Gianluca Falanga: Befreiung von der Lohnarbeit. Arbeitsverweigerung als anarchistische Strategie

Datum/Zeit
Date(s) - 05/10/2007
20:00 - 22:00

Veranstaltungsort
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie

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Nocivita69

Lohnarbeit ist Zwang, selbst wenn sie einem gefällt. Die »Erpressung« von Arbeit im Namen der bürgerlichen Arbeitsmoral beherrscht weiterhin die Menschen – und zwar trotz der technologischen Entwicklung, die den Zusammenhang von materieller Produktion und menschlicher Arbeitsleistung inzwischen weitgehend aufgelöst hat: Immer mehr materieller Reichtum wird unter Verzicht auf menschliche Arbeit geschaffen. Automatisierung und mikroelektronische Revolution haben in den westlichen Gesellschaften einen Wandel herbeigeführt, der die strukturierende Funktion der Arbeit im Leben der Gesellschaft und in der Biografie jedes einzelnen Menschen in Frage stellt. Trotzdem werden wir vom Arbeits- und Leistungszwang nicht befreit. Das emanzipatorische Ziel einer Gesellschaft, in der man leben darf, ohne arbeiten zu müssen, hat viele Feinde – aus allen staatspolitischen Lagern: »Wer nicht arbeitet«, verlangen sie, »soll auch nicht essen.«

La classe

Zeitgemäß wäre dagegen eine Kultur gegen die Lohnarbeit. Wir brauchen keine Bewegung, die die Lohnarbeit verteidigt, sondern eine, die deren Abschaffung anstrebt. Die italienische Geschichte der 1960er und 70er Jahre kann dafür Ideen liefern. Damals forderte zuerst die Arbeiter-, dann die Jugend- und Studentenbewegung von 1977 die Befreiung vom Zwang zur Lohnarbeit – ein entscheidender Baustein für ihre Vision einer radikalen Umwälzung der Gesellschaft. Arbeitsverweigerung galt ihnen als »Quelle der Intelligenz, der Technologie und des Fortschritts.« (Referat mit Diskussion)

Zwischenzeitlich wurde das Referat im Wortlaut in deutsch und italienisch veröffentlicht.