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Der holländische Pazifist Bart de Ligt attackierte das Anti-Wehrpflicht-Manifest der »War Resisters’ International« von 1926, da er den darin enthaltenen Appell an das internationale Staatensystem für falsch hielt. Hierüber begann er in den folgenden Jahren mit Mahatma Gandhi einen bemerkenswerten Dialog, der im Jahr 2000 erstmals veröffentlicht wurde. Der Herausgeber Christian Bartolf liest Auszüge aus der deutschsprachigen Übersetzung und zeichnet die Traditionslinien dieser libertären Kontroverse bis zum aktuellen »Manifest gegen die Wehrpflicht und das Militärsystem« nach. (Buchvorstellung und Diskussion)
In der jüdischen ArbeiterInnenbewegung engagierten sich viele junge AnarchistInnen. Sozialisiert in einem religiösen Elternhaus, gehörten sie schon bald zu den EnthusiastInnen einer revolutionären Utopie, die sich die Aufhebung von Herrschaft und gesellschaftlichen Zwängen auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Zugleich repräsentierten sie einen sozialrevolutionären Radikalismus, der mit seiner Verheißung einer Befreiung aller Jüdinnen und Juden wie auch der gesamten Menschheit durchaus Parallelen im jüdischen Glauben aufwies. Am Beispiel von Milly Witkop-Rocker wird Siegbert Wolf, Co-Autor einer neuerschienenen Anthologie über radikale Jüdinnen und Juden, den biographischen Ausprägungen von Anarchismus und Judentum nachgehen. (Buchvorstellung und Diskussion)
Werner Portmann, Siegbert Wolf: »Ja, ich kämpfte« Von Revolutionsträumen, Luftmenschen’ und Kindern des Schtetls. Biographien radikaler Jüdinnen und Juden. Unrast-Verlag, 2006, 316 S., 19 EUR, ISBN 3-89771-452-3
»Solange wendet sich das Leben dem Glauben zu, dem zerbrechlichstem im Leben, im realen Leben, versteht sich, bis dieser Glaube am Ende verloren geht.« Dieser berühmte erste Satz André Bretons aus seinem Manifest des Surrealismus von 1924 scheint in der heutigen Zeit gerade durch das Leben Lügen gestraft zu werden. Inwieweit wir es heute wirklich mit einer Renaissance des Religiösen zu tun haben, oder ob es sich hierbei, wie einige Wissenschaftler herausgefunden haben wollen, um ein genetisch determiniertes Programm im Gehirn handelt, das in unsicheren Zeiten bei manchen Menschen ein verstärktes Bedürfnis nach Spiritualität und Transzendenz produziert, oder es sich nur um eine krankhafte [aber heilbare] geistige Verirrung handelt, die in der gesamten Menschheitsgeschichte von Machthabern zur Legitimation ihrer Herrschaft ausgenutzt wurde, soll in mehreren unkontrollierten Stellungnahmen kritisch analysiert werden. (Kurzreferate und Diskussion)
Anhand des Buches »Subcoma« des Schweizer Autors PM wird in Verbindung mit der Ideenwelt des vor kurzem verstorbenen Ökoanarchisten Murray Bookchin eine libertäre Zukunftsvision vorgestellt, eine Erweiterung des libertären Bausteins der Kommune im globalen Rahmen, eine Vernetzung von großen und kleinen Kommunen. Darin enthalten ist die Dreierverbindung Subsistenz - Community - Antipatriarchat und damit ein Gegenentwurf zum heutigen weltweiten Turbo-Kapitalismus und einer lethargischen Linken, die vergessen hat, dass eine Welt zu erobern ist, wenn auch nicht mit den alten Machtstrukturen. (Vortrag und Diskussion)
Viele haben von ihr gehört, aber die wenigsten haben sie in der Hand gehalten: Die Berliner Zeitung Agit 883. Als Medium der Gegenöffentlichkeit strahlte sie in den Jahren 1969 bis 1972 weit in die Bundesrepublik aus. Agit 883 war das auflagenstärkste Organ des parteiunabhängigen Linksradikalismus jener Tage. Die Redaktionsräume der Zeitung waren der Ort von Begegnungen und lautstark wie zum Teil handgreiflich ausgetragenen Konfrontationen innerhalb des linken Spektrums: Anarchisten trafen hier auf Maoisten, Antiimperialisten waren mit engagierten Mitgliedern von Basisgruppen konfrontiert, Sozialisten versuchten sich einen Reim auf Hasch- und Wermutrebellen sowie rote Bauarbeiter zu machen. Musiker verfolgten die Redaktionsdebatten genauso wie angehende Journalisten.
In den öffentlichen Redaktionstreffen der 883 verdichtete sich, was die Linke jener Tage in Szenelokalitäten, Kommunen und Wohngemeinschaften geredet, nachgedacht und nächtelang diskutiert hatte. Rund 250 politische Gruppen nutzten die Zeitung - sie sprengte die zuvor überwiegend verbandsförmig bestimmte Öffentlichkeit der Studentenbewegung. Agit 883 kann als Spiegelbild eines Neuzusammensetzungs- und Suchprozesses der radikalen Linken in den Jahren 1969/70 gelten. Die Zeitung war nicht nur theoretisches Medium, sondern visualisierte das vibrierende Lebensgefühl der Linken in Berlin. Agit 883 war mit dem durcheinander gewirbelten Layout und in der Sprache in irritierender Weise anders. Es ist augenfällig: Für diese linke Generation stand die Revolution auf der Tagesordnung. (Buchvorstellung und Diskussion)
rotaprint 25 [Hrsg.]: Agit 883. Bewegung, Revolte, Underground in Westberlin 1969-1972. Assoziation A, 2006, 296 S. [inkl. CD mit sämtlichen Ausgaben der Agit 883], 22.00 EUR, ISBN 3-935936-53-2
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, einer Zeit mit großen Versorgungsschwierigkeiten, taten sich Mitglieder der Freien Arbeiter-Union Deutschlands [Anarcho-Syndikalisten] zusammen, ein Stück Land zu erwerben. Die anarchosyndikalistischen Arbeiterinnen und Arbeiter bauten dann Mitte der 1920er Jahre eine Hütte auf, die vor kurzem, im Jahre 2006, endlich zurückgewonnen wurde. Mitglieder berichten sowohl von der Geschichte der Bakunin-Hütte als auch vom aktuellen Geschehen. (Vortrag und Diskussion)
»Es gibt keine Alternative«, behaupten die Herrschenden noch heute. Wir versuchen die Aktualität des Anarchismus als eines emanzipatorischen Gesellschaftsentwurfs aufzuzeigen: Herrschaftskritik, anarchistische Wirtschaftsideen, selbstbestimmte Organisationsformen und Anwendungen in der Gegenwart. (Vortrag und Diskussion)
Lohnarbeit ist Zwang, selbst wenn sie einem gefällt. Die »Erpressung« von Arbeit im Namen der bürgerlichen Arbeitsmoral beherrscht weiterhin die Menschen - und zwar trotz der technologischen Entwicklung, die den Zusammenhang von materieller Produktion und menschlicher Arbeitsleistung inzwischen weitgehend aufgelöst hat: Immer mehr materieller Reichtum wird unter Verzicht auf menschliche Arbeit geschaffen. Automatisierung und mikroelektronische Revolution haben in den westlichen Gesellschaften einen Wandel herbeigeführt, der die strukturierende Funktion der Arbeit im Leben der Gesellschaft und in der Biografie jedes einzelnen Menschen in Frage stellt. Trotzdem werden wir vom Arbeits- und Leistungszwang nicht befreit. Das emanzipatorische Ziel einer Gesellschaft, in der man leben darf, ohne arbeiten zu müssen, hat viele Feinde - aus allen staatspolitischen Lagern: »Wer nicht arbeitet«, verlangen sie, »soll auch nicht essen.«
Zeitgemäß wäre dagegen eine Kultur gegen die Lohnarbeit. Wir brauchen keine Bewegung, die die Lohnarbeit verteidigt, sondern eine, die deren Abschaffung anstrebt. Die italienische Geschichte der 1960er und 70er Jahre kann dafür Ideen liefern. Damals forderte zuerst die Arbeiter-, dann die Jugend- und Studentenbewegung von 1977 die Befreiung vom Zwang zur Lohnarbeit - ein entscheidender Baustein für ihre Vision einer radikalen Umwälzung der Gesellschaft. Arbeitsverweigerung galt ihnen als »Quelle der Intelligenz, der Technologie und des Fortschritts.« (Referat mit Diskussion)
»Anarchie!«, das deutschsprachige Standardwerk über den Anarchismus von Horst Stowasser, ist im März erschienen und stand bereits im Juni auf Platz 1 der deutschen Sachbuchbestenliste inzwischen liegt es in zweiter, korrigierter Auflage vor. In einer Mischung aus Lesung und Plauderei wird der Autor das Buch vorstellen und die Zuhörerschaft in die faszinierende Welt der anarchistischen Ideen entführen, von ihren Experimenten und Visionen berichten ebenso wie von ihren Triumphen, Niederlagen und neuesten Projekten. In der anschließenden Diskussion soll der Versuch unternommen werden, auf die Frage »Was ist eigentlich Anarchie?« eine oder auch mehrere Antworten zu finden.
Horst Stowasser: Anarchie!. Idee – Geschichte – Perspektiven. Edition Nautilus, 2007, 510 S., 24,90 EUR, ISBN-13: 978-3894015374
Eine Veranstaltung der Bibliothek der Freien
mit Unterstützung der
Anachistischen Föderation Berlin