Findmittel und Bibliographien

Findmittel und Bibliographien – Nr. 3

Olaf Briese und Alexander Valerius:
Findbuch archivalischer Quellen zum frühen Anarchismus. Beiträge zur Erschließung von Akten aus Berliner Archiven über die „Freien“ (1837–1853). Mit einer Einleitung von Olaf Briese. Hrsg. von Wolfgang Eckhardt
1. Auflage. Verlag Edition AV, Bodenburg (September) 2021 (Findmittel und Bibliographien der Bibliothek der Freien; 3). 372 S. ISBN 978-3-86841-273-4. 18 €

Schon vor dem Entstehen des Anarchismus als politischer Richtung gab es herrschaftskritische Gruppen und Einzelpersonen, die libertäre Werte vertreten haben. Insbesondere in Berlin hat sich in der unruhigen Zeit vor der 1848er Revolution eine öffentlichkeitswirksame Gruppe profiliert, die nacheinander liberale, demokratische und kommunistische Konzepte ihrer Kritik unterzog und dabei zu Positionen eines frühen Anarchismus gelangte: Die Berliner „Freien“.

Von der institutionalisierten Wissenschaft bisher kaum aufgearbeitet, stellen die „Freien“ ein hochinteressantes Forschungsfeld dar, das eine Reihe von unkonventionellen Vertreterinnen und Vertretern aufweist wie etwa Louise Aston, Bruno und Edgar Bauer, Ludwig Buhl, Julius Faucher, Karl Friedrich Köppen, Emilie Lehmann, Eduard Meyen, Max Stirner, Titus Ullrich und andere, die vielfach in Vergessenheit geraten sind.

Das Buch dokumentiert die grundlegenden Quellen über die „Freien“ aus Berliner Archiven und lässt damit erstmals ihre Entwicklung, die Verfolgung durch Polizei- und Zensurbehörden und ihr Schicksal in der 1848er Revolution im Detail erkennen. In der ausführlichen Einleitung von Olaf Briese werden die Entstehungsbedingungen des frühen Anarchismus skizziert und die „Freien“ in ihrer Entwicklung als Individuen und als Gruppe porträtiert.

PDF-Download: Findbuch archivalischer Quellen zum frühen Anarchismus


Findmittel und Bibliographien – Nr. 2

Jochen Knoblauch und Sebastian Seibert:
Akratie (1973-1981). Register. Mit einer biographischen Skizze Heiner Koechlins von Werner Portmann
1. Auflage. Karin Kramer Verlag, Berlin (Januar) 2012 (Findmittel und Bibliographien der Bibliothek der Freien; 2) ISBN 978-3-87956-359-3

Die Akratie (1973-1981) als Zeitschriftenprojekt ist stark mit dem Schweizer Anarchisten Heiner Koechlin (1918-1996) verbunden. Programmatisch hieß es über das Projekt: »Akratie ist kurz gesagt menschliches Zusammenleben ohne irgendeine Art von äußerem Zwang.« Was für Libertäre eigentlich eine Selbstverständlichkeit darstellt, sorgte in jener Zeit des Neo-Anarchismus (1968 ff.) durchaus für Kontroversen. Die 68er warfen alle linken Strömungen und nationalen Befreiungsbewegungen in einen Topf. Links war Pop. Ob Marx, Bakunin, Che, Mao, Ho Chi Minh usw. – wichtig war eigentlich nur, die eigenen Eltern (und damit auch die Obrigkeit) zu düpieren. Zu jener Zeit mussten Zeitschriften wie die Akratie noch um einen eigenständigen Platz innerhalb dieser Links-Suppe kämpfen. Erst langsam kam mit der aufblühenden libertären Verlagsszene, den zahlreichen theoretischen Reprints der AnarchistInnen und dank mutiger Zeitschriften wie der Akratie so etwas wie ein eigenständiges anarchistisches Selbstbewusstsein zu Stande.

Das Akratie-Register verzeichnet alle darin publizierten Artikel, löst zahlreiche Pseudonyme auf und enthält ein Namens- und Sachregister für alle 15 erschienenen Hefte. Neben einer Einleitung zum historischen Kontext der Akratie enthält die Ausgabe eine ausführliche biographische Skizze Heiner Koechlins von Werner Portmann.

PDF-Download: Akratie (1973-1981). Register


Findmittel und Bibliographien – Nr. 1

Wolfgang Eckhardt:
Kurt Zube (1905-1991). Nachlassverzeichnis. Einleitung Uwe Timm
1. Auflage. Karin Kramer Verlag, Berlin (März) 2006 (Findmittel und Bibliographien der Bibliothek der Freien; 1) ISBN 978-3-87956-311-1 (3-87956-311-X)

Der Individualanarchist Kurt Zube wird am 14. Juli 1905 in Dirschau bei Danzig geboren. Ende der 1920er Jahre knüpft er nähere Bekanntschaft mit John Henry Mackay und Walther Borgius, deren Verleger er wird. 1933 Beschlagnahme seiner Verlagswerke, Berufsverbot durch die Reichsschrifttumskammer und Vernichtung seiner Privatbibliothek durch die Gestapo. 1934 Initiator und Propagandist der Wirtschaftsring-Genossenschaft (WIR) in Zürich. 1935 Ausbürgerung und Emigration nach Österreich, Zube wird staatenlos. Bis 1938 Arbeitsverbot, anschließend Berufstätigkeit als Fakturist und kaufmännischer Angestellter. 1946-1947 Verleger und Publizist in Österreich, 1950 Rückkehr nach Deutschland, Gründung eines Versandbuchhandels, 1954-1968 Herausgeber des Bücher-Digest »Erlesenes«. Ab 1962 Initiativen zu neuartigen Kredit- und Zahlungssystemen (SAG, ESAG usw.). 1974 Gründung der ›Mackay-Gesellschaft‹ durch Zube, in deren Verlag eine Vielzahl von Werken des individualistischen Anarchismus erscheint, darunter auch Zubes eigene Bücher (unter dem Pseudonym K. H. Z. Solneman) »Manifest des Friedens und der Freiheit« (1977) und »Der Bahnbrecher John Henry Mackay. Sein Leben und sein Werk« (1979). Zube stirbt am 7. Mai 1991 in Freiburg/Breisgau.

Der Nachlass Zubes wurde im Sommer 2005 der Bibliothek der Freien übertragen und bildet jetzt Fonds 5 des Archivbereichs der Bibliothek mit 135 archivalischen Einheiten.

PDF-Download: Kurt Zube Nachlassverzeichnis