Revolution Mythos von gestern oder Konzept für morgen?

Referat im Wortlaut

Eine Veranstaltung in der Bibliothek der Freien am Freitag, 7. März 2008 [Ankündigung]

1. Beitrag

1925 erschien das Buch »Mythos der russischen Revolution« von Alexander Berkman. Gemeinsam mit Emma Goldman mussten beide erleben, wie schnell die Revolution sich in ihr Gegenteil verkehrte. Schon der Begriff Sowjetunion (Union der Räte) wurde im Februar 1921 von der Roten Armee unter der Leitung von Trotzki durch die militärische Niederschlagung des Aufstandes der Kronstädter Matrosen-Räte ad absurdum geführt. Der Begriff Sowjetunion war von diesem Zeitpunkt eine Farce.

1968 hofften viele Linke, die laut die Parole »Ho Ho Ho tschi Minh« skandierten, auf den Sieg des Vietkong, aber wieder wurde nichts daraus. Bis dann 1990 einem globalen Kataklysmus vergleichbar, der Zusammenbruch des »Realen« (Sozialismus) die Mehrheit der internationalen Linken erfasste. Also was nun, Schluss mit den Revolutionen? Doch was war als Ende 1918 die Revolution in Deutschland ausbrach? Die Matrosen meuterten, ihr größtes Manko war allerdings, dass sie im Gegensatz zu den Revolutionären in Spanien von 1936, unvorbereitet waren. So hatten ihre Gegner ein relativ leichtes Spiel, so gelang der SPD, wenn auch mit nicht wenigen Opfern versehen, der Machtantritt im Dienste der Reaktion. Wer hat uns verraten? Und solche revolutionären Vorgänge lassen sich historisch weiter belegen. In Spanien halfen Hitler und Mussolini (übrigens vor dem 1. Weltkrieg einer der führenden Marxisten Italiens) den klerikalen Franco-Faschismus bei der Machtergreifung und gleichzeitig wurde von den Stalinisten die undogmatische Linke hinterrücks bekämpft. Da ist es erfreulich, dass heute kaum noch speziell hier in Berlin Stimmen ertönen, die mit Rufen wie etwa »Hoch Hoch Chavez« oder einen ähnlichen Jubel auf andere Linkspopulisten sich Gehör verschaffen.

Der Fehler im Denken, der oft von den Linken fast aller Couleur begangen wird, ist der, anzunehmen die Revolution sei das endgültige Finale. Polemisch gesagt: danach käme das Schlaraffenland. Paradox für den hier Referierenden ist auch die Tatsache, dass bisher von der marxistischen Linken sehr wenige Bücher über den Niedergang des »Realen« (Sozialismus) erschienen sind. Heute hätten wir die grandiosen Möglichkeiten zumindest aus der linken Geschichte zu lernen. Sagte nicht schon Bakunin, in seinen Schriften zu seiner Zeit die negative Utopie des Kasernenhof-Sozialismus voraus? Seine zutiefst freiheitlichen Ideen sollten die inhaltlichen Vorstellungen der zukünftigen Revolutionen sein, nicht mit Pathos-Glauben versehen. In idealer Weise sollten diese Ideen eine beständige Mahnung vor den Gefahren der eventuellen Autoritarismen innerhalb eines revolutionären Ereignisses sein und verbunden damit gleichzeitig die Flamme der Empörung am Lodern halten, bis sie die Tore zur Freiheit öffnet.

Würde ich in Venezuela leben, in der Erwartung der bolivarianischen Revolution unter der Obhut von Chavez. So hätte ich als undogmatischer Linker oder als Anarchist einen guten Grund die Profite der Öleinnahmen zu befürworten, wenn die Einnahmen in das gesellschaftlich soziale Netz fließen. Reißt die Slums ein. Lasst sie mit den Einnahmen Häuser bauen, in denen die Menschen würdig leben können mit sauberer Wasserversorgung und Strom, wo die Menschen dann auch über ausreichend Währungsmittel, eine Gesundheitsversorgung, Bildung usw. verfügen. Doch wes Brot ich ess, dessen Lied ich sing?

