Datum/Zeit
Date(s) - 13/01/2006
20:00 - 22:00
Veranstaltungsort
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie
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Gab es einen deutschen Surrealismus? In der surreal anmutenden Trümmerlandschaft Berlins, unmittelbar nach der sogenannten Stunde Null 1949-1950 gab es ihn. Beschworen wurde er von einer überschaubaren Gruppe unentwegter Dichter wie Johannes Hübner und Lothar Klünner sowie unterschiedlicher bildender Künstler wie u.a.: Heinz Trökes, Alexander Camaro, Wolfgang Frankenstein und Werner Heldt, um nur einige zu nennen. Ihr Forum war ein Künstlerkabarett mit dem schönen Namen »Badewanne«. In diesem lebte die Grundidee der künstlerischen Avantgarde seit dem Cabaret Voltaire wieder auf, die man die Idee eines Gesamtkunstwerks als Varieté nennen könnte. Mit ihren frappierenden Darbietungen verwirrten und begeisterten sie das kulturell ausgehungerte Nachkriegspublikum gleichermaßen. Sie proklamierten in der Vier-Sektoren-Stadt ihre Zone 5 der Freiheit und der Kunst und knüpften so an die durch die Nazizeit gekappten Verbindungen zur internationalen Avantgardekunst wieder an. Diese verbanden sie mit den damals aktuellsten Bestrebungen der Künstler und Intellektuellen wie z.B. dem Existentialismus. Dieser Ort des freien Denkens, der durchdrungen war von einem subversiven Geist, der gegen ein Erstarken alter und neuer Autoritarismen gleichermaßen den Stachel löckte, fand dann in den Jahren nach der Währungsreform und der Restauration der Adenauerzeit ein jähes Ende. (Vortrag und Diskussion)