Veranstaltungen

08/06/2023 19:00 - 21:00
Vorstellung der transkribierten Notizbücher von Erich Mühsam

Bislang fehlen detaillierte Darstellungen über das Leben und die politischen Aktivitäten Erich Mühsams in der Zeit zwischen seiner Entlassung aus der Festungshaft in Bayern Ende Dezember 1924 und seiner Ermordung im KZ Oranienburg 1934. Einen wichtigen Einblick ermöglichen die Eintragungen in seine Notizbücher, von denen die Akademie der Künste Berlin nach Zenzl Mühsams Rückkehr aus der Sowjetunion Kopien erhielt. In zwei Broschüren werden nun die Transkribierungen nach intensiven und langwierigen Recherchen von der Gustav Landauer Initiative veröffentlicht. Erstmals werden Mühsams Reisen, Vorträge und persönliche Kontakte in den letzten zehn Jahren seines Lebens nachvollziehbar. Die Ausgabe soll auch zu neuen Forschungen über das Leben Erich Mühsams motivieren, um die noch bestehenden Lücken zu schließen. Es lassen sich nun viele neue Anhaltspunkte finden, um z. B. in lokalen Archiven seiner Reiseorte über seine Vorträge oder über bislang unbekannte persönliche Kontakte zu recherchieren.

Allerdings hatte Mühsam manche Eintragungen oft flüchtig und mit schwer deutbaren Abkürzungen vorgenommen, bei einer ohnehin schwer lesbaren Handschrift. Dies dürfte der Grund sein, warum nur so wenige Angaben aus den Notizbüchern bislang veröffentlicht wurden. Die nicht lesbaren Passagen wurden dennoch in die Ausgabe aufgenommen, so dass Forschende die Möglichkeit einer eigenen Deutung erhalten. Die Edition wurde mit einigen weniger bekannten Artikeln von Mühsam und Veranstaltungsankündigungen zu seinen Vorträgen, vor allem aus den bislang kaum ausgewerteten „Mitteilungen der Arbeitsbörse Groß-Berlin der Freien Arbeiter Union Deutschlands“ (FAUD). Sie belegen das herausragende Engagement Mühsams im Rahmen der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaftsarbeit in Berlin. Somit wird das Bild von Mühsams politischen Aktivitäten korrigiert werden müssen. Nach einer vorwiegend von der Mitarbeit in der Roten Hilfe bestimmten Periode zwischen 1925 und 1927 folgte zwischen 1928 und 1930 eine intensive Vortragstätigkeit für die FAUD und die ihr angegliederten Organisationen.

Vortrag mit anschließender Diskussion

Web: gustav-landauer.org

Veranstaltende: Bibliothek der Freien mit der Gustav Landauer Initiative und Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte

10/06/2023 17:00 - 18:00
Vorstellung der Bibliothek der Freien

Willkommen in der anarchischen Bibliothek der Freien! Unsere umfangreiche Sammlung von Büchern, Zeitschriften und anderen Medien wird deinen Geist beflügeln und dich dazu inspirieren, die Welt zu verändern (oder zumindest darüber nachzudenken). Um dich zu orientieren und dein nächstes Lieblingsbuch zu finden, werden wir einen Einblick in das Bibliotheksprojekt, ihre Geschichte und unsere Bestände an Büchern, Zeitschriften, Archivalien und anderem geben. Falls du dich in der Bibliothek engagieren willst, ist das auch der richtige Termin für dich.

Wir freuen uns auf dich!

15/06/2023 19:00 - 21:00
Krieg und Frieden – Antimilitarismus aus anarchistischen, pazifistischen und gewerkschaftlichen (anarcho-syndikalistischen) Perspektiven

Die Internationale der Kriegsdienstgegner*innen (IDK) erinnert mit dieser Anti-Kriegs-Schrift an Gustav Landauer. Landauer (*1870) wurde am 2. Mai 1919 bei seiner Einlieferung in das Gefängnis Stadelheim (München) durch eine Soldateska brutal ermordet.

Landauer war Schriftsteller, Übersetzer, (Anti-)Politiker, freiheitlicher Sozialist. 1919 war er beteiligt an der Münchener Räterepublik. In Berlin hatte er sich davor aktiv in der Volksbühnenbewegung und für Genossenschaften, freie Schulen und Siedlungsprojekte engagiert.

1911, noch vor dem I.Weltkrieg (1914 – 1918), schrieb er die hier wieder veröffentlichte Schrift „Die Abschaffung des Krieges durch die Selbstbestimmung des Volkes“. Seine Sprache entspricht dem damaligen Zeitgeist und wirkt veraltet, aber wir können heute einige Aspekte in die Gegenwart übersetzen und diese in aktuelle politische Debatten einbringen. Landauer kann für den gewaltfreien Pazifismus eine Orientierung sein.

Als Nachwort veröffentlichen wir die Rede des Anarcho- Syndikalisten Rodolf Rocker (1873 – 1958), die er im März 1919 in Erfurt auf der Reichskonferenz der Rüstungsarbeiter Deutschlands gehalten hatte. Sie ist eine Ergänzung der Gedanken Landauers aus gewerkschaftlicher Sicht. Wir verstehen beide hier veröffentlichte Text als libertäre Wurzeln für den Pazifismus.

Lesung und Präsentation der aktuellen Broschüre im IDK-Verlag Berlin:

Gustav Landauer: Die Abschaffung des Kriegs durch die Selbstbestimmung des Volks
Rudolf Rocker: Die Waffen nieder – die Hämmer nieder!
Mit einem Vorwort von Dr. Siegbert Wolf: Der antimilitaristische Ansatz Gustav Landauers
IDK-Verlag Berlin 2023

Gemeinsame Veranstaltung mit dem Haus der Demokratie und Menschenrechte und Siegbert Wolf (Landauer-Experte) und Wolfram Beyer (IDK e.V.)

 

10/07/2023 19:00 - 22:00
Film und Diskussion: Fernand Pelloutier und die Arbeitsbörsen

Fernand Pelloutier, der 1901 im Alter von 33 Jahren starb, war einer der wichtigsten Organisatoren eines außergewöhnlichen Experiments in Frankreich: der Arbeitsbörsen. Der Film »Fernand Pelloutier und die Arbeitsbörsen« (Regie: Patrice Spadoni) bringt den Reichtum dieses großen kollektiven Werks ans Licht, und zwar durch die Lebensgeschichte eines der bedeutendsten Aktivisten der aufstrebenden, anarchistischen, bisweilen poetischen Gewerkschaftsbewegung. Die Arbeitsbörsen waren Vieles zugleich: Versammlungsort der unterschiedlichsten Gewerkvereine, Freiraum einer alternativen Gegenkultur, Arbeitsvermittlungsbüro, Platz für Kulturveranstaltungen und Berufsbildungskurse sowie ein Ort der gelebten Solidarität zwischen Beschäftigten und Arbeitslosen. In wenigen Jahren sind zu Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche Arbeitsbörsen entstanden, die rasch zu Zentren des Arbeiterwiderstands wurden und deren Ziel, so sagte Pelloutier, kein geringeres war als die »Revolution durch den Generalstreik«. Aber auch heute, wo Konzepte wie Worker Centers, Kiezkommunen und Stadtteilläden an Interesse gewinnen, könnte dies weithin vergessene historische Experiment Impulse setzen.
Prof. Peter Schöttler, der als Historiker zu den Arbeitsbörsen und den Anfängen der französischen Gewerkschaftsbewegung geforscht hat, wird den Film ergänzen und für eine Diskussion zur Verfügung stehen.

Nicht veranstaltet von der Bibliothek der Freien

Hinweis auf die Veranstaltung

17/07/2023 19:00 - 22:00
Film und Diskussion: El Entusiasmo

1975 starb Europas letzter faschistischer Diktator: Francisco Franco. Sein Tod machte in Spanien den Weg frei für eine aufbegehrende Jugend, die vieles nachzuholen hatte. Aber auch die exilierten Kämpfer aus dem Spanischen Bürgerkrieg kehrten zurück. In dieser Phase der sogenannten Transición, dem Übergang von der Diktatur zur bürgerlichen Demokratie, schien alles möglich – selbst der Traum, die Revolution von 1936 zu beenden. Der Film legt den Fokus auf Francos erbittertsten Gegner: die Anarchisten und Syndikalisten. Ihre Organisation, die Gewerkschaft Confederación Nacional del Trabajo (CNT), bis zum Sieg Francos ein entscheidender Faktor in der spanischen Gesellschaft, erlebte eine Renaissance. In nur zwei Jahren wurde aus einer klandestinen Untergrund-Organisation wieder eine Massenbewegung. Sie organisierte Versammlungen mit hunderttausenden Teilnehmern, Libertäre Tage, Streiks und Widerstand gegen den neuen liberalen Kapitalismus. Schnell zerrieb sich dieser Aufbruch allerdings nicht nur in internen Konflikten, sondern wurde auch massiv durch geheimdienstliche Interventionen sabotiert. »El Entusiasmo« ist auch die Geschichte einer Niederlage.
Der Film ist nicht zuletzt auch unter dem Aspekt interessant, dass die Transición als Vorbild für die Umbrüche in Osteuropa ein gutes Jahrzehnt später genommen wurde.
Der Zeitzeuge Felipe Orobón, der während der Transición in der CNT aktiv war, wird anwesend sein und für eine Diskussion zur Verfügung stehen. 

Nicht veranstaltet von der Bibliothek der Freien


Eintritt zu allen Veranstaltungen frei

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