Datum/Zeit
Date(s) - 05/12/2014
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Veranstaltungsort
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie
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Die russischen Revolutionen von 1905 und 1917 wären ohne die agrarrevolutionären Massen nicht möglich gewesen – dennoch galten diese in den Augen der bolschewistischen Parteifunktionäre, die sich an der Macht festsetzten, als zutiefst primitiv und rückständig. Die bolschewistische Partei glaubte sogar ihren Machtanspruch in Gefahr zu sehen, wenn nicht den ländlichen Sozialstrukturen das Rückgrat gebrochen werde.
Mit dem Wort »Kulaken« war bald ein Kampfbegriff gegen die Bauern und die agrarisch geprägte Dorfkultur gefunden, um Zwangskollektivierungen und Terrormaßnahmen zu rechtfertigen. Nachdem (bewußt unerreichbar hoch festgesetzte) Planzahlen nicht erfüllt werden konnten, wurde insbesondere in zahlreichen ukrainischen Dörfern die Lebensmittelversorgung eingestellt; Requirierungskommandos beschlagnahmten alle vorhandenen Nahrungsmittel, verhängten Blockaden über die Dörfer und lieferten damit die ländliche Bevölkerung dem sicheren Hungertod aus. Im Zuge des »Holodomor«, der Großen Hungersnot 1932/33, starben sechs bis sieben Millionen Menschen den Hungertod, etwa die Hälfte in der einstigen »Kornkammer« Ukraine. Zur selben Zeit wurden aus der Sowjetunion 1,7 Mio Tonnen Getreide exportiert. Das Gedenken an die Opfer, welches in sowjetischer Zeit tabu war, ist auch unter den heutigen politischen Verhältnissen in Russland unerwünscht. (Vortrag und Diskussion)