994 wehrten sich die Zapatistas gegen Diskriminierung und Ausbeutung, sie besetzten Ländereien von Großgrundbesitzern und bauten dort eigene Strukturen auf. Gut zehn Jahre später reiste ein Filmteam für 5 Monate durch Südmexiko und Mittelamerika, besuchte zapatistische Gemeinden und sprach mit den Menschen an der Basis. Der Film ›Aufstand der Würde‹ (Vertrieb: Zwischenzeit) bietet anschauliche Einblicke in selbstverwaltete Gesundheits-, Bildungs- und Landwirtschaftsprojekte, das zapatistische Politikverständnis und die internationale Bedeutung der Bewegung. (Teil 2 unserer Reihe über den Jahrestag der zapatistische Revolte von 1994, Filmvorführung und Diskussion)
Veranstaltungen 2012
Datum/Zeit | Veranstaltung |
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30/11/2012 0:00 |
Harmlose Bolschewismus-Kritik
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
14/12/2012 0:00 |
Lucio Urtubia: Baustelle Revolution
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Nov 2012
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Harmlose Bolschewismus-Kritik
Über zwei linke Neuerscheinungen
Thema der Veranstaltung ist eine libertäre Untersuchung der Versuche von links, eine eigene Bolschewismus-Kritik zu formulieren – und zwar am Beispiel zweier Neuerscheinungen: ›Staat oder Revolution‹ von Hendrik Wallat und ›Nie wieder Kommunismus?‹ von Gruppe INEX (Leipzig).
Zu den blinden Flecken auch dieser beiden Darstellungen gehört, dass sie namhafte anarchistische Kritiker wie Kropotkin oder Volin und ihre bolschewismus-kritischen Analysen ignorieren; auch die Machno-Bewegung in der Ukraine wird unterschlagen. Dass mit einer derart selektiven Geschichts-Sicht nur traditionelle autoritäre Denkmuster reproduziert werden, liegt auf der Hand – es ist also für reichlich Diskussionsstoff gesorgt. (Vortrag und Diskussion)
Dez 2012
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Lucio Urtubia: Baustelle Revolution
Buchvorstellung
Sozialrebell, Geldfälscher, Bandit, moderner Robin Hood – die Liste der Titel, mit denen Lucio Urtubia beehrt wurde, ist lang. Sein Leben, das wie ein Abenteuerroman klingt, ist ein Spiegel der revolutionären Bewegungen Europas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Lucio Urtubia wird 1931 in einem kleinen Dorf in Navarra (Spanien) geboren und wächst unter ärmlichen Verhältnissen auf. Als er zum Militär eingezogen werden soll, desertiert er nach Frankreich, wo er fortan als Maurer arbeitet. Er bekommt Kontakt zu anarchistischen Gruppen und lernt seinen politischen Ziehvater kennen: den legendären Sabaté, der von Frankreich aus den bewaffneten Widerstand gegen die Franco-Diktatur organisiert. Die 2010 auf deutsch erschienene Autobiographie von Urtubia und der zugehörige Film rufen die Erinnerung an die Jahrzehnte des vergessenen Widerstands nach dem Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) wach.
Lucio Urtubia: Baustelle Revolution. Erinnerungen eines Anarchisten. Assoziation A, Berlin 2010. 256 S., 19.80 EUR, ISBN 978-3-935936-84-2
Veranstaltungen 2011
Datum/Zeit | Veranstaltung |
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25/01/2011 0:00 |
Anarchismus und Ökologie
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
28/01/2011 0:00 |
»Nicht nur wer arbeitet, soll gut leben dürfen«
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
25/02/2011 0:00 |
»Rebellen-Heil« — Fritz Scherer: Vagabund, Wanderer, Hüttenwart, Anarchist
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
20/05/2011 0:00 |
Bakunin und Marx in der Ersten Internationale. Zerstörung oder Eroberung der politischen Macht?
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
24/06/2011 0:00 |
Anarchistischer "Brennpunkt"
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Jan 2011
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Anarchismus und Ökologie
Öko-libertäre Analysen zu aktuellen Problemen
Mit Recht kann der ökologische oder auch „grüne“ Anarchismus als eine der wichtigsten und fruchtbringendsten Innovationen innerhalb der libertären Denktradition angesehen werden. In ihm verbindet sich der Kampf für die Befreiung von Individuum und Gesellschaft mit dem für den Schutz von Natur und Umwelt. Der Öko-Anarchismus setzt sich mit libertären Methoden für die Rechte anderer Arten und für die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit ein. Vertreter/innen dieser Denkrichtung haben erkannt, dass hierarchische Gesellschaften erfahrungsgemäß nicht willens und auch nicht in der Lage sind, ein verträgliches Miteinander von Mensch und Natur zu gewährleisten, wobei der sog. „Realsozialismus“ und der sog. „Neoliberalismus“ nur die beiden augenfälligsten abschreckenden Beispiele darstellen.
Die Veranstaltung soll dazu anregen, aktuelle Fragen und Perspektiven in der Schnittmenge von libertärem und ökologischem Denken und Handeln zu diskutieren. Exemplarisch werden einzelne Themengebiete wie z.B. Mobilität/Verkehr und Energieversorgung beleuchtet, weitere Problemgebiete und Fragestellungen können je nach Interesse durch die Teilnehmenden eingebracht werden. (Vortrag und Diskussion)
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»Nicht nur wer arbeitet, soll gut leben dürfen«
Das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens aus libertärer Sicht
Eine Gemeinschaftsveranstaltung der Bibliothek der Freien und der Initiative Grundeinkommen Berlin
Die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens wird seit einiger Zeit nicht nur in Spezialistenkreisen, sondern auch in der breiteren Öffentlichkeit lebhaft diskutiert. Aus libertärer Sicht ist dies sehr zu begrüßen, da die Beseitigung des direkten und indirekten Arbeitszwangs und anderer ökonomischer Unterdrückungsverhältnisse schon immer eines der Hauptziele libertärer Bestrebungen war.
Im Rahmen der Veranstaltung soll die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens in seinen verschiedenen Facetten und Aspekten vorgestellt werden und es soll Gelegenheit zur gemeinsamen Diskussion gegeben werden. Auf welche Weise könnte die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens zur Lösung drängender Probleme in den Bereichen Ökonomie, Ökologie und soziale Innovation beitragen? Oder könnte es andererseits vielleicht auch dazu führen, der staatlichen Bürokratie neue Tätigkeitsfelder und Legitimationspotenziale zu verschaffen? (Vortrag und Diskussion)
Feb 2011
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»Rebellen-Heil« — Fritz Scherer: Vagabund, Wanderer, Hüttenwart, Anarchist
Eine Buchvorstellung
Fritz Scherer (1902-1988) war kein großer Agitator, er gehörte nicht zu den großen Theoretikern der anarchistischen Bewegung. Er war ein, wie es heute heißt, Aktivist. Sein Traum war die herrschaftslose Gesellschaft und dafür kämpfte er zeit seines Lebens.
Sobald der gebürtige Berliner volljährig war, trat er aus der Kirche aus und in die FAUD ein. Hier war er Kassierer und kassierte unter anderem bei Erich Mühsam. Ende der 20er, Anfang der 30er Jahre zog es ihn auf die Landstraße zusammen mit Millionen Kunden und Vagabunden. Als 1929 der Vagabundenkongress in Stuttgart stattfand, war er natürlich zugegen. Etwa zur gleichen Zeit erfuhr er durch GenosseInnen von der Bakuninhütte bei Meiningen. Die Bakuninhütte verkörperte für ihn mehr als alles andere seine Idee: Liebe zur Natur, proletarische Schaffenskraft, Freiheit und Anarchie. Hier war er Hüttenwart und rettete u.a. das Hüttenbuch vor den Nationalsozialisten. Zwar wurde Fritz von den Nazis verhaftet, doch passte er so gar nicht in ihr Bild eines Anarchisten. Er war ihnen zu proletarisch, sprach Berlinerisch und war auch noch bei der Feuerwehr. Nach seiner Freilassung beteiligte er sich weiter am Widerstand gegen die Nazis.
Als Buchbinder waren Bücher bei ihm gut aufgehoben, das fanden auch seine GenossInnen. »Wenn ein Genosse stirbt, hole ich seine Bücher ab.« So manche Neuauflagen anarchistischer Klassiker nach dem zweiten Weltkrieg wären wohl ohne Fritz Scherer nicht möglich gewesen. Fritz Scherer hat Spuren hinterlassen aus seinem bewegten Leben. Diesen möchten wir uns an diesem Abend voll und ganz widmen. (Buchvorstellung und Diskussion)
»Rebellen Heil«, 63 Seiten, inkl. DVD, 19,80 Euro, ISBN: 3879563500
Mai 2011
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Bakunin und Marx in der Ersten Internationale. Zerstörung oder Eroberung der politischen Macht?
Vorstellung einer Neuerscheinung
Der Konflikt zwischen Marx und Bakunin markiert ein entscheidendes Ereignis in der politischen Ideengeschichte. Während die von Marx beeinflusste sozialdemokratische Strömung zentralistische Organisationsformen, die Gründung nationaler Arbeiterparteien und die Eroberung der politischen Macht propagierte, waren die von Bakunin unterstützten Basisbewegungen föderalistisch und pluralistisch orientiert. Die Wege gingen daraufhin auseinander: Die Parteipolitik trennte sich von emanzipatorischen Basisbewegungen. In der Ersten Internationale (1864-1877) wurde dieser Konflikt erstmals ausgetragen: Die unterschiedlichen Richtungen fanden in Marx und Bakunin ihre stärksten Exponenten – ihre Ideendifferenz wirkt bis heute fort. Wolfgang Eckhardt, Herausgeber der Ausgewählten Schriften Bakunins, zeichnet den Konflikt um die Weichenstellung im internationalen Sozialismus nach. (Buchvorstellung und Diskussion)
Michael Bakunin: Ausgewählte Schriften. Band 6: Konflikt mit Marx. Hrsg. von Wolfgang Eckhardt. Karin Kramer Verlag, Berlin 2011. 1240 S., 78,00 EUR, ISBN 978-3-87956-342-5
Jun 2011
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Anarchistischer „Brennpunkt“
Aufstände in der arabischen Welt – Libertäre Umbrüche oder Diktatur neuer/alter Eliten?
Die Revolten in den arabischen Ländern haben die Hoffnungen weiter Teile der einheimischen Bevölkerungen geweckt. Angesichts der großen regionalen Unterschiede ist es jedoch schwer, ein einheitliches Bild der Lage zu gewinnen: Verschiedene libertäre Methoden, die Anwendung gefunden haben (direkte Aktion, Versammlungsdemokratie usw.), kontrastieren vielerorts mit dem Entstehen neuer Eliten, welche die vorübergehende breite gesellschaftliche Teilhabe wieder zunichte machen wollen, oder mit einer erbitterten Gegenwehr seitens der Herrschenden. Mitarbeiter der ‚Bibliothek der Freien‘ beleuchten verschiedene Aspekte der Umbrüche und stellen diese zur Diskussion.
Sep 2011
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Heiko Schmidt (Prometheus Antiquariat, Berlin): Bildkultur und ästhetische Konzepte des spanischen Anarchismus und anderer politischer Richtungen in der Zeit von 2. Republik, Revolution und Bürgerkrieg (1931-1939)
Eine Spurensuche
Ein Blick in spanische Buchhandlungen zeigt: Neben zahllosen Publikationen zu politischen und militärischen Aspekten des Spanischen Bürgerkrieges sind mittlerweile auch eine Vielzahl von Büchern erschienen, die die Künste jener Zeit zum Gegenstand haben, besonders jene, die von vornherein auf eine massenhafte Verbreitung angelegt waren, wie etwa gebrauchsgraphische Arbeiten (dort besonders die Plakate) oder auch die Fotographie. Diesen Publikationen dürften sehr unterschiedliche Motive zu Grunde zu liegen, z.B.: Erarbeitung und Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse, oder politische Traditionsbildung, oder einfach auch Profitinteressen bei der Vermarktung sowohl der historischen Objekte wie heutiger Reproduktionen.
Aber tatsächlich: Es ist schon verblüffend, was in den nicht einmal drei Jahren des Bürgerkrieges z.B. an linken Plakaten produziert wurde – die Zeit von Revolution und Krieg war auch die Zeit einer seltsamen kulturellen Blüte. Diese kam allerdings nicht aus dem Nichts. Die politischen Umbrüche, die mit dem Sturz der Monarchie und der Ausrufung der Republik im Jahr 1931 sowie mit Putsch und Revolution 1936 markiert werden, standen im wechselseitigen Zusammenhang mit kulturellen Umbrüchen, die besonders seit Mitte der 20er Jahre festzustellen sind und nicht zuletzt als ein Wandel von Öffentlichkeit beschrieben werden können.
Und die Anarchisten und Anarchistinnen? Was war ihr Beitrag für die politisch engagierte Kunst? Oder: Welche ästhetischen Erfahrungen vermitteln ihre Plakate, Zeitschriften, Fotos usw.? Welche Unterschiede oder auch Gemeinsamkeiten ergeben sich aus einem Vergleich mit den Produkten anderer linker Strömungen? Lassen sich unter den ästhetischen Konzepten spezifisch anarchistische ausmachen? Oder ist die Frage danach der falsche Ansatz? Eine Gemeinschaftsveranstaltung mit der Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte.
Dez 2011
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Mehr Anarchie in die Energie!
Globale, dezentrale, libertäre, öko-soziale Energie-Versorgung statt atomare, fossile Verwendung von Rohstoffen
Alternativen gib es schon genug: Sonne, Wind, Wasser, Biogas, Geothermie, Wasserstoff. Wie könnte eine libertäre Energie-Versorgung aussehen? Wie lassen sich solche öko-sozialen Anlagen in Selbstverwaltung organisieren? Wie könnten Rohstoffe gerecht und global verteilt werden? Eine Welt ohne Kapital, Profit, Kriege um Wasser, Öl, Gas und Uran wäre möglich und überlebensnotwendig. Im Rahmen des Vortrags soll versucht werden, diese Fragen im libertären, öko-sozialen Rahmen zu erläutern und einen öko-libertären »Klim@-Rettungsschirm« für Mensch, Tier und Umwelt zu entwerfen. Eine rege Diskussion ist erwünscht.
Veranstaltungen 2010
Datum/Zeit | Veranstaltung |
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19/01/2010 0:00 |
Anarchismus und Technologie — ein Widerspruch?
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
26/02/2010 0:00 |
Members of the Tempest Library: Insurrectionary Anarchism
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
26/03/2010 0:00 |
Was ist Anarchismus?
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
30/04/2010 0:00 |
»Escape from Freedom« Revisited
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
28/05/2010 0:00 |
K.R.Ä.T.Z.Ä.: Demokratische Schulen
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Jan 2010
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Anarchismus und Technologie — ein Widerspruch?
Unkontrollierte Stellungnahmen zum Thema Technik in einer freien Gesellschaft
Der technologische Wandel vollzieht sich in einer immer schnelleren Geschwindigkeit. Dem anscheinend ungebrochenen Versprechen der Moderne gemäß, das Leben aller zu verbessern, bietet die technische Entwicklung tatsächlich viele Möglichkeiten der Kommunikation, Partizipation und Emanzipation, die es zuvor nicht gegeben hat. Während hierdurch viele Sachzwänge in Frage gestellt werden und überlieferte Herrschaftsverhältnisse an Boden verlieren, haben moderne Technologien zugleich zu nie dagewesenen Abhängigkeiten geführt, die einer freien Gesellschaft eher abträglich sind.
Von Libertären gibt es eine Vielzahl von Positionsbestimmungen zu diesem Thema: Von den Anarcho-Primitivisten in den USA, die jedwede Technik ablehnen, über Kritiker einer Technologisierung des Alltags bis hin zu Technikenthusiasten, die lediglich für eine pluralistische Entscheidungsfindung zum Einsatz von Technologie eintreten. In mehreren Kurzreferaten soll untersucht werden, unter welchen Bedingungen ein emanzipatorischer Gebrauch von Technologien vorstellbar ist oder ob sie eine autoritäre Eigendynamik aufweisen, die Herrschaft stets reproduziert hat. (Kurzreferate und Diskussion)
Feb 2010
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Members of the Tempest Library: Insurrectionary Anarchism
Der Insurrektionale Anarchismus als eigenständige anarchistische Strömung wurde in den 1970er und 80er Jahren auf dem Höhepunkt der sozialen Spannungen in Italien theoretisch konzipiert und entwickelt. Insurrektionaler Anarchismus ist gekennzeichnet durch eine Kritik dauerhafter Massenorganisationen (Gewerkschaften, plattformistischer Vereinigungen usw.) sowie geheimer Gruppen des bewaffneten Kampfes (RAF, Rote Brigaden) und betont die nicht-dauerhafte oder informelle Organisation und den »unmittelbaren Angriff«. Der Vortrag wird sich auf die Geschichte sowie die informellen Organisationsformen des Insurrektionalen Anarchismus konzentrieren. Wir werden uns außerdem die subjektiveren Elemente des Anarchismus anschauen im Sinne einer bestimmten Logik, mit der zu experimentieren und die gelebt zu werden gilt. (Vortrag und Diskussion in Englisch mit deutscher Übersetzung)
Insurrectionary Anarchism as a distinct anarchist tendency was theorized and developed in the 1970s and 80s during the height of social tensions in Italy. Insurrectionary anarchism is characterized by a critique of permanent and quantitative organizations (unions, platformist federations, etc.) as well as clandestine armed struggle groups (RAF, Red Brigades) and emphasizes non-permanent or informal organization and »immediate attack«. The presentation will focus on the history as well as the informal organizational forms of Insurrectionary Anarchism. We will also look at the more subjective elements of anarchism as a certain logic to be experimented with and lived. (Presentation and discussion in English with translation into German)
Mrz 2010
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Was ist Anarchismus?
