Sich fügen heißt lügen Erich Mühsam – Leben und Werk Vernissage zur Ausstellung

Datum/Zeit
Date(s) - 05/05/2023
19:00 - 21:00

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Erich Kurt Mühsam, 6.April 1878 – 9./10. Juli 1934

„Literarischer Hochverräter“, Anarchist und Bohemien – Erich Mühsams Faszination ist ungebrochen, die Kombination aus Schriftsteller und aktivem Revolutionär zieht auch im 21. Jahrhundert zuverlässig in ihren Bann. Zum 145. Geburtstag des anarchistischen Poeten zeigt das Haus der Demokratie und Menschenrechte die große Ausstellung der Erich-Mühsam-Gesellschaft Lübeck e.V.

Erich Mühsam bekannte sich früh zum politischen Anarchismus, schrieb gegen die gesellschaftlichen Zwänge seiner und unserer Zeit an und wurde nicht müde, gesellschaftliche Missstände anzuprangern und nach Veränderung zu streben. Schriftsteller, Poet und Publizist war er ebenso wie Antimilitarist, Bohemien und politischer Aktivist — und einer der bekanntesten Anarchisten der deutschen Geschichte. Einen „Ritter der Freiheit“ nannte ihn Augustin Souchy und das zu Recht, denn diesen ritterlichen Prinzipien der Empathie und dem Einstehen für die Schwächeren blieb Erich Mühsam sein Leben lang treu.

Programm:

  • Zwei Stimmen zu Erich Mühsam — Leben eines anarchistischen Schriftstellers. Vortrag mit Lienhard Böhning, Vorsitzender der Erich-Mühsam-Gesellschaft Lübeck
  • Erich und Isa — Musikalische Darbietung der vertonten Gedichte von Mühsam mit Akkordeon durch die Sängerin Isabel Neuenfeldt
Mein Weg zu Erich Mühsam von Isabel Neuenfeldt

… im Friedrichshain, in Berlin, gibt es eine Mühsamstraße, sie wird gekreuzt von der Sorgestraße. Dort habe ich in den Neunzigern mal eine Wohnung angeboten bekommen. Doch ich wollte da nicht hinziehen: die Ecke erschien mir zu problembeladen … Mühsam, Sorge…, ich wollte gar nicht wissen, was es da noch für Straßen gibt…

Erich Mühsam habe ich erst im Jahre 2004 kennen gelernt. Anlässlich seines 70. Todestages wurde für ihn eine Art Requiem in Oranienburg vorbereitet: an dem Ort, wo er ermordet wurde – und ich begann für diese Gedenkfeier vorsichtig, seine Gedichte zu vertonen.

Ich habe mir also ein paar seiner Gedichte zu Herzen genommen, neugierig, was passieren würde… ob es Lieder werden würden, ob er mir überhaupt etwas zu sagen hatte… – und vom ersten Moment an war es wie eine geistige Zusammenarbeit zwischen Mühsam und mir: Seine Texte trafen mich mitten ins Herz und die Melodien wuchsen direkt aus den Worten heraus, sobald ich die Gedichte laut zu lesen begann. Seine Sprache ist sehr emotional und kraftvoll und seine Gedanken berühren mich im Innersten.

Er selbst, aber auch die Zeit, in der er diese Texte geschrieben hat, werden für mich über diese Arbeiten greifbar, emotional erlebbar. Und es ist mir ein großes Anliegen, sie wieder hörbar zu machen.

Inzwischen gibt es ein abendfüllendes Programm mit den so entstandenen Liedern, und Erich Mühsam ist zu meinem Lieblingsdichter geworden.

Isabel Neuenfeldt ist ausgebildete Schauspielerin und Sängerin.

Seit der Jahrtausendwende ist das Akkordeon ihr beständiger und treuer Begleiter.