Aber brauchen wir einen Personenkult, — ohne Chavez Aktivitäten zu schmälern? Braucht es dazu einen Militär-, Justiz-, Überwachungs-Apparat usw.? Gar den Staat, selbst wenn dieser angeblich revolutionär ist? Muss ich mir seine rituellen sonntäglichen Plauschereien per TV ansehen? Wohl eher nicht! Aber halt! … sagen da die Öko-Anarchisten. Während das Öl hochgepumpt wird, erleidet die Umwelt schon immense Schäden, den größten Schaden, wenn ein Ölbohrturm zerstört wird. Das Öl wird letztendlich entweder zu Kunststoff für oftmals unsinnige Konsumartikel verarbeitet oder wird einfach verheizt. Am besten übergangsweise noch im Blockheizkraftwerk wie im Kapitalismus oder so auf Kuba in Ölkraftwerken. Am Ende kommt bei beiden CO2 heraus, was für ein revolutionäres Klima. Es wäre schön, wenn weltweit in den Köpfen die Revolution beginnt und die sich dann je nach Möglichkeit vor Ort in die Praxis umsetzt. Dennoch wird es unerlässlich bleiben den Kapitalismus und vor allem all die anderen Herrschafts-Mechanismen und -Strukturen einzudämmen. Da wären z.B.: Patriarchat, Chef, Staat, Antisemitismus, Rassismus usw. Das Beste wäre eine gewaltfreie Revolution. Obwohl der hier Referierende kein Graswurzler ist, möchte er doch zu bedenken geben, : dass es uns undogmatischen Linken doch gelingen sollte in den Individuen einer aufkeimenden revolutionären Masse ein Bewusstsein für die notwendige Hinwendung zu der inhaltliche Begrifflichkeit einer freiheitlich sozialistischen Gesellschaft soweit heranreifen zu lassen, so dass das Eingreifen einer widersprüchlichen »autoritären Linken« chancenlos bleibt. Damit die Gefahr, dass es zu einer autoritären Herrschaftsform kommt, obsolet wird. Braucht es dann noch überhaupt einen anarchistischen Minister oder gar eine Ministerin?

Gehen wir in die Geschichte zurück, um uns das Vergangene in der Erinnerung wach zu rufen. Gedenken wir der vielen Toten und erinnern wir uns an die Tscheka, den stalinistischen Terror, die Opfer des Faschismus und des Kapitalismus, die kapitalistisch-imperialistischen Toten, die industriellen Ermordung jüdischer Menschen usw.. So dass aus dieser Erinnerung heraus die Revolution, spontan oder vorbereitet, erwächst. Auch mit der Gewissheit, dass es kein Patentrezept gegen neue Fehler gibt, aber mit dem Wissen, dass es sie geben kann, um eine bessere Zukunft zu errichten. Es muss nicht gleich der neue Mensch sein. Es wird weiterhin auch ohne Kriege ein Leben geben. Aber auch mit Hindernissen, die nicht immer eine revolutionäre »Kuscheldecke« bedeuten. Selbst wenn die Revolution glücken sollte, heißt das nicht, dass der Kapitalismus und andere Herrschaftsformen beseitigt sind. Es wird weiterhin Krankheiten geben, Streitereien, die trotz Konsens sich als Nonsens entpuppen sollten, ja eventuell auch Morde usw.. Um nochmals auf die Vorstellungen einer entmythologisierten Revolutions-Auffassung für die Zukunft zurück zu kommen, so schrieb Kropotkin 1920, ein Jahr vor seinem Tod, in einem Brief: »Wie die Revolution nicht gemacht wird!« Ist es nicht tragisch, dass dieser Ruf bis heute von der dogmatischen Linken überhört wurde. – mit welch makaberen Folgen? Wie oft muss die Linke noch diese Kinderkrankheiten fehlgeleiteter Revolutionsabläufe durchmachen, bis sie endlich den richtigen Weg erkennt? Zeigte es sich doch am Beispiel der Sowjetunion, dass derartige verfehlten Revolutionsauffassungen mit viel weniger oder kaum Terror sich 70 Jahre an der Macht erhalten können. Bis dann endlich der einstmals stählerne Koloss, in sich zusammenbricht um letztendlich nicht als ideologische Trümmer und Verwirrung zu hinterlassen. Muss da nicht angesichts dieser Ereignisse fast verzweifelnd gefragt werden, kann für uns als Linke daraus absolut nichts gelernt werden? Geradezu grotesk muten da in diesem Zusammenhang auch noch die Meinung einiger »autoritärer Linken« an, die meinen, wenn sie sagen: »Stalin habe ja letztendlich den Faschismus in Deutschland besiegt«, dessen Barbarei vertuschen zu können. Dabei wird von ihnen nur allzu gern die Tatsache vergessen, dass in seinem Schlepptau ein neuer Terror kam.

Im Gedenken an Milly Wittkop Rocker und Rudolf Rocker und mit Bedenken in Hinblick auf die Zukunft, sei es für oder gegen eine Revolution, schließe ich mit dem Ausspruch Rockers:

»Der Sozialismus wird frei sein oder nicht sein«

2. Beitrag

Ein wenig still ist es in letzter Zeit geworden, um den so großen Begriff Revolution – wenn man von seinem inflationären Gebrauch in der uns allgegenwärtig umgebenen Werbung einmal absieht. Aber hat die erfolgreiche Rekuperation, diesen Begriff derartig diskreditiert, dass er aus der Sphäre der Realität ein für alle mal verschwunden zu sein scheint? Und wenn ja, ist dies einer der entscheidenden Gründe dafür, oder liegen diese ganz Woanders?

Wo sind Sie hin, die aufrührerischen Ideen, die millionenfach die Hirne und Herzen der Menschen entzünden und so die Verhältnisse in dieser von grenzenloser Profitgier infizierten kapitalistischen Warenwelt, deren globaler ökologischer wie auch ökonomischer Kollaps längst absehbar scheint, zum Tanzen zu bringen? – Versandet etwa im allgegenwärtigen Pragmatismus aus Bequemlichkeit und Sachzwängen aller Art?

Man möge mir an dieser Stelle dieses etwas überzogene polemische Pathos verzeihen, macht er doch nur eines all zu deutlich: wir werden heute zu Beginn des 21. Jahrhunderts den Begriff Revolution, nur dann neu definieren können, um ihn für wirklich gesellschaftlich relevante Veränderungen, (die ja zweifellos anstehen) wieder gebrauchstauglich zu machen, wenn es uns gelingt ihn in Zukunft von dem Ihm umgebenden, einengenden Mythos zu befreien. Das sich um alle geschichtlichen Ereignisse nach genügend verstrichener Zeit Legenden ranken, die sich dann noch später zu handfesten Mythen auswachsen dürfte hinlänglich bekannt sein.

Die Geschichte der Revolutionen der letzten 300 Jahre bietet hier keine Ausnahme. Einerlei ob siegreich oder nicht Sie Alle haben ihre Mythen die dann aufschäumend zum großen Revolutionsmythos gerinnen, der letztendlich einem Trompus gleich dem wirklich revolutionären Geist in einem Volke durch Unterversorgung an neuen Ideen erstickt.

Der Hauptgrund für das Scheitern fast aller Revolutionen und von einem Scheitern, können wir trotz ihrer siegreichen Durchführungen ausgehen liegt meiner Meinung nach, im Mythos eines finalen Determinismus, der einer gewissen Apokalyptik nicht unähnlich da von ausging: man müsse nur durch einen gewaltsamen Umsturz der sozialen Ordnung, dass Subjekt der Geschichte neu bestimmten und alle gesellschaftlichen Verhältnisse würden sich dadurch so harmonisieren, dass wenn man von einem linearen Geschichtsverlauf ausgehen würde (also eines gesellschaftlich vom Niederen zum Höheren versteht sich) sich Alles auf eine ideale Gesellschaft ,als finalen Punkt zu bewegen würde. Das diese hegelianischen Vorstellungen (des wirkende Weltgeistes) von Marx mit einer Prise Darwin neu aufgekocht, mit der Wirklichkeit nicht unbedingt etwas zu tun haben muss, hat uns der Verlauf der Geschichte selbst vor Augen geführt. Was geschah eigentlich nach den siegreichen Abschluss der meisten Revolutionen, wenn der euphorische Tumult der Revolte nach dem Sturz des alten Regimes verflogen war? – Befleißigten sich nicht immer machtbesessene Intellektuelle, die vorgaben die geistigen Grundlagen für die nun erfolgreiche Revolte von langer Hand vorbereitet zu haben des entstandenen Machtvakuums? Mit der Begründung: das Volk bzw. in den letzten 150 Jahren das »Proletariat« als neues Subjekt der Geschichte müsse erst selbst eine eigene Avantgarde herausbilden, setzten sich nun diese Intellektuellen selbst zu dessen Sachwalter ein, um so die Revolution siegreich zu vollenden. Bis nun dieses neu ernannte »Subjekt« der Geschichte den Schwindel des allgemeinen Neubesetzens der verwaisten Stühle der Macht durchschaute. Doch dann war es zu spät, eine neue Nomenklatur aus Apparatschiks und Funktionären hielten unser vermeintliches Subjekt der Geschichte, genannt das Proletariat, fest im Griff von Propaganda und Terror, und ließen Es so einer Marionette gleich nach Ihren Willen an diesen Schnüren tanzen. Die Frage, ob sich derartige Verwerfungen in einem nachrevolutionären Gesellschaftsaufbau zwangsläufig ergeben müssen, also somit unvermeidbar sind oder es sich hier lediglich um irregeleiteten Machtambitionen einzelner »Revolutionsführer« und dessen Parteigänger handelt bleibt bei genauerer Betrachtung der an sie angelegten Prinzipien ihres Aufbaus unerheblich. Sowohl die jakobinische Revolution in Frankreich als auch die bolschewistische Revolution in Russland, um nur die spektakulärsten zu erwähnen, beriefen sich auf doktrinäre Ideen und Prinzipien, in denen der Einzelne nichts und das vermeintliche Wohl der »Gemeinschaft« alles ist. Der hierin wurzelnde verhängnisvolle Mythos: »Vom ICH zum WIR« wurde somit die Grundlage jenes inquisitorischen Terrors der die Ideologie absolut setzte, so dass man zu ihrer Durchsetzung und ihres Erhalts bedenkenlos Tausende zu opfern bereit war.

Derartige revolutionäre Ideen, die schneidenden Uhrwerken gleich, mit chirurgischer Präzision einem Volk aufgesetzt wurde, wobei man den Menschen nur als Faktor ihrer Verwirklichung ins Kalkül zog, werden immer unfähig sein die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit, Gerechtigkeit und Wohlstand zu erfüllen. Statt dessen verkommen diese Versprechen des ursprünglichen revolutionären Handelns, nur noch als leere Postulate an den blutigen Altären der zu verirrten Sachwaltern der Macht heruntergekommenen »Revolutionsführer« die archaischen Priestern gleich die Litanei der »reinen Lehre« verbreitend in ihrer gesamten Einflusssphäre ein blutiges Terrorregime errichtet haben, dem Jeder der auch nur ein Quäntchen von der offiziellen Meinung abweicht jederzeit zum Opfer fallen kann. Zu guter letzt opfern sich dann die Genossen »Revolutionsführer« sich vorher gegenseitig auf Tribunalen und Schauprozessen als Konterrevolutionäre bezichtigend, selbst auf dem Altar der »reinen Lehre« Viva la Revolution. Es versteht sich von selbst das anarchistische Auffassungen von Revolution bzw. revolutionärem Handeln von dem oben genannten Beispielen jakobinischer und marxistischer Provenienz in allen Punkten grundlegend verschieden sind.

Die Anarchisten stellen nicht eine abstrakte Gruppe ins Zentrum ihrer Betrachtung, sondern gehen vom Einzelnen und seinem Streben nach Freiheit aus, wo bei Freiheit von Unterdrückung und Ausbeutung ebenso wie die von staatlicher Bevormundung die gleichen Prioritäten haben. Es ist zum einen dieses Primat der Freiheit, als auch zum anderen der Pluralismus ihrer Ideen die es ihnen nicht gestatteten, auch nur einen Aspekt ihrer Theorien gegen eine andere absolut zu setzen oder sie als Gesamtkonzept zum Dogma zu erheben. Diese individualistische Haltung, wurde den Anarchisten von Seiten der autoritären Linken häufig zum Vorwurf gemacht – blieben sie doch ihrer Meinung nach in einer zum Prinzip erhobenen Revolte stecken und somit das Beispiel einer erfolgreichen Revolution schuldig.

Als Gegenbeispiel muss hier die spanische Revolution von 1936 ins Feld geführt werden, zwar blieb auch sie uns ihren Sieg schuldig, da sie von den Kommunisten verraten und von den Faschisten in ihrem Blut erstickt wurde. Dennoch bot sie viele hoffnungsvolle Ansätze, wie z.B.: die autonome Arbeiterselbstverwaltung – die Gestaltwerdung dieser Utopie in der Wirklichkeit wäre sicher interessant gewesen. Doch hüten wir uns davor nun unsererseits neue Mythen zu schaffen die uns den Blick in die Zukunft verstellen. Nutzen wir lieber den reichen Fundus anarchistischer Ideen, einem Steinbruch gleich – und formulieren wir aus ihren Versatzstücken neue eigene Vorstellungen, die den Erfordernissen der heutigen Zeit, sowie den revolutionären Kämpfen von Gegenwart und Zukunft gerecht werden, doch vermeiden wir dabei jeglichen Dogmatismus. Nur wenn uns dies gelingt, werden wir aus der vom Mythos befreiten Revolution ein Konzept von morgen machen.

3. Beitrag

Revolution ist für mich ein Begriff für eine radikale Umwälzung der gesellschaftlichen Struktur. Und so ist für mich eine Revolution, wie sie auch immer aussehen möge und trotz ihrer Risiken, zur Erreichung der Ziele des Anarchismus (in welchen Schattierungen auch immer) unabdingbar!

Eine andere Frage ist die Art der Revolution und es gibt sicherlich eine große Anzahl von möglichen Wegen. In jedem Fall, egal ob es sich um eine »gewaltfreie« (was ist Gewalt?) oder um eine bewaffnete Revolution handelt, denke ich wird es einen Konflikt mit den Herrschenden geben und bestimmte Institutionen zerschlagen bzw. ihrer Macht über die Menschen beraubt werden müssen.

Auch sollten die anarchistische Prinzipien wie Hierarchielosigkeit während der Revolution nie aufgegeben werde, schienen es auch, man würde kurzfristig zum Bsp. mit Hierarchie besser fahren.

Natürlich wurden Revolutionen bereits von Parteien und Einzelpersonen verwendet um an die Macht zu gelangen um irgendwelche Ziele umzusetzen (die nach der Machtergreifung mehr oder weniger fallen gelassen worden). Doch das ist meiner Meinung nach kein Argument gegen Revolution.

Trotz des Scheiterns (wie auch immer das aussah) der meisten Revolutionen, denke ich viele dieser Revolutionen waren nicht vergebens. Zum Teil wurde durch sie, einige Versuche in Richtung Anarchismus und einer besseren Gesellschaft möglich!

(Pariser Kommune, Span. Bürgerkrieg, Kronstadt, Ukraine)

Ein weiterer wichtige Punkt für mich ist, dass die Revolution nicht eines fernen Tages anfängt. Vielleicht auch nicht jetzt, aber man sollte hier und jetzt danach streben.

Es ist wichtig für eine Revolution (wie immer sich auch aussehen möge) das sie auf einem organisiertem »Fundament« fußen kann. Das ist sicherlich sehr hilfreich vielleicht geradezu notwendig.

Deswegen gehört auch die Organisation der Unterdrückten (wer wird heutzutage nicht unterdrückt?) zur Revolution.

Ich denke es ist auch wichtig für die Revolution bereits Anfänge des Anarchismus beinhaltet und die Revolution bereits in ihrer Vorbereitungsphase auch produktiv ist (nicht nur destruktiv obwohl auch das von nöten ist).

So gehören auch gesellschaftliche Experimente genauso wie die Verbreitung der Ideen genauso zur Revolution.

4. Beitrag

Was sind meiner Ansicht nach die Grundvorrausetzungen für eine Revolution?

Noam Chomsky schreibt in seinem Buch »Aus Staatsraison« im 4. Teil des Buches in den Bemerkungen zum Anarchismus zur Revolution folgendes:

»In Spanien war dies das Ergebnis langjähriger Organisations- und Erziehungsarbeit als Teil einer langjährigen Tradition von Engagement und Militanz.«

Chomsky erwähnt weiter:

»Guérin schreibt: ›Die spanische Revolution war relativ reif in den Köpfen der libertären Denker und im Bewusstsein des Volkes‹ Und es gab durchaus Arbeiterorganisationen mit der notwendigen Struktur, Erfahrung und Einsicht, um die Aufgabe einer Rekonstruktion der Gesellschaft in Angriff zu nehmen…«

Das was wir Revolution nennen ist nur der finale Akt für den sozialen Wandel innerhalb einer Gesellschaft, dem eine mühsame und langwierige Organisationsarbeit voraus geht.

Das größte Hindernis dabei ist dann nicht die elitäre Minderheit, sondern die fehlende Vorstellung in den Köpfen der Revolutionäre, wie eine andere Gesellschaft nach libertären Werten funktionieren kann und funktioniert.

Das Ziel der Organisationen kann sich nicht in der Forderung nach mehr Lohn und weniger Arbeitszeit erschöpfen, sondern in ihnen müssen sich selbst die zu verwirklichenden Werte widerspiegeln, damit auch den Menschen, die sich nicht organisieren nur aufgrund von Überzeugung am Beispiel klar wird, dass eine andere Gesellschaftsform, ohne die Institutionen Staat und elitärer Wirtschaftsdiktatur überhaupt möglich ist!

Gewalt würde niemanden überzeugen, schon gar nicht an einer Gesellschaft teilzuhaben, die diese Werte mit Gewalt durchzusetzen versucht.

5. Beitrag

Benjamin IX These zur Geschichte

Angelus Novus - Paul Klee

Es gibt ein Bild von Klee, das »Angelus Novus« heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muss so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, dass der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.

Dies ist ein Beispiel für einen Geschichtspessimismus den ich teile. Revolutionen sind eher Notbremsen. Die Geschichte als Katastrophe soll aufgehalten werden oder wenigstens verlangsamt werden. Die Frage »Sozialismus oder Barbarei« ist durch den Nationalsozialismus und Auschwitz entschieden.

Eine mögliche Definition für Revolution könnte lauten: es sind radikale, meist gewalttätige Umstürze der bestehenden gesellschaftlichen oder politischen Ordnung.

Welche Rollen nehmen gewalttätige Revolutionäre an

In linken Kreisen begegnet einem auch heute noch der Mythos der gewaltsamen Revolution. Häufige Vertreter dieser Position ist der »Held«, der eine Form bäuerlicher Rebellion in der Robin Hood Tradition vertritt – der einen moralischen Purismus (Reinheit) mit Gewalt verbindet und dessen Haltung schnell in Fanatismus umschlagen kann. Dann werden im Namen der Freiheit und Gerechtigkeit Verbrechen begangen. Es gibt ein Beispiel aus dem anarchistischen Milieu: im spanischen Bürgerkrieg wurden mit dieser Haltung männliche Prostituierte ermordet.

Wenn dieser bäuerliche Held in die Stadt versetzt zum Gangster wird und dieser sich mit Intellektuellen (Künstlern) verbindet, die zur Gewalt eine dilletantische Haltung einnehmen, die besagt: »Was tun die Opfer zu Sache, wenn die Geste schön ist« – diese Verbindung von Mob und Elite führt zum Faschismus (Hannah Arendt)

Es gibt einen intellektuellen Rigorismus der eine Form idealisierter gnadenloser Härte annehmen kann und dieser ordnet dem Ziel alle moralischen Bedenken unter und opfert alle Individuen die ihm im Weg stehen

Die Rolle des Verschwörers ist im »Revolutionären Katechismus« verkörpert. Diese Rolle wurde mit unbeugsamer Willenskraft vom Studenten Netschajew eingenommen, der Bakunin manipulierte und betrog. (siehe April Carter)

Gewaltsame Revolutionen (und wer denkt dann nicht zuerst an Enteignungen, Erschießungen usw.) führen zu Ungerechtigkeiten, die über Generationen fortleben und das Gefühl der Rache lebendig erhalten. Dieses Rachebedürfnis der Nachkommen kann beseitigt werden indem (im Falle einer sozialen Veränderung) man anstelle der gewaltsamen Enteignung die Entschädigung setzt.