»Der Anarchismus ist veraltet und unterkomplex«, behaupten Staatsfreunde gerne. Wir versuchen, die Bandbreite und Aktualität anarchistischer Ideen anhand folgender Themen aufzuzeigen: Medienkritik, Ökologie und libertäre Philosophie. (Kurzreferate und Diskussion)
Apr 2010
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»Escape from Freedom« Revisited
Erich Fromms Buch »Die Furcht vor der Freiheit« und seine Relevanz aus heutiger libertärer Sicht
In seinem 1941 vor dem Hintergrund von Faschismus und Stalinismus veröffentlichten Werk befasst sich der Psychologe und Sozialphilosoph Erich Fromm (1900-1980) mit den psychologischen Aspekten der Freiheit des modernen Menschen. Seiner Meinung nach hat die Freiheit dem modernen Menschen zwar einerseits Unabhängigkeit und Rationalität ermöglicht, ihn in psychologischer Hinsicht aber andererseits auch isoliert und dabei ängstlich und ohnmächtig gemacht. In dieser Situation sieht Fromm den Menschen vor die Alternative gestellt, entweder der Last seiner Freiheit zu entfliehen und sich aufs neue in Abhängigkeit und Unterwerfung zu begeben oder voranzuschreiten zur vollen Verwirklichung jener positiven Freiheit, die sich auf die Einzigartigkeit und Individualität des Menschen gründet.
In der Veranstaltung wird versucht, einige der zentralen Gedankengänge Fromms zu diesem Thema nachzuzeichnen. Gleichzeitig soll ein Eindruck von seiner methodischen Vorgehensweise vermittelt werden, die gekennzeichnet ist durch die Nutzbarmachung tiefenpsychologischer Überlegungen für die Analyse gesellschaftlicher Entwicklungen.
(Vortrag mit Leseproben und anschließender Diskussion)
Mai 2010
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K.R.Ä.T.Z.Ä.: Demokratische Schulen
Das Thema »Bildung« hat anarchistisch inspirierte DenkerInnen und AktivistInnen seit jeher stark beschäftigt, man denke nur an Franciso Ferrers »Moderne Schule«, Leo Tolstois »Jasnaja Poliana« oder A. S. Neills »Summerhill«. Erfreulicherweise sind diese ersten libertären Bildungsprojekte nicht ohne Folgen geblieben. So gibt es gegenwärtig eine insgesamt zwar deutlich minoritäre, jedoch durchaus lebendige und vielversprechende Landschaft libertär orientierter Schulprojekte, insbesondere auch in Gestalt der sogenannten »Demokratischen Schulen«.
Im Rahmen dieser Veranstaltung zeigt die Berliner Kinderrechtsgruppe KinderRÄchTsZÄnker (K.R.Ä.T.Z.Ä.) ihren 33minütigen Dokumentarfilm »Demokratische Schulen«, der in das Konzept dieses Schultyps einführt: SchülerInnen jeden Alters entscheiden selbst, was, wann und wie sie lernen. Entscheidungen, die die ganze Schulgemeinschaft betreffen, werden durch eine basisdemokratische Schulversammlung beschlossen, in der jede/r SchülerIn und jede/r MitarbeiterIn eine gleichwertige Stimme hat. Nach dem Film ist Zeit für Fragen und Diskussion.
Jun 2010
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Die Hog Farm Kommune
Eine hierzulande fast vergessene Keimzelle der Hippie-Subkultur in den USA der 60er Jahre
Nachdem 2009 mit dem vierzigsten Jubiläum von Woodstock dem Ende der Hippie-Ära auch offiziell mit allergrößter Aufmerksamkeit gedacht wurde, wollen wir uns im Jahr 2010 mit einem ihrer Ursprünge beschäftigen.
Die Hog Farm (mit ihrem Spiritus Rector, dem Clown Wavy Gravy), die damals eine der bekanntesten Großkommunen in den USA war, gilt auch als eine der Keimzellen der Hippie-Bewegung. In ihrem Konvoi bunt bemalter, ausrangierter alter Linienbusse fuhren ihre Mitglieder kreuz und quer durchs Land. Dabei verstanden sie diese Touren nicht nur als »Werbekampagne« für ihren alternativen Lebensstil, sondern sahen gleichzeitig darin auch einen spirituell-psychedelischen Trip, bei dem man nicht nur Land und Leute kennenlernte, sondern sich auch selbst fand.
Der Vortrag versucht, diese ausgeflippte Zeit der späten 60er Jahre, in denen der Traum eines von allen Zwängen befreiten Lebens geradezu greifbar nahe erschien, nochmals Revue passieren zu lassen. (Vortrag und Diskussion)
Sep 2010
Ganztägig
Johann Bauer: Ein weltweiter Aufbruch!
Über den gewaltfreien Anarchismus der 70er Jahre, Kritik an der RAF und die »Mescalero-Affäre« Vorstellung einer Neuerscheinung
Die Bewegungen der 70er Jahre werden in Darstellungen der Massenmedien meist auf einen einzigen Konflikt reduziert: RAF contra Staat. So wird die Geschichte emanzipatorischer und alternativer sozialer Bewegungen marginalisiert. In dem Buch »Ein weltweiter Aufbruch!« wird aus der Geschichte der Graswurzel-Bewegung nach ’68 erzählt, die eine Programmatik gewaltloser Revolution entwickelte. Dabei wandte sie sich gegen den bestehenden Herrschaftsapparat, aber auch gegen leninistische Parteimodelle und eine Militarisierung revolutionärer Bewegungen. Durch die tatsächliche Massenaktionsbewegung gegen Atomenergie wurden neue Formen der Selbstorganisation hervorgebracht, was zum Zerfall autoritärer Konzepte, aber auch zur Bildung neuer Partei-Illusionen geführt hat. So sind viele der emanzipatorischen Ideen, die seit den 60er Jahren entwickelt wurden, bis heute aktuell geblieben und sollten angesichts der ökonomischen und gesellschaftlichen Umbrüche neu diskutiert werden. (Buchvorstellung durch den Autor)
Okt 2010
Ganztägig
»Die Freiheit, die ich meine …« — Der Freiheitsbegriff aus libertärer Sicht
»Freiheit« — welch ein hehres Wort. Ein jeder führt es im Munde und fordert Freiheit, spielt sich gar als ihr Förderer auf. So ist es nicht verwunderlich, dass dieses in den letzten 200 Jahren meist ge- und missbrauchte Wort seinen eigentlichen Sinn immer mehr verloren hat und weithin nur noch als bloße Worthülse gebraucht wird. Heutzutage ist »Freiheit« ein Synonym für alles Mögliche, nur eben nicht für das, was seine ursprüngliche Bedeutung ausmachte, nämlich ohne jede Bevormundung, in jeder Beziehung uneingeschränkt und eigenverantwortlich leben und handeln zu können. Alle hierarchischen Gesellschaftssysteme von rechts bis links oder der Mitte benutzen daher den Begriff Freiheit immer nur in Teilaspekten wie z.B. als »nationale Freiheit«, »Freiheit von Ausbeutung«, »Freiheit des Westens« oder »freie Marktwirtschaft«. Dabei wird die Unteilbarkeit des Begriffs Freiheit stets ausgeklammert. Auf diese Weise ist Freiheit oft dort am wenigsten vorhanden, wo sie am lautesten beschworen wird. In mehreren Kurzbeiträgen versuchen einige Mitarbeiter der Bibliothek der Freien, ihren persönlichen Freiheitsbegriff zum Ausdruck zu bringen, um aufzuzeigen, dass es wirkliche Freiheit nur in einem herrschaftsfreien Umfeld geben kann. (Kurzvorträge und Diskussion)
Nov 2010
Ganztägig
Alternative Lebensgemeinschaften: Strukturen, Vernetzung, Perspektiven
Der Rückzug aus der kapitalistischen Gesellschaft und das Ausprobieren alternativer Lebensweisen, die Suche nach einem richtigen Leben im Falschen, gehören spätestens seit den 70er Jahren zu den oft propagierten Lösungsansätzen zur Schaffung einer freieren Gesellschaft. Oft wird solchen Gemeinschaften vorgeworfen, sie stellten einen Rückzug ins Private dar, verlören den Zugang zum Rest der Gesellschaft. Andere behaupten, sich den Zwängen des Kapitalismus zu entziehen sei unmöglich, jeder Versuch auszubrechen führe zum Scheitern.
Aber wieviel steckt hinter den Vorwürfen, wieviel hinter dem Lob? Wie sehen alternative Lebensgemeinschaften heute überhaupt aus? Sind sie nur private Rückzugsorte oder Orte der Zusammenkunft? Isolierte Enklaven, der Gnade des Kapitalismus ausgeliefert oder ein erstarkendes Netzwerk mit Zukunft? Fehlgeleitete Öko-Spinner oder die einzig wahren Revolutionäre?
Ein Mitglied der Bibliothek der Freien, konfrontiert mit viel Theoretischem, aber wenig Material zu den existierenden Gemeinschaften, präsentiert und debattiert die Resultate einer kritischen Forschungsreise durch alternative Lebensgemeinschaften in Berlin und Umland. (Vortrag und Diskussion)
Dez 2010
Ganztägig
Libertäre Bücherstunde
Mitarbeiter der Bibliothek der Freien präsentieren ihre libertäre Lieblingslektüre aus 2010
Das nahende Jahresende nehmen Mitarbeiter der Bibliothek der Freien zum Anlass, eigene libertäre Lieblingstexte vorzustellen, mit denen sie sich im Jahr 2010 auseinandergesetzt haben. Sie präsentieren zentrale Textpassagen und laden zur gemeinsamen Diskussion ein. Im einzelnen stehen folgende Bücher auf dem Programm:
»Gründungskongreß der Ersten Internationale in Spanien« (1870): Schon auf ihrem ersten Landeskongreß in Barcelona brachten die spanischen Internationalisten ihr sozialrevolutionäres und anarchistisches Sozialismusverständnis zum Ausdruck. Durch das Kongreßprotokoll sind die intensiven Diskussionen anschaulich und lebendig überliefert.
»Das Gedächtnis der Besiegten«: Ein historischer Roman des Autors Michel Ragon, der die wichtigsten Phasen und Etappen des 20. Jahrhundert erzählerisch miteinander verknüpft und aus anarchistischer Sicht nacherzählt.
»Der kommunitäre Sozialismus« (aus: »Wege aus einer kranken Gesellschaft«): Der Sozialphilosoph Erich Fromm (1900-1980) legte im Rahmen dieser im Jahr 1955 erschienenen Publikation eine nach wie vor aktuelle Gesellschaftskritik und -analyse vor und entwickelte gleichzeitig einen konsequent emanzipatorischen Gegenentwurf in Gestalt eines „Kommunitären Sozialismus“, der hier in seinen Grundzügen vorgestellt werden soll.
(Buchvorstellungen und Diskussion)
Veranstaltungen 2009
Datum/Zeit | Veranstaltung |
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09/01/2009 Ganztägig |
Anarchistische Föderation Berlin
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
27/02/2009 0:00 |
Carl Einstein — ein verdammender Prophet der Moderne
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
27/03/2009 Ganztägig |
Jo*Peace: Anarchie und Spiritualität
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
24/04/2009 Ganztägig |
Magnus Klaue: Wie sich Völker bilden
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
29/05/2009 Ganztägig |
Christoph Grüner: Anarchismus und Internet
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Jan 2009
Ganztägig
Anarchistische Föderation Berlin
Anarchismus für das 21. Jahrhundert
Die Anarchistische Föderation Berlin (AFB) stellt ihren Organisierungsprozess unter Berücksichtigung von historischen Vorläufern vor. Der Schwerpunkt liegt auf Anarchismus im 21. Jahrhundert. Anarchismus organisieren?! (Vortrag und Diskussion)
Feb 2009
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Carl Einstein — ein verdammender Prophet der Moderne
Sinnsuche eines libertären Denkers
Carl Einsteins Ruhm als einer der profundesten Kenner und Kritiker der Kunst und Kultur der Moderne, den er in den 20er und 30er Jahren genoss, scheint heute weitestgehend verblasst zu sein. Bereits 1912 nahm er in seinem Anti-Roman »Bebuquin oder die Dilettanten des Wunders« die Stilistiken von DADA und Surrealismus vorweg. Mit seiner Schrift über die »Negerplastik« (1915) war er einer der ersten, die den eigenständigen ästhetischen Wert dieser außereuropäischen Kunstwerke erkannten und würdigten. Die 1926 von ihm herausgebrachte »Kunst des 20. Jahrhunderts« kann bis heute als eine der fulminantesten Schriften über die Entwicklung der künstlerischen Tendenzen seiner Zeit angesehen werden. In den 20er Jahren einer der eigenwillig scharfzüngigen Publizisten und Kritiker der Republik von Weimar, ging Einstein 1928 nach Paris und gab dort zusammen mit Georges Bataille und Michel Leiris die einen neuen erweiterten Kulturbegriff vertretende Zeitschrift »Documents« heraus. Anfang der 30er Jahre vollzog Einstein dann mit seiner Schrift: »Fabrikation der Fiktionen« eine beispiellose Abrechnung mit der idealistischen Intellektuellenkultur, dieser radikale Bruch mit seinen früheren Versuchen, die Kunst der Moderne einer kollektiven Massenbasis zu vermitteln, schlug ihn nun auf die Seite des aktiven politischen Handelns. 1936 kämpfte Einstein auf Seiten der Anarcho-Syndikalisten in der Kolonne Durruti gegen die Faschisten. 1940 nahm er sich auf der Flucht vor den Nazi-Truppen das Leben. Der Vortrag versucht Einsteins Leben und Werk in seiner Vielschichtigkeit mit all seinen Brüchen neu zu beleuchten und so seine Existenz, die er selbst zum permanenten Experiment erhob, dem Vergessen zu entreißen. (Vortrag und Diskussion)
Mrz 2009
Ganztägig
Jo*Peace: Anarchie und Spiritualität
In ihrem Erstlingswerk »Anarchie — selbstbestimmtes Leben als Therapieform« versucht Jo*Peace Perspektiven zu erarbeiten, die fernab von politischen Kämpfen das Individuum in den Fokus rücken. Denn genau hier fängt Anarchie an: als Selbstbestimmung der einzelnen Person. Als Einstieg werden Teile aus dem Buch vorgelesen, in denen inhaltliche Aspekte der Anarchie mit denen der Spiritualität verknüpft werden. Noch immer scheuen sich viele Menschen davor, eine Existenz jenseits des Materiellen anzuerkennen. Dass sie damit einen jahrhunderte alten Dualismus aufrechterhalten und unbewusst das gedankliche Erbe dieser zerstörerischen Zivilisation fortführen, steht dabei ebenso zur Diskussion, wie die daraus resultierende Blockierung der eigenen Selbstbestimmung. Spiritualität hat in diesem Sinne nichts mit Tarotkarten oder Räucherstäbchen zu tun, sondern bezeichnet das wieder erlangte Bewusstsein der Menschen über ihre energetische Existenz, als Teil eines unendlichen Kosmos. Dass die Logik politischen Handelns mit der Mystik des universalen Eins-Seins in keinem Widerspruch steht, sondern ganz im Gegenteil fruchtbare Anknüpfpunkte bietet, ist ein Hauptanliegen des Buches. Die jüngste Generation der Libertären hat sich Liebe, Luxus, Anarchie auf die Fahnen geschrieben. Ob sie diesen Ansprüchen gerecht werden (will) und welche Horizonte trotz alle dem noch immer im Verborgenen liegen, können wir gemeinsam klären. (Buchvorstellung durch die Autorin)
Apr 2009
Ganztägig
Magnus Klaue: Wie sich Völker bilden
Not und Gemeinschaft in der anarchistischen Theorie des 20. Jahrhunderts
Die Nationen- und Staatskritik anarchistischer Theoretiker geht fast stets einher mit einem emphatischen Verständnis von »Gemeinschaft«, die wahlweise als »Volk«, »Kameradschaft« oder »Brüderlichkeit« vorgestellt wird. Anhand der Schriften Erich Mühsams und deren Kropotkin-Rezeption soll nachvollzogen werden, wie der anarchistische Gemeinschaftsbegriff mit seiner undialektischen Kritik der Abstraktionen des Staats und der Warenform, denen ein »gerechter« Tausch sowie »anschauliche« Lebens- und Produktionsformen entgegengehalten werden, nicht nur nolens volens regionalistische Vorstellungen von Gemeinschaft reproduziert, sondern »Gemeinschaft« nur als Notgemeinschaft zu fassen vermag, die sich unter dem Druck des Überlebenszwangs gegen den perhorreszierten Überfluß der Marktgesellschaft konstituiert. Demgegenüber entwickeln die Schriften Gustav Landauers einen Begriff des Anarchismus, der die Verallgemeinerung von Luxus und Genuß gegenüber der Reduktion von Gesellschaft zur Bedarfsgemeinschaft einklagt und nicht auf Liquidation, sondern auf Einlösung des bürgerlichen Autonomiegedankens zielt. Daß nicht Landauers, sondern Mühsams Gemeinschaftsmodell mittlerweile den Sieg davon getragen und sich unter dem Label des Poststrukturalismus als konsensfähiges Ideologieangebot verallgemeinert hat, soll abschließend an Deleuzes / Guattaris »Tausend Plateaus« gezeigt werden, die sich bis in die Metaphorik hinein als postmodernes Revival anarchistischer Theoriebildung lesen lassen. (Vortrag und Diskussion)
Mai 2009
Ganztägig
Christoph Grüner: Anarchismus und Internet
Das Internet spielt im Zuge der technologischen Revolution eine immer wichtigere Rolle für anarchistische Vernetzung, sei es zur Diskussion, Organisation oder zur Verbreitung libertärer Ideen. Verschiedentlich wird sogar behauptet, das Internet sei an sich eine libertäre Einrichtung, ein herrschaftsfreies Netzwerk, das alle Hierarchien untergräbt. Spektakuläre Aktionen der Zensurumgehung, Online-Demos usw. haben zu diesem Ruf beigetragen, obwohl solche direkten Aktionen nicht immer dauerhafte Auswirkungen haben. Dennoch sind selbstbestimmte Online-Gemeinschaften mit eigenen Regeln entstanden, die libertär funktionieren, ohne ein anarchistisches Etikett für sich zu beanspruchen. Das Medium Internet ist darüber hinaus zunehmend ein Werkzeug zur Wissensakkumulation, aus dem sich Potenziale hinsichtlich einer Partizipation und Emanzipation für den Einzelnen ergeben können — so wäre die Online-Enzyklopädie Wikipedia als kollaborative Plattform ohne das Internet nicht vorstellbar. Anhand von Onlineprojekten soll erörtert werden, in wie weit sich das Medium eignet, libertäre Konzepte zu vermitteln und was für Möglichkeiten der Beteiligung existieren. (Vortrag und Diskussion)
Jun 2009
0:00
»Müsste man, um zu siegen, auf öffentlichen Plätzen Galgen errichten, so will ich lieber untergehen.«
Lesung von Malatesta Texten
Getrieben von dem Wunsch nach Freiheit und sozialer Gerechtigkeit für alle, kämpfte Errico Malatesta (1853 – 1932) fast sein Leben lang für eine soziale Revolution. Er gilt als Mitbegründer der anarchistischen Bewegung in Italien. In seinen Texten wandte er sich oftmals ganz unterschiedlichen Fragen rund um den Anarchismus zu, dabei überzeugen seine Texte vor allem durch die Klarheit seiner Worte und Gedanken. An diesen Abend sollen, neben einem kleinen Überblick über Malatestas Leben und Wirken, einige seiner zahlreichen Texte von Mitgliedern der Bibliothek vorgetragen werden. Anschließend soll noch Möglichkeit zur Diskussion rund um diese Texte gegeben werden.
Sep 2009
Ganztägig
Qual der Wahl
Warum uns keine Bundestagswahl einer Freien Gesellschaft näher bringen wird
Auf der hektischen Suche nach dem kleineren Übel bleibt die Idee häufig unberücksichtigt, gar nicht erst am Spektakel der Wahlen teilzunehmen. Vorgestellt wird der reiche Fundus an wahl- und parlamentarismuskritischen Analysen und Praktiken, die aus der anarchistischen Ideengeschichte hervorgegangen sind. Ferner sollen unter anderem die Themen Antiparlamentarismus, Wahlboykott und Ungültig wählen auf ihre Tauglichkeit für emanzipatorische Aktions- und Verhaltensmöglichkeiten überprüft werden. (Kurzreferate und Diskussion)
Okt 2009
Ganztägig
Anarchismus 2.0 — Bestandsaufnahmen. Perspektiven.
Buchvorstellung mit dem Herausgeber Jochen Knoblauch sowie den AutorInnen Wolfram Beyer, Ralf Landmesser, Maurice Schuhmann und Elisabeth Voß
Der Band »Anarchismus. Eine Einführung« von Hans Jürgen Degen und Jochen Knoblauch in der Reihe »theorie.org« arbeitete die Grundlagen libertärer Weltsicht (Stirner, Bakunin, Landauer etc.) auf. Von Rudolf Rocker einmal abgesehen, hat allerdings keiner dieser Klassiker in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg gewirkt. Dies und die Tatsache, daß spätestens nach 1945 die anarchistische Bewegung gezwungen war, sich von Grunde auf organisatorisch und inhaltlich neu zu positionieren, unterstreicht die Notwendigkeit der Anthologie »Anarchismus 2.0« zu aktuellen Tendenzen des Anarchismus. Da nun neben ausgewiesenen Experten auch AktivistInnen selbst zu Wort kommen sollen, wurde die Form einer Anthologie gewählt, um den berücksichtigten Themen ein Höchstmaß an Authentizität zu verleihen. (Lesung und Diskussion)
Aus dem Inhalt:
- »Freiheit ohne Gewalt – für eine gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft« von Wolfram Beyer
- »Neue Soziale Bewegungen: Von der Alternativszene bis Attac« von Ralf Landmesser
- »Anarchismus als Kulturbewegung« von Maurice Schuhmann
- »Gemeinsam wohnen und arbeiten. Kommunen und andere selbstorganisierte Lebensgemeinschaften« von Elisabeth Voß
Nov 2009
Ganztägig
Jenseits von Kapitalismus und Staatssozialismus: Anarchistische Positionen zum Thema Wirtschaft
Eine Gemeinschaftsveranstaltung mit den Zürcher AnarchistInnen
Anarchisten benötigen in aller Regel keine aktuelle Wirtschaftskrise, um zu erkennen, dass die heute weltweit vorherrschende Form der Ökonomie unvernünftig ist. Sie lehnen jedoch den Staatssozialismus oder die zentralistische Planwirtschaft genauso ab wie den Kapitalismus, egal ob er nun eher neoliberal oder sozialstaatlich daherkommt. Stattdessen setzen sie auf eine selbstbestimmte »dezentrale Bedürfnisproduktion« (Horst Stowasser). Da die anarchistische Wirtschaft ohne Staat, Partei(en) und Privateigentum auskommen will, stellen sich besondere Anforderungen an sie, denen Rechnung zu tragen ist in Gestalt von geeigneten Strukturen und Abläufen, aber auch in Form einer entsprechenden Kultur. Im Rahmen der Veranstaltung werden verschiedene Strukturierungsmöglichkeiten und Organisationsformen vorgestellt, die geeignet sind, diese Anforderungen an ein funktionierendes, herrschaftsfreies Wirtschaften zu erfüllen. Dabei werden sowohl praktische Erfahrungen (z.B. während der Spanischen Revolution) als auch theoretische Überlegungen aus der anarchistischen Literatur berücksichtigt. Außerdem soll die Gelegenheit genutzt werden, um darüber nachzudenken, welche Schritte bereits heute ergriffen werden können, um den Übergang zu einer herrschaftsfreien und solidarischen Wirtschaftsweise einzuleiten. (Vortrag und Diskussion)
Dez 2009
Ganztägig
»Ich brauche Deine Nähe … dadurch werde ich stärker«
Bakunin und seine Frau Antonija Kwiatkowska
Die bisweilen Aufsehen erregenden Details von Bakunins Leben haben die Phantasie mancher Autorinnen und Autoren derart angeregt, daß ihre Schilderungen Bakunins mitunter ins Spekulative abgleiten. Zu diesen oft recht mutwillig kommentierten Aspekten gehört auch Bakunins Beziehung zu seiner jungen Ehefrau Antonija, die mal als einfältige Marionette, mal als Provinzschönheit geschildert wird. Statt als Projektionsfläche für die Mutmaßungen von Zeitgenossen und Historikern sollte Antonija als eigenständige Person und wichtiger Faktor in Bakunins Leben wahrgenommen werden. In dem 2007 erschienenen »Bakunin-Almanach« wurde eine Studie über Bakunin und seine Frau publiziert, mit der Antonija erstmals aus dem Dunkel geholt wird und in der zahlreiche Dokumente in deutscher Erstveröffentlichung publiziert worden sind, unter anderem mehrere Liebesbriefe der beiden. (Vortrag/Lesung und Diskussion)
Veranstaltungen 2008
Datum/Zeit | Veranstaltung |
---|---|
25/01/2008 20:00 - 21:00 |
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
01/02/2008 20:00 - 22:00 |
Gerd Koch: Ein Autor blickt in sein altes Buch: »Zerstört den Staat! Marx und Bakunin über die Pariser Kommune« (1974)
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
07/03/2008 20:00 - 22:00 |
Revolution - Mythos von gestern oder Konzept für morgen?
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
04/04/2008 20:00 - 22:00 |
Anarchosyndikalisten in der Weimarer Rebublik am Beispiel Sömmerda (Thüringen)
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
09/05/2008 20:00 - 22:00 |
Gabriel Kuhn: Seattle und die Folgen. »Neuer Anarchismus« in den USA
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Jan 2008
20:00 - 21:00
Kriegsdienste verweigern – Pazifismus aktuell. Libertäre und humanistische Positionen.
Buchvorstellung und Diskussion
Die Buchautoren Helga Weber und Wolfgang Zucht (Kassel), Harry Hoffmann und Wolfram Beyer werden anwesend sein. Sie sind aktiv u.a. im HerausgeberInnen-Kreis der Zeitschrift Graswurzelrevolution und der Internationale der Kriegsdienstgegner/innen (IDK).
Der Humanismus formuliert Positionen in freidenkerischer Form. Er stellt den Menschen als Natur- und Sozialwesen in den Mittelpunkt. Die Würde des Menschen ist Ausgangs- und Endpunkt des Denkens und Handelns, sowie seiner Einmaligkeit und Individualität. Dieser Humanismus ist nichtreligiös und beinhaltet sowohl atheistische wie auch agnostische Auffassungen.
Im Pazifismus ist der Leitgedanke die Ablehnung von Krieg und Gewalt und die Suche nach gewaltlosen Lösungen von zwischenstaatlichen Konflikten sowie die Überwindung von kriegerischen Ursachen in der Gesellschaft.
Das Buch (Textsammlung) »Kriegsdienste verweigern – Pazifismus aktuell« will zum Handeln gegen Kriegsursachen ermutigen. In der Kritik stehen Staat und Militär, die christlichen Kirchen und andere religiöse Formen.
Kriegsdienste verweigern – Pazifismus aktuell. Libertäre und humanistische Positionen. (Textsammlung) Herausgegeben von Wolfram Beyer im Oppo Verlag Berlin 2007, 160 S., 16,00 EUR, ISBN: 978-3-926880-16-1
Feb 2008
20:00 - 22:00
Gerd Koch: Ein Autor blickt in sein altes Buch: »Zerstört den Staat! Marx und Bakunin über die Pariser Kommune« (1974)
Das sechs Jahre nach dem Aufbruch von 1968 geschriebene Büchlein über die Kommune-Interpretation von Marx und Bakunin ist Ausdruck einer Zeit, die in vielem anders gestrickt war als die Gegenwart. Das Ringen um die Aneignung sozialistischer Theorien, Konstruktionsversuche einer Aktionseinheit aus Marxismus und Anarchismus usw. waren Themen, welche die emanzipatorischen Bewegungen der 70er Jahre in Westdeutschland beschäftigten und auch für das Buch »Zerstört den Staat! Marx und Bakunin über die Pariser Kommune« relevant waren. Dessen Autor Gerd Koch blickt in sein altes Buch, erinnert sich an Kontext und Beweggründe der Publikation und läßt dabei charakteristische Merkmale jener Zeiten erkennen – und der heutigen. (Vortrag und Diskussion)
Zwischenzeitlich wurde das Referat in Wortlaut veröffentlicht
Mrz 2008
20:00 - 22:00
Revolution – Mythos von gestern oder Konzept für morgen?
Der Wunsch, sich aus bedrückenden politischen Verhältnissen zu befreien, beschäftigt die Menschen seit frühesten Zeiten bis in die Gegenwart. Aber wurde die Verheißung einer freien Gesellschaft jemals durch eine Revolution eingelöst? Anarchistische Bewegungen haben versucht den autoritären Risiken, die durch Revolutionen freigesetzt werden, entgegenzutreten – sie setzten statt dessen auf Basisorganisationen, föderale Strukturen oder etwa auf das moderne Konzept der gewaltfreien Revolution. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion soll das Für und Wider anarchistischer Revolutionskonzepte untersucht sowie eine Bilanz gezogen werden.
Zwischenzeitlich wurde das Referat im Wortlaut veröffentlicht.
Apr 2008
20:00 - 22:00
Anarchosyndikalisten in der Weimarer Rebublik am Beispiel Sömmerda (Thüringen)
Sömmerda, eine thüringische Kleinindustriestadt (Rheinmetall) war von 1919 bis 1933 eine Hochburg der FAUD. Im März 1920 erreichte die FAUD ihren Zenit. 2100 Mitglieder bei einer Einwohnerzahl von 8000 [Die blutigen Ereignisse im März 1920 im Verlauf des Kapp-Putsches]. Ihr Widerstand gegen Rüstungsaufträge. Die Genossenschafts-Projekte von 1927 bis 1933. Rudolf Rocker, Emma Goldman und der Schriftsteller Theodor Plivier warnen 1932 in Referaten vor den Gefahren des Faschismus. Widerstandsaktivitäten im Nazi-Faschismus. Darunter 1936 illegale Spendensammlung für die CNT in Spanien.
Mai 2008
20:00 - 22:00
Gabriel Kuhn: Seattle und die Folgen. »Neuer Anarchismus« in den USA
Die Proteste gegen das Treffen der Welthandelsorganisation in Seattle 1999 übten wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung gegenwärtiger US-amerikanischer Widerstandskultur aus. Ein bemerkenswerter Aspekt dieser Entwicklung ist das Wiedererstarken einer anarchistischen Bewegung, die heute zu einem großen Teil die politische Dissidenz des Landes definiert. Der vorliegende Band präsentiert diese Bewegung anhand neunzehn individuell eingeleiteter und kommentierter Texte. Die Texte verbinden die Präsentation einflussreicher AutorInnen (Lorenzo Komboa Ervin, David Graeber, John Zerzan, Starhawk, Ward Churchill), Kollektive (CrimethInc., NEFAC, ALF/ELF) und Konzepte (Black Anarchism, Primitivismus, post-linke Anarchie, Postanarchismus, Freeganism) mit Darstellungen anarchistischer Alltagskultur (Evasion, Sascha Scatters Nachruf auf Brad Will) sowie Diskussionen um die Renaissance des Schwarzen Blocks (ACME-Kollektiv), Machoattitüden innerhalb der anarchistischen Szene (Rock-Bloc-Kollektiv), Segregationsprobleme sozialer Bewegungen (Elizabeth Martinez) und anarchistischer Ökonomie (Michael Albert). Ein allgemeiner Einführungstext zur Geschichte des Anarchismus in den USA eröffnet den Band.
Gabriel Kuhn ›Neuer Anarchismus‹ in den USA . Seattle und die Folgen. Unrast Verlag, März 2008, 304 S., 16.8 EUR, ISBN-13: 978-3-89771-474-8
Jun 2008
20:00 - 22:00
Tönende Freiheit: Ein Versuch zum Thema Anarchie und Musik
Gibt es eigentlich eine genuin anarchistische Musik? und wenn ja wie hört sie sich an? Oder ist der Anarchismus als antihierarchische, sozialrevolutionäre Idee doch von den streng mathematischen Strukturen der Kunstgattung Musik soweit entfernt, daß eine wirkliche Verschmelzung zwischen beiden Welten unmöglich erscheint? Bleibt somit der Musik auch im Anarchismus wie in allen anderen gesellschaftlichen Systemen, nur eine untergeordnete, gerüstartig – unterstützende Rolle zum Transport ideologisch relevanter Inhalte zugedacht, wie wir sie alle aus den sattsam bekannten Liedern vom spanischem Bürgerkrieg bis zu den Rocksongs der Band »Ton, Steine, Scherben« her kennen? Der Anarchismus war und ist von Anfang an ein großes Versprechen auf Freiheit in allen Bereichen des menschlichen Lebens. Ebenso gibt es in verschiedenen Erscheinungsformen der neueren Musik, Bestrebungen nach Befreiung und Entgrenzung die von der »klassischen Avantgarde« über Free Jazz oder psychedelic Rock bis hin zu Industrial und anderen Formen der »konsequenten« Musik reichen.
In wie weit diese musikalischen Undergroundphänomene anarchistisches Potential besitzen, sei es inhaltlich, organisatorisch oder gar musikalisch soll in diesem Vortrag behandelt werden, wobei die oben genannte Frage bis zum Schluß offen bleibt.
Zwischenzeitlich wurde das Referat im Wortlaut veröffentlicht
Sep 2008
20:00 - 22:00
Anarchismus. Eine Einführung
»Die Gesellschaft kann sich nicht selbst regieren«, behaupten alle Archisten. Wir versuchen die Funktionalität anarchistischer Gesellschaftsentwürfe anhand folgender Themen aufzuzeigen: Anarchismus und Kultur, Parlamentarismuskritik, Gewaltfrage, Organisationstheorie, aktuelle Anwendungen in der Gegenwart. (Kurzreferate und Diskussion)
Zwischenzeitlich wurden Referate im Wortlaut veröffentlicht
Okt 2008
21:00 - 22:00
Werner Portmann: Skeptizismus und Anarchismus: Max und Siegfried Nacht
Vorstellung einer Neuerscheinung
Max Nacht (alias Nomad, 1881-1973) und sein Bruder Siegfried (alias Arnold Roller, 1878-1956) haben zu Lebzeiten immer wieder Staub aufgewirbelt: Max‘ kritischer Jubiläumstext zum 80. Geburtstag Rudolf Rockers ärgerte den Gefeierten dermassen, dass auf seine Intervention hin der Text erst 9 Jahre später in gedruckter Form erschien. Seine Artikel und öffentlichen Reden zum Anarchismus, dass dieser nicht viel radikaler sei als die Sozialdemokratie, veranlassten Pierre Ramus mit ihm in einem Zeitungsartikel als anarchistischem Konvertiten bitterböse abzurechnen. Er entwickelte eine eigene Ideologie der gesellschaftlichen Umwälzung („skeptischer Anarchismus“) und beteiligte sich noch im hohen Alter als Publizist in den USA an den Diskussionen um den im Zuge von 1968 wieder entdeckten Anarchismus.
Max‘ Bruder Siegfried war einst als Königsmörder verhaftet worden, redigierte Broschüren mit Titeln wie ‚Der soziale Generalstreik‘ oder ‚Die direkte Aktion‘, die Welterfolge waren, in mehr als 17 Sprachen veröffentlicht wurden und nach 1968 erneut Grossauflagen verzeichneten. Er berichtete als erster im deutschsprachigen Raum von der grossen anarchistischen Bewegung Spaniens und verbreitete die Idee des revolutionären Syndikalismus und des Generalstreiks. Bei der politischen Polizei Europas galt er als klügster Kopf des Anarchismus. Zusammen mit Rocker, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband, gehörte er zu den wenigen VordenkerInnen des Anarchosyndikalismus im deutschen Sprachraum.
Über das fast vergessene „schöne Brüderpaar“ ist jetzt die erste Biographie erschienen. In seiner Buchvorstellung (mit Diskussion) geht der Autor Werner Portmann auch der Frage nach, ob die beiden mehr als nur interessante historische Figuren sind und welche Relevanz ihre Ideen für den heutigen Anarchismus haben können.
Werner Portmann: Die wilden Schafe. Max und Siegfried Nacht. Zwei radikale, jüdische Existenzen. Unrast Verlag, Münster 2008. 176 S. ISBN-13: 978-3-89771-455-7
Nov 2008
21:00 - 23:00
Uwe Timm: Erinnerungen eines unbequemen Libertären.
Vorstellung einer Neuerscheinung
In seiner Autobiografie »Verlorene Kindheit – Errungene Freiheit« zieht Uwe Timm (* 1932) eine Lebensbilanz, umreißt die Grundlagen seines Anarchismus und gibt Denkanstöße für eine libertäre Offensive. Nach seiner schweren Kindheit in der NS-Zeit schildert Timm seine ersten Kontakte mit anarchistischen Ideen in der frühen Nachkriegszeit, das konfliktreiche Zusammentreffen von alten und jungen Libertären nach 1968, die marxistische Indoktrination des Neoanarchismus, aber auch Um- und Irrwege heutiger Libertärer. Als Konstrukteur im Anlagenbereich eines Industrieunternehmens, Betriebsrat, Querdenker und Individual-Anarchist ist Timm mit vielen Millieus vertraut und tritt dementsprechend für einen pluralistischen Anarchismus ein: »Es wird kaum möglich sein, alle Menschen für eine libertäre Gesellschaft zu gewinnen, weshalb die Formel ‚Alles oder Nichts‘ immer in eine Isolation führt. Vielmehr ist darauf zu setzen, freiheitlichen Menschen Alternativen einzuräumen. Privat- oder Kollektiveigentum, sozialistischer oder liberaler ‚weltanschaulicher Unterbau‘ – das ist gleichgültig. Entscheidend ist nur eine gemeinsame Erkenntnis: Wer Menschen daran hindert, ihr eigenes Leben zu leben, selbstbestimmt als Individuum oder in Gruppen, Gesellschaften, Genossenschaften, Betrieben, wie auch immer diese sich organisieren, der handelt als Aggressor.« (Buchvorstellung durch den Autor)
Uwe Timm: Verlorene Kindheit – Errungene Freiheit. Biografie eines unbequemen Libertären. Oppo-Verlag, Berlin 2007. 206 S., 19 EUR, ISBN 978-3-926880-17-8
Dez 2008
21:00 - 23:00
Schwarze Perlen. Leidenschaftliche Plädoyers für den Anarchismus
Welche Libertären haben uns am meisten beeinflusst, welche Texte haben uns geprägt, wessen Ideen sind noch immer aktuell? In mehreren Beiträgen werden prägnante Zeugnisse der anarchistischen Ideengeschichte zur Diskussion gestellt, die nur ein Ziel haben: Einsprüche gegen die Anmaßung der herrschenden Verhältnisse zu sein. (Lesungen mit Diskussion)
Veranstaltungen 2007
Datum/Zeit | Veranstaltung |
---|---|
12/01/2007 21:00 - 23:00 |
Christian Bartolf: »Der Atem meines Lebens.« Der Dialog von Mahatma Gandhi und Bart de Ligt über Krieg und Frieden [1928-1932]
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
02/02/2007 21:00 - 23:00 |
Siegbert Wolf: Milly Witkop-Rocker und andere RevolutionsträumerInnen, Luftmenschen’ und Kinder des Schtetls
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
02/03/2007 0:00 |
»Du sollst nicht herrschen«
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
13/04/2007 21:00 - 23:00 |
Subcoma, eine Alternative zum Neoliberalismus
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
04/05/2007 20:00 - 22:00 |
Hartmut Rübner: Agit 883. Bewegung, Revolte, Underground in Westberlin 1969-1972
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Jan 2007
21:00 - 23:00
Christian Bartolf: »Der Atem meines Lebens.« Der Dialog von Mahatma Gandhi und Bart de Ligt über Krieg und Frieden [1928-1932]
Der holländische Pazifist Bart de Ligt attackierte das Anti-Wehrpflicht-Manifest der »War Resisters’ International« von 1926, da er den darin enthaltenen Appell an das internationale Staatensystem für falsch hielt. Hierüber begann er in den folgenden Jahren mit Mahatma Gandhi einen bemerkenswerten Dialog, der im Jahr 2000 erstmals veröffentlicht wurde. Der Herausgeber Christian Bartolf liest Auszüge aus der deutschsprachigen Übersetzung und zeichnet die Traditionslinien dieser libertären Kontroverse bis zum aktuellen »Manifest gegen die Wehrpflicht und das Militärsystem« nach. (Buchvorstellung und Diskussion)
Feb 2007
21:00 - 23:00
Siegbert Wolf: Milly Witkop-Rocker und andere RevolutionsträumerInnen, Luftmenschen’ und Kinder des Schtetls
Vorstellung einer Neuerscheinung
In der jüdischen ArbeiterInnenbewegung engagierten sich viele junge AnarchistInnen. Sozialisiert in einem religiösen Elternhaus, gehörten sie schon bald zu den EnthusiastInnen einer revolutionären Utopie, die sich die Aufhebung von Herrschaft und gesellschaftlichen Zwängen auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Zugleich repräsentierten sie einen sozialrevolutionären Radikalismus, der mit seiner Verheißung einer Befreiung aller Jüdinnen und Juden wie auch der gesamten Menschheit durchaus Parallelen im jüdischen Glauben aufwies. Am Beispiel von Milly Witkop-Rocker wird Siegbert Wolf, Co-Autor einer neuerschienenen Anthologie über radikale Jüdinnen und Juden, den biographischen Ausprägungen von Anarchismus und Judentum nachgehen. (Buchvorstellung und Diskussion)
Werner Portmann, Siegbert Wolf: »Ja, ich kämpfte« Von Revolutionsträumen, Luftmenschen’ und Kindern des Schtetls. Biographien radikaler Jüdinnen und Juden. Unrast-Verlag, 2006, 316 S., 19 EUR, ISBN 3-89771-452-3
Mrz 2007
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»Du sollst nicht herrschen«
Unkontrollierte Stellungnahmen über Anarchismus und Religion
»Solange wendet sich das Leben dem Glauben zu, dem zerbrechlichstem im Leben, im realen Leben, versteht sich, bis dieser Glaube am Ende verloren geht.« Dieser berühmte erste Satz André Bretons aus seinem Manifest des Surrealismus von 1924 scheint in der heutigen Zeit gerade durch das Leben Lügen gestraft zu werden. Inwieweit wir es heute wirklich mit einer Renaissance des Religiösen zu tun haben, oder ob es sich hierbei, wie einige Wissenschaftler herausgefunden haben wollen, um ein genetisch determiniertes Programm im Gehirn handelt, das in unsicheren Zeiten bei manchen Menschen ein verstärktes Bedürfnis nach Spiritualität und Transzendenz produziert, oder es sich nur um eine krankhafte [aber heilbare] geistige Verirrung handelt, die in der gesamten Menschheitsgeschichte von Machthabern zur Legitimation ihrer Herrschaft ausgenutzt wurde, soll in mehreren unkontrollierten Stellungnahmen kritisch analysiert werden. (Kurzreferate und Diskussion)
Zwischenzeitlich wurde das Referat im Wortlaut veröffentlicht.
Apr 2007
21:00 - 23:00
Subcoma, eine Alternative zum Neoliberalismus
Anhand des Buches »Subcoma« des Schweizer Autors PM wird in Verbindung mit der Ideenwelt des vor kurzem verstorbenen Ökoanarchisten Murray Bookchin eine libertäre Zukunftsvision vorgestellt, eine Erweiterung des libertären Bausteins der Kommune im globalen Rahmen, eine Vernetzung von großen und kleinen Kommunen. Darin enthalten ist die Dreierverbindung Subsistenz – Community – Antipatriarchat und damit ein Gegenentwurf zum heutigen weltweiten Turbo-Kapitalismus und einer lethargischen Linken, die vergessen hat, dass eine Welt zu erobern ist, wenn auch nicht mit den alten Machtstrukturen. (Vortrag und Diskussion)
Mai 2007
20:00 - 22:00
Hartmut Rübner: Agit 883. Bewegung, Revolte, Underground in Westberlin 1969-1972
Vorstellung einer Neuerscheinung
Viele haben von ihr gehört, aber die wenigsten haben sie in der Hand gehal ten: Die Berliner Zeitung Agit 883. Als Medium der Gegenöffentlichkeit strahlte sie in den Jahren 1969 bis 1972 weit in die Bundesrepublik aus. Agit 883 war das auflagenstärkste Organ des parteiunabhängigen Linksradikalismus jener Tage. Die Redaktionsräume der Zeitung waren der Ort von Begegnungen und lautstark wie zum Teil handgreiflich ausgetragenen Konfrontationen i nnerhalb des linken Spektrums: Anarchisten trafen hier auf Maoisten, Antiimperialisten waren mit engagierten Mitgliedern von Basisgruppen konfrontiert, Sozialisten versuchten sich einen Reim auf Hasch- und Wermutrebellen sowie rote Bauarbeiter zu machen. Musiker verfolgten die Redaktionsdebatten genauso wie angehende Journalisten.
In den öffentlichen Redaktionstreffen der 883 verdichtete sich, was die Linke jener Tage in Szenelokalitäten, Kommunen und Wohngemeinschaften geredet, nachgedacht und nächtelang diskutiert hatte. Rund 250 politische Gruppen nutzten die Zeitung – sie sprengte die zuvor überwiegend verbandsförmig bestimmte Öffentlichkeit der Studentenbewegung. Agit 883 kann als Spiegelbild eines Neuzusammensetzungs- und Suchprozesses der radikalen Linken in den Jahren 1969/70 gelten. Die Zeitung war nicht nur theoretisches Medium, sondern visualisierte das vibrierende Lebensgefühl der Linken in Berlin. Agit 883 war mit dem durcheinander gewirbelten Layout und in der Sprache in irritierender Weise anders. Es ist augenfällig: Für diese linke Generation stand die Revolution auf der Tagesordnung. (Buchvorstellung und Diskussion)
rotaprint 25 [Hrsg.]: Agit 883. Bewegung, Revolte, Underground in Westberlin 1969-1972. Assoziation A, 2006, 296 S. [inkl. CD mit sämtlichen Ausgaben der Agit 883], 22.00 EUR, ISBN 3-935936-53-2
Jun 2007
20:00 - 22:00
Die Bakunin-Hütte in Meiningen [Thüringen]
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, einer Zeit mit großen Versorgungsschwierigkeiten, taten sich Mitglieder der Freien Arbeiter-Union Deutschlands [Anarcho-Syndikalisten] zusammen, ein Stück Land zu erwerben. Die anarchosyndikalistischen Arbeiterinnen und Arbeiter bauten dann Mitte der 1920er Jahre eine Hütte auf, die vor kurzem, im Jahre 2006, endlich zurückgewonnen wurde. Mitglieder berichten sowohl von der Geschichte der Bakunin-Hütte als auch vom aktuellen Geschehen. (Vortrag und Diskussion)
Sep 2007
20:00 - 22:00
Was ist Anarchismus?
»Es gibt keine Alternative«, behaupten die Herrschenden noch heute. Wir versuchen die Aktualität des Anarchismus als eines emanzipatorischen Gesellschaftsentwurfs aufzuzeigen: Herrschaftskritik, anarchistische Wirtschaftsideen, selbstbestimmte Organisationsformen und Anwendungen in der Gegenwart. (Vortrag und Diskussion)
Zwischenzeitlich wurde das Referat im Wortlaut veröffentlicht.
Okt 2007
20:00 - 22:00
Gianluca Falanga: Befreiung von der Lohnarbeit. Arbeitsverweigerung als anarchistische Strategie
Lohnarbeit ist Zwang, selbst wenn sie einem gefällt. Die »Erpressung« von Arbeit im Namen der bürgerlichen Arbeitsmoral beherrscht weiterhin die Menschen – und zwar trotz der technologischen Entwicklung, die den Zusammenhang von materieller Produktion und menschlicher Arbeitsleistung inzwischen weitgehend aufgelöst hat: Immer mehr materieller Reichtum wird unter Verzicht auf menschliche Arbeit geschaffen. Automatisierung und mikroelektronische Revolution haben in den westlichen Gesellschaften einen Wandel herbeigeführt, der die strukturierende Funktion der Arbeit im Leben der Gesellschaft und in der Biografie jedes einzelnen Menschen in Frage stellt. Trotzdem werden wir vom Arbeits- und Leistungszwang nicht befreit. Das emanzipatorische Ziel einer Gesellschaft, in der man leben darf, ohne arbeiten zu müssen, hat viele Feinde – aus allen staatspolitischen Lagern: »Wer nicht arbeitet«, verlangen sie, »soll auch nicht essen.«
Zeitgemäß wäre dagegen eine Kultur gegen die Lohnarbeit. Wir brauchen keine Bewegung, die die Lohnarbeit verteidigt, sondern eine, die deren Abschaffung anstrebt. Die italienische Geschichte der 1960er und 70er Jahre kann dafür Ideen liefern. Damals forderte zuerst die Arbeiter-, dann die Jugend- und Studentenbewegung von 1977 die Befreiung vom Zwang zur Lohnarbeit – ein entscheidender Baustein für ihre Vision einer radikalen Umwälzung der Gesellschaft. Arbeitsverweigerung galt ihnen als »Quelle der Intelligenz, der Technologie und des Fortschritts.« (Referat mit Diskussion)
Zwischenzeitlich wurde das Referat im Wortlaut in deutsch und italienisch veröffentlicht.
Nov 2007
21:00 - 23:00
Horst Stowasser: Vom Zorn und von der Freiheit
»Anarchie!«, das deutschsprachige Standardwerk über den Anarchismus von Horst Stowasser, ist im März erschienen und stand bereits im Juni auf Platz 1 der deutschen Sachbuchbestenliste inzwischen liegt es in zweiter, korrigierter Auflage vor. In einer Mischung aus Lesung und Plauderei wird der Autor das Buch vorstellen und die Zuhörerschaft in die faszinierende Welt der anarchistischen Ideen entführen, von ihren Experimenten und Visionen berichten ebenso wie von ihren Triumphen, Niederlagen und neuesten Projekten. In der anschließenden Diskussion soll der Versuch unternommen werden, auf die Frage »Was ist eigentlich Anarchie?« eine oder auch mehrere Antworten zu finden.
Horst Stowasser: Anarchie!. Idee – Geschichte – Perspektiven. Edition Nautilus, 2007, 510 S., 24,90 EUR, ISBN-13: 978-3894015374
Eine Veranstaltung der Bibliothek der Freien
mit Unterstützung der Anachistischen Föderation Berlin
Veranstaltungen 2006
Datum/Zeit | Veranstaltung |
---|---|
13/01/2006 20:00 - 22:00 |
»Die Badewanne« Ein surrealistisches Künstlerkabarett der frühen Nachkriegszeit
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
03/02/2006 20:00 - 22:00 |
Gerhard Bauer: Erich Mühsam posthum. Mit vergänglichen Worten dem Tod trotzen
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
03/03/2006 20:00 - 22:00 |
"Abolishing the Borders from Below": Eine anarchistische Ost-West-Zeitschrift aus Berlin
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
07/04/2006 20:00 - 22:00 |
Barbara Görres Agnoli: Johannes Agnoli. Eine biografische Skizze
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
09/05/2006 - 23/05/2006 Ganztägig |
Aktionstage 2006 |
Jan 2006
20:00 - 22:00
»Die Badewanne« Ein surrealistisches Künstlerkabarett der frühen Nachkriegszeit
Gab es einen deutschen Surrealismus? In der surreal anmutenden Trümmerlandschaft Berlins, unmittelbar nach der sogenannten Stunde Null 1949-1950 gab es ihn. Beschworen wurde er von einer überschaubaren Gruppe unentwegter Dichter wie Johannes Hübner und Lothar Klünner sowie unterschiedlicher bildender Künstler wie u.a.: Heinz Trökes, Alexander Camaro, Wolfgang Frankenstein und Werner Heldt, um nur einige zu nennen. Ihr Forum war ein Künstlerkabarett mit dem schönen Namen »Badewanne«. In diesem lebte die Grundidee der künstlerischen Avantgarde seit dem Cabaret Voltaire wieder auf, die man die Idee eines Gesamtkunstwerks als Varieté nennen könnte. Mit ihren frappierenden Darbietungen verwirrten und begeisterten sie das kulturell ausgehungerte Nachkriegspublikum gleichermaßen. Sie proklamierten in der Vier-Sektoren-Stadt ihre Zone 5 der Freiheit und der Kunst und knüpften so an die durch die Nazizeit gekappten Verbindungen zur internationalen Avantgardekunst wieder an. Diese verbanden sie mit den damals aktuellsten Bestrebungen der Künstler und Intellektuellen wie z.B. dem Existentialismus. Dieser Ort des freien Denkens, der durchdrungen war von einem subversiven Geist, der gegen ein Erstarken alter und neuer Autoritarismen gleichermaßen den Stachel löckte, fand dann in den Jahren nach der Währungsreform und der Restauration der Adenauerzeit ein jähes Ende. (Vortrag und Diskussion)
Feb 2006
20:00 - 22:00
Gerhard Bauer: Erich Mühsam posthum. Mit vergänglichen Worten dem Tod trotzen
Mühsam der Rebell, der Clown und Spötter, der Menschenfreund, der Mahner mit seiner eigenen, fast schüchternen Autorität, der Märtyrer, der selbst in den Händen der NS-Schergen seiner Sache treu blieb: Er ist unvergesslich, er lebt bis heute kräftig nach. Wie steht es um den Schriftsteller Mühsam? These: Seine vielen Kampfermutigungslieder sind durchweg erkrampft und gestelzt, devot, nichts als gut gemeint. Haltbar und bis heute klingend sind seine Frechheiten, die persönlichen wie die politischen, beide zumeist gereimt. Skrupel, Selbstwidersprüche, Schwächen, Launen, selbst Kindereien und Kalauer scheinen derzeit überzeugender als Gewissheiten woher auch immer. Die Haltbarkeit gerade des Vergänglichen gibt zu denken. (Vortrag und Diskussion)
Mrz 2006
20:00 - 22:00
„Abolishing the Borders from Below“: Eine anarchistische Ost-West-Zeitschrift aus Berlin
»Abolishing the Borders from Below« ist ein Kollektiv, das überwiegend aus in Berlin lebenden anarchistischen MigrantInnen besteht. Das Kollektiv gründete sich im Herbst 2001 aus einer Gruppe osteuropäischer Aktivisten, später kamen Migranten aus anderen Teilen der Welt hinzu.
Das Kollektiv gibt ein gleichnamiges zweimonatiges Magazin heraus. Das Magazin kommentiert und analysiert verschiedenste soziale, politische und kulturelle Ereignisse in Osteuropa aus anarchistischer Perspektive. Der Inhalt wird durch ein relativ stabiles Netzwerk von Korrespondenten in verschiedenen Regionen Osteuropas zusammengestellt. Ihre Beiträge werden durch den in Berlin arbeitenden Teil des Kollektivs ediert und gedruckt. Die Zeitschrift wird durch Distributoren in verschiedensten Regionen der Welt verbreitet und kostenlos an Infoläden in Osteuropa, ebenso wie an Gefangene weltweit verschickt. AbolishingBB arbeitet auf no profit Basis. Die Intention der Zeitschrift ist, eine bessere Kommunikation und Vernetzung zwischen verschiedenen Gruppen und Individuen in Europa und der Welt zu ermöglichen und anzuregen.
Über die Zeitschrift hinaus organisiert das Kollektiv eine Radiosendung, eine hauptsächlich Osteuropa bezogene anarchistische Bibliothek, verschiedene Solidaritätsaktionen, Informationsveranstaltungen und kulturelle Events. Wir kooperieren in unserer Arbeit mit anderen anarchistischen Gruppen, Projekten und Kampagnen überwiegend [aber nicht nur] in Osteuropa, und unterstützen lokale und globale Kämpfe gegen jede Art von Unterdrückung und für eine freie Gesellschaft. (Projektvorstellung und Diskussion)
Apr 2006
20:00 - 22:00
Barbara Görres Agnoli: Johannes Agnoli. Eine biografische Skizze
Vorstellung einer Neuerscheinung
Die Assoziation der Freien und Gleichen gehörte zu Johannes Agnolis [1925-2003] »Blütenträumen« [wie Goethe zu sagen pflegte]. Sein Leben, sein politisches und gesellschaftliches Engagement galt sowohl der Analyse der Wirklichkeit, als auch perspektivisch oder sogar utopisch eine andere gesellschaftliche Formation anzustreben. Keiner Doktrin vielmehr dem Satz »De omnibus est dubitandum« [an allem ist zu zweifeln] vertrauend, hielt er den bloßen Zweifel an den Positionen der anderen [der Gegner] für substanzlos. Denn es ginge darum, die eigenen »Hauptquartiere« – und sei es ironisch-selbstkritisch – zu bombardieren. Der kritische Stachel war für ihn Ursprung und Gegenstand des Nachdenkens, ob dies oder jenes überhaupt zutreffend sei. Wenn er auch all dies ganz mit Hilfe seiner Munition, seiner fast legendären Zettelwirtschaft bestritt, so soll er nicht zur Legende werden.
(Buchvorstellung durch die Autorin)
Mai 2006
Ganztägig
Aktionstage 2006
9. Mai 2006
Die Kommune als libertärer Baustein
Die kommunale Demokratie in der Geschichte von der Antike bis heute – Politik von unten, föderativ, freiheitlich-sozialistisch contra Staats- und Kapitalinteressen – Lokalismus und Interdependenzen. Die Kommunalisierung der Wirtschaft – Von der dualen Macht, ein langer, mühsamer Weg zur sozialen Ökologie. (Vortrag und Diskussion)
12. Mai 2006
Individualanarchismus
Der Ausdruck individualistischer Anarchismus bezeichnet ein im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts entstandenes Konzept einer zukünftigen Gesellschaft, in der die Freiheit jedes Individuums [von äußerem Zwang] den höchsten Wert darstellt und soweit wie möglich gewährleistet sein soll, d.h. nur in dem Maße eingeschränkt ist, das sich daraus ergibt, dass alle Individuen gleichermaßen über diese Freiheit verfügen. (Vortrag und Diskussion)
16. Mai 2006
Krise der Demokratie – libertäre Auswege
Die Politikverdrossenheit geht um. Sie verbreitet sich noch durch die Bemühungen der »politischen Klasse«, staatliche Aufgaben zu reduzieren, womit sie den wachsenden sozialen Herausforderungen immer weniger gerecht wird. Gleichzeitig meinen immer mehr Bürgerinnen und Bürger, dass sie ihre gemeinsamen Angelegenheiten selbst besser regeln können. Diese Selbstorganisation von Interessen findet ihr theoretisches Konzept in der Theorie der Herrschaftslosigkeit, der Sozialphilosophie des Anarchismus. (Vortrag und Diskussion)
18. Mai 2006
Beschwerden mit der parlamentarischen Demokratie
Nicht schlecht, aber auch nicht gut: das notorische Urteil über die parlamentarische Demokratie. Verbesserungen sind jedoch möglich, allerdings nur jenseits der üblichen Ideen von direkter Demokratie. Der Vortrag stellt zwei Ansätze vor: Demarchie, ein weitgefasstes Projekt einer Demokratie ohne Staat, und Bürgergutachten, ein bereits bewährtes Verfahren der demokratischen Willensbildung. (Vortrag und Diskussion)
23. Mai 2006
»Sozialismus ist eine Kulturbewegung« Gustav Landauers »Aufruf zum Sozialismus«
Der deutsch-jüdische Sozialphilosoph und Kulturkritiker Gustav Landauer [1870-1919] zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des deutschsprachigen Anarchismus. Sein politisches Hauptwerk »Aufruf zum Sozialismus« basiert auf einem Vortrag aus dem Jahre 1908, der drei Jahre später erstmals in erweiterter Form publiziert wurde und bis heute zahlreiche Neuauflagen erlebte. (Lesung und Diskussion)
20:00 - 22:00
Thorsten Hinz: Verlorene Kunst, wieder entdeckte Freiheit
– oder von der Suche nach Anarchie wo sie niemand vermutet. Zur Ausstellung von Franz Schuck
Die Kunst, die Franz Schuck [*1966] malt und zeigt, ist weniger »verloren« als vielmehr wiedergefunden. Schuck hat Bilder neu gemalt, die durch Kriege oder andere Ereignisse zerstört wurden. Anhand von alten Katalogen oder Photographien versucht Schuck die Bilder nahezu authentisch wieder zu erschaffen. Die Öl auf Asche Technik, die er dabei verwendet, zeigt das Moment der Vergänglichkeit, das allem Anfang innewohnt.
In der Ausstellung wird unter anderem die Rekonstruktion des Bildes »Die Ermoderung Lepelletiers« des Malers Jacques-Louis David [1748-1825] gezeigt, der als der berühmteste Maler der Französischen Revolution gilt. Ausgehend von diesem Bild wird Thorsten Hinz bei seiner Eröffnungsrede der Frage nachgehen, weshalb die Anarchie weitaus mehr Freiheitspotentiale in sich trägt als es in dem berühmten Zitat von Michael Bakunin »die Lust der Zerstörung ist zugleich eine schaffende Lust« allgemein assoziiert wird. Kunst, Anarchie, Zerstörung und Freiheit sind Begriffe, die in der Kunst von Schuck einen Ausdruck suchen, sie sind aber auch Begriffe, die für alle Libertären konstitutiv sind. (Einführungsvortrag zur Ausstellung)
Zwischenzeitlich wurde das Referat im Wortlaut veröffentlicht.
Jun 2006
20:00 - 22:00
»Eine Gesellschaft nach menschlichem Maß«
Lesung aus »Ökotopia« von Ernest Callenbach [*1928]
In seinem 1975 veröffentlichten Zukunftsroman »Ökotopia« setzt der US-Amerikaner Ernest Callenbach dem heutigen Szenario beschädigter zwischenmenschlicher Beziehungen und der zunehmenden Vernichtung der natürlichen Lebensgrundlagen das libertäre Ideal einer Versöhnung der Bedürfnisse von Mensch und Natur entgegen. Für eine ernsthafte Suche nach gesellschaftlichen Alternativen hat das utopische Gemeinwesen der Ökotopianer mit seinen dezentralen politischen Strukturen, einer weitgehenden Selbstverwaltung aller Lebensbereiche, der Abkehr vom ökonomischen Effizienzdenken und protestantischer Arbeitsethik, der konsequenten Eingliederung von Techologie und Architektur in natürliche Kreisläufe auch nach 30 Jahren nichts von seiner Ausstrahlung verloren. »Das Schöne an diesem Buch besteht darin, daß man auf jeder Seite weiß: Es handelt sich um eine Utopie, ein Märchen. Aber eben um eine mögliche Utopie, wie sie, hier und heute, Wirklichkeit werden könnte.« [Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt]. (Lesung und Diskussion)
Jul 2006
20:00 - 22:00
Anarchie und Geologie: Auf Kropotkins Spuren
Sand, Kies und Ton aus Berlin und Brandenburg. Zement von Rüdersdorf und Marmor aus Carrara. Braunkohle-Abbau in Cottbus. Bio, Wind und Solar statt Atom, Öl und Kohle. Visionen einer öko-libertären Geologie und freiheitlichen Gesellschaft. (Vortrag und Diskussion)
Sep 2006
20:00 - 22:00
Holger Marcks: »Geschichte wird gemacht«
Über die emanzipatorische Aneignung von Geschichte
Die Verfügungsgewalt über die Geschichte und die Hegemonie ihrer Lesarten stellen wesentliche Instrumente zur Aufrechterhaltung politischer Systeme dar. Ob nun durch bewusste Manipulation geschichtlicher Fakten zur besseren Machtlegitimation oder durch normative Festschreibungen des herrschenden Konsens – es werden Traditionslinien erfunden, die den status quo historisch sanktionieren und soziale Befriedung garantieren.
Die Durchbrechung des konventionellen Geschichtsbildes und die Verwerfung der »Geschichte von Mächtigen« bedeutet die Aneignung emanzipatorischer Lektionen aus der Geschichte – eine notwendige Bedingung, um Lethargie zu überwinden und Geschichte als »machbar« zu begreifen. Der Vortrag setzt anhand von Beispielen auseinander, welche Mechanismen dem Zweck geschichtsmäßiger Herrschaftslegitimation dienen und weshalb einer »Geschichte von unten« wichtige subversive Potentiale innewohnen. (Vortrag und Diskussion)
Nov 2006
20:00 - 22:00
Von der Kritik der Arbeitswelt zur Revolution in Spanien. Simone Weil und der Anarchismus
Vorstellung einer Neuerscheinung.
Mit einer Mischung aus wissenschaftlichen und zeitgenössisch-politischen Texten erinnert dieses Buch an die anarchistische Lebens- und Schaffensphase Simone Weils [1909-1943], jener praxisnahen Philosophin, die lange Zeit nur als Christin rezipiert und gewürdigt wurde. Sie stellte sich den schlimmsten Tragödien des 20. Jahrhunderts [Faschismus, Nationalsozialismus, Stalinismus, Revolution und Bürgerkrieg in Spanien] als gewaltkritische Anarchistin in einzigartiger Weise und entwickelte aus ihren Lebenserfahrungen einen heute noch aktuellen, utopischen Entwurf dessen, was Freiheit im politisch-gesellschaftlichen Bereich sowie in der Arbeitswelt bedeutet. Buchvorstellung vom Übersetzer Lou Marin.
Charles Jacquier [Hg.]: Lebenserfahrung und Geistesarbeit. Simone Weil und der Anarchismus. Mit Texten von Domenico Canciani, Robert Chenavier, Charles Jacquier, Géraldi Leroy, Adriano Marchetti, Louis Mercier-Vega, Anne Roche, Patrice Rolland, Boris Souvarine, Simone Weil. Aus dem Französischen von Lou Marin, Beate Seeger, Silke Makowski. Verlag Graswurzelrevolution, 2006, 384 S., 24,80 Euro, ISBN 3-939045-04-7
Dez 2006
21:00 - 23:00
Thomas Wagner: Die Renaissance der Irokesen in der Politischen Theorie
Libertäre Perspektiven auf indigene Selbstverwaltung im 21. Jahrhundert
Im Anschluss an den viel Aufsehen erregenden US-Historikerstreit um den Anteil der Irokesen an der Entstehung und Entwicklung der US-Verfassung versuchen immer mehr AutorInnen den Innovationsbedarf der Politischen Theorie durch Anleihen bei den Irokesen zu stillen. Innovativ sind diese Arbeiten vor allem dann, wenn sie mit Hilfe des indianischen Beispiels die eurozentristische Fabel von der griechischen Urstiftung der Demokratie und der zivilisatorischen überlegenheit der westlichen Welt zu widerlegen verstehen und durch das Studium indianischer Institutionen Ideen für die friedliche Gestaltung einer von indigenen Gemeinschaften und Nationalstaaten gemeinsam bewohnten Welt gewinnen. Zur gleichen Zeit entwickelt eine neue Generation irokesischer Intellektueller und politischer Aktivisten [Warriors] männlichen wie weiblichen Geschlechts aus ihrem kulturellen Erbe eigene Theorien politischer Emanzipation, mit deren Hilfe die Irokesen, allen voran die traditionellen Clan-Mütter und Konföderationshäuptlinge, nach zweihundert Jahren kolonialer Bevormundung offensiver denn je für ihr Recht auf Land und politische Selbstbestimmung kämpfen. Buchvorstellung durch den Autor.
Thomas Wagner: Irokesen und Demokratie. Ein Beitrag zur Soziologie interkultureller Kommunikation. LIT Verlag, 2004, 400 S., 21.90 EUR, ISBN 3-8258-6845-1
Veranstaltungen 2005
Datum/Zeit | Veranstaltung |
---|---|
21/01/2005 21:00 - 23:00 |
René Talbot (Irren-Offensive): Der Staat - Beispiel Psychiatrie.
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
18/02/2005 21:00 - 23:00 |
Bernd Kramer: Gefundene Fragmente über Haschrebellen und Anarchos (1967-1980)
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
18/03/2005 21:00 - 23:00 |
Jacques Prévert: »Ich bin nur einer, der nicht gehorcht«
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
20/05/2005 20:00 - 22:00 |
Individualanarchismus
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
17/06/2005 20:00 - 22:00 |
Hartmut Rübner: Eine Analyse des revolutionären Syndikalismus in Deutschland
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Jan 2005
21:00 - 23:00
René Talbot (Irren-Offensive): Der Staat – Beispiel Psychiatrie.
Psychiatrische Grausamkeiten werden im allgemeinen mit der Fürsorgepflicht des Staates legitimiert. Strafmaßnahmen – heißt es – seien nur zum Besten des Bestraften, weil er ja selbst nicht mehr entscheiden könne, was gut für ihn ist. Damit werden Personen mit abweichendem Verhalten, ungewöhnlichen Gedanken- und Gefühlsäußerungen willkürlich internierbar und, einmal eingesperrt, Zwangsbehandlungen unterzogen. (Vortrag und Diskussion)
Feb 2005
21:00 - 23:00
Bernd Kramer: Gefundene Fragmente über Haschrebellen und Anarchos (1967-1980)
Neben der sogenannten Studentenrevolte entstand in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre jenseits der Universitäten eine Jugendbewegung, deren Buntheit, Lautheit und Vielfältigkeit in Westberlin bald nicht mehr zu übersehen war. In dem von Bernd Kramer herausgegebenen Buch werden charakteristische Dokumente, Flugblätter und Pamphlete dieser kulturrevolutionären Jugendbewegung veröffentlicht, aus der sich der Anarchismus neu entwickelte. (Buchvorstellung durch den Herausgeber)
Mrz 2005
21:00 - 23:00
Jacques Prévert: »Ich bin nur einer, der nicht gehorcht«
Ein Surrealist der ersten Stunde. Vorgestellt von Joachim Rist
Prévert (1900-1977), Chansondichter, Drehbuchautor, Dramatiker und Collage-Künstler, gehörte zu den populärsten französischen Dichtern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In seinem vielschichtigen Werk, beständig durchsetzt mit subversivem Humor, hat er eine fundamentale Revolte gegen die Finsternis der spätbürgerlichen Welt zum Ausdruck gebracht. Sein poetisches Werk ist ein humorvoll-sarkastischer Rundumschlag auf alle den Machterhalt der repressiven bürgerlich-kapitalistischen Ordnung dienenden »Werte« wie Religion, Patriotismus, lustfeindliche Arbeitsmoral und sonstige Auswüchse der herrschenden Sklavenmoral. Dieser von ihm als Todeskultur denunzierten Zivilisation stellte er seinen »Skandal des Glücks« entgegen, ein Bekenntnis zu einem befreiten, lustvollen Leben allen gesellschaftlichen Widrigkeiten zum Trotz. (Vortrag und Diskussion)
Mai 2005
20:00 - 22:00
Individualanarchismus
Der Ausdruck individualistischer Anarchismus bezeichnet ein im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts entstandenes Konzept einer zukünftigen Gesellschaft, in der die Freiheit jedes Individuums [von äußerem Zwang] den höchsten Wert darstellt und soweit wie möglich gewährleistet sein soll, d.h. nur in dem Maße eingeschränkt ist, das sich daraus ergibt, dass alle Individuen gleichermaßen über diese Freiheit verfügen. (Vortrag und Diskussion)
Jun 2005
20:00 - 22:00
Hartmut Rübner: Eine Analyse des revolutionären Syndikalismus in Deutschland
Der Vortrag geht den historischen Wurzeln des Anarchosyndikalismus in Deutschland nach und skizziert den aktuellen Forschungsstand. Thematisiert werden außerdem die Beziehungen der syndikalistischen Bewegung zum Anarchismus, die sozialen Strukturen der Freien Arbeiter-Union Deutschlands [Anarcho-Syndikalisten], die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die zu ihren Organisationserfolgen beitrugen, sowie die Gründe, die für den Niedergang des Anarchosyndikalismus in Deutschland verantwortlich sind. (Vortrag und Diskussion)
Zwischenzeitlich wurde Referat im Wortlaut veröffentlicht.
Jul 2005
20:00 - 22:00
»Warum wir den Staat los werden sollten«
Sep 2005
20:00 - 22:00
Uschi Otten: »den Tagen, die kommen, gewachsen zu sein«
Die Lebensgeschichte Zenzl Mühsams in Briefen und Dokumenten
Der Lebensweg von Zenzl Mühsam, Frau des Anarchisten und Schriftstellers Erich Mühsam, gleicht einer Odyssee: von der Flucht aus Deutschland nach dem Tod ihres Mannes, über das Leben im Russischen Gulag, bis zu ihrer politischen Verfolgung durch DDR-Funktionäre. An den Editionen aus Mühsams Nachlass war sie entscheidend beteiligt. Uschi Otten ist Historikerin, Regisseurin und freischaffende Autorin und hat sich auf die Erforschung des Lebens von Zenzl Mühsam spezialisiert. Eine Gemeinschaftsveranstaltung mit der Frauengruppe »Las Loccas«. Im Anschluss Livemusik mit »Fromage Diatonique«.
Okt 2005
20:00 - 22:00
„Wir wollen nicht!“ Lesung aus dem »Planet des Ungehorsams« von Eric Frank Russell [1905-1978].
»Freie Bürger fragen doch nicht, ob es erwollt ist, was ihnen zusteht – oder? Wozu haben wir denn unsere Freiheit!« Ein anarchistisches Credo, das selbst intergalaktische Versuche einer herrschaftlichen Inanspruchnahme ins Leere laufen läßt. »Der Klassiker unter den libertären Science-Fiction-Büchern. Und eines der amüsantesten Romane zum Thema Gewaltfreiheit« [espero]. (Lesung und Diskussion)
Nov 2005
21:00 - 23:00
Föderalisierung statt Globalisierung?
Können regionale Struktureinheiten wie Nationalstaaten oder Staatenbünde Schutz bieten vor der Globalisierung? Oder welche alternativen Handlungsmöglichkeiten hat die Gesellschaft, der kapitalistischen Fremdbestimmung entgegenzutreten? (Vortrag und Diskussion)
Dez 2005
21:00 - 23:00
Liebe kennt kein Gebot. Vier unkontrollierte Stellungnahmen zu Anarchie und Liebe
Liebe ist der Einbruch des Wunderbaren, des Unvorhergesehenen in das Regelwerk des Alltags, gespeist aus einem Funken der Begierde zwischen zwei Menschen, die nur ein Ziel kennen, ihrer Lust zu folgen und ihr Dauer zu verschaffen. In dieser Unbedingtheit der Liebe, die alles zu überwinden sucht, was sich ihr in den Weg stellt, liegt ihr subversives Potential. Die unbedingt freie Liebe schafft sich Freiräume, die die gesellschaftlich sanktionierten Zwangsmechanismen der Herrschaft des Menschen über den Menschen auflösen. Die unbewußten Bestrebungen der freien Liebe verbindet ein untergründiges Band mit den bewußten Denk- und Handlungsweisen der Anarchie und der von ihr angestrebten herrschaftslosen Gesellschaft. (Stellungnahmen und Diskussion)
Zwischenzeitlich wurde das Referat im Wortlaut veröffentlicht.
Veranstaltungen 2004
Datum/Zeit | Veranstaltung |
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23/01/2004 21:00 - 23:00 |
Argentinien 2003
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
20/02/2004 21:00 - 23:00 |
Elisabeth Voß: Selbstverwaltung und Alternative Ökonomie
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
19/03/2004 21:00 - 23:00 |
Holger Marcks und Maurice Schuhmann: Perspektiven des Anarchosyndikalismus
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
16/04/2004 20:00 - 22:00 |
Fritz Mierau: Das Verschwinden von Franz Jung.
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
14/05/2004 20:00 - 22:00 |
Wie alles anfing. Vier unkontrollierte Stellungnahmen zu Frühsozialismus und Vormärz
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Jan 2004
21:00 - 23:00
Argentinien 2003
Vor hundert Jahren hatte die anarchosyndikalistische Bewegung der FORA die Mehrheit der ArbeiterInnen hinter sich. Heute nach dem sozialökonomischen Absturz, verursacht durch den neoliberalen Kurs des Peronisten Menem, entwickelt die argentinische Bevölkerung erneut Praktiken der Selbstorganisation, wie z.B. Tauschbörsen, kommunale Dienste wie Bäckerei, Gesundheit, Schulung und Kultur. Und es werden Betriebe nicht nur besetzt, sondern teils auch in Selbstverwaltung betrieben. Die Widersprüche und Perspektiven werden ausgehend von der Neuerscheinung »Que se vayan todos! Krise und Widerstand in Argentinien« vorgestellt. (Vortrag und Diskussion)
Feb 2004
21:00 - 23:00
Elisabeth Voß: Selbstverwaltung und Alternative Ökonomie
Perspektive oder Fessel in Zeiten des Sozialabbaus?
Ist die selbstbestimmte Gestaltung des eigenen Lebens mit all seinen Facetten (Wohnen, Arbeiten, Kultur, Soziales … ), gemeinsam mit anderen, besser und gerechter als nach kapitalistischen Mustern von Herrschaft und Ausbeutung, eine Perspektive, gar ein Weg zu einer klassenlosen Gesellschaft? Oder eher eine Falle, in der uns unsere Widerständigkeit in der alltäglichen Auseinandersetzung mit Chaos, Gruppendynamik und den Härten der Marktwirtschaft ausgetrieben wird? Diskussionsveranstaltung mit Elisabeth Voß (NETZ für Selbstverwaltung und Selbstorganisation, Theoriearbeitskreis Alternative Ökonomie, Contraste – Monatszeitung für Selbstorganisation, Umbruch Bildarchiv …).
Mrz 2004
21:00 - 23:00
Holger Marcks und Maurice Schuhmann: Perspektiven des Anarchosyndikalismus
Seit dem Niedergang der revolutionären syndikalistischen Bewegungen in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg – von Ausnahmen wie z.B. Spanien oder Schweden abgesehen – ist der Syndikalismus weltweit nur noch eine äußerst marginalisierte Erscheinung. Ausgehend davon, dass es den syndikalistischen Bewegungen in Folge ökonomischer Strukturveränderungen und sozialstaatlicher Entwicklungen nicht gelang, die ArbeiterInnenschaft von ihrer Existenznotwendigkeit zu überzeugen, sollen am Beispiel des Anarchosyndikalismus in Vortrag und Diskussion Aspekte der Revision und einer möglichen »Modernisierung« seines Konzeptes thematisiert werden. Zur Klärung der Frage, ob der Syndikalismus überhaupt als adäquates Mittel revolutionärer Veränderung zu betrachten ist, werden Fragmente anarchistischer Syndikalismuskritik diskutiert. Die Referenten sind in der Freien ArbeiterInnen Union / Berlin organisiert.
Zwischenzeitlich wurde das Referat im Wortlaut veröffentlicht.
Apr 2004
20:00 - 22:00
Fritz Mierau: Das Verschwinden von Franz Jung.
Stationen einer Biographie
Niemand kennt die Regeln. Man weiß lediglich: Der Typus, der hier tätig ist, vereitelt nicht nur seinen Erfolg, er vereitelt auch seinen Ruhm. Keine Nachfolge. Keine Schule. Keine Wiederkehr. Die Übereinkünfte gebrochen, die Erwartungen enttäuscht, die Beweggründe im Dunkeln. Ein Leben im Verschwinden. (Buchvorstellung durch den Autor)
Mai 2004
20:00 - 22:00
Wie alles anfing. Vier unkontrollierte Stellungnahmen zu Frühsozialismus und Vormärz
Die Anfänge der anarchistischen Bewegung finden sich in der Zeit zwischen der Großen Französischen Revolution [1789] und den europäischen Revolutionen von 1848. Wir wollen diese sehr lebendige und produktive Ära aus verschiedenen Perspektiven beleuchten (mit Diskussion).
Zwischenzeitlich wurde das Referat im Wortlaut veröffentlicht.
Jun 2004
20:00 - 22:00
Totalaufstand gegen die bestehende Ordnung.
Pose und emanzipatorische Tendenzen der Klassischen Moderne. Teil I
In den Jahrzehnten von 1890 bis 1920 verlief die Entwicklung der modernen Kunst parallel zu den sich herauskristallisierenden anarchistischen Bewegungen und libertären Geisteshaltungen. Es soll herausgearbeitet werden, in wieweit anarchistisches Gedankengut die Ideologie der damaligen modernen Kunstströmungen [vom Impressionismus bis zum Dadaismus] beeinflußte. (Vortrag und Diskussion)
Zwischenzeitlich wurde das Referat im Wortlaut veröffentlicht.
Jul 2004
20:00 - 22:00
»Kommunismus als Emanzipation, nicht als Übermacht des Staates«
Agnoli wurde mit seinem Buch »Transformation der Demokratie« [1968] zu einem der wichtigsten Theoretiker der Außerparlamentarischen Opposition. Vehement beklagte er die Entwicklung der 68er Oppostionsbewegung, die bereits »zu wenig libertär« war, bis zu den Grünen, die »etliche dissidente Gruppen der Gesellschaft wieder heim ins Verfassungssystem« geholt haben. Im Gegensatz zu diesen neuen »Stützen der Ordnung« trat Agnoli für die Vision eines emanzipatorischen Sozialismus ein, der sich weder in orthodoxen Parteitheorien noch in der »Klebrigkeit« staatlicher Institutionen verfängt. Statt Teilhabe an der Macht empfahl er die Kritik der Politik und die Überwindung des Staates durch selbstbestimmte Formen der Vergesellschaftung. »Man hört immer wieder, daß die Abschaffung des Staates eine Utopie sei. Meiner Einschätzung nach ist es aber der einzig realistische Weg für eine humane Zukunft.« (Lesung und Diskussion)
Sep 2004
0:00
Bernd Kast: Stirner im Kreis der Berliner »Freien« und im Umfeld der Junghegelianer
Nach wie vor gehört Max Stirner zu den umstrittensten Philosophen aus dem Kreise der sogenannten Freien und Junghegelianer. Der Versuch, ihn in diesen Milieus ideengeschichtlich zu »verorten«, stößt jedoch rasch an seine Grenzen: Er verkehrte zwar in diesen Kreisen, hatte sich jedoch mit seinem Überlegungen schon weit von deren Diskussionsfeld entfernt. (Vortrag und Diskussion)
Okt 2004
20:00 - 22:00
Totalaufstand gegen die bestehende Ordnung
Pose und emanzipatorische Tendenzen der Klassischen Moderne. Teil II
Da die vielschichtigen und ereignisreichen Jahrzehnte von 1890 bis 1920 den Rahmen eines einzigen Vortragsabend sprengen, erstreckt sich das Referat auf zwei Abende. Nach einer kurzen Zusammenfassung der am 18. Juni 2004 dargestellten Zusammenhänge von Kunst und Anarchie befaßt sich nunmehr Teil II des Referats mit dem Futurismus und Dada. (Vortrag und Diskussion)
Nov 2004
21:00 - 23:00
Tilgung von Herrschaft als Alternative
Das Modell einer neuen Gesellschaft in dem Buch »Freiheit und Gerechtigkeit. Philosophieren für eine neue linke Politik« von Thomas Heinrichs. Zweckentfremdung oder Weiterentwicklung von anarchistischen Ideen? (Vortrag und Diskussion)
Dez 2004
21:00 - 23:00
Marx gegen Bakunin. Der Konflikt um politisch-parlamentarischen oder sozialrevolutionären Sozialismus in der Ersten Internationale.
Vorstellung einer Neuerscheinung
Der Konflikt zwischen Marx und Bakunin markiert ein entscheidendes Ereignis in der politischen Ideengeschichte: Die Parteipolitik trennt sich von emanzipatorischen Basisbewegungen. In der Ersten Internationale (1864-1877) wurde dieser Konflikt erstmals ausgetragen: Die föderalistisch und pluralistisch orientierten Landesföderationen der Internationale wurden sich der Differenz zu jenen Strömungen bewußt, die auf die Gründung nationaler Arbeiterparteien setzten. Die unterschiedlichen Richtungen fanden in Bakunin und Marx ihre stärksten Exponenten – ihre Ideendifferenz wirkt bis heute fort. In dem neuerschienenen Band 5 der Reihe Michael Bakunin – Ausgewählte Schriften finden sich unter anderem aufgrund von unbekanntem Archivmaterial verschiedene Neubewertungen, die den Konflikt zwischen Marx und Bakunin in der Ersten Internationale in einem neuen Licht erscheinen lassen. (Buchvorstellung durch den Herausgeber Wolfgang Eckhardt)
Veranstaltungen 2003
Datum/Zeit | Veranstaltung |
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17/01/2003 21:00 - 23:00 |
Andre Fischer: Aus den lasterhaften Balladen des Francois Villon. Frei nachgedichtet von Paul Zech
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
21/02/2003 21:00 - 23:00 |
Die Kommune als libertärer Baustein
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
28/03/2003 21:00 - 23:00 |
Thorsten Hinz: Gustav Landauer und Martin Buber
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
11/04/2003 20:00 - 22:00 |
Michael Halfbrodt und Ralf Burnicki [Edition Blackbox, Bielefeld]: »Entscheiden und Tun«
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
16/05/2003 20:00 - 22:00 |
Redaktion Espero: »Erwartet nichts von denen, die euch regieren.«
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Jan 2003
21:00 - 23:00
Andre Fischer: Aus den lasterhaften Balladen des Francois Villon. Frei nachgedichtet von Paul Zech
Villon [15. Jahrhundert] hat eine geharnischte Zeitkritik angebracht sowie saftige, deftige Poesie verströmt. Paul Zech hat dies durch expressionistische Stilmittel verstärkt. (Lesung mit gelegentlichen Erläuterungen)
Feb 2003
21:00 - 23:00
Die Kommune als libertärer Baustein
Janet Biehl, Historikerin und Lebensgefährtin von Murray Bookchin, befasst sich in ihrem Buch »Der libertäre Kommunalismus« mit den Themen: Die kommunale Demokratie in der Geschichte von der Antike bis heute – Politik von unten, föderativ, freiheitlich-sozialistisch contra Staats- und Kapitalinteressen – Lokalismus und Interdependenzen. Die Kommunalisierung der Wirtschaft – Von der dualen Macht, ein langer, mühsamer Weg zur sozialen Ökologie. (Referat mit Schaubildern und Diskussion)
Mrz 2003
21:00 - 23:00
Thorsten Hinz: Gustav Landauer und Martin Buber
Anarchismus zwischen Politik, Ketzertum und Philosophie
Die Beziehungen zwischen Gustav Landauer [1870-1919] und Martin Buber [1878-1965] werden meist aus religiöser oder philosophischer Sicht behandelt – während ihr gemeinsames Bemühen um einen kommunitären Anarchismus und libertär inspirierte Gemeinschaftsformen oft in Vergessenheit gerät. Die lebenslange Freundschaft von Landauer und Buber nahm ihren Anfang als beide in der Zeit von der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert auf der Suche nach neuen freiheitlichen und gemeinschaftlichen Konzepten waren. Im Vortrag von Thorsten Hinz wird die Frage diskutiert, welche Rolle dabei die anarchische Utopie spielte und wie diese von beiden Denkern verstanden wurde. Buber »Sozialismus kann nie etwas Absolutes sein … Allem Verwirklichtem droht die Erstarrung, das heute glühend Lebendige kann morgen verkrusten …« (Vortrag und Diskussion)
Apr 2003
20:00 - 22:00
Michael Halfbrodt und Ralf Burnicki [Edition Blackbox, Bielefeld]: »Entscheiden und Tun«
Libertäre Poesie trifft libertäre Selbstorganisationstheorie
Hierarchien machen das Leben [scheinbar] einfach. Man weiß, was zu tun ist, also immer das, was andere entscheiden. Das runduminformierte Ich wird des eigenen Tuns enthoben, wird von Entwicklungen abgehängt, holt sich über Abendnachrichten die Botschaft, die andere gestalten, verlautbaren, diktieren. Was getan werden soll, bestimmen Regierungen, UnternehmerInnen, Vereinsvorsitzende, die alltäglichen Hartz-Kommissionen. Daß Hierarchien, auch wenn sie im Zeichen der Repräsentativen Demokratie fernsehgerecht – also nahezu geruchlos – funktionieren, unmenschlich und antidemokratisch sind, davon ist in den neuen Publikationen der beiden Blackbox-Autoren Halfbrodt und Burnicki die Rede. In ihrer Lesung begegnen sich – nur auf den ersten Blick ungewöhnlich – politische Lyrik und politische Wissenschaft. Gemeinsames Thema ist die Suche nach Möglichkeiten, eine herrschaftslose Gesellschaft zu begründen. (Lesung und Diskussion)
Mai 2003
20:00 - 22:00
Redaktion Espero: »Erwartet nichts von denen, die euch regieren.«
John Henry Mackay zum 70. Todestag
Mackay wurde Dichter, Schriftsteller, Anarchist und Sänger der Anarchie genannt. Er war Biograph von Max Stirner, stammte aus Schottland, lebte aber in Berlin, wo er am 16. Mai 1933 verstarb. Anläßlich seines 70. Todestages wollen wir an ihn erinnern und sein Leben und Werk würdigen. Nicht nur aufgrund seiner vertonten Lieder wie »Auf hebe die funkelnde Schale« und seines künstlerischen Werks, sondern auch aufgrund seiner politischen Bücher gehört er zu jenen Denkern, die für unsere Zeit eine bleibende Bedeutung besitzen. (Vortrag und Diskussion)
Jun 2003
20:00 - 22:00
Die Eroberung des Glücks. Sechs unkontrollierte Stellungnahmen zu Anarchie und Alltag
Alltag ist zuviel, Anarchie zu wenig – oder umgekehrt? Fünf Kurzbeiträge [mit Diskussion] sollen Licht und Schatten auf ein Thema werfen, das alle betrifft: die Vereinbarung von Ideal und Wirklichkeit.
Zwischenzeitlich wurde das Referat im Wortlaut veröffentlicht.
Jul 2003
20:00 - 22:00
Weniger Bürokratie, mehr Gesellschaft: Planungszellen und Bürgergutachten
»Planungszellen« sind Gruppen zufällig ausgewählter Bürger und Bürgerinnen, die einige Tage lang ein öffentliches Problem bearbeiten und ihre Ergebnisse in einem »Bürgergutachten« mitteilen. Obwohl in den letzten 25 Jahren Dutzende von solchen Gutachten zu allen möglichen Themen [wie Stadtplanung, Wohnungswesen, Verkehr, Umwelt-, Medien-, Gesundheitspolitik u.a.], erstellt worden sind, ist diese Idee weitgehend unbekannt geblieben. Der Vortrag [mit Diskussion] stellt das Konzept vor, auch im Vergleich mit anderen ähnlichen Projekten, und versucht, sein libertäres Potential auszuloten.
Sep 2003
20:00 - 22:00
Klaus Hugler: Der Anarchismus Bruno Willes [1860-1928]
mit Liedern von Tom Waits, gesungen von Isabel Neuenfeldt
Bruno Wille [1860-1928] war Sprecher der »Jungen« – des anarchistischen Flügels der Sozialdemokratie vor 1900. Nach einer Konfrontation mit August Bebel, der die Unterordnung des Individuums unter den historischen Auftrag der Arbeiterklasse verlangte, schloss man ihn aus der Partei aus. Er wurde einer der wichtigsten Vertreter der Berliner Boheme – des Friedrichshagener Dichterkreises – und war Mitbegründer der Volksbühne Berlin. Er setzte sich auseinander mit der psychischen, pädagogischen und religiösen Autorität, der absoluten Gewaltlosigkeit, wirtschaftlicher Ausbeutung und Staatsgewalt, Moral, Knechtschaft und der Parteienherrschaft. (Vortrag mit Diskussion)
Okt 2003
20:00 - 22:00
Michael Kubina: Von Utopie, Widerstand und Kaltem Krieg.
Das unzeitgemäße Leben des Berliner Rätekommunisten Alfred Weiland [1906-1978]. Vorstellung einer Neuerscheinung
Am Morgen des 11. November 1950 wird der Berliner Journalist Alfred Weiland von Agenten der sowjetischen Staatssicherheit aus den Westsektoren in den sowjetischen Sektor verschleppt. Das Buch schildert die politische Biographie dieses Journalisten, ist aber zugleich ein Beitrag zur Besatzungsgeschichte Berlins. Im Mittelpunkt stehen dabei die Jahre 1945 bis 1950, als Weiland versuchte, eine Sammlungsbewegung freiheitlicher Sozialisten zu schaffen und mit den »Gruppen Internationaler Sozialisten« eine der ersten antibolschewistischen Widerstandsorganisationen in Berlin und der SBZ aufbaute. Im Visier von SED-Abwehr und sowjetischer Staatssicherheit war ein Verharren zwischen den Fronten nicht möglich. Weiland entschied sich für den Westen und nahm mit den Amerikanern Kontakt auf. (Buchvorstellung durch den Autor)
Nov 2003
21:00 - 23:00
Redaktion »Gegner«: Ernst Fuhrmann
Ernst Fuhrmann [19.11.1896 – 28.11.1956], Dichter, Schöpfer einer komplexen Öko-Philosophie, die er Biosophie nannte. Er gab vier Zeitschriften heraus, derer einziger Autor er selbst war. 1931 schrieb er für die von Franz Jung herausgegebene linksradikale Zeitschrift »Gegner«. Sein Roman »Der Geächtete« beschreibt einen ›Aussteiger‹, der, um ein letztes großes Zeichen zu setzen, beschließt, den Papst im Vatikan in die Luft zu sprengen [Karin Kramer Verlag 1983]. (Lesung und Diskussion)
Dez 2003
21:00 - 23:00
Augustin Souchy: Reise nach Rußland [1920]
Souchy [1892-1984], neben Rudolf Rocker einer der bekanntesten Vertreter der FAUD [Freie Arbeiter Union Deutschlands], begab sich von April bis Oktober 1920 auf eine Studienreise ins revolutionäre Rußland. Er reiste nach Petrograd, Moskau und Kiew, besuchte Kropotkin und traf die Parteiführer Kamenjew, Sinowjew und den späteren Kritiker der Bolschwewiki Victor Serge. Im Januar 1921 erschien im Verlag »Der Syndikalist« sein Buch »Wie lebt der Arbeiter und Bauer in Rußland und in der Ukraine«, in dem er ahnungsvoll die Zukunft der Sowjetunion beschreibt. (Buchvorstellung mit Diskussion)
Veranstaltungen 2002
Datum/Zeit | Veranstaltung |
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18/01/2002 21:00 - 23:00 |
Vier unkontrollierte Stellungnahmen zu Peter Kropotkin und der Aktualität seiner Ideen
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
15/02/2002 21:00 - 23:00 |
Kurt Wafner: Ausgeschert aus Reih' und Glied. Mein Leben als Bücherfreund und Anarchist
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
15/03/2002 21:00 - 23:00 |
»Wo der Staat beginnt, endet die Freiheit des Individuums.«
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
19/04/2002 20:00 - 22:00 |
Kostproben eines libertären Provokateurs: Julien Offray de La Mettrie [1709-1751]
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
17/05/2002 20:00 - 22:00 |
Jan Bruening: Senya Fleshin und Mollie Steimer - Fotografie und Anarchie
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Jan 2002
21:00 - 23:00
Vier unkontrollierte Stellungnahmen zu Peter Kropotkin und der Aktualität seiner Ideen
»Freiheiten werden nicht geschenkt, man muß sie sich nehmen.« Die Ideen Kropotkins – des Denkers der Gegenseitigen Hilfe, libertärer Gemeinschaftsformen und der Dezentralisierung von Landwirtschaft und Industrie – in heutiger Perspektive
Zwischenzeitlich wurde Referat im Wortlaut veröffentlicht.
Feb 2002
21:00 - 23:00
Kurt Wafner: Ausgeschert aus Reih‘ und Glied. Mein Leben als Bücherfreund und Anarchist
Kurt Wafner, geboren am 29. November 1918, hat vier Staatsformen erlebt: die »Goldenen Zwanziger«, den braunen Terror, die rote Diktatur und die heutige »real existierende« Demokratie – aber keine hat ihn zum Jubeln gebracht. Geriet er unter Zwang, drängte es ihn auszuscheren aus Reih‘ und Glied. Durch seinen Onkel Bernard Mitglied der »Anarchistischen Vereinigung Weißensee« las er bereits mit 13 Jahren anarchistische Klassiker. Später lernte er den bekanntesten libertären Schriftsteller seiner Zeit, Theodor Plivier, kennen und wurde mit Erich Mühsam, Ernst Friedrich [Begründer des Anti-Kriegsmuseums] und dem Anarcho-Syndikalisten Rudolf Michaelis bekannt. Als Soldat erreichte er, nicht direkt an der Front kämpfen zu müssen. Die DDR-Zeit ist der beruflich vielfältigste Abschnitt seiner Biographie: Er arbeitete als Verlagslektor, Chef der »Roman-Zeitung«, Hörspielautor sowie Journalist. Im Jahre 2000 erschien seine Autobiographie im Verlag AV ’88 – ein aufrechter Gang mit vielen Mühen und spannender Geschichte. (Buchvorstellung durch den Autor)
Mrz 2002
21:00 - 23:00
»Wo der Staat beginnt, endet die Freiheit des Individuums.«
Bakunins »Föderalismus, Sozialismus, Antitheologismus«. Vorstellung einer Neuerscheinung
Bakunins Beiträge zur freiheitlichen Ideengeschichte Europas sind lange Zeit unterschätzt worden und stellen vielfach noch heute einen Geheimtip für subversives Philosophieren dar. Die Schrift »Föderalismus, Sozialismus, Antitheologismus« gehört zu Bakunins Hauptwerken und erschien kürzlich erstmals vollständig in deutscher Sprache. »Der Staat, sagt man, sei der Repräsentant des öffentlichen Wohls oder des Allgemeininteresses und beschneide nur einen Teil der Freiheit des Individuums, um ihm den Rest zu sichern. Aber dieser Rest, das ist – wenn Sie so wollen – die Sicherheit, niemals die Freiheit. Die Freiheit ist unteilbar: Man kann nicht einen Teil von ihr abschneiden, ohne sie ganz zu vernichten.« (Buchvorstellung durch den Herausgeber)
Apr 2002
20:00 - 22:00
Kostproben eines libertären Provokateurs: Julien Offray de La Mettrie [1709-1751]
Es war einmal ein kleiner bretonischer Arzt. Der konnte seine philosophischen Betrachtungen nicht für sich behalten und mußte deswegen von Frankreich nach Holland. Weil auch die Holländer nicht mochten, was er sprach und schrieb, mußte er nach Preussen zum großen König und wurde dessen Leibatheist. Er vertrieb dem König mit seiner guten Laune die Langeweile und den Philosophen, mit denen sich der König umgab, dieselbe. Freunde hatte er nicht viele, denn Freund eines solchen Mannes zu sein, ist unbequem. Als er am 11. November 1751 starb, starb auch sein Geist – wie das bei Materialisten so sein muß. Dennoch: Wenn er nicht gestorben ist – lacht er noch heute über die Welt und sich selbst. (Lesung und Diskussion
Mai 2002
20:00 - 22:00
Jan Bruening: Senya Fleshin und Mollie Steimer – Fotografie und Anarchie
Engagierte politische Arbeit und Selbsterhaltung zwecks Erwerbstätigkeit miteinander zu verbinden, ist immer eine Gratwanderung. Die Gratwanderung von Senya Fleshin und Mollie Steimer stellt sich als eine aufregende Reise dar: nicht nur als transatlantische Fluchten, sondern auch als Navigation zwischen notwendiger Anpassung an die oft repressive Umwelt und der Pflege ihrer anarchistischen Lebensentwürfe. Mit Hilfe der Fotografie war beides möglich. (DIA-Vortrag und Diskussion)
Jun 2002
20:00 - 22:00
David Schuster: Die Rückkehr des Krieges.
Gibt es eine anarchistisch-antimilitaristische Antwort auf die neuen Kriege?
Als sich die Bündnissysteme NATO und Warschauer Pakt mit gegenseitiger gesicherter Vernichtung bedrohten, entstanden Oppositionsbewegungen, die Abschreckungspolitik und Krieg prinzipiell ablehnten: Entweder wir schaffen den Krieg ab, oder er schafft uns ab. Die Hoffnung auf eine »Friedens-Dividende« nach dem Zusammenbruch der bipolaren Konfrontation war nur von kurzer Dauer. Der Krieg, in der »Dritten Welt« ohnehin nie bloße Drohung, kehrte auch in die Metropolen zurück, als politisches Mittel, um neue Staaten oder eine »Neue Weltordnung« auch militärisch durchzusetzen. Die Auflösung Jugoslawiens in Kriegen, Massakern, Vertreibungen stellte die pazifistischen Positionen ebenso in Frage wie der Krieg gegen den Irak. Interventionen der dominanten Staaten des Weltsystems gegen »Schurkenstaaten«, warlords und terroristische Bedrohungen lassen ein neues Kriegsbild entstehen. Kriege werden als permanente Feldzüge mit wechselnden Bündnispartnern, unterschiedlichen Bedrohungsszenarien und neuen Waffensystemen geradezu alltäglich. Die Armeen werden von Territorialverteidigung auf weltweite Intervention umgerüstet; statt der früheren Massenheere werden spezialisierte Truppen ausgebildet; technische und psychologische Dimensionen des Krieges, besonders die Beeinflussung der zivilen Bevölkerungen durch Massenmedien, werden wichtiger als die Gehorsamsbereitschaft der Wehrpflichtigen. Welche Antworten kann der prinzipielle anarchistische Anti-Militarismus auf die neuen Legitimationen des Krieges geben? (Vortrag und Diskussion)
Jul 2002
20:00 - 22:00
Surrealismus und Anarchie
Seit Bakunin hat es in Europa keinen radikalen Begriff von Freiheit mehr gegeben. Die Surrealisten haben ihn. [Walter Benjamin]
Das grösste revolutionäre und poetisch-künstlerische Experiment des 20. Jahrhunderts gegen die kapitalistische Herrschaft war unanfechtbar das surrealistische Experiment. Seit 1924, dem Erscheinungsjahr des ersten surrealistischen Manifestes, organisierte sich der Surrealismus. In der ganzen Welt bildeten sich surrealistische Gruppen, die von libertärem Geist und absolutem gesellschaftlichem Nonkonformismus durchdrungen waren. Allein die Revolte war ihnen schöpferisch. Politik bedeutete für sie Subversion. Subersiv wie L´amour fou – die wahnartige Liebe, die die rationalen und sozialen Zwänge zertrümmert. Sie beabsichtigten nichts weniger als die Auslösung einer Bewußtseins-Krise. Wie die Anarchisten stellten sie die grenzenlose Freiheit in den Mittelpunkt ihres Denkens. 1947 erschien in Frankreich die »Ode an Charles Fourier« [dt. Karin Kramer Verlag 1987], ein Gedicht Andre Bretons auf den grossen Sozialutopisten, »den Leuchtturm des Geistes«. Erst spät, zwischen 1951 und 1953, kommt es dann zu einer kurzen direkten Zusammenarbeit zwischen der anarchistischen Bewegung [Fédération Anarchiste] und dem organisierten Surrealismus. Den libertären Spuren des Surrealismus, der sich im »schwarzen Spiegel der Anarchie selbst erkannte«, wie A. Breton 1952 schrieb, soll hier gefolgt werden. (Vortrag und Diskussion)
Sep 2002
20:00 - 22:00
Heleno Saña: Die Anarchisten im Spanischen Bürgerkrieg
In Spanien fand zwischen 1936 und 1939 nicht nur ein Bürgerkrieg, sondern auch eine soziale Revolution statt. Gegen die franquistischen Putschgenerale wurde zum letzten Mal um Freiheit und soziale Gerechtigkeit gekämpft, bevor der Zweite Weltkrieg und der Faschismus Europa in Finsternis stürzten. (Buchvorstellung durch den Autor)
Okt 2002
20:00 - 22:00
Andre Fischer: Raoul Vaneigem und seine poetische Kritik
Handbuch der Lebenskunst, Buch der Lüste, An die Lebenden
– es handelt sich weder um Titel der Bestsellerliste der Alltagsratgeber mit einer Prise Philosophie noch um ein alternatives Kamasutra. Hans Martin Lohmann [Die Zeit] über die Schrift An die Lebenden: »Der Witz von Vaneigems Pamphlet liegt weniger in der analytischen Durchdringung der kapitalistisch »klimatisierten Vorhalle des Todes« als vielmehr in dem authentischen Pathos, mit welchem es an die Kraft des Lebendigen appelliert.« (Vortrag und Diskussion)
Nov 2002
21:00 - 23:00
Gerhard Bauer: Rücksichtslosigkeit und Menschenliebe. Zwei anarchistische Spießgesellen: Franz Jung und Oskar Maria Graf
Was bietet das Leben und Schreiben von zwei höchst ungleichen, aber befreundeten Feuerköpfen und Störenfrieden? Was können wir von ihnen lernen, wenn sie die entscheidenden Wendungen der deutschen Geschichte sechs Jahrzehnte hindurch erlebt haben, und zwar aktiv und passiv inklusive Exil? Das soll in Besinnung auf ihre Lebensschritte und ihre literarischen Werke untersucht werden. Einschlägige Stellen ihrer Auseinandersetzung mit den Ursachen des Anarchismus sollen vorgetragen werden. (Vortrag und Diskussion)
Dez 2002
21:00 - 23:00
Alexandra Schwell: Anarchismus und Alternativkultur – Alltag und Lebensrealität polnischer AnarchistInnen
Die wechselhafte Geschichte über die Jahrhunderte hinweg übte einen beträchtlichen Einfluß auf das kollektive Gedächtnis Polens aus und prägte im Angesicht der jeweiligen Besatzungsmächte nachhaltig die Vorstellung von einer freien Gesellschaft. Wohl am radikalsten formulierte dies um die Jahrhundertwende der Sozialist Edward Abramowski, der den Staat als solchen für gänzlich entbehrlich hielt und ihn durch autonom selbstverwaltete gesellschaftliche Organisationen ersetzt sehen wollte. Auf ihn beziehen sich polnischer Anarchismus und Alternativkultur in erster Linie, wenn sie sich über ein Jahrzehnt nach der Wende in Osteuropa mit den Auswirkungen der Transformation auseinandersetzen. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, daß polnische Alternativkultur nicht purer Rezipient und Nachahmer westlicher alternativkultureller Stile ist, sondern sich aus einer eigenen Erfahrungswelt speist, die sich in vielen Punkten von Westeuropa unterscheidet. (Vortrag und Diskussion)
Zwischenzeitlich wurde das Referat im Wortlaut veröffentlicht.
Veranstaltungen 2001
Datum/Zeit | Veranstaltung |
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19/01/2001 21:00 - 23:00 |
Gesellschaften ohne Staat
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
16/02/2001 21:00 - 23:00 |
Rudolf Rockers anarchistisches Grundlagenwerk "Nationalismus und Kultur"
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
16/03/2001 21:00 - 23:00 |
»Sozialismus ist Anarchie und Föderation«
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
20/04/2001 20:00 - 22:00 |
Oskar Maria Graf. Ein bayerischer Anarchist mit Herz
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
18/05/2001 20:00 - 22:00 |
Bertrand Russell. Wege zum Anarchismus
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Jan 2001
21:00 - 23:00
Gesellschaften ohne Staat
Anarchische Regeln des Zusammenlebens bei den !Kung San in der namibischen Kalahari.
DIA-Vortrag von Thorsten Hinz [Afrikahaus Sebnitz]
In der Geschichte der Ethnologie spielt die Faszination über »Gesellschaften ohne Staat« bzw. »Völker ohne Herrscher« eine große Rolle. Immer wieder machten sich Forscher in die »unberührten Wildnisse« auf, um Menschen zu finden, die nicht nur in Harmonie mit der Natur, sondern auch in Harmonie mit sich selbst und ihresgleichen lebten. In der Regel übertrugen sie dabei eigene Paradies-Vorstellungen auf die von ihnen »Entdeckten«.
In dem DIA-Vortrag von Thorsten Hinz über die anarchischen Strukturen bei den !Kung San wird es weniger um solche idealistischen Träume gehen, als vielmehr um den Versuch, europäische Egalitätskonzepte mit beeindruckenden afrikanischen Überlebensstrategien zu konfrontieren. Die !Kung San konnten sich in der kargen Kalahari nur behaupten, wenn sie als Gemeinschaft einig waren. Egalität war ein Muß, Egoismus ein Fluch. Über die inhaltliche Debatte hinaus wird in dem Vortrag auch über die schwierige Situation der !Kung San im heutigen Namibia informiert.
Namibia war bis 1917 unter dem Namen »Deutsch-Südwest-Afrika« eine deutsche Kolonie. Bis 1990 stand Namibia unter der Kontrolle der südafrikanischen Apartheidspolitik. Seit 1990 wird das Land von der SWAPO regiert.
Feb 2001
21:00 - 23:00
Rudolf Rockers anarchistisches Grundlagenwerk „Nationalismus und Kultur“
Eine 1933 verhinderte Veröffentlichung
Noam Chomsky nannte ihn den »letzten ernsthaften politischen Denker«. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg machte sich Rocker im Londoner Exil erstmals Gedanken über ›Nationalismus und Kultur‹. Dort redigierte er zwei Jahrzehnte lang die jüdische Arbeiterzeitung Arbeiterfreund’. Während seiner Lagerinternierung in London [1915-1918] hielt er Vorträge u.a. über den Nationalismus. In den 20er Jahren intensivierte er seine Studien und verfaßte darüber Artikel für die Wochenzeitschrift ›Der Syndikalist‹; Anfang der 30er Jahre konnte er sein Hauptwerk abschließen. Mit einem der letzten Züge nach dem Reichstagsbrand in Richtung Basel geflüchtet, kann er das Manuskript ins Exil retten: Das voluminöse Werk mit 27 Kapiteln erscheint 1937 in den USA.
Mrz 2001
21:00 - 23:00
»Sozialismus ist Anarchie und Föderation«
Gustav Landauers Aufruf zum Sozialismus’
Der deutsch-jüdische Sozialphilosoph Gustav Landauer [1870-1919] zählt zu den bedeutendsten Theoretikern des Anarchismus. Sein politisches Hauptwerk ›Aufruf zum Sozialismus‹ basiert auf einem Vortrag aus dem Jahre 1908, der drei Jahre später erstmals in erweiterter Form publiziert wurde und bis heute zahlreiche Neuauflagen erlebte.
In ihm entwickelte Landauer seine Vision der Anarchie als herrschaftslosem Gemeinschafts-Sozialismus: »Anarchie ist nur ein anderer, in seiner Negativität und besonders starken Mißverständlichkeit weniger guter Name für Sozialismus. Wahrer Sozialismus ist der Gegensatz zu Staat und kapitalistischer Wirtschaft; er ist ein Bestreben, mit Hilfe eines Ideals eine neue Wirklichkeit zu schaffen.“
Apr 2001
20:00 - 22:00
Oskar Maria Graf. Ein bayerischer Anarchist mit Herz
Im Jahre 1911 flüchtet der 17jährige Bäckerlehrling Oskar Maria Graf vor den unmenschlichen Arbeitsbedingungen seiner dörflichen Heimat in die Kulturmetropole München. Bittere Not und verzweifelter Überlebenskampf, literarischer Expressionismus, anarchistische Bohème, antimilitaristische Verweigerung im Ersten Weltkrieg, Revolution und Räte-Republik in Bayern – diesen existentiellen Erfahrungen verschafft Graf in seinem umfangreichen Werk schrifstellerischen Ausdruck und liefert damit einen der bedeutendsten Beiträge zur deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts:
»Ich war nie Parteisozialist und habe mir nicht erst von marxistischen Schriftgelehrten sagen lassen müssen, was Sozialismus ist. Mir ist – um mit Gorki zu reden – mein Sozialismus von Kind an auf den Rücken geprügelt worden’. Das hat mich – nicht etwa aus einem inneren Wagnis, sondern gleichsam instinktiv und zwangsläufig – zum Rebellen gemacht … «
Mai 2001
20:00 - 22:00
Bertrand Russell. Wege zum Anarchismus
»Ich mag den Geist des Sozialismus nicht – ich glaube, die Freiheit ist die Grundlage von allem«, behauptete 1916 der britische Logiker, Philosoph und Sozialist Bertrand Russell [1872-1970] in einem Liebesbrief an die Pazifistin Colette O’Niel. Sehr bekannt wurde in den 50er und 60er Jahren Russells Engagement für nukleare Abrüstung und für die Aufklärung des Kriegsgeschehens in Vietnam. Schwerpunkt der Veranstaltung soll jedoch sein Eintreten für anarchistische und andere Ideen des freiheitlichen Sozialismus sein, im Rahmen einer biografischen Übersicht aus Selbstzeugnissen und allerlei Zitaten aus seinen populären Schriften.
20:00 - 22:00
p.m.: Subcoma
Nachhaltig vorsorgen für das Leben nach der Wirtschaft. p.m.s hilfreiches Haushaltsbuch. Der Autor des Bestsellers »bolo’bolo« stellt sein neuestes Buch vor.
Jun 2001
20:00 - 22:00
Uwe Timm [Hamburg]: Zum Glück besitzt die Anarchie eine Zukunft.
Eine libertäre Bilanz, Rückblick und Ausblick von einem Menschen, der seine Kindheit im Dritten Reich erlebte, sich in der frühen Nachkriegszeit in die Ideen des Anarchismus vertiefte und seine Überzeugungen publizistisch zunächst in den Zeitschriften Information und Befreiung vertrat; daneben aktive Beteiligung bei den Kriegsdienstgegnern, Anti-Atombewegung und im Ostermarsch.
Mit Kurt Zube, Hermann Fournes, Günter Ehret gehörte Timm zu den Gründern der Mackay-Gesellschaft [1974], für deren Verlag er bis 1984 mitverantwortlich war. Er arbeitete mit Peter Bernhardi im Arbeitskreis Karl Liebknecht zusammen, der von Karl Retzlaw und Augustin Souchy 1979 begründet worden war. 1987 erhielt Uwe Timm vom Arbeitskreis Karl Liebknecht für sein politisches Engagement den Friedenspreis, der von dem Schriftsteller Johannes Mario Simmel gestiftet worden war. Von 1981 bis 1992 leistete Timm aktive Betriebsratsarbeit in einem Industriekonzern, daran anschließend wirkte er für weitere 6 Jahre als Berater des Betriebsrats in personellen Fragen. Er verfaßte Beiträge in zahlreichen Zeitschriften [Zur Sache, Zeitschrift für Sozialökonomie, Trotz Alledem, Sklaven, Dritter Weg, Eigentümlich frei usw.] Buchbeiträge, darunter »Max Stirner – ein Ärgernis« in »Ich hab’ mein Sach’ auf Nichts gestellt« [Karin Kramer Verlag]. Gespräch mit dem Journalisten Peter Peterson in »Anarchie ist Gesetz und Freiheit ohne Gewalt – Uwe Timm zum 60. Geburtstag.« Seit 7 Jahren gibt er zusammen mit Jochen Knoblauch die Zeitschrift Espero heraus, ein Forum für libertäre Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung. (Vortrag und Diskussion)
Jul 2001
20:00 - 22:00
»Die beste Verfassung ist die Abschaffung des Staates«
Michail Bakunin – russischer Revolutionär, anarchistischer Theoretiker, Mitbegründer und erster Organisator des libertären Sozialismus – zum 125. Todestag
Nach der Teilnahme an der Revolution von 1848/49 zwei mal zum Tode verurteilt, in Rußland eingekerkert, über Japan und Amerika nach Europa geflüchtet, nahm Bakunin bis zu seinem Tod an allen möglichen revolutionären Bewegungen und Aufstandsversuchen teil.
Von ihm stammt der Satz: »Wir protestieren nicht gegen die Bezeichnung Anarchisten, denn wir sind in der Tat Feinde jeglicher Macht – weil wir wissen, daß Macht ebenso zersetzend auf den wirkt, der sie hat, wie auf den, der ihr gehorchen muß.« Wolfgang Eckhardt, Herausgeber der »Ausgewählten Schriften« Bakunins, stellt die Ideen des ersten anarchistischen Revolutionärs vor. (Vortrag und Diskussion)
Sep 2001
20:00 - 22:00
Krise der Demokratie – Anarchische Auswege: Von der Hierarchie zur Herrschaftslosigkeit
Längst hat sich in der Gesellschaft die Vorstellung verbreitet, dass es unter der »Normal«-Bevölkerung mindestens zehn mal so viele Leute gibt, die die Aufgaben der »politischen Klasse« ebensogut erfüllen könnten wie diese, wenn nicht gar besser. Dieser Eindruck verstärkt sich noch angesichts der Bemühungen der Politiker, staatliche Aufgaben zu reduzieren, womit sie den wachsenden sozialen Herausforderungen und Problemen der Gesellschaft immer weniger gerecht werden.
Gleichzeitig genießen Formen freiwilliger Zusammenarbeit ohne Bevormundung durch irgendeine Obrigkeit heute mehr Ansehen als je zuvor; zur Unterwerfung unter überlieferte Hierarchien bekennt sich kaum noch jemand. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger meinen stattdessen, dass sie ihre gemeinsamen Angelegenheiten selbst besser regeln können – besser jedenfalls als diejenigen, denen sie dies bislang weitgehend überlassen haben. (Vortrag und Diskussion)
Okt 2001
20:00 - 22:00
Antje Schrupp: Nicht Marxistin und auch nicht Anarchistin.
Frauen in der Ersten Internationale
Die Erste Internationale [1864-1872] war ein Versuch, die vielfältigen Facetten der internationalen sozialrevolutionären Bewegung zusammenzuschließen. Entgegen dem gängigen Geschichtsbild waren Frauen daran aktiv und höchst streitsam beteiligt.
Antje Schrupp deckt mit ihrem Buch diesen verschütteten Strang unserer Geschichte engagiert und spannend auf. Sie geht davon aus, daß nur durch die Annäherung an Diskussionsprozesse die Komplexität von politischen Bewegungen zu begreifen ist. So wählt sie die Biografien von vier sehr verschiedenen Frauen, die sich im Umfeld der Ersten Internationale engagiert und umfassende polititsche und soziale Utopien entworfen haben: Virginie Barbet, Elisabeth Dmitrieff, Andre Leo und Victoria Woodhull.
»Ob aus dem Versuch, eine feministisch-sozialrevolutionäre Theorietradition aufzudecken, auch heute noch Vorbilder und Leitmotive für feministisch-sozialrevolutionäres Handeln entstehen könnten, muß jede Leserin und jeder Leser selbst entscheiden …« (Buchvorstellung durch die Autorin)
Nov 2001
20:00 - 22:00
Die Wüste lebt.
Von der linken Misere zu kreativen Utopien: Die
Neuentdeckung des Anarchismus im praktischen Leben. Lesung aus dem neuen Buch von Helmut Thielen
»Die Wüste lebt« – so der Titel einer Neuerscheinung des Verlags Graswurzelrevolution vom Frühjahr 2001. Der Autor und Sozialphilosoph Helmut Thielen beschäftigt sich darin u.a. mit praktischen politischen Ansätzen wie der Landlosenbewegung in Brasilien, die er unterstützt und kritisch begleitet. Ebenso wie etwa Gustav Landauer tritt er für ein Neues Beginnen ein: Jenseits von neoliberalem Kapitalismus und Staatssozialismus sieht er Möglichkeiten, der Utopie »eine Bresche zu schlagen«, und zwar trotz oder gerade wegen der Utopielosigkeit der Linken heute (Lesung und Diskussion)
Dez 2001
21:00 - 23:00
Thorsten Hinz: Anarchie, Mystik und »Lebenswende«.
Gustav Landauers Wege zur Freiheit
Gustav Landauer [1870-1919] gilt als einer der wichtigsten Ideengeber des Anarchismus. In Wort und Tat setzte er sich für Wege zu Frieden, Freiheit und Solidarität ein. Landauer war eine der wenigen, der den Ersten Weltkrieg vorausgesehen hatte und davor warnte. In der Münchner Räterepublik von 1919 warb er an der Seite von Kurt Eisner, Erich Mühsam, Ernst Toller und anderen für einen freiheitlichen Sozialismus. Landauers libertäres Denken hatte viele Wurzeln und Bezüge. Spinoza, Bakunin, Nietzsche und Stirner sind einige wenige Beispiele von Denkern, die er für seine Ideen nutzte. Im Vortrag von Thorsten Hinz [Sebnitz], Autor des Buches »Mystik und Anarchie. Meister Eckhart und seine Bedeutung im Denken von Gustav Landauer« [Berlin 2000], wird Landauers spannende Rezeption des Philosophen Meister Eckhart [1260-1328] vorgestellt. Der Anarchist Landauer war der erste, der eine Auswahl von Eckhart-Texten ins Neuhochdeutsche übersetzt hatte. Landauers »Lebenswende« zum Ende des 19. Jahrhunderts ist ohne seine Eckhart-Lektüre kaum zu verstehen. (Buchvorstellung durch den Autor)
Veranstaltungen 2000
Datum/Zeit | Veranstaltung |
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18/02/2000 21:00 - 23:00 |
Der versteckte libertäre Geist in Theodor Pliviers Romantrilogie Moskau-Stalingrad-Berlin
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
17/03/2000 21:00 - 23:00 |
»Ich werde der unmögliche Mensch bleiben, solange die jetzt möglichen Menschen so bleiben, wie sie sind.«
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
28/04/2000 20:00 - 22:00 |
Emanzipatorische Perspektiven am Ende der Arbeitsgesellschaft.
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
05/05/2000 20:00 - 22:00 |
Bernd Kramer: »O nein, Bruder! Der Deutsche ist ein zivilisierter Mensch ...«
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
16/06/2000 20:00 - 22:00 |
Was ist Anarchismus
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie, Berlin |
Feb 2000
21:00 - 23:00
Der versteckte libertäre Geist in Theodor Pliviers Romantrilogie Moskau-Stalingrad-Berlin
Mrz 2000
21:00 - 23:00
»Ich werde der unmögliche Mensch bleiben, solange die jetzt möglichen Menschen so bleiben, wie sie sind.«
Bakunins Briefe an Alexander Herzen
Apr 2000
20:00 - 22:00
Emanzipatorische Perspektiven am Ende der Arbeitsgesellschaft.
Lesung aus dem neuen Buch von André Gorz: »Arbeit zwischen Misere und Utopie«.
Mai 2000
20:00 - 22:00
Bernd Kramer: »O nein, Bruder! Der Deutsche ist ein zivilisierter Mensch …«
Lesung und Diavorführung zum 151. Jahrestag der Dresdner Mai-Revolution 1849
Bernd Kramer liest aus seinem Gesellenstück: »Laßt uns die Schwerter ziehen, damit die Kette bricht …« Michael Bakunin, Richard Wagner und andere während der Dresdner Mai-Revolution 1849 [Karin Kramer Verlag 1999]
Jun 2000
20:00 - 22:00
Was ist Anarchismus
Eine klassische Antwort aus Lateinamerika
Sep 2000
20:00 - 22:00
»Gott sei dank – die Zeit der Theorie ist vorüber«
Der junge Bakunin: Von Hegel zur Revolution
Bakunins Beiträge zur emanzipatorischen Ideengeschichte Europas sind lange Zeit unterschätzt worden und stellen zum Teil noch heute einen Geheimtip für Querdenker/-innen dar. Besonders seine frühen Jahre [vor 1848] gilt es noch zu entdecken: Sie werden meist weniger wahrgenommen als die späten [erklärt anarchistischen] Jahre – wenn auch zu Unrecht: In seiner Überwindung der hegelianischen Philosophie zugunsten der Vision eines herrschaftslosen Sozialismus bezieht er bereits früh anarchische Positionen:
»Ich bin kein Theoretiker mehr«, schrieb er im März 1845, »ich habe Metaphysik und Philosophie in mir besiegt und mich mit Leib und Seele in die praktische Welt gestürzt. Den Menschen befreien, das ist die einzig legitime Einflußnahme.«
Okt 2000
20:00 - 22:00
Was ist eigentlich Anarchie?
Vier unkontrollierte Stellungnahmen
»Der Anarchismus ist, wie ich gern sage, erfreulicherweise ein sehr umfangreicher Gegenstand, ein Gebiet, auf dem, wie wenig auch die grosse Allgemeinheit noch darüber unterrichtet ist, nicht Armut und Dürftigkeit, sondern reiche Fülle vorhanden ist; Leben der vielfachsten Art, wie es die Natur bringt, nicht die dogmatische Dürre der Pedanten und Gesetzgeber, die sich einbilden, das Leben in Formeln und Paragraphen fassen und einsperren zu können.« [Max Nettlau]
Zwischenzeitlich wurde das Referat im Wortlaut veröffentlicht.
Nov 2000
21:00 - 23:00
Theodor Plivier: Der Kaiser ging, die Generäle blieben.
Ein libertärer Blick auf die Novemberrevolution 1918
Der Blick zurück – der Zukunft zugewandt. Der Weddinger Maurerlehrling, Matrose und Schriftsteller T. Plivier beschrieb in diesem Roman den Auf- und Niedergang der Novemberrevolution, den Untergang des Kaiserreiches und die enstehende neue Republik. Fatal der nationale Taumel der Arbeiter zum Kriegsbeginn trotz aller Solidaritätsbekundungen.
Mühsam der Schritt vom Verbluten im Schützengraben bis zur Rebellion. Und kaum gewonnen – so zerronnen. Eine sozialkritische Belletristik, deren »Entdeckung« noch heute anregt zum Nachdenken und zur Diskussion.
Dez 2000
21:00 - 23:00
William Godwin – Der erste Anarchist über das Eigentum
William Godwins Untersuchung über die politische Gerechtigkeit’ von 1793 gilt als erstes Werk des philosophischen Anarchismus. Doch auch wenn seine Ablehnung staatlicher Gewaltmethoden und sein Eintreten für wirtschaftliche Gleichheit spätere anarchistische Positionen vorwegzunehmen scheint, steht sein Denken doch quer zu jeder Form des sozialen Denkens in der Folgezeit. Die »politische Gerechtigkeit« ist zugleich antikollektivistisch, antiparlamentarisch, antipluralistisch, antirevolutionär und gegen jedes organisierte Vorgehen, ein letztes Werk der Aufklärung, ebenso rational wie bizarr, ein Text ohne Vorgänger und Nachfolger. Die Lesung stellt Auszüge aus dem abschließenden Kapitel über das Eigentum in einer neubearbeiteten Übersetzung vor.