Robert Kindler: Stalins Nomaden

Datum/Zeit
Date(s) - 10/04/2015
0:00

Veranstaltungsort
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie

Kategorien Keine Kategorien


Der sowjetische Terror gegen die Völker Kasachstans in den 1930er Jahren. Buchvorstellung durch den Autor

In Stalins Sowjetunion durfte es keine Nomaden geben: Sie wurden als rückständig diffamiert, vor allem aber waren sie politisch und ökonomisch schwer zu kontrollieren und entzogen sich damit dem Herrschaftsanspruch des kommunistischen Parteiapparats. Deshalb begannen die Bolschewiki Ende der 1920er Jahre damit, die multiethnische Bevölkerung Kasachstans mittels Sesshaftmachung und Kollektivierung, also durch Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen zu unterwerfen. Auf Befehl Stalins wurden die 4,5 Millionen kasachischen Nomaden gezwungen, Häuser zu bauen, Ackerbau zu treiben und festgelegte Quoten an Getreide abzuliefern. Die Viehherden mussten verkauft werden oder wurden gleich beschlagnahmt. Nach vier Jahren Kollektivierung waren fast 90 Prozent der kasachischen Viehherden verendet oder abtransportiert, die Ökonomie der Steppe brach zusammen, der Hungergenozid begann. Wer das geforderte Getreide nicht liefern konnte oder sonst als verdächtig galt, war darüber hinaus staatlichen Terrormaßnahmen ausgesetzt. Historiker schätzen, dass mehr als 1,5 Millionen Menschen in Kasachstan dem Hunger- oder Terror-Regime zum Opfer fielen. (Buchvorstellung und Diskussion)

Robert Kindler: Stalins Nomaden. Herrschaft und Hunger in Kasachstan. Hamburger Edition, Hamburg 2014, 381 S., 28 EUR, ISBN 978-3-86854-277